Wie fühlt es sich an?

,,Du bist nicht gut genug."
,,Ich weiß."
,,Niemand braucht dich."
,,Sei endlich leise..."
,,Du bist so hässlich."
,,Halt dein Maul!"

Es begann damit, dass es mir beigebracht wurde.
Es verlief so, dass ich anfing, es zu glauben.
Und es endete damit, dass sie jetzt da ist.

Diese Stimme in meinem Kopf.
Sie ist jetzt seit einzigen Wochen da. Und ich selbst bin diese Stimme nicht. Doch einst war ich sie.

Wer bist du?

Was willst du von mir?

Warum tust du mir das an?

Ich kann sie nicht mehr aushalten.
Ihre Worte tun weh.
Ich kann sie nicht kontrollieren, nicht stoppen, aber auch nicht überhören. Egal, wie gerne ich es wollte.

Es ist traurig, dass es schon so weit kommen musste, dass mir eine reine Einbildung diese Dinge sagt.
Jemand, der nicht wirklich da ist. Es gibt sie nicht.

Und doch höre ich sie. Ganz klar.

Und das ist alles die Schuld der Gesellschaft und die der Menschen.
Sie sind mit ihrem Idealbild einer Frau daran Schuld, dass ich mich nicht hübsch finden kann, ohne etwas an mir zu ändern.
Sie sind mit ihrer Erziehung daran Schuld, dass ihre Kinder anderen das Leben zur Hölle machen.
Sie sind mit ihrer alten Vorstellung eines Familienlebens daran Schuld, dass ich denke, nicht genug zu sein.

Ich will mich selbst lieben.
Mich wertschätzen.
Ich will glücklich darüber sein, nicht eine von ihnen zu sein.

Doch ich kann es nicht.

Denn sie lehren mich den Selbsthass. Ich wollte ihn nie wahrhaben. Doch jetzt ist er da. Ich leugne ihn nicht, doch ich verabscheue ihn. Ihn, mich, die ganze Menschheit, für das, was sie aus dieser Welt gemacht haben.

Ich dachte immer, irgendwann sitze ich mit vielen Freunden um mich herum in der Schule. Lache mit ihnen, lerne mit ihnen und liebe mit ihnen.
Aber das war alles nur die Traumvorstellung eines 10-jährigen Mädchen, welches sich von der weiterführenden Schule vielleicht etwas zu viel erhofft hatte.
Kaum ein Jahr später wurde sie eines besseren belehrt.

Und nun, fast 5 Jahre später weiß sie genau, dass es niemals dazu kommen wird, dass sie in irgendeiner Gruppe beliebt ist.

Sie ist das fünfte Rad am Wagen.
Sie ist diejenige, die auf dem Gang immer hinter den anderen her läuft, statt neben ihnen.
Sie ist diejenige, die alleine im Klassenzimmer sitzt, während alle anderen bei ihren Freunden sind.

Ihre Freunde verlassen sie andauernd.
Sie gibt sich die Schuld dafür. Vielleicht ist sie ja auch Schuld. Doch sie ist dankbar für die paar Freunde, die wirklich an ihrer Seite stehen und sie verstehen können.

Bis wieder diese Stimme im ihrem Kopf ist, die Stimme, die sie fertig macht.

Ich weiß nicht, warum ich so bin, trotzdessen ich ein anderer Mensch sein wollte.
Gleichzeitig aber bin ich glücklich und verdammt nochmal stolz darauf, niemand zu sein, der andere stehen lässt für "Freunde" die sie nur ausnutzen. Ich bin stolz darauf, meinen wahren Freunden vertrauen zu können und nicht hinter ihrem Rücken über sie zu lästern.

Ich sollte mich nicht selbst hassen. Das sollten sie.
Und doch führen sie ein wunderschönes Leben, nachdem sie meines zerstört haben.

Sag mir, wie fühlt es sich an?
Wie ist es, einer 11-Jährigen zu sagen, sie sei hässlich und niemand brauche sie?
Wie ist, einer 12-Jährigen zu sagen, sie sei für alle unsichtbar, nachdem sie dir ihr Herz ausgeschüttet hat und dir vertraute?
Wie ist es, ihr mit 13 Jahren klar zu machen, dass sie alle für ihre eigene Unterhaltung ausnutzten? Für ihren Spaß?

Fühlst du dich jetzt gut?

Du bist auf meinen Gefühlen herumgetrampelt, als seien sie wertlos.
Und sie werden niemals wieder so sein, wie sie mal waren.

Nachdem du mir mein Leben zerstört hast, fragst du mich, was mein Problem mit mir selbst ist?

Ich sag dir, was mein Problem ist.

Mein Problem ist, dass ich trotz allem Leuten wie dir vertraue, ich aber weiß, dass sie mich genauso behandeln werden, wie du es einst getan hast.
Mein verdammtes Problem ist, dass ich durch Leute wie dich, ein geringes Selbstwertgefühl haben muss.
Mein verdammtes Problem mit dir ist, dass es dich nicht interessiert.

Ich hasse dich.
Mehr als ich mich selbst jemals hassen könnte.

Und jetzt sag mir.

Wie fühlt es sich an?

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