-Kapitel 25-
**Celine's POV**
Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, setzte ich mich in den schwarzen Mercedes meines Vaters. Instinktiv hoffte ich, dass er mich nicht auf meinen Anruf, vor einigen Minuten, ansprechen würde. Ich umklammerte mein kleines Mobiltelefon mit zittrigen Händen.
Konnte er nicht einfach die Motoren starten und losfahren?
Ich brauchte meinen Blick gar nicht zu ihm zu wenden, um zu wissen, dass er auf mich herab sah. Mir war zum Weinen zumute, da mir einfach alles zu viel wurde.
„Du musst mir sagen, was passiert ist Liebes, sonst kann ich dir nicht weiterhelfen"
, erklang seine raue Stimme, welche ich bereits erwartet hatte. Im Inneren wusste ich, dass er weiter auf meine Antwort bestehen würde.
Doch was wollte er hören?
Dass einer meiner besten Freunde einen mir unbekannten Mann, vor meinen Augen, zusammengeschlagen hatte...oder vielleicht sogar getötet hatte?
„Was tust du noch so spät in diesem...Viertel der Stadt. Du solltest wissen, dass man sich hier nicht aufhält. Gerade du, als Wohlhabende, darfst dich unter keinen Umständen hier aufhalten."
Er nahm einen wütenden Ton an, welcher voller Ernsthaftigkeit getränkt war. Seine Worte schallten in meinen Kopf und verrieten mir somit, dass er vollkommen recht hatte. Ich hätte niemals herkommen sollen.
Doch bei dem Gedanken weiterhin mit Chan befreundet zu sein, ohne diese eine Sache gesehen zu haben, beunruhigte mich.
Hätte ich es denn niemals herausgefunden, wenn er mich nicht hier hergebracht hätte?
Konnte ich ihn jemals wieder normal in die Augen sehen ohne, dass gleichzeitig das imaginäre Blut sein Gesicht hinunterlief?
„Ich werde die ganze Nacht hier bleiben, wenn es sein muss. Du kannst diese Zeitspanne jedoch verkürzen. Ich war so lange kein richtiger Teil deines Lebens. Ich will das ab sofort ändern. Du musst jedoch auch bereit sein mir ebenfalls entgegenzukommen."
Er lehnte sich ganz in seinen Sitz und atmete einmal ganz tief ein und schloss dabei seine Augen. Ich legte unsicher mein Handy auf meinem Schoß ab und wand mich nun zum ersten Mal meinen Vater zu. Natürlich hatten wir ein sehr schlechtes Verhältnis zueinander.
Doch konnte man es tatsächlich bessern, so wie er es behauptete?
"Darf ich dir eine Frage stellen?", flüsterte ich leise. Augenblicklich öffnete er seine Augen und nickte mir nur stumm zu. Ohne weiter nachzudenken, stellte ich ihm die Frage, welche unbewusst durch meinen Kopf flog.
„Ich weiß du redest nicht gerne darüber...aber...Du und...Mom...Ihr habt nicht zufällig schon einmal hier in Seoul gelebt?"
Erwartungsvoll starte ich in seine tiefschwarzen Augen. Dieser alte Mann in der Wohnung....wieso kannte er den Namen meiner Mutter?
Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, da er nur geradeaus sah und anscheinend in seiner eigenen Welt versunken war. In solchen Momenten erkannte ich mich selbst in diesem braunhaarigen Mann, welcher nur einige Zentimeter von mir entfernt saß, wieder.
„Ich weiß echt nicht wie du nur auf so einen Unsinn kommst. Ja, deine Mutter ist in Südkorea aufgewachsen. Doch das war lange bevor wir uns kennenlernten."
Enttäuscht von seiner Antwort, ging mein Blick wie zuvor nach unten. Vielleicht war die ganze Situation nur doch ein gewaltiger Zufall. Ich seufzte auf und lies deprimiert meine kurzen Schultern sinken.
"Jemand den ich kenne, hat sich mit einer anderen Person geprügelt und ich bin davongelaufen. Es tut mir leid, wenn ich dir Angst eingejagt habe. Ich war einfach nur außer Puste, nachdem ich die ganzen Treppen hinuntergerannt bin."
Nichts an dieser Aussage war gelogen. Er musste ja nicht jedes einzelne Detail wissen.
„Dieser blonde Junge, welcher dir die Hausaufgaben vorbeigebracht hat?"
Mir stockte augenblicklich der Atem, als er Chan erwähnte. Schon allein der Gedanke an ihn, hinterließ auf meiner Haut eine eisige Gänsehaut, welche sich bereits über meinen gesamten Körper ausbreitete. Da ich so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden wollte, nickte ich langsam mit dem Kopf.
Kurz darauf hörte ich den Motor starten und ich konnte mich wieder ein wenig entspannen. Auch, wenn Chans erschöpftes Gesicht mich in meinen Fantasien heimsuchte. Ich hatte nun zum ersten Mal das Verlangen wieder das Land zu wechseln.
Es war wie eine Art Teufelskreis. Kein Land dieser Welt wollte mich einfach willkommen heißen. Hinter jeden Land, steckt eine dunkle Fassade.
Während der Autofahrt sprachen wir kein weiteres Wort. Worüber ich ihm mehr als nur dankbar war. Er wusste genug und ich war fest davon überzeugt keinen einzigen Fuß jemals wieder in dieses Viertel zu setzten. Die kurze Fahrzeit zeigte mir, dass wir wirklich nur wenige Kilometer weiter wegwohnten. Dies wiederum beunruhigte mich wieder.
Doch hier war ich sicher.
Meine Wohnung war sicher.
Wir hatten sicherlich auch Personal, welches unsere Wohnung im Auge behielt.
Als ich gerade die Autotür öffnen wollte realisierte ich, dass sie verriegelt war. Verwirrt schaute ich zu meinem Vater hinüber, welcher nur stumm zu seinem Handy griff.
Was hatte er denn jetzt schon wieder vor?
Mich etwa von Bodyguards nach Oben tragen zu lassen?
Also ich hätte nichts dagegen.
„Ja Hallo ich bin es...Du weißt, was wir besprochen haben, richtig?....Ja ich lag mit meinem Verdacht richtig...bereite alles vor und schick sie nach unten."
Verdacht?
Von was genau sprach er da?
Doch ehe ich mich versah, saß ich auch schon alleine im Wagen. Mit Gewalt rüttelte ich an meiner Autotür. Doch sie bewegte sich keinen einzigen Millimeter. Als einzige Möglichkeit sah ich die Fahrertür, welche aber unglücklicherweise auch nicht aufging.
War dies etwa meine Strafe?
Alleine im Auto eingesperrt zu sein?
Wie originell.
Plötzlich öffnete sich ruckartig die Tür des Beifahrers, wo ich mich kurz darauf zuwandte. Doch anstatt meinen Vater im Sichtfeld zu haben, erstreckte sich vor mir ein etwas dickerer Asiate, welcher mich mit seinen Blicken durchlöcherte.
Als ich gerade dabei wieder zurückzuklettern, um aus dem Auto zu gelangen, spürte ich einen schmerzhaften Stich direkt in meinen Nacken.
Danach verschwamm meine Sicht immer mehr, bis ich nur noch schwarz sah.
||Vor einer Stunde||
**Parker Clinton's POV**
Kurz nachdem ich auflegte, griff ich nach dem alten Telefon auf meinem Schreibtisch. Beim zweiten Anlauf erreichte ich meine Zielperson, welche sich mit rostiger, leiser Stimme zu Wort meldete.
"Bereite alles vor. Ich habe dir gesagt, dass dieser Junge nicht nur die Hausaufgaben vorbeigebracht hat. Eigentlich wollte ich nicht zu solchen Mitteln greifen...doch es gibt keinen anderen Ausweg..."
Ich klemmte mir das Gerät zwischen mein Ohr und meine Schulter, um meiner Hände zu lockern.
"Ja es ist das einzig richtige...ich werde sie noch einmal zur Rede stellen. Im Notfall können wir die Mission auch absagen..."
Um mich zu beruhigen, kritzelte ich einige Formen mit einem Kugelschreiber auf meinen Notizblock.
"Bring alles her...wir haben nicht viel Zeit....widersprich mir nicht. Du wirst schließlich dafür bezahlt!"
Wütend schmiss ich den kleinen Stift über den Tisch und ballte meine Hand zu einer Faust.
"Sorg einfach dafür, dass es da ist."
Danach beendete ich das Gespräch. Im Gang, griff ich nach meiner schwarzen Jacke und marschierte aus der Wohnung.
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