-Kapitel 22-

**Celine's POV**

Nachdem uns unser Lehrer weniger freundlich empfangen hatte, traten Felix und ich ins Klassenzimmer hinein. Auch ohne es sehen zu müssen, wusste ich, dass die meisten meiner Mitschüler mit ihren Augen Löcher in uns hineinbohrten.

Peinlich berührt ging ich still mit gesenktem Blick zu meinem Sitzplatz. Weder Chan noch Jisung waren ein Teil meines Sichtfelds.

Für gewöhnlich kam ich nicht zu spät und mit meinem rothaarigen Freund im Schlepptau fühlte sich die Situation noch gleich viel unangenehmer an. Nicht, dass er Schuld an unserer späten Ankunft war.

Man konnte sich schließlich nicht voll und ganz auf elektronische Gegenstände, ohne echten Verstand, verlassen. Kurz bevor ich mich auf meinen Platz schmeißen konnte, konnte ich es nicht verhindern Chan in seine wunderschönen, dunklen Augen zu schauen.

Doch zu langes Starren wäre zu diesem Zeitpunkt alles andere als vorteilhaft. Alles was ich zu wissen brauchte war, dass er direkt hinter mir saß.

Wir würden sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit haben uns zu unterhalten. Ein kurzer Blick nach links, zeigte mir nur einen lachenden Jisung, der anscheinend sehr amüsiert über meine Verspätung war.

Ihn musste ich auf jeden Fall später aufklären. Schließlich war er derjenige, der sich einen Dreck um die Schule scherte und ich der Streber in unserem Banknachbar-Kult. Vielleicht lachte er aber auch nur, weil ich sicherlich gerade aussah wie das Monster von Loch Ness.

Da mein Lehrer seinen Vortrag schon seit einigen Sekunden wieder fortgesetzt hatte, wand ich mich ihm zu. Nur ein einziger Blick auf die Tafel reichte aus, um festzustellen, dass ich geliefert war.

Ich nahm kurzen Blickkontakt mit Felix auf, welcher auch nur mit aufgerissenen Augen und offenen Mund die Tafel anschauen konnte. Ich sah schon das nächste gemeinsame Nachholen der Koreanischstunde in meinem Gedanken.

Doch zusammen mit Felix würde es sicherlich am Ende genauso wie in Chemie eskalieren, sodass wir am Ende noch weniger wussten als vorher. Ganz aus dem nichts schreckte ich aufgrund eines lautem Geräusches aus den hinteren Reihen zusammen.

Instinktiv, wie auch alle anderen Personen im Raum, drehte ich mich um. Erschreckend stellte ich fest, dass Chan der Verursacher des Lärms war. Besorgt musterte ich ihn. Mittlerweile nahm er eine Standposition ein und verließ ohne mir nur ein einziges Mal in die Augen gesehen zu haben den Raum.

Augenblicklich steckten die Mitschüler ihre Köpfe zusammen, sodass von allen Ecken allgemeines Flüstern zu hören war. Das Geschrei der erwachsenen Person im Raum ging unter dem ganzen Gelächter verloren.

„Da ist wohl jemand an Eifersucht erkrankt"

, sagte Jisung in seiner gewohnten ruhigen Stimmlage und setzte dann doch zu einem Lachen ein. Dabei war sein Gesicht mir zugewandt als ob er eine Reaktion von mir erwarten würde.

Doch bevor ich auf seinem dämlichen Kommentar antworten konnte, sprang ich auf die Beine und sprintete ebenfalls aus dem Raum mit dem klaren Gewissen, dass ich das nächste große Gesprächsthema in der Klasse sein würde. Ich blendete jedoch all diese Gedanken aus.

Ich musste wissen, was in Chan vor sich ging. Hatte er ärger mit seinen Eltern? Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal ansatzweise wie er zu ihnen stand. Doch eins war sicher, der Chan den ich kannte, würde nicht ohne einen bestimmten Grund die Flucht Mitten im Unterricht ergreifen.

Im Lauf drehte ich meinen Kopf ständig nach links und rechts, um alle Gänge nach ihm zu durchsuchen. So weit konnte er schließlich nicht gekommen sein. Ein winzig kleines Gefühl in meinem Körper, brachte mich dazu zu einem ganz bestimmten Ort zu rennen.

Andere Menschen würden vielleicht sofort nach draußen gehen, um die gesuchte Person wiederzufinden. Doch alle meine Reflexe sprachen zu mir und sagten mir, dass er sich genau zwei Etagen über mir befand. An dem Ort wo sozusagen alles angefangen hatte. Im Musikzimmer.

Ich verdoppelte mein Tempo und sprintete die Treppen hinauf. Im richtigen Gang angekommen, konnte ich von alle  Seiten leises Klavierspiel ausmachen, welcher mir verriet, dass gerade der Musikunterricht stattfand.

Doch in meinem Insider Versteck wird für gewöhnlich kein Unterricht gehalten. Es ist eher wie so eine Art Lagerhalle. Auch wenn es völlig unmöglich war, fühlte ich wie ein kleiner Detektor mir signalisierte, dass er nur wenige Meter entfernt war. Ich verlangsamte meinen Schritt und trat langsam heran. Die Tür stand bereits in ihrer gesamten Breite offen. Im ersten Moment dachte ich, dass ich völlig umsonst die Treppen hinaufgerannt bin, denn das Zimmer stand komplett leer.

Enttäuscht drehte ich mich wieder zurück. Jedoch war ich nun kein Einzelgänger mehr auf diesem langen Flur. Er stand lässig an der Wand gelehnt. War er da auch schon vor einigen Sekunden gewesen? Er schaute mich nicht direkt an. Ich wusste jedoch, dass er genau wusste, dass ich anwesend war.

Es machte mich glücklich, dass sich mein Gefühl als richtig erwiesen hatte. Er fuhr sich mit der rechten Hand durch sein blondes Haar und schenkte mir bis auf weiteres keine Beachtung. Ich musste zugeben, dass ich ihn nicht wiedererkannte. Er machte einen sehr arroganten Eindruck, als ob er es nicht nötig hätte mit mir zu reden.

Eine Seite, welcher ich von ihm noch nicht kannte. Aber hatte nicht jeder von uns einfach einen schlechten Tag? Versuchte ich mir einzureden und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Störte ich ihn vielleicht bei etwas? Diese eiserne Stille erinnerte mich an unsere Begegnung genau an diesem Ort.

Als ich ihn zum ersten Mal Klavierspielen gehört hatte. Damals hatte er einen ähnlichen Ausdruck im Gesicht. Würde er sich wieder in diesen arroganten Typen verwandeln, welcher mich schon damals nur als Objekt betrachtet hatte?

"I-Ich wollte dich nicht stören...I-Ich werde gehen"

, piepste ich heraus, da mir die ganze Situation zu unangenehm wurde. Doch wie es kein Einzelfall war, blieben meine Füße im Boden verwurzelt. Ich wollte nicht gehen und das wusste mein Körper ebenfalls. Meine innerlichen Bedürfnisse ihm zu Hilfe zu kommen überragten.

„Du kannst nicht einfach stumm dastehen, als wäre nichts, Chan. Wir sind doch Freunde und Freunde können sich alles anvertrauen."

Seine kalte Aura mir gegenüber stimmte mich negativ. Gleichzeitig wurde ich ebenfalls wütend auf ihn. Er konnte mich nicht einfach behandeln, als wäre ich Luft, wenn ich ganz allein nur seinetwegen hier überhaupt stand. Ich hätte auch ein äußerst interessantes Gespräch mit Jisung führen können, ob Marvel oder DC besser war. Doch ich bin ihm hinterhergelaufen, weil er mir im Moment wichtiger war.

"Sprich mit mir"

, stieß ich schon fast wie eine Furie hervor. "Gut gemacht Celine. Jetzt wird er erst recht nicht mit dir reden", ging es mir durch den Kopf.

"Du warst die letzten Wochen immer für mich da und ich möchte dasselbe zurückgeben, weißt du.."

, sprach ich nun etwas leiser und machte einige Schritte auf ihn zu, sodass ich nun genau vor ihm stand. Ich wollte ihn in den Arm nehmen auch wenn ich nicht wusste was in ihm vorging. Gleichzeitig verachtete ich ihn für sein idiotisches Verhalten.

"Na schön, wenn du nicht reden möchtest, dann starr ruhig weiter Löcher in die Wände. Ich verzieh mich."

Wütend wand ich mich ab und war diesmal tatsächlich bereit abzuhauen. Als ich meinen ersten Schritt ansetzte, spürte ich einen leichten Druck an meinen Unterarm und man musste nicht Sherlock Holmes sein, um zu wissen, wer mich da gerade davon abhielt einen wütenden Abgang hinzulegen.

Mit derselben schlechtgelaunten Miene drehte ich mich ihm zu und musste sofort feststellen, dass er mir tatsächlich in die Augen schaute. Meine Gesichtszüge entspannten sich wieder, nachdem ich mich in seinen Augen verloren hatte.

"Es tut mir leid. Ich bin einfach nicht gut gelaunt. Es liegt nicht an dir."

Und zum ersten Mal heute an diesem Tag konnte ich seine sanfte Stimme hören. Auch wenn ich von ihm anscheinend in seinen Bann gezogen wurde, konnte ich mich noch rechtzeitig davon lösen.

"Man macht nicht so ein großes Drama um nichts. Ich habe die es schon verstanden."

Ich war ganz eindeutig sauer auf ihn. Ich hatte mich ihm geöffnet, habe ihn alles erzählt. Von meiner Mutter von meiner Amnesie. Und so dankte es mir? Er zögerte kurz, bis er mir letztendlich doch antwortet.

"Heute Nachmittag..würdest du heute Nachmittag zu mir nachhause mitkommen. Dann erkläre ich dir alles."

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*kommt aus dunklem Loch gekrochen*

Hust..heeeyyy~ it's been awhile...
Um ehrlich zu sein habe ich die letzten paar Tage wirklich keine Motivation mehr gehabt an dieser Story weiter zuschreiben. ABER ICH HATTE EINEN SINNESWANDEL! Am Ende war es doch ziemlich cool gewesen dieses Kapitel zu schreiben auch wenn es ultra Random war. But I promise you- das nächste Kapitel wird deutlich spannender haha~~~

Wieder großes >Dankeschön< an alle die diese Story trotz der langen Zwischenpausen mitverfolgen <3 ily~

Liebe Grüße Vik aka MsPuppetcreature

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