𝘥𝘳𝘦𝘪;;
es war kurz vor achtzehn uhr, als jeongguk hörte, wie seine mutter in ihr arbeitszimmer verschwand. es lag direkt neben seinen zimmer, deswegen hatte er mitbekommen, wie sie die türe geschlossen hatte. jeongguk erhob sich von seinem bett und überlegte - sollte er seine mutter auf den streit ansprechen?
auch wenn er sich normalerweise nie in die streitereien seiner eltern einmischte, weil er der festen überzeugung war, dass seine eltern ihre probleme ohne ihn lösen sollten - war das dieses mal nicht so. es machte ihn ziemlich unruhig, dass er in eine diskussion einbezogen worden war, von der er nicht einmal eindeutig wusste, was die genaue problematik gewesen war.
aber eigentlich konnte es ja nichts gutes sein. immerhin hatte klara deutlich gemacht, dass sie sich gestritten hatten und wahrscheinlich hätte das sogar jeder blinder bemerkt, hätte dieser seine eltern gesehen. jeongguk lief zu seinem im boden eingelassenen fenster und blickte hinaus. langsam ließ er den blick über den großzügigen garten schweifen.
in der mitte des gartens stand der große eichenbaum, dessen verästelungen so zahlreich waren, dass es wirklich so aussah, als würde der baum eine krone tragen. jeongguk musste lächeln, als er das baumhaus sah, dass er als kleines kind mit seinem vater und seokjin gebaut hatte. er war fünf gewesen und oh, wie sehr wünschte er sich, er wäre noch fünf.
fünf und unschuldig. fünf und unbeschwert. fünf und einfach jeongguk.
der junge mann knackte seine finger, ehe er den blick abwandte. es brachte ja nichts. wenn er jetzt nicht ging, wenn er jetzt nicht versuchte seine mutter zum reden zu bringen, wäre es wann anders zu spät. also wandte sich jeongguk um und verließ sein zimmer. mit einem zaghaften klopfen warnte er seine mutter vor, bevor er die türe öffnete und das arbeitszimmer betrat. er entdeckte seine mutter am großen, weißen schreibtisch, von dem man direkt in den garten sehen konnte.
soeben kramte seine mutter in einer der schubladen des tisches umher, wahrscheinlich auf der suche nach einem ladegerät für ihren zeichenstift. als manga - zeichnerin hatte sie immer recht viel zu tun und verbrachte ihre zeit meistens damit, die kreativen werke von autoren auf papier zu bringen und diesen durch ihre zeichnungen leben einzuhauchen.
„jeongguk, kannst du bitte mal da drüben auf der kommode nach meinem ladekabel sehen?", sie drehte sich in ihrem bürostuhl zu ihm und rückte ihre brille zurecht, während ihr sohn mit einem nicken in die rechte ecke des raumes ging, in der die besagte kommode stand. er suchte diese ab, und fand unter vielen skizzenblättern tatsächlich das weiße ladekabel. „hier, eomma.", kündigte er seinen
fund an und reichte seiner mutter das gerät.
mit einem lächeln bedankte sie sich bei ihm und jeongguk lächelte zurück - wenn sie beide das taten, sahen sie fast gleich aus. jeongguk war froh, dass er seiner mutter so ähnlich war. und gleichzeitig störte es ihn, wenn er das dachte - denn er war ihr gar nicht ähnlich. er war generiert, alles außer seinem aussehen war durch genmanipulation bestimmt worden. er war nicht wie seine mutter, er war wie ein verdammter roboter.
„eomma...", begann er zögerlich und schob die gedanken über seinen charakter beiseite, um sich auf das kommende gespräch konzentrieren zu können. seine mutter steckte soeben den stift in das ladekabel, und gab dann ein ermutigendes brummen von sich, das jeongguk zum weiterreden ermutigen sollte. doch er haderte mit sich; wollte er wirklich wissen, worum es gegangen war? klara hatte ihn immerhin gewarnt.
„appa und du habt gestritten. ich habe mit klara gesprochen...und es ging anscheinend um mich.", erklärte er und er registrierte, wie leise er geredet hatte. hatte eomma ihn überhaupt gehört? als sie die brille abnahm und ihrem sohn einen erschöpften blick zuwarf, verschwanden jeongguks zweifel bezüglich der lautstärke. „bitte...schimpf' klara deswegen nicht, okay?", bat er noch kleinlaut, weil er angst hatte, dass die künstliche intelligenz wegen ihm ärger bekommen könnte.
stille.
seine mutter senkte ihren kopf, sodass ihr das seidige haar ins gesicht fiel. jeongguk hatte keine ahnung, welche emotionen ihr in die mimik gemeißelt waren, doch er hatte das gefühl, dass der streit und dessen erinnerung sie in eine traurige und wütende statue verwandeln könnten. „jeongguk...", begann sie ruhig und hob wieder ihren kopf, „das wirst du noch früh genug erfahren." sie sprach mit fester stimme, doch ihre hände verrieten sie - hatte sie diese doch zu fäusten geballt.
sie hatte angst.
„aber ich möchte es jetzt erfahren. appa und du führt hitzige diskussionen über mich und erwartet dann, dass ich nichts erfahren will.", widersprach der junge mann entschieden nach fünf sekunden des wartens. „ich bin alt genug, weißt du das? am ersten september werde ich siebzehn und -" seine mutter unterbrach ihn. „ja, ich weiß das. ich weiß, dass du siebzehn wirst, verdammte scheiße." die worte kamen hastig, waren voller frust und sagten aus, wie gereizt seine mutter war.
„ich würde mir wünschen, dass du erst fünf bist. dass du dein schicksal -", sie hielt inne. unruhig fuhr sie sich durch die haare und jeongguk spielte unruhig mit den knöpfen seines karierten hemdes. eomma blinzelte. mehrmals. „jeongguk, du wirst es früh genug erfahren, okay? bitte, lass' mich jetzt weiterarbeiten."
betreten verließ der angesprochene sein zimmer. als er die türe schloss, sah er sich im flur um und betrachtete die kunstwerke, die in diesem hingen. sein blick blieb bei einem kunstwerk hängen, das von einer künstlichen intelligenz erstellt worden war. das bild hatte seine mutter in einer kunstgalerie entdeckt und vor zwei jahren mit nach hause gebracht. es war ja irgendwie logisch, dass seine mutter sich für kunst interessierte, aber ihn hatten die gemälde, zeichnungen und drucke nie sonderlich interessiert. deshalb verwunderte es ihm umso mehr, dass er nun nicht mehr die augen von diesem bild abwenden konnte - es berührte ihn sogar.
lag es an den farben, an den kompositionen? an den schatten, die mit dem licht im bild ballett tanzten? oder lag es am titel, der unter dem kunstwerk an einem schild angebracht war?
are we too young for this?
jeongguk schluckte. es lag an allem, dass ihn dieses kunstwerk berührte. der titel ließ ihn an seinen schicksalstag denken, an das, was ihm bevorstehen würde. auch wenn er gesagt hatte, dass er schon erwachsen war und alt genug - so war er doch noch so so jung. zu jung. seokjin war zu jung gewesen, als er erfahren hatte, dass er seinen vater enttäuschen würde. namjoon war zu jung gewesen, als ihm gesagt worden war, dass all seine freunde ihn verraten würden. hoseok war zu jung gewesen, als er herausgefunden hatte, dass er eines tages so viel verantwortung als ein aktivist tragen würde. jimin war zu jung gewesen, als man ihm gesagt hatte, dass er lebensretter werden würde.
und jeongguk war auch zu jung. obwohl er mit jedem atemzug den er nahm, älter wurde, er jede sekunde alterte und bei jedem schritt der zukunft näher kam, so war er zu jung. er war zu jung, um mit der angst leben zu müssen, dass sein schicksal ihn oder andere menschen in den ruin treiben könnte. er könnte menschen enttäuschen, sein leben gefährden, unfassbar viel verantwortung tragen müssen.
er war zu jung. die anderen waren es auch; mit solchen schicksalen und der angst vor diesen sollte sich kein teenager herumschlagen müssen. und doch nahmen sie es hin. jeongguk verschwand in sein zimmer. lehnte sich mit dem rücken gegen die türe und starrte hinaus in den garten, auf sein baumhaus. es war ihr schicksal.
𝘬𝘢𝘱𝘪𝘵𝘦𝘭 𝘥𝘳𝘦𝘪 𝘦𝘯𝘥𝘦𖦹
𝘦𝘴 𝘵𝘶𝘵 𝘮𝘪𝘳 𝘭𝘦𝘪𝘥, 𝘥𝘢𝘴𝘴
𝘭𝘦𝘵𝘻𝘵𝘦 𝘸𝘰𝘤𝘩𝘦 𝘬𝘦𝘪𝘯 𝘶𝘱𝘥𝘢𝘵𝘦 𝘬𝘢𝘮 ):
𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘰𝘧𝘧𝘦, 𝘦𝘶𝘤𝘩 𝘨𝘦𝘩𝘵 𝘦𝘴 𝘨𝘶𝘵 :)
𝘪𝘤𝘩 𝘷𝘦𝘳𝘭𝘪𝘯𝘬𝘦 𝘦𝘶𝘤𝘩 𝘩𝘪𝘦𝘳 𝘯𝘰𝘤𝘩𝘮𝘢𝘭
𝘥𝘪𝘦 𝘱𝘭𝘢𝘺𝘭𝘪𝘴𝘵 𝘻𝘶𝘮 𝘣𝘶𝘤𝘩 :
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𝘣𝘪𝘴 𝘥𝘢𝘯𝘯, 𝘦𝘶𝘳𝘦 𝘫𝘦𝘯𝘦𝘩
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