Gesetzesauszug § 20a)
An öffentlichen Events, zu denen die Familien eine Einladung erhalten, sind sie dazu verpflichtet, die entsprechende Farbe ihrer finanziellen Schicht zu tragen.
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„Glaubst du, das geht so?", ohne angeklopft zu haben, stand Jimin in dem Zimmer seines Zwillings. „Es ist zwar nicht so adrett, aber die Farbe stimmt. Also sollte doch niemand etwas daran auszusetzen haben.", sich noch einmal im Kreis drehend wartete der um wenige Sekunden Jüngere auf das Urteil.
„Wir gehen auf keine Strippveranstaltung. Farbe hin oder her, du degradierst uns.", ausdruckslos starrte Yoongi ihn durch den Spiegel, in dem er sich selbst soeben begutachtet hatte, an. „Unsere Mutter wird dir den Kopf abreißen. Sie sieht es schon nicht gerne, dass du dich durch die Weltgeschichte vögelst."
„Hmm, mir ist das aber egal. Sie kann mich nicht mehr einsperren. Sie kann auch nicht erwarten, dass wir, nur weil wir uns ihren Bauch teilen mussten, identisch sind. Außerdem habe ich noch immer § 69 im Ärmel. Weder ich noch jemand anderer macht sich jemals strafbar beim Vögeln.", das bauchfreie bordeaux rote Korsett glattstreichend fuhr Jimin sich schlussendlich noch über seinen Hintern, auf den Yoongi zweifelsohne eifersüchtig war. Bis auf ihre Körpergröße und das Geburtsdatum ließ nicht viel darauf schließen, dass sie Zwillinge waren. Und insgeheim war sich der Ältere auch sicher, dass an seinem kleinen Bruder eine Frau verloren gegangen war.
„Du kennst auch nur den einen Paragrafen auswendig, oder? Nur der Spaß. Deine Verpflichtungen ignorierst du mal wieder."
„Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.", seine Unterlippe zwischen die Zähne nehmend grinste der Silberhaarige anzüglich zu dem Wasserstoffblonden, der ihn nur erst ansah. „Na schön,", theatralisch seufzend riss er sich das Korsett schon fast vom Oberkörper. „Ich werde brav und ordentlich auf der Veranstaltung auftreten. Aber glaub nicht, dass ich das für Mutter tue. Sie soll sich einfach nur beeilen, uns zu vermählen. Jünger werde ich auch nicht mehr und alle anderen liegen uns doch eh zu Füßen. Worauf wartet sie also."
Während Jimin zu dem Schrank seiner besseren Hälfte schlurfte, ein identisches Hemd, wie das von Yoongi herauszog, richtete dieser seine Krawatte.
„Mutter wartet auf einen, der aus dem Kastensystem herausfällt. Sie hatte sich doch schon in Kindheitstagen darauf eingeschossen, das größtmögliche Vermögen zu kassieren."
„Man könnte meinen, sie hätte das System erstellt und ein einziges Mal einen Fehler begangen.", grinsend warf sich der Jüngere noch das Jackett über und drehte sich zu Yoongi um. „Was sagen wir?"
„Ich bin sprachlos."
„Genau das wollte ich hören.", aus dem Zimmer seines Zwillings spazierend klopfte er ihm im Vorbeigehen noch auf die Schulter. „Ich werde schon irgendwann durch Zufall eine Mitternachtskategorie vögeln und dann wird alles gut werden."
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„Ihr denkt daran, was ich euch gesagt habe.", die kleine Frau mit streng zurückgekämmten, kurzen Haaren blickte zu ihren Söhnen durch den Rückspiegel auf die Rückbank. „Lächeln und schweigen."
„Wie immer.", die Augen genervt verdrehend öffnete Jimin noch bevor der Bodyguard auch nur in der Nähe war, seine Tür. Ihm war es scheißegal, was die Gesellschaft dachte. Er wollte Spaß haben und eine Gala war definitiv ganz unten auf der Liste mit Spaß. Wie es bei Yoongi aussah, wusste er nicht. Er kannte seinen Zwilling in dieser Hinsicht auch gar nicht so gut, wie man es vielleicht erwartete.
Sie lebten in unterschiedlichen Welten, zumindest machte es den Anschein, dass sie das taten. Yoongi war einfach meist ruhig. Ansprüche existierten nicht und Regeln wurden eingehalten. Strikt eingehalten. Jimin selbst legte diese sehr gerne so aus, wie er sie las. Ihm wurde schon mehrfach verklickert, dass er eine Schande für seine Schicht war, was jedoch nur aus familieninternen Reihen kam.
Ihre gemeinsame Mutter sagte noch etwas zu dem Älteren, was Jimin jedoch nicht mehr hörte. Er schlenderte gemächlich und dennoch mit Eleganz über den roten Teppich zur Eingangstür, grinste und winkte in die Kameras. Solche Events waren immer auf den ersten Seiten der Klatsch-Zeitschriften abgebildet. Sie kamen noch vor irgendwelchem Promi Klatsch und Tratsch. Schließlich wurden auf diesen Veranstaltungen Allianzen geschlossen. Kinder wurden miteinander vermählt, das Vermögen wurde zusammengelegt und eine neue Generation würde gesichert werden. Untere Schichten wurden zwangsläufig auch dazu eingeladen. Sie hatten die Chance, die oberen Schichten von sich zu überzeugen und Kontakte zu knüpfen. Schließlich waren es am Ende die Eltern der wohlhabenderen Familie, die das Machtwort sprechen würden.
Sobald Jimin also von dem Teppich in die Eingangshalle trat, rieb er sich die beiden Hände unmerklich aneinander. Er benahm sich selten wie ein Mensch der Eliteschicht, was unter anderem auch an den Gerüchten über seine Familie lag.
Die Mins galten als ‚unvermittelbar'. Und an eben diesem Gerücht war ihre Mutter schuld. Sie lehnte alle Verbindungen ab. Sie suchte nach dem perfekten Los und so kam es nicht selten vor, dass sie zu etwas zusagte und 24 Stunden davor die geplante Verbindung cancelte. Schließlich waren diese für immer. Da musste man vorsichtig sein.
„Apfelschorle oder Sekt, der Herr.", ein Kellner, der sich vor den angekommenen Gast gestellt hatte, hielt das Tablett mit Begrüßungsgetränken vor ihn.
„Sekt, Schätzchen. Anders überlebt man das nicht.", gleich zwei der Sektgläser nehmend stürzte er diese auch direkt runter, um es gegen ein drittes einzutauschen.
„Wenn du wieder kotzt, kastriert Mutter dich." Die tiefe, ruhige Stimme Yoongis ließ den Silberhaarigen so sehr zusammenzucken, dass ein Teil des Sekts über seine Hand lief und den Boden darunter für den Rest des Abends kleben lassen würde.
„Bist du des Teufels.", genervt und unelegant leckte der Jüngere seine nun nasse, nach Sekt riechende Hand ab. Sehr ansehnlich war dies nicht. Zumindest verzog der Wasserstoffblonde sein Gesicht dementsprechend. Der Kellner schien anderer Meinung zu sein. Er starrte den in Bordeaux rot gekleideten Mann nur mit paralysiertem Blick an, fing sich jedoch wieder, als die Gläser ins Rutschen kamen und ein Ping von sich gaben.
„Sie ist eine Hexe, die Ausgeburt der Hölle. Ich wollte dich lediglich warnen." Seinen peinlichen Zwilling am Ärmel wegziehend mischten sie sich unter die bereits vorhandene Gesellschaft.
„Wenn sie mich kastriert, wird das mit der Fortpflanzung schwer."
„Sie wird dir die Eier abschneiden. Und wenn das heißt, dass sie dein Sperma einfrieren muss. Solange es dir den Spaß an der Sache verdirbt, ist ihr alles recht."
„Ja.", schnaubend nickte Jimin. „Allein schon, dass sie Prada trägt, hätte uns warnen sollen."
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