𝘻𝘸𝘰𝘦𝘭𝘧;;
das schweigen zwischen den beiden bescherte jeongguk eine unangenehme gänsehaut, als er neben taehyung über die kreuzung lief, die er auf dem weg hierhin überquert hatte. unsicher sah er den jungen mann neben sich an, der mit wachsamen blick die umgebung abscannte, so als suche dieser nach potenziellen gefahren. „wieso bist du nachts eigentlich noch unterwegs?", begann taehyung da beiläufig ein gespräch, und dankbar dafür, antwortete jeongguk direkt.
„ich mag spaziergänge, wenn ich ganz alleine bin. wenn niemand da ist, der mich anschauen kann und...ja.", erklärte er also und taehyung nickte. „du tust das also, weil du dich verstecken willst?", hakte der andere daraufhin neugierig nach und perplex hob jeongguk die augenbrauen. wie kam taehyung darauf? „wieso denkst du das?", er rückte die maske auf seinem gesicht zurecht und taehyung zuckte leicht mit den achseln, wirkte schon beinahe teilnahmslos.
„du hast gesagt, dass du spazieren gehst, wenn dich niemand anschauen kann. also...gehe ich mal davon aus, dass du es nicht magst, tagsüber spazieren zu gehen, weil da so viele menschen sind, die dich verunsichern.", taehyung lächelte schief, als jeongguk ertappt den kopf wegdrehte. dass taehyung sofort verstanden hatte, wieso er nachts spazieren ging, wieso er lieber sein leben riskierte als fremden die chance zu geben, ihn anstarren zu können, löste in jeongguk eine welle der überraschung aus, sodass er stehen blieb.
taehyung lief weiter, und erst nach einigen sekunden bemerkte er, dass der jüngere nicht mehr neben ihm lief. er drehte den kopf nach hinten, und als er jeongguk da so stehen sah, begann er zu lächeln. „was ist, jeongguk?“, rief er dem schüler zu, der bloß den kopf schütteln konnte. „ich...taehyung?“, er brach ab, denn er schaffte es nicht, weiterzureden. taehyung schien besorgt, denn er lief wieder zurück, blieb direkt vor dem anderen stehen. „ist alles okay, jeongguk?“ die tiefe stimme erwärmte jeongguks herz wie eine tasse kamillentee, und zaghaft räusperte er sich.
„du bist kein schlechter mensch, taehyung. egal, was du mir sagst, ich glaube das nicht.“ die sätze sprudelten aus jeongguk wie ein wasserfall, ohne dass er es selbst bemerkt hätte. „das ist unmöglich. du kannst nicht böse sein, denn sonst würdest du mich nicht nach hause begleiten und mich so verstehen.“ es war außergewöhnlich, wie sich durch diese worte taehyungs gesichtsausdrücke wandelten, bis jeongguk nicht mehr verstand, was in den augen des anderen wie perlen schimmerte.
war es trauer? mitgefühl? frustration?
„was, wenn ich dich doch umbringen will? vielleicht habe ich deinen heimweg als vorwand benutzt.“, entgegnete taehyung bloß, und jeongguk grinste, aber das konnte der andere natürlich nicht sehen. „das würdest du niemals.“, verneinte er trocken, sodass taehyung die arme vor der brust verschränkte. „naivität kann gefährlich werden.“, das ganze drohte in einem wortgefecht zu enden, also hob jeongguk bloß die schultern. „nicht in deinem fall.“
„aber wegen mir...“, und ehe jeongguk es verhindern konnte, zog taehyung ihm die maske vom gesicht, „bist du jetzt entstellt.“ taehyungs stimme zitterte kaum hörbar, als sich eine ohrenbetäubende stille in der atmosphäre verbreitete. seine mine war schmerzverzerrt, so als hätte er die narbe auf dem gesicht. jeongguk war sich seiner entstellung genauestens bewusst, und deswegen hatte er die maske übergezogen, obwohl niemand nachts die narbe sehen würde, niemand da sein würde, der ihn für diese anstarren könnte - außer kim taehyung.
jeongguk wusste nicht, was er tun sollte. völlig überrumpelt stand er da, die maske hinuntergezogen bis zum kinn, und blinzelte taehyung an, während dieser wie zur salzsäule erstarrt das gesicht seines gegenübers musterte. „du solltest nicht glauben, dass ich gut bin. ich bin es nicht, jeongguk.“, flüsterte taehyung rau und jeongguk biss sich auf die lippen, um sein wimmern zu unterdrücken. „dann erklär’ mir, wieso ich jetzt schuld in deinen augen sehe. wieso ich reue in deinen augen sehe. erklär’ mir das, kim taehyung.“
der andere starrte ihn an, die arme schlaff an den seiten herabhängend. er erinnerte jeongguk an eine leblose marionette, an eine marionette der gesellschaft, der immer wieder eingeredet worden war, wie schlecht sie war, was für ein versager, was für ein fehler, makel. ohne die gesellschaft, die taehyung vorschrieb, was er war - war er nichts. ein niemand. „ich kann nicht.“, hauchte er und strich mit fahrigen händen über seinen trenchcoat. „lass’ mich dich jetzt einfach nach hause bringen, bitte.“
jeongguk erwiderte nichts. er hätte auch nicht gewusst, was. wortlos lief er also los, taehyung direkt neben ihm. die nächsten minuten waren die schweigsamsten, die jeongguk je erlebt hatte und als sie endlich vor jeongguks haus stehenblieben, ging alles ganz schnell. jeongguk verlangte nach taehyungs nummer. taehyung gab sie ihm. dann verschwand er im haus - und sah ein letztes mal nach hinten, zum gartentor, doch der andere war schon weg.
der regen weckte jeongguk am nächsten morgen. alles war grau. seine gedanken, sein herz, seine erinnerungen; er rappelte sich auf. während er sich die zähne putzte und dabei geflissentlich die narbe ignorierte, überlegte er, wie er taehyung helfen konnte. ob er ihm überhaupt noch helfen konnte? oder war jeongguk zu spät? nachdenklich wusch er sich das gesicht, und ging dann zurück in sein zimmer. heute durfte er noch zuhause bleiben, morgen musste er wieder in die schule, auch wenn er am liebsten noch ein bisschen länger ausgeschlafen hätte.
außerdem fürchtete er sich vor den anderen; er wollte nicht, dass seokjin ihn vor blicken schützte, dass jimin ihn mitleidig anstarrte, dass namjoon ihn dazu überreden wollte, zur polizei zu gehen und dass hobi übertrieben fröhlich war. schon alleine der gedanke drehte seinen ganzen darm um, verknotete und zerquetschte diesen. erschöpft und ausgelaugt ließ er sich auf sein bett fallen, und als seine mutter mit einem tablett frühstück hineinkam, ignorierte er die erdbeeren und den kakao, den porridge und diese beschissene tafel schokolade, denn er hatte all das und taehyung hatte nichts.
eine stunde lang starrte er das frühstückstablett an, und auch wenn sein hunger größer wurde, er schaffte es einfach nicht. er schaffte es nicht, dieses bescheuerte essen zu essen, diese kack - schokolade zu genießen oder diesen verdammten kakao zu trinken. nicht, während taehyung und so viele andere nur trockenes brot oder gar nichts am morgen essen konnten, nicht, wenn so viele litten, während er lebte.
um sich abzuregen, griff er nach seinem neuen manhwa und begann, in diesem zu schmökern. es war das einzige, das er tun konnte, ohne sich absolut miserabel zu fühlen. als er auf seite 35 angekommen war, legte er eine kurze pause ein, und überwand sich dazu, eine einzige erdbeere zu essen. danach starrte er an die decke und schwänzte den online - unterricht. er dachte an seinen onkel und am liebsten wollte er diesen um rat fragen. seinen eltern würde sich jeongguk nie anvertrauen, aber sein onkel war anders. sein onkel war cool.
„alexis, ruf’ samchon an.“, nach ewigem hadern mit sich selbst befahl er dies seiner smartwatch, die sofort den großen bildschirm für den anruf aufploppen ließ. vielleicht hatte sein onkel eine idee. hoffentlich.
𝘬𝘢𝘱𝘪𝘵𝘦𝘭 𝘻𝘸𝘰𝘦𝘭𝘧 𝘦𝘯𝘥𝘦 𖦹
𝘸𝘪𝘦 𝘬𝘢𝘯𝘯 𝘫𝘦𝘰𝘯𝘨𝘨𝘶𝘬 𝘵𝘢𝘦𝘩𝘺𝘶𝘯𝘨
𝘩𝘦𝘭𝘧𝘦𝘯?
𝘩𝘢𝘣𝘵 𝘪𝘩𝘳 𝘣𝘪𝘴 𝘫𝘦𝘵𝘻𝘵
𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘵𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯
𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘭𝘪𝘦𝘣𝘭𝘪𝘯𝘨𝘴𝘤𝘩𝘢𝘳𝘢𝘬𝘵𝘦𝘳?
𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘫𝘢, 𝘸𝘪𝘦𝘴𝘰 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦
𝘱𝘦𝘳𝘴𝘰𝘯? :)
𝘦𝘶𝘳𝘦 𝘫𝘦𝘯𝘦𝘩 <33
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