𝙆𝙖𝙥𝙞𝙩𝙚𝙡 𝙯𝙬𝙚𝙞

„Ja Mama, ich habs verstanden, Deutsch in zwei Wochen wird eine Zwei", sagte ich augenrollend. Sie sagt ich muss mich bessern und nur unter der Voraussetzung würde ich zu Jonas gehen dürfen.

Misstrauisch kniff sie ihre Augen zusammen. „Sicher?", fragte sie nun bestimmt zum fünften Mal. „Ja Mama, ich verspreche es.", antwortete ich und verließ das Haus ohne ihr noch ein weiteren Blick zu schenken.

Seufzend griff ich zu meinem Fahrrad, das ich anders als sonst gegen die Hauswand gelehnt hatte. Jonas wohnte am anderen Ende des Dorfes.

„Ich fahre jetzt los :) bis gleich" während diese Worte eintippte schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Was soll's, die Übernachtung wird toll, ich vergesse das mit meiner Mutter einfach wieder. Ich sollte es ja gewohnt sein.

Auf meinem Fahrrad raste ich die Straßen entlang. Ich fuhr einen Umweg durch das Wohngebiet um dem Feierabendverkehr auszuweichen. Dementsprechend kam ich zügig voran und schaffte es innerhalb von fünfzehn Minuten zu Jonas.

„Hallo Theo, schön, dass du da bist, komm herein", begrüßte mich Michelle, die Mutter von Jonas. „Hallo", antwortete ich lächelnd. Ich war lange nicht mehr bei Jonas und gerade jetzt merkte ich wie sehr ich es bei ihm vermisst habe.

Ich hörte ein Poltern und direkt danach tauchte Jonas in meinem Sichtfeld auf. Ich strahlte. „Hallo Jonas!", sagte ich ganz aufgeregt und wir schlugen ein. „Naa! Heute wird es richtig cool!", sagte er, ebenfalls begeistert. Seine Mutter stand lächelnd neben uns.

„Was habt ihr denn so vor?", fragte sie interessiert. Ich sah abwechselnd zu Jonas und dann zu seiner Mutter. „Ja?", sagte Jonas, klang aber eher wie eine Frage.

„Habt ihr euch keine Gedanken gemacht?", fragte Michelle kichernd und machte dann einen Vorschlag: „Wie wärs wenn ihr später auf den Spielplatz geht? Da wart ihr das letzte Mal vor Jahren, aber der ist eigentlich wirklich lustig" „Hm meinst du?", fragte Jonas skeptisch.

„Also in eurem Alter war ich fast immer auf dem Spielplatz", sagte Michelle schulterzuckend. „Ich bin auch oft auf dem Spielplatz!", rief jemand von irgendwo. „Ja Mina, Du bist ja auch erst zehn!", schrie Jonas zurück.

Ich kicherte. „Also ich finde die Idee gut", sagte ich schulterzuckend und grinste die Beiden Menschen vor mir an. Ich habe diese Familie wirklich ins Herz geschlossen, allen voran Jonas.

„Na dann haben wir ja einen Plan", sagte Jonas grinsend. „Aber jetzt gibt es erst einmal Pizza einverstanden?", fragte Jonas' Mutter, ging dann aber in die Küche, ohne eine Antwort abzuwarten.

Jonas und ich grinsten uns an, bevor wir uns an den Tisch setzten.

„Zieht euch bloß warm an, ja? Abends wird es jetzt wieder kälter und passt mir bloß auf euch auf. Bald wird es dunkel also bleibt nicht mehr lange weg, ja?", fragte Jonas' Mutter ohne Pause. „Ja Mama. Bis später", sagte Jonas beruhigend und wank ihr. „Tschüssi", verabschiedete ich mich und wank ebenfalls.

„Meine Mutter hatte Recht, es ist wirklich frisch geworden", sagte Jonas und sah mich erstaunt an. „Ja, haha. Hätte ich auch nicht gedacht", sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf.

Sommer ist mir lieber - schön in der Sonne liegen und das Leben genießen. Aber Jonas... Jonas liebt den Winter, kann ich nicht nachvollziehen. In der Kälte einfrieren und durchnässte Schuhe - und das täglich - ist doch nicht schön!

„Weißt du eigentlich noch wo der Spielplatz ist?", fragte ich kichernd.

„Äh ja hier im Dorf", antwortete Jonas, während er seine Finger knacken ließ. Das tat er immer, wenn er nachdachte oder aufgeregt war.

Ich weiß nicht, wann er damit anfing. Damals zupfte er sich seine Unterlippe immer blutig, wenn er in solche Situationen kam.

„Oh das hätte ich jetzt nicht gedacht", sagte ich gespielt verblüfft und hielt meine Hand vor den Mund. „Hm jaa, da staunst du, was?", sagte Jonas, ebenfalls gespielt und stemmte stolz seine Hände in die Hüfte.

„Warte- muss man hier nicht rechts abbiegen?", fragte ich und blieb abrupt stehen. „Stimmt, du hast recht! Genau und danach noch mal Links und da ist er! Jetzt erinner' ich mich!", sagte Jonas aufgeregt und zog mich am Arm den kleinen Kieselweg entlang.

Das Geräusch weckte Erinnerungen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existierten. Und auf ein Mal fühlte ich mich nicht mehr wie der vierzehn jährige Junge, der im Schulstress unterging, sondern wie der acht jährige Theo, der seine Kindheit mit Erinnerungen prägte.

„Wir haben ihn gefunden", flüsterten wir gleichzeitig außer Atem. Wir sind den ganzen Weg gerannt, Jonas ist echt viel schneller als ich. Kein Wunder, wenn ich den ganzen Tag vor meinem Computer sitze.

Jonas hielt mir seine Hand hin und ich schlug ein. Eine letzte kleine Kurve, die wir vergessen hatten, führte uns zum Spielplatz, doch überraschenderweise waren wir zu dieser späten Zeit nicht allein.

„Oha, das sind ja Jolina und Marta!", sagte Jonas überrascht. Vor uns lag der Spielplatz, alte Erinnerungen, die ich zu vergessen geglaubt hatte, erwachten wieder. Er sah aus wie früher. Und auf den Schaukeln saßen zwei uns bekannte Menschen, die uns ebenfalls vor kurzem erblickt haben.

„Hey Jolina, Hey Marta. Was macht ihr denn hier?", fragte ich die beiden, ohne mich in ihnen in den Weg zu stellen. Trotzdem hörten beide auf zu schaukeln.

„Na, der Spielplatz ist das Standart Programm, wir sind hier fast immer", sagte Marta, als wäre es selbstverständlich. „Im Ernst?", fragte Jonas. Er schien genauso überrascht wie ich, für uns beide ist dieser Ort mit den Jahren irrelevant geworden.

„Ja na klar, haha. Schade, dass ihr erst jetzt kommt, wir müssen gleich leider los", sagte Jolina schulterzuckend. „Oh, das ist wirklich schade", sagte ich, aber ob ich es auch so meinte? Ich weiß es nicht. Eigentlich wäre ich lieber mit Jonas alleine. Nicht, dass ich was gegen die beiden habe, sie sind herzensgute Menschen, aber irgendwie... ich weiß es nicht.

„Naja wir wollen euch ja nicht stören, wir können auch jetzt los, die zwei Minuten sind auch egal", sagte Marta schulterzuckend. Als ob sie meine Gedanken gelesen hat. „Oh okay, tschüss. Wir sehen uns Montag", verabschiedete sich Jonas. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top