dreiundzwanzig
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Meine Augen brannten noch am nächsten Morgen.
Ich wollte nicht aufstehen.
Wollte einfach liegen bleiben.
Ich vergrub mein Gesicht in dem Kopfkissen.
Es roch nach Jimins Waschmittel. So sanft. Ruhig. Es ließ den Sturm in meinem Kopf etwas abebben.
Langsam kam mein volles Bewusstsein wieder.
Scheiße.
Die Bilder des letzten Abends prasselte auf mich nieder wie ein Gewitter.
Wie Blitze brannten sie sich in meine Netzhaut.
Meine Augen wurden wieder wässrig.
Nein.
Ich konnte nicht mehr weinen.
Ich konnte einfach nicht mehr.
.
Unruhig drehte ich mich von einer Seite auf die andere.
Nur nebensächlich nahm ich war, dass Jimin bereits aufgestanden war.
Ich wollte noch einmal einschlafen.
Am besten garnicht mehr aufwachen.
Die Nacht hatte ich kaum geschlafen.
Ich fühlte mich ausgelaugt.
Der wenige Schlaf hatte die Anstrengung der Tränen nicht wett machen können.
Es tat so weh.
.
Mein ich von der anderen Seite des Spiegels hatte kaum noch Gemeinsamkeit mit mir.
Dunkel unterlaufende Augen sahen mich mit leerem Ausdruck an. Vom weinen rot.
Die getrockneten Tränen auf seinen Wangen sahen aus wie feinster Staub. Als könne ich sie weg pusten, gemeinsam mit den dazugehörigen Erinnerungen.
Seine Lippen waren bleich. Wie die eines Toten. Ich fühlte leider nicht so taub.
Die Nase gerötet von den vielen Taschentüchern.
Ich kannte ihn nicht.
Aber er war mir vertraut.
Ich hatte ihn das letzte Mal gesehen als mein Ex Freund mich betrogen hat.
Ich hatte ihn weg sperren wollen.
.
Ich riss meinen Blick weg von den ehlendigen Augen meines Spiegelbildes und schüttelte meinen Kopf. Versuchte die Gedanken zu vertreiben. Da fiel mein Blick auf eine Stelle an meinem Hals.
Scheiße
Deutlich sich von meiner cremefarbenden abhebend war da der dunkle Fleck.
Wie ein stummer Zeuge saß er da und erinnerte mich an Freitag.
Meine Finger krallten sich ihn das Waschbecken.
Nein
Ich wollte nicht daran erinnert werden.
Wie er gelächelt hatte.
Wie der Fremde ihn angelächelt hatte.
Wie er mir das eine Mal einen Drink spendiert hatte.
Wie der Fremde ihm einen Drink spendiert hatte.
Wie er mich gefragt hat ob ich alleine gehen kann.
Wie er mit ihm geredet hat.
Ich hielt das nicht aus.
Mein Kopf tat weh.
Meine Augen brannten.
Ich striff mir mein Oberteil über den Kopf und verbat mir in den Spiegel zu gucken.
.
Das kalte Wasser der Dusche prasselte auf mich hinab. Gänsehaut zog sich der Kälte wegen über meine Arme.
Ich stellte sie nicht wärmer.
Es war mir egal.
Ich war mir egal.
Warum hatte ich das zu gelassen.
Zu gelassen, dass ich ihn mag.
Zu gelassen, das ich mich...
Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende denken.
Ich konnte es einfach nicht.
Meine Tränen verschwanden mit dem Wasser im Abfluss.
Wie froh ich darüber war sie nicht sehen zu müssen.
.
Als die Dusche mir endgültig zu kalt wurde stellte ich das Wasser ab.
Ich hatte mich eigentlich nicht gewaschen.
Nur da gestanden und geweint.
Für mehr hatte mir die Energie gefehlt.
Fast in Zeitlupe nahm ich mir eines von Jimins Handtüchern.
Mein Kopf fühlte sich nur noch leer an.
Als hätte ich verlernt an etwas anders zu denken als an gestern.
Meine Haare trieften noch als ich in Jimins Schlafzimmer ging.
Rechts unten, neben seinen Winterpullovern in dem großen Kleiderschrank.
Eine Unterhose, Socken, eine Jogginghose, zwei Oberteile.
Ich hatte nicht vergessen, dass sie hier waren.
Früher hatte ich ständig bei Jimin übernachtet und er bei mir.
Ich war dankbar.
.
Jimin saß auf einem der zwei Hocker vor seiner Kaffemaschine.
Sein Lächeln schien so falsch und doch so ehrlich. Es passte einfach nicht in meine Welt.
"Tae. Guten Mittag."
Schwach nickte ich ihm zu.
Er klopfte auf den zweiten Hocker, bot mir den Platz ohne irgendwelche Worte an.
Sobald ich saß schob er mir aufgewärmte Tiefkühlpizza zu.
Ich schüttelte meinen Kopf.
Ich konnte nicht essen.
Ich konnte nicht.
Jimin sah mich tadelnd an.
"Tae..."
Erneut schüttelte ich meinen Kopf.
"Ich kann nicht." Meine Stimme war kratzig und schwach.
Man hörte genau wie viel ich geweint hatte.
"Du musst."
Ich hob meinen Blick, wollte Jimin wortlos davon überzeugen, seinen Versuch auf zu geben.
Aber der Außenruck in seinen Augen ließ mich stoppen.
Er war ehrlich besorgt.
Vielleicht war da auch ein bisschen Angst.
Er sorgte sich um mich.
Er sorgte sich um MICH.
Wortlos nahm ich mir ein Stück der Pizza.
Ich wusste das er jetzt lächelte.
Die Pizza war auf jeden Fall von gestern.
Pappig.
Mich störte es nicht.
Langsam biss ich ab.
Jimin schwieg.
Er sah mir die ganze Zeit zu, wie ich an dem Stück der Pizza knabberte.
Es dauerte ewig bis ich das erste Stück verdrückt hatte.
"Gut." Lobte mich Jimin. "Kaffe?"
Nach kurzem Zögern nickte ich.
.
Meine Augen waren star auf die Kaffetasse fixiert.
Ich wartete darauf, dass er fragte.
Jimin würde fragen. Fragen was passiert war.
Ich würde ihm antworten.
Es lief eigentlich immer gleich.
Mir ging es nicht gut.
Er fragte was passiert war.
Ich erzählte es ihm unter Tränen.
Er würde mir erklären wie unsinnig ich mich verhielt.
Mir würde es nach einigen Stunden besser gehen.
Es lief eigentlich immer so und das war auch gut so.
Umso überraschter war ich als er nicht fragte. "Das ist also der ominöse Typ mit dem du geschlafen hast.", stellte er trocken fest.
Ich nickte.
"Du tust mir leid."
Wahrscheinlich hatte er sich aus meiner Reaktion und wie ich Suga auf dem Flur angeschrien habe, denken können was passiert war.
Nicht wahrscheinlich, er hatte es.
"Du hast echt etwas für absolute Arschlöcher."
Eigentlich bin ich nicht so ein Arsch...
Wie warm seine Stimme gewesen war, als er das gesagt hatte.
Der Kloß in meinem Hals wurde größer. Schien mir das Atmen zu erschweren.
Er meinte er sei kein Arsch und dann zieht er so etwas ab.
Ich hatte keine Energie mehr um wütend zu sein.
"Ich meine, wie lange ist das jetzt her, dass dich der letzte betrogen hat? Zwei, vielleicht drei Monate?"
Schwach nickte ich.
Ja, irgendwas in die Richtung.
Ich hatte mich verliebt in einen Typen mit dem ich eine Freundschaft + hatte. Dann hat er vor meinen Augen ein Mädchen gegen die Waschbecken in einem Club gefickt.
Mir ging es wochenlang schlecht.
Ich hatte mich mehrmals betrunken bis ich es auf irgendeiner Clubtoilette wieder aus gekozt hatte.
Das letzte Mal war knapp eine Woche bevor ich ihn im Distracted Globe getroffen hatte.
"Idiot"
"Ward ihr zusammen?"
Ich schüttelte meinen Kopf. Nein, ganz sicher nicht.
"Freundschaft + ?"
Diesmal war mein Kopf schütteln deutlich schwächer.
"Hm... Warum regst du dich dann darüber auf?"
Jimin wusste die Antwort, genau so wie ich. Er wollte aber, das ich es zu gab.
Ich wollte es aber nicht.
Wollte nicht das es stimmte.
Obwohl ich genau wusste wie es war.
Jimin wusste auch das.
Er kannte mich gut genug um mir ein jedes meiner Gefühle aus den Augen zu lesen.
Als er merkte das ich nicht antworten würde, normalerweise tat ich das, aber nicht heute, nicht wenn es um ihm ging, er tippte mich an. Ich sah ihn nur widerwillig an.
Meine Augen brannten, ich wollte wieder heulen.
.
.
.
"Tae. Liebst du ihn?"
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Yes, endlich.
Das Chap hat sooooo viel Vorbereitung gebraucht. Ich hatte einen extra Mini Plot nur hier für geschrieben.
Ich hoffe es ist gut geworden :)
Das wäre das letzte Kapitel dieser Lesenacht :)
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