-Kapitel 36-

||Vergangenheit (April 2014)||

**Celine's POV**

"Liebes Tagebuch,

Er hat gerade das Zimmer verlassen. Sie schlief nicht einfach nur in diesem Bett. Ich habe alles gesehen. Gesehen wie er langsam die Kugel lud und die Waffe an ihren Kopf setzte und nach wenigen Sekunden erklang auch schon der Schuss. Ab diesen Moment wurde mir bewusst, dass ich auf keinen Fall träumen konnte. Er hatte sie umgebracht. Er hat mir meine Mutter geraubt und befindet sich wahrscheinlich nur einige Meter entfernt von mir und denk, dass ich ein ahnungsloses Kind war, welches ihm alles glaubte. Ich habe furchtbare Angst, Tagebuch. Angst, dass dieser Psychopath mir auch eine Kugel in den Schädel rammen könnte, wie er es bereits vor paar Stunden schon getan hatte. Das Verhältnis der beiden war schon immer schlecht gewesen, doch dass es soweit kommen würde, hätte ich niemals gedacht. Wenn ich könnte, würde ich die Flucht ergreifen aber die Angst, dass er im Wohnzimmer in diesem alten Sessel saß und auf mich wartete, war zu groß. Wieso kannst du mir nicht antworten? Warum muss ich jetzt alleine sein? Ich hatte niemanden mehr. Ich war gefangen für weiß Gott wie lange. War ich überhaupt fähig mein Zimmer nach den vorgefallenen Ereignissen zu verlassen? Welche Lügengeschichten würde er mir als nächsten auftischen? Dass sie an einer Krankheit verstorben war? Noch immer war es völlig surreal, dass ich keine Mutter mehr hatte. Wollte ich überhaupt so weiterleben? Den Zugang zu einem Handy beziehungsweise einem Telefon habe ich auch nicht. Hatte er es geplant, dass ich in einer Falle saß? Immerhin glaubt er, dass ich zu dumm war, um die Situation zu verstehen. Ich weiß nicht wie viele Tränen ich bereits vergossen habe. Diese mussten jedoch still und verborgen bleiben. Er durfte nichts davon wissen. Ganz im Geheimen glaube ich, dass er mit seinem Ohr angelehnt an meiner Tür über mich wachte oder vielleicht doch Überwachungskameras in diesem Zimmer angebracht hatte. Ich kann nicht anders als mich ständig umzuschauen. Ich kann es nur wiederholt sagen: Ich habe Angst. Falls jemand dieses Tagebuch findet....ich sage hier die Wahrheit. Mein Vater Parker Clinton ist ein Mörder und er ist sicherlich zu viel mehr fähig. Wer auch immer du bist, der dies hier ließt. Sorge dafür, dass er weggesperrt wird. Ich weiß, dass es völlig idiotisch ist zu glauben, dass dies hier jemand lesen würde aber ich muss jede einzelne Chance nutzten. Und Celine aus der Zukunft, falls du noch unter uns Lebenden weilst, ich hoffe du bist nun in Sicherheit und musst ihn nie wieder sehen. Ich sollte aufhören zu schreiben, bevor er sich entschließen sollte mir einen Besuch abzustatten. Ich hoffe ich werde in der Zukunft in der Lage sein wieder zu schreiben."

- 12.04.2014 Celine Clinton

Ich kroch langsam, ohne einen einzigen Ton zu machen aus meinen Bett und versteckte mein Tagebuch an seinem gewohnten Platz zwischen dem Wörterbuch und dem Atlas. Vielleicht in einigen Augen ein Platz, der extrem auffällig war. Aber wenn wir ehrlich sind wendet doch jeder seinen Blick sofort ab, wenn er ein Wörterbuch vor die Augen bekommt.

Ich konnte nicht aufhören die Wand von der einen Seite zur anderen Seite zu durchsuchen. Ich fühlte mich alles andere als in Sicherheit. Die helle Strahlen des Mondes drangen durch mein Fenster, sodass es beinahe so wirkte, als wäre es mitten am Tag, nur mit einer etwas dunkleren und finsteren Aura.

Nur wenige Schritte von mir, erstreckte sich die gigantische Tür, aus welcher er getreten ist, als er glaubte ich würde schlafen. Schlafen war das letzte, an was ich denken konnte. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen jemals wieder normal schlafen zu können.

Wie würde ich mich verhalten, wenn er mich am Morgen wecken würde?

Hektisch schaute ich aus dem Fenster, nur um festzustellen, dass eine Flucht mehr als nur unmöglich war. Die dichten Ranken, welche sonst immer unsere Residenz geschmückt hatten, waren schon seit einiger Zeit verwelkt.

Wahrscheinlich seit mein Vater....dieser Mann..unsere Haushaltshilfe Yuki gefeuert hatte. Ich vermisste sie wirklich sehr. Hoffentlich hatte er sie nicht...Ich konnte nicht mehr einschätzten wie viel er bereits getan hatte. Eigentlich war mir dieser Mann ein völlig Fremder.

Er war ja nie da gewesen und wenn er da war, konnte ich nur lautes Geschrei aus alles möglichen Zimmern hören. Da ich nicht still sitzen konnte, bewegte ich mich im Zimmer umher, in der Hoffnung, dass die Bodendielen keine Geräusche von sich gaben. Ohne, dass ich es geplant hatte, schlich ich zu meinem Schreibtisch, auf welchen ordentlich ein Stapel Notenblätter platziert waren.

Habe ich sie dahin gelegt?

Ich schaltete meine kleine Lampe an, um schockiert festzustellen, dass es Mutters Noten waren. Dies ließ nur wieder die ganze schreckliche Situation wieder aufquellen sodass mein Herz anfing zu rasen.

Mit zittrigen Händen blätterte ich herum. Es war dieses Stück, welches sie immer und immer wieder gespielt hatte. Noch immer war kein Name auf der Vorderseite abgebildet.

Doch warum in aller Welt, hatte sie sie hier abgelegt...Hatte sie es gewusst?

Hatte sie gewusst, dass er sie umbringen würde?

Ich musste einmal tief einatmen und ließ daraufhin die Notenblätter wieder auf meinen Tisch gleiten. Kaum tat ich dies, erschreckte mich ein dumpfer Ton, welcher von der Tür aus kam. Ich drehte mich in Rekordzeit um und klammerte mich am Tisch fest.

Ich versuchte nach einem Gegenstand zu greifen, als ich zwei in Anzug gekleidete Männer auf mich zulaufen sah. Doch bevor ich nur ansatzweise meine Schere zu fassen bekam, packte mich auch schon einer der beiden am Arm.

"Was passiert hier? Dad?"

, schrie ich in der Hoffung mein Vater würde mir vielleicht Glauben schenken. Kaum hatte ich es ausgebrochen, schlich auch schon die genannte Person ins Zimmer.

"Hilf mir bitte...Ich habe Angst!"

Das hatte ich tatsächlich. Jedoch konnte ich nicht einschätzten von wem ich die meiste Angst hatte. Mit seinem gewohnten väterlichen Lächeln, kam er auf mich zugelaufen.

"Lockert etwas den Griff, Männer. Immerhin ist es meine Tochter"

, sagte er streng. Woraufhin ich tatsächlich etwas mehr Freiraum bekam.

"Es wird alles gut, Liebes. Ich befürchte, dass du leider krank geworden bist. Aber zum Glück hat dein Vater genau das Gegenmittel dafür"

, sagte er gespielt, als wäre ich fünf Jahre alt. Sein zweiter Gehilfe öffnete langsam seinen schwarzen Koffer, welcher kleine Fläschchen mit einer komischen Substanz beinhaltete. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es Spritzen waren.

"Was ist das? Bitte...Tu mir das nicht an! Mir geht es gut!"

Er strich mir über die Wange und zog es weiter durch durchgängig zu Grinsen.

"Es wird nur einmal kurz piksen. Danach wird es dir schon viel besser gehen."

Der ältere Mann, nahm eine der Spritzen zur Hand und ließ ein paar Tröpfen hinausspritzen, um zu testen ob sie einsatzfähig war. Der Griff um meinen Armen wurde wieder fester. Ich trat um mich, doch dies brachte überhaupt nichts. Der spitze Gegenstand kam immer näher, bis mir nur noch übrig blieb, meine Augen zu schließen.

"Jetzt wirst du die meisten Ereignisse aus deinem Gedächtnis löschen"

, war das letzte was ich hörte, bevor ich einschlief.

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