//EINE KRIECHENDE ÜBERRASCHUNG//
SUSANNE IST BIS zur St. Petrus-Kirche gelaufen, als sie sich das erste Mal nach dem Gorilla umdreht. Doch sie kann ihn nicht sehen. Vorsichtig geht sie ein paar Schritte zurück, um nachschauen, wo das Tierchen geblieben sein könnte. Aber dieses lässt nicht lange auf sich warten.
Plötzlich springt King Donkey Kong hinter einem Gebäude hervor, kommt mit zielgerichteten Sprüngen auf Susi zu und schnappt sich das Mädchen, ehe sie registrieren kann, was gerade um sie herum geschieht.
Aber was macht er denn jetzt wieder? Mühsam versucht der Affe, mit Susi den wackligen Kirchturm hochzuklettern! Das passt doch in keinen russischen Dreiteiler!
»Nein, nicht! Du machst die Kirche ja ganz kaputt mit deinem Gewicht. Die ist doch viel zu baufällig, um da einfach hochzuklettern. Du wirst die Spitze abbrechen, herunterplumpsen und dir ganz dolle wehtun«, versucht Susi den Gorilla von seinem waghalsigen Vorhaben abzuhalten. »Von mir mal ganz abgesehen«, ergänzt sie, das Schlimmste befürchtend.
Mir ist auch angst und bange. Was machen wir denn jetzt? Wo bleiben Max und seine Sicherheitsleute?
»Still jetzt! Meinen Schatz hab ich wieder und niemand wird ihn mir mehr nehmen. Goll... ähm, juchhu, meine ich«, tönt der Gorilla siegesgewiss, als er die Turmspitze erreicht.
»Also irgendwie kommst du mir bekannt vor, ich kann mir nicht helfen«, überlegt Susi und mustert den Monsteraffen skeptisch.
Susanne und der eigenartige Gorilla sitzen nun also auf der Kirchturmspitze und warteten ... keine Ahnung auf was. Jedenfalls will er sie allen Anscheins nach weder fressen, noch töten. Eigentlich sieht es sogar recht idyllisch aus, wie sie da zusammen auf der Kirche hocken und ihre Blicke in die Weite schweifen lassen.
Seht, da hinten kommt endlich Max mit seinem Sondereinsatzkommando und er entdeckt die beiden aus der Ferne sofort. Der Schreck ist ihm ins Gesicht geschrieben.
»Was zum Teufel macht ihr zwei denn da oben?«, ruft Max seiner Freundin zu, die inzwischen auf der Schulter des Affens Platz genommen hat.
»Frag nicht so blöd! Tu was! Ich will hier weg!«, antwortet Susi flehend und auch ein wenig aufgebracht.
»Was soll ich denn tun hier unten? Ich kann da doch nicht hochklettern! Und Supermann hat sich vorhin einen Arm gebrochen, als er die ganzen panischen Menschen beruhigen wollte, und muss ins Krankenhaus«, entschuldigt sich Max und zuckt hilflos mit den Schultern.
Das wird ja immer bunter.
»Und was ist mit Spider-Man? Der kann doch klettern wie ne Spinne! Wo steckt der Kerl?«, fragt Susi weiter nach Hilfe.
»Ich hab ihn seit vorgestern nicht mehr gesehen!«, lehnt Max auch diese Möglichkeit ab.
»Dann ruf halt Obi-Wan Kenobi an! Er und Anakin Skywalker könnten den Affen aus der Luft angreifen!«, meint Susi dann und schüttelt selbst den Kopf, denn sie weiß genauso gut wie Max, dass das unmöglich ist.
Aber was ist das? Da kommt eine kleine Motte oder so was Ähnliches zu Susi geflattert und lässt einen winzigen Zettel in ihre Hand fallen. Gandalf-Hilft-Hotline / 019122001 ist in geschwungener Handschrift darauf zu leben.
»Sehr witzig, Susi! Obi-Wan Kenobi, na klar. Hast du auch eine Idee, die ein wenig realistischer ist?«, antwortet derweil Max und schaut sich hilflos nach einer anderen Möglichkeit um, seiner Freundin behilflich zu sein.
»Dann ruf halt bei der Gandalf-Hilft-Hotline an!«, schlägt Susi ihrem Freund vor und wirft ihm den Zettel mit der entsprechenden Nummer herunter.
Max schaut wie ein Auto, als er die Notiz liest. Doch ihm wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als dem zu vertrauen, was dort geschrieben steht.
»Alles klar, Ich ruf da mal an. Bin gespannt, wer rangeht. Lauf nicht weg, hörst du!«, ruft Max und kramt sein Handy hervor.
Warum hat er das nicht schon dabei gehabt, als er in dieser ominösen Welt war?
»Sehr witzig!«, erwidert Susi, die nach wie vor auf der Schulter des Riesenaffen sitzt und zu ihrem Kumpel herabblickt.
»0 – 1 – 9 – 1 – 2 – 2 – 0 – 0 – 1«, tippt Max die Rufnummer ein. Dann ertönt ein Piepton.
»Hallo, bin ich richtig bei der G-H-H? - Ja? - Gut. Ich hätte gerne die Nummer von Obi-Wan Kenobi. - Ja, ich warte.« Max wurde von einem schrullig klingenden Mann am anderen Ende der Leitung gebeten, dran zu bleiben. Ob das Radagast der Braune war?
Nachdem ein paar Minuten lang hochtrabendes Elbengesinge zu hören war, knistert es endlich in der Leitung und jemand scheint ran zugehen.
»Hallo? - Obi-Wan? - Ich bin's Max. - Nein, du kennst mich nicht, egal. Du und dein Padawan, ihr müsst sofort zur St. Petrus-Kirche in Eichenstedt kommen. Meine Freundin Susanne steckt in großen Schwierigkeiten«, erklärt Max und wer auch immer am anderen Ende der Leitung ist, sagt zunächst kein Wort.
Hoffentlich geht das gut.
»Hallo, da unten! Mir wird langsam langweilig hier oben! Wann kommt endlich Rettung?«, fragt Susi nervös.
Dem Gorilla scheint es egal zu sein, was da gerade alles unternommen wird, um seine Geisel zu befreien. Er lässt seinen Blick friedlich in die Ferne schweifen.
»Sei nicht so ungeduldig, bin ja schon dabei!«, versucht Max seine Freundin zu vertrösten und wendet sich wieder seinem Telefonat zu. »Obi, bist du dran? - Wie, Anakin hat keine Zeit? - Bei welchem Kanzler? Wir haben doch eine Kanzlerin! - Palpatine? Ach, der! Der ist jetzt unwichtig. Meine Freundin ist in Lebensgefahr. Sag Anakin das und dann erscheint ihr mit euren Jedi-Sternenjägern gefälligst hier und rettet sie. Hast du verstanden? - Gut, netter Obi-Knobi. Bis dann. Beeilt euch!«
Max legt erleichtert auf. Aber soll das bedeuten, dass gleich echte Jedi-Ritter des Weges geflogen kommen? Ich glaub, mich laust der Affe!
»Was ist, hast du wen erreicht?«, erkundigt sich Susi ungeduldig nach dem Ergebnis des Anrufs.
»Keine Sorge, Hilfe ist im Anflug! Sie müssten bald da sein, hoffe ich!«, verkündet Max.
»Wird auch Zeit. Ist ganz schön windig hier oben und das Vieh riecht nach gammliger Garnele!«, beklagt sich Susanne naserümpfend.
»Du hast es doch eigentlich ganz bequem da oben. Von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet«, versucht Max seine Kameradin bei Laune zu halten.
»Sehr gemütlich. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als derart oben auf zu sein.« Gut, dass Susi ihren Humor doch noch nicht ganz verloren zu haben scheint.
Doch der Gorilla scheint weniger gut aufgelegt zu sein. Ich glaube, jetzt streiten sich die beiden Gipfelstürmer um diesen Ring.
»Das ist mein Ring! Ich habe ihn gefunden! Er ist zu mir gekommen! Er ist mein Eigen! Mein SCHATZ!!!«, brüllt Susi den zornigen Affen an.
So haben wir sie ja noch nie erlebt!
»Lügnerin! Garstig! Du hast ihn uns gestohlen, du dreckige kleine Diebin!«, erwidert der Riesenprimat und schlägt ein paar Dachziegel aus dem Kirchendach.
Gerade als die Bestie Susanne den Ring mit Gewalt entwenden will, treffen die Jedi ein und greifen den Affen mit Laserschüssen an.
»Passt nur auf wo ihr hinballert! Ich will lebendig aus der ganzen Sache rauskommen! Hey, Halt! Gebt Acht, da unten! Wir kommen!«
Der Gorilla verliert das Übergewicht und stürzte vom Kirchturm in die Tiefe! Achtung, lasst uns ein Stück zur Seite gehen. Zum Glück bemerken die unten stehenden Leute rechtzeitig, was da auf sie zukommt, und können gerade noch ausweichen, bevor das Ungetüm auf dem Kopfsteinpflaster aufschlägt. Susanne hat mal wieder Glück im Unglück und landet weich auf des Affens pelzigen Bauch.
Der Gorilla jedoch scheint weniger Glück gehabt zu haben. Seht lieber nicht hin. Der Schädel des monströsen Tieres öffnet sich jetzt wie bei Frankensteins Monster. Pfui Deibel!
Aber Moment – da quillt gar keine matschige Gehirnmasse heraus. Das sind ... ja! Es sind Unmengen an Maschinen, die da zum Vorschein kommen. Das ist aber noch nicht alles. Sehr ihr das? Noch etwas kriecht aus dem Affenschädel ans Tageslicht. Eine kleine, dürre Kreatur in Lendenshorts, welche den Freunden nicht unbekannt ist. Und uns auch nicht, stimmt's?
»GOLLUM?!?! Du? Du warst die ganze Zeit in dem Gorilla?« Max trifft diese Erkenntnis besonders hart. »Wusste ich doch, dass mir die Sachen mit dem Fisch und dem Schatz bekannt vorkamen! Na warte, dich mach ich fertig, mich so zu blamieren!«, droht der weltbekannte Affenbändiger dem einstmaligen Hobbit.
Dieser achtet nicht auf den Zorn des Jungen und läuft panisch davon. Unsere Freunde nehmen sofort die Verfolgung auf. Ich würde sagen, hinterher! Lassen wir ihn nicht entkommen, diesen Wicht. Er hastet dem Anschein nach zum Bahnhof.
»Beeilt euch! Er darf uns nicht entkommen!«, ruft Susanne und nimmt an Tempo zu.
Wenn dieses Geschöpf wirklich vorhat, mit dem Zug abzuhauen, müssen wir uns wirklich sputen. Ist er erstmal weg, finden wir ihn nicht so schnell wieder und können ihn für seinen Betrug nicht zur Rechenschaft ziehen.
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