-Kapitel 17-

**Celine's POV**

Mit meinen Händen in der Jackentasche schaute ich auf das große Gebäude direkt vor mir. Auch wenn mich der Aufenthalt an diesem Ort meist negativ stimmte, war ich heute motivierter denn je.

Die Sonne strahlte mich im Augenwinkel heraus an und wies mich darauf hin, dass der Frühling bald antreten würde. Mit dem Gewissen noch einige Minuten Zeit zu haben, blieb ich an meiner Position stehen und genoss das schöne Wetter.

Auch wenn ich eigentlich die verbleibende Zeit dazu nutzen könnte mit Chan ins Gespräch zu kommen, bewegte ich mich keinen Zentimeter vorwärts.

Noch immer fühlte ich mich nicht zu hundert Prozent wohl in seiner Nähe. Sein Lächeln und seine offene und besondere Art, ließ mich zwar sehr schwach werden aber die Zweifel standen mir immer noch im Weg.

Doch der Fakt, dass er mich bereits in meinen schwächsten Moment gesehen hatte, leitete mich dazu Zweifel an unserer Freundschaft zu glauben. Ohne dass ich es sofort bemerkte bewegte ich mich Richtung Eingang, weil mir unbewusst langweilig geworden ist.

Die meisten der Schüler standen in ihren Grüppchen und gingen ihrer Routine über den Austausch der Erlebnisse am Wochenende nach.

Ich brauchte das nicht mehr machen, da ich mich mit Chan schon gestern am Telefon ausgetauscht hatte. Zudem war er nun mit Felix ziemlich gut befreunden. Schon ein witziger Zufall, dass gerade die beiden sich gefunden hatten aber je mehr ich darüber nachdachte desto mehr fand ich Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Verrückten.

Kaum war ich in der Nähe des Klassenzimmers, konnte ich schon die ersten Mädchen mich ungläubig mustern sehen und wie nicht anders zu erwarten begangen sie auch gleich mit dem Getuschel.

Mädchen heutzutage entging auch gar nichts. Ich war nie wirklich der Typ von Mädchen, der eine richtige beste Freundin oder sogar eine weibliche Freundesgruppe hatte.

An meiner alten Schule waren es oft die Jungs gewesen mit denen ich durch die Häuser gezogen bin aber Freundschaft war dann doch ein etwas übertriebener Begriff für diese Leute. Ich lief an den Tratschtanten ohne wirkliche Reaktion vorbei.

„Sie hatte bestimmt Depressionen und hat die Schule geschwänzt, armseliges Stück.."

, sagte das blonde große Mädchen, von der ich übrigens den Namen auch nicht wusste. Über mich gab es in dieser Klasse wohl die meisten Gerüchte. Hatte es mir jemals etwas ausgemacht?

Nicht im geringsten.

Ich drehte mich letztendlich doch noch mal zu meinen lieben 'Freundinnen' um.

"Nein ich hatte einen psychischen Zusammenbruch und musste deshalb ins Krankenhaus aber danke der Nachfrage"

, antwortete ich hessisch und betrat mit einem Lächeln das Zimmer. Ohne hinzugucken wusste ich genau, dass sie mit einen schockierten Gesichtsausdruck dreinschauten.

Schon von weiter Entfernung konnte ich Chans blonden Haare ausmachen und nicht weit von ihm hüpfte Felix aufgeregt auf und ab. Ein Anblick, welcher mich schon so früh am Morgen glücklich machte.

Sofort machte ich mich mit schnellen Schritten auf den Weg zu meinen Platz direkt vor Chan. Felix bemerkte mich schon kurz vor meiner Ankunft und fing augenblicklich an wie wild mit seinen Armen zu fuchteln.

Was haben sie dem armen Jungen nur in den Kaffee gemischt? Für einen Moment hatte ich Angst, dass er mir in die Arme rennen würde. Auch wenn es mir vielleicht sogar ganz gut getan hätte.

„Celine! Schön, dass du wieder da bist!"

, sprudelte es aus ihm heraus. Es tut echt gut zu hören, dass sich tatsächlich mal jemand freute mich zu sehen.

„Auch immer wieder schön dich zu sehen, Felix"

, sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht. Dabei wanderten meine Augen Richtung Chan, welcher sofort von seinem Platz aufstand und auf mich zuging.

"Hey da ist ja schon mein Sichtschutz"

, sagte er ironisch und ich hoffte inständig, dass er mich in den Arm nehmen würde. Dazu kam es jedoch nicht. Idiotisch so etwas überhaupt zu erwarten. Ich verschränkte gespielt sauer meiner Arme und setzte ein böses Gesicht auf, welches bei seinem Anblick jedoch nicht sehr lange anhielt.

"Was haltet ihr davon den Freizeitpark am Ende der Stadt zu besuchen? Ich hab gehört er öffnet ab heute wieder"

, sagte Felix frei heraus und unterbrach somit das Wettanstarren zwischen mir und Chan.

"Am ersten Tag wird es doch ziemlich voll sein-"

"Das ist eine großartige Idee"

, unterbrach ich Chan bevor er überhaupt zu ende reden konnte. Ich brauchte die Ablenkung. Ich brauchte Abstand von meinem Vater, ich brauchte Abstand vor meinem einseitigen Leben.

"Gut dann gehen wir."

Schon komisch wie schnell ich seine Entscheidung umstellen konnte. Macht er das alles nur um mich glücklich zu machen? Das Stundenklingel unterbrach Felixs' Freudentanz sodass er gezwungen wurde sich wieder in die erste Reihe zu begeben.

Während der Zeit ist schließlich auch noch Jisung, mein Banknachbar, eingetroffen. Ich fragte mich ob er wenigstens ansatzweise meine Abwesenheit bemerkt hatte. Sicherlich war er erleichtert gewesen endlich seine allseitige Ruhe zu haben.

"Du hast nicht viel verpasst."

Verwundert überhaupt seine Stimme zu hören wand ich mich ihm zu.

"Hast du mit mir gesprochen?"

, fragte ich verwundert und glitt mir dabei unsicher mit den Fingern durch die Haare.

"Mit wem denn sonst?"

Gut, ich musste zugeben, dass ich mich gerade ziemlich dumm angestellt hatte. Vielleicht war ja Jisung gar nicht so ein schlechter Mensch wie jeder behauptete. Vielleicht habe ich mich auch von den Gerüchten leiten lassen. Angeblich sollt er ja Drogen an die jüngeren Klassen verticken.

"Tut mir leid, es ist einfach nur komisch, dass wir gerade wirklich miteinander reden."

Ohne auch nur ein einziges Wort von dem Lehrer aufzuschnappen, drehte ich mich nun endgültig komplett zu Jisung.

"Wenn ich schon bestraft werde ein ganzes Jahr hier noch zu hocken, dann muss ich wohl das Beste draus machen und wenigstens gut mit meiner Banknachbarin klarkommen."

Und zum ersten Mal hatte ich Jisung tatsächlich lachen sehen. Unser Gespräch dauerte noch den Rest der Stunde an sodass ich wirklich nichts vom Unterricht mitbekam und ich musste feststellen, dass Jisung eigentlich ein ganz korrekter Typ war mit dem man über so ziemlich alles reden konnte.

Der Schultag verging relativ schnell, da ich in den meisten Fächern nur wieder in meinem Notizbuch herumgekritzelt hatte. Die meisten meiner Zeichnungen waren nicht außergewöhnlich gut und bestanden meistens nur aus den verschiedensten Schnörkeln.

Mit dem Ziel mich mit den beiden Jungs vor dem Schultor zu treffen, rannte ich die Treppen geschwind herunter sodass ich beinahe mein Gleichgewicht verlor.

Doch ich konnte mich noch im letzten  Moment retten. Völlig aus der Puste starrte ich in den klaren Himmel und sofort darauf über den Schulhof um nach roten strahlenden Haaren Ausschau zu halten.

Felix konnte man mit seiner gewagten Mähne wohl kaum noch übersehen. In dieser Schule sieht man nicht oft Schüler mit gefärbten Haaren, da die Lehrer es nicht als positive Repräsentation sahen.

Aber meiner Meinung nach sollte jeder darüber selbst entscheiden. Zudem ist es auch viel interessanter als das langweile schwarz, welches hier jeder als Naturhaarfarbe hatte.

Ein kurzes Spicken in Richtung Schultor verriet mir, dass meine Begleitpersonen bereits am Treffpunkt auf mich warteten. Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren stürmte ich auf sie zu.

Auch wenn Freizeitparks nicht zu meinen liebsten Orten gehören, hatte ich zum ersten mal richtig das Gefühl hier in Seoul Freunde gefunden zu haben.

"Und? Seid ihr bereit?"

Ohne eine Antwort abzuwarten trat ich durch das Tor und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Kurz darauf sprinteten beide los damit sie auch neben mir laufen konnten.

"Wow Celine ich habe dich noch nie so motiviert über eine Sache gesehen"

, sagte Felix und klopfte mir dabei sachte auf meinen Oberarm.

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