//GEFAHR AUS DER TIEFE//
ES IST WIDERLICH! Einfach abartig. Glitschig, kalt, dunkel und es stinkt bestialisch hier unten. Wie, ich soll mich nicht so haben? Als ob ihr es inmitten eines unterirdischen Sees kuschelig finden würdet, ihr Nasenbären. Und seht mal zu Susi rüber. Sie scheint ebenfalls alles andere als angetan von dieser feucht-fröhlichen Umgebung zu sein.
»IIIEH! Was war das denn?«, schreit sie und hält sich an Chnums Schulter fest.
»Hör jetzt auf damit, Susanne. Das war nur ein Fisch. Für unser Abendbrot scheint gesorgt zu sein. Also alles gut«, beruhigt sie der widderköpfige Gott leicht genervt.
»Nicht nur für das unsere. Wo Fische sind, ist Gollum nie weit«, überlegt Legolas. »Sollte er in dieser Höhle sein, hat er diesen See ganz bestimmt sofort entdeckt. Mit allem, was stinkt und glitschig ist, kennt der sich aus. Kommt, suchen wir ihn!«, schlägt Max vor.
Damit könnte er recht haben. Dieser Höhlensee ist der perfekte Ort für unseren schleichenden Freund. Aber sind hier wirklich Fische drin? Ich habe noch keinen entdeckt. Doch was sollte es sonst gewesen sein, was Susi so erschreckt hat?
Die fünf waten durch den etwa brusttiefen See und wir folgen ihnen unauffällig. Alles scheint jetzt ruhig und friedlich zu sein. Aber diese Geschichte wäre nicht diese Geschichte, wenn dieser Zustand lange andauern würde.
Wie aus dem Nichts taucht nur wenige Augenblicke später ein riesiger Aal aus dem Wasser auf. Er schaut die Freunde ausdruckslos an, scheint ansonsten aber nichts Böswilliges im Sinn zu haben. Vorsichtig, das Untier nicht beachtend versuchen unsere Freunde langsam an ihm vorbei zu schleichen.
Aber wie gesagt, so einfach ist das niemals in diesem Abenteuer. Plötzlich verschwindet Chnum unter der Wasseroberfläche und es sind nur noch ein paar Luftblasen an der Stelle zu erkennen, an der er bis eben noch gestanden hatte. Kurz darauf taucht er wieder auf. Zum Glück! Aber halt! Er kam nicht aus eigener Kraft an die Oberfläche des Sees zurück! Im Gegenteil! Er wird an den Füßen festgehalten von einem zweiten Riesenaal und zappelt hilflos herum, wie ein Schlenkerpüppchen. Ehe sich die Freunde besinnen können, was gerade abgeht, waren sie von mindestens sechs weiteren Riesenaalen umgeben. Einer schleudert Chnum in der Luft herum, dass ihm schwindlig wird. Legolas schießt wie wild seine Pfeile ab, Gimli schwingt seine Axt, während Max und Susi mutig auf die Biester eintreten. Dann endlich lässt der eine Aal Chnum los und alle fünf rennen vor den Monstern weg. Keine Sekunde zu spät erreichen sie das sichere Ufer.
»Was war das?«, fragt Gimli und schaut genau in unsere Richtung.
Ups.
»Was denn? Noch mehr Untiere?«, fragte Max und sucht unseren Standort erfolglos ab.
Vermutlich haben wir bei der Flucht zu laut herumgeplanscht. Aber in so einer Situation kann man nicht unauffällig sein.
»Da war nichts, mein bärtiger Freund«, redet Legolas Gimli die offensichtliche Sinnestäuschung aus. »Mein Elbenauge kann nichts Lebendes an diesem Ufer erkennen, außer deiner Fantasie. Das werden nur deine Nerven gewesen sein, wie Max einmal sagte.«
Gott sei Dank, der Elb hat uns nicht wahrgenommen. Nochmal Glück gehabt.
»Bist du in Ordnung, Chnum? Das war ja wieder mal eine knappe Kiste. Fast hätten wir einen verloren«, sagt Max völlig außer Puste.
»Ja, mir geht es so weit gut. Aber glaubt ihr wirklich, dass Gollum sich in Gegenwart solcher Bestien aufhält?«, fragt der alte Ägypter und wischt sich den Schleim der Viecher von der Hose.
»So was macht ihm nichts aus, er fühlt sich in Gegenwart großer Monster sogar ziemlich sicher«, mutmaßt Susi. »Die kann er immer gut für seine eigenen Zwecke missbrauchen. Denkt an die alte Riesenspinne Kankra. Die Aale sollten uns davon abhalten, ihm weiter zu folgen.«
»Da hat er sich aber ganz arg getäuscht. Lasst ihn uns endlich finden, diesen Halunken und ihm zeigen, wer am längeren Hebel sitzt!«, tönt Gimli und setzt seinen Weg durch die Höhle fort.
»Und was machen wir, wenn es gar keinen Weg hier raus gibt und wir gefangen sind?«, fragt Susi besorgt. »Wir kommen doch niemals wieder durch den Spalt. Er ist viel zu weit oben und wir müssten nochmal durch diesen stinkigen See.«
»Lasst uns Melkor nicht an die Wand malen. Es gibt immer einen zweiten Ausweg. Wir dürfen uns nur nicht aus den Augen verlieren«, gibt sich Legolas zuversichtlich.
»Im Zweifel haue ich uns mit meiner Axt hier raus!« Gimli wirbelt demonstrativ seine Axt in der Luft herum und steckt die anderen mit seiner plump-positiven Art an.
Im Gänsemarsch tippeln die fünf Hobby-Forscher weiter durch die dunkle Höhle, auf der Suche nach Gollum. Schon bald stehen sie allerdings vor einem weiteren unterirdischen See.
»Hoffentlich sind da nicht noch mehr Monsteraale drin«, setzt Chnum ein Stoßgebet ab.
Dem kann ich mich nur anschließen.
»Der ist nicht so tief wie der andere See. Da können nur kleine Wesen drin leben, wenn überhaupt. Kommt!«, stellt Susanne fest, nachdem sie einen Fuß ins Wasser gehalten hatte, und geht mutig voran.
Dieser Mut sollte schon bald belohnt werden. Auf einmal hören sie eine kehlige Stimme aus der Ferne singen.
»Und auf den Tisch kommt heut' ein Fisch, so saftig süß!«
»Hört mal! Kennen wir diese Stimme nicht?«, macht Max seine Freunde auf diesen furchtbaren Gesang aufmerksam.
»Dieses Ächzen würde ich überall wieder erkennen. Wir müssen uns ganz vorsichtig anschleichen. Jeder Lärm würde ihn verscheuchen. Hast du verstanden, Gimli?«, ermahnt Legolas seinen impulsiven Zwergenfreund.
Dieser grummelt kurz und schleicht dann den anderen im Gänsemarsch hinterher. Es hätte ab jetzt so gut laufen können, bis der arme Chnum mit seinen Hörnern an der Höhlenwand hängen bleibt und Gollum damit auf schreckt.
»Ahhh! Garstige Diebe sind hier! Wie konnten sie uns nur finden, mein Schatz?«, schreit er gequält und springt von einem glitschigen Felsen ins Wasser.
»Chnum, kannst du nicht aufpassen? Deinetwegen haben wir ihn verloren«, meckert Susi enttäuscht mit dem tollpatschigen Töpfergott.
Seit wann ist sie denn so biestig? Ich sag's ja, ich sag's ja ...
»Wenigstens werden nicht wieder harmlose Zwerge dieser Missetat beschuldigt«, murmelt Gimli vor sich hin.
»Trödelt nicht, ihm nach!«, befiehlt Max und rennt Gollum hinterher, ohne weiter auf seine zänkischen Gefährten zu achten.
Handeln ist eben manchmal doch besser, als lange zu diskutieren.
Die Abenteurer stürmen dem lauten Schimpfen Gollums nach. Doch dann verstummt seine Stimme und die Freunde stehen allein in der Dunkelheit.
»Das haben wir jetzt davon. Bei unserem Glück würde es mich nicht wundern, wenn wir nie hier herausfinden und das ist alles deine Schuld, Chnum!«, jammert Susi.
»Streiten nützt uns auch nichts. Wir müssen einen klaren Kopf bewahren und uns überlegen, wo der Ausgang sein könnte. Gollum muss schließlich auch irgendwie hier hereingekommen sein«, ermahnt Max erneut seine Freundin.
War es sonst nicht immer umgekehrt?
»Unser spitzohriges Elbenprinzlein soll vorausgehen, er hat den besseren Blick und ehe ich wieder etwas falsch mache ...«, grummelt Gimli und stupste Legolas an.
So war es dann auch. Prinz Grünblatt geht leichtfüßig und hochkonzentriert voraus und findet schon bald ein Licht am Ende des Tunnels.
»Da legt man sein Schicksal schon mal in die Hand eines Elben und was hat man davon? Einen so kleinen Spalt, dass nicht einmal er selbst hindurchpasst. So viel zu der viel gelobten Scharfsinnigkeit der Elben!«, spottet Gimli über den winzigen Ausweg, den der Elb dennoch stolz präsentiert.
»Gollum würde da ganz leicht durchkommen. Ehe du rummeckerst, solltest du lieber versuchen den Spalt mit deiner Axt zu vergrößern, Herr Zwerg. So wie du es vorhin groß verlautbartest«, lässt Legolas diese Schmach nicht auf sich sitzen.
So geschah es. Gimli vergrößerte den Spalt so lange, bis alle hindurchpassten. Unsere Freunde sahen endlich wieder Sonnenlicht. Von Gollum konnten sie leider nur noch die Spur erkennen, die er hinterlassen hatte.
»Wir müssen der Fährte folgen, dann finden wir das Scheusal. Beeilung!«, schlägt Legolas vor und trabt leichtfüßig davon.
»Hoffentlich hat diese ewige Lauferei bald ein Ende!«, fleht Susi vor sich hin und versucht, mit dem Eldar schrittzuhalten.
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