KAPITEL 11

„Louis!?"

„Was?", rief er zurück, als seine Mutter von unten rief. Er war gerade mitten in einer Episode und hatte so gar keine Lust, aufzustehen. Doch seine Mutter antwortete nicht und so quälte er sich aus dem Bett. Er hasste es wenn seine Eltern nach ihm riefen und er nach unten gehen musste, weil sie nicht antworteten. „Was ist denn?", sagte er und versuchte, nicht allzu genervt zu klingen.

„Was ist das für ein Fleck?", wollte seine Mutter wissen und deutete dabei um einen bräunlichen Fleck auf dem weißen Ledersofa.

Shit.

Es war der Fleck von Nialls Bier, das er versehentlich verschüttet hatte.

„Äh ... Ich habe Champagner getrunken und aus Versehen etwas davon verschüttet."

„Du hättest doch einfach die Putzfrau darum bitten können das wegzumachen."

„Tut mir leid."

„Schon gut."

„War es schön in New York?", fragte er, um das Thema so schnell wie möglich zu ändern.

Seine Mutter nickte. Es war verrückt; sie war noch nicht einmal richtig zu Hause und schon hatte sie etwas gefunden, worüber sie sich aufregen konnte. „Übrigens hat Eleanor angerufen und uns gefragt wie es uns ergeht. Sie war überrascht, dass du nicht dabei warst."

„Was– Was hat sie gesagt?", fragte Louis, Panik kroch seinen Hals nach oben.

„Ich habe ihr erzählt du wärst daheim geblieben. War sie nicht zu Liams Party eingeladen?"

„Äh, die Party– die Party hat gar nicht stattgefunden, Liam musste sie absagen. Ich war– Zuhause."

„Oh, okay. Hast du wenigstens deine Hausaufgaben erledigt?"

Louis nickte hastig, froh darüber, dass seine Mutter nicht allzu viele Fragen stellte. Höchstwahrscheinlich wäre er irgendwann in Panik geraten und alle seine geheimem Machenschaften wären ans Licht gekommen.

Den restlichen Tag verbrachte Louis in seinem Zimmer, schaute Netflix und las ein Buch. Gegen Nachmittag wurde es ihm langweilig und er bekam das Verlangen danach, raus zu gehen und Spaß zu haben. Das einzige Problem waren seine Eltern, denn die würden ihn auf keinen Fall gehen lassen und außerdem hatte er niemanden, mit dem er abhängen konnte. Irgendwann rief er Liam an.

Hi Louis." Liam am anderen Ende klang recht nervös.

„Hey! Hast du heute Abend Zeit? Du könntest vorbeikommen oder–"

Ich, äh, ich habe ein Date mit Zayn."

Ungläubig klappte Louis' Kinnlade auf. „Du– Was? Wo? Was?" Seine Stimme wanderte etliche Oktaven nach oben.

Er hat mich gestern gefragt", gestand Liam verlegen.

„Wohin geht ihr?"

In ein italienisches Restaurant. Da soll es gutes Essen geben."

„Und– Okay? Wow. Also seid ihr jetzt zusammen zusammen?", fragte Louis. Diese Information wollte gar nicht recht in seinen Kopf gehen.

Ich glaube schon", meinte Liam.

„Oh. Naja ... Sorry. Viel Glück. Und viel Spaß." Er wartete noch nicht einmal auf Liams Antwort, sondern legte sofort auf und ließ sich rücklings auf sein Bett fallen. Ihm war noch nie zuvor in seinem Leben so langweilig. Am liebsten hätte er vor Verzweiflung geheult.

* * *

Harry leckte sich über die Lippen, während er Zayn dabei zusah, wie er einen Joint für rollte. Es war der zweite Januar, sie saßen zusammen in Harrys Wohnzimmer und waren dabei, ihren ersten Joint des Jahren zu rauchen.

„Wo ist meiner?", sagte er, als Zayn den Joint an seine Lippen führte und ihn anzündete.

„Wir teilen den. Ich habe heute ein Date und will nicht absolut high da auftauchen", erklärte der Dunkelhaarige.

„Du was? Du hast ein Date? Mit Liam?" Harry verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Spucke. Zayn nickte, zog einmal an dem Joint und reichte ihn dann an Harry weiter, der ihn noch immer entgeistert anstarrte. „Wann hast du– Warum?"

„Ich mag ihn, keine Ahnung."

„Aber was magst du an ihm? Ich meine, ich würde ihn ficken und alles, aber wenn du ihn datest, dann muss er ja etwas an sich haben."

„Er ist schlau und eigentlich ganz lustig", gestand Zayn.

„Er wirkt aber nicht lustig. Er kommt rüber wie jemand, der einen Stock ganz tief in seinem Arsch stecken hat und die ganze Zeit die Stimmung killt."

„Wenn diese Beschreibung zu einem passt, dann ist das Louis und nicht Liam", giftete Zayn ihn an.

„Aber ich date Louis ja nicht."

„Lass mich in Ruhe, okay? Ich mag Liam." Zayn wandte sich von ihm ab.

„Hast du ihn schon gefickt?"

„Nein?" Zayn schüttelte den Kopf. „Hast du Louis schon gefickt?"

„Nein. Aber wir haben und gegenseitig einen Blowjob gegeben und das ist zumindest ein Anfang."

„Ha, viel Glück dabei, ihn dazu zu bringen, sich auf deinen Schwanz zu setzen. Bevor du ihn nicht heiratest, macht er gar nichts." Zayn grinste.

„Wollen wir wetten?"

Zayn starrte ihn an. „Du willst wetten, dass du Louis vor Ende diesen Schuljahres flachlegen wirst?"

„Eigentlich ... Nein. Ich muss dir gar nichts beweisen", entschied Harry.

„Habe ich auch nie gesagt." Zayn zuckte mit den Schultern. Er nahm Harry den Joint wieder ab.

Harry mochte diesen Zayn nicht wirklich; er war so ernst und so verliebt. „Also gehen wir heute Nacht nicht Graffiti zeichnen."

„Ach, scheiße, Mann, hab ich vergessen. Morgen, okay?"

Harry verzog das Gesicht. Es war zu einer Tradition geworden, in der ersten Freitagnacht des neuen Jahres die Wände des Rathauses mit Graffiti zu besprühen. Sie machten das seit drei Jahren, seit Harry nach Doncaster gezogen war. Natürlich war es albern, aber sie hatten ja sonst nichts zu tun, außer Sex mit einander zu haben und gemeinsam high zu werden.

Doch nun hatte Zayn etwas besseres zu tun. Harry gefiel das absolut nicht. „Also, wann musst du los?"

Zayn warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. „In zehn Minuten."

„Holst du ihn ab?"

„Nein, ich treffe ihn da, damit seine Eltern nichts mitbekommen." Zayn sah ihn an.

„Und du bezahlst ernsthaft das Essen?"

„Ja."

Harry konnte nur den Kopf darüber schütteln. Er holte sich den Joint zurück und zog einmal kräftig daran. „Also heißt das auch, dass wir nicht mehr ficken?", sagte er, als Zayn sich bereit machte zum Gehen.

„Jep. Aber du hast ja jetzt Louis ... Oder deine rechte Hand. Wir sehen uns." Zayn klopfte ihm mit der Hand auf die Schulter. Harry wollte ihm in diesem Moment einfach nur seine Faust in sein hübsches Gesicht rammen, doch stattdessen knallte er die Tür zu und verzog sich beleidigt in sein Zimmer.

Eine Stunde später kam seine Mutter nach Hause und verkündete, mit Nialls Mutter ausgehen zu wollen. Harry verdrehte nur die Augen und meinte, er würde ebenfalls ausgehen und sie solle nicht auf ihn warten wenn er noch nicht daheim war wenn sie zurückkommen würde.

Wenn Zayn schon nicht mit ihm kommen wollte, um das Rathaus zu demolieren, dann würde er es eben allein tun. Mit einem Seufzen kramte er die beiden Graffitidosen aus seinem Kleiderschrank. Während er darauf wartete, dass seine Mutter das Haus verließ, kam ihm plötzlich eine Idee und er öffnete grinsend den Chat mit Louis auf seinem Handy.

hast du lust, heute nacht etwas zu unternehmen?

Er grinste, als beinahe sofort eine Antwort eintraf.

Was lässt dich in dem Glauben ich hätte nichts besseres zu tun???

die tatsache, dass du in weniger als 1 sekunde zurückgeschrieben hast

Er stellte sich vor, wie Louis die Augen verdrehte, während er seine Nachricht las.

Wo?

Er lächelte.

im park vor dem rathaus. um 11

11??? Warum so spät?

oh tut mir leid, klein louis muss dann bestimmt schon längst im bett sein :(((((((((

Halt die Klappe.

Es entstand eine kleine Pause, dann traf noch eine Nachricht ein.

Ich werde da sein

zieh was dunkles an

Sag mir nicht was ich tun soll.

Harry legte sein Handy beiseite und ließ sich zurück auf sein Bett fallen. Mittlerweile begann die Haut unter seinen Armbändern ziemlich eklig zu jucken und er kratzte sich nachdenklich, während er überlegte, ob er vor seinem Aufbruch nicht lieber noch ein Nickerchen machen sollte.

Als sein Telefon klingelte, drehte er sich stöhnend auf den Rücken, bevor er abnahm. „Ja?"

„Ich bin unterwegs! Bist du schon da?"

Verwirrt starrte er den Bildschirm seines Handys an, dann erkannte er die weibliche Stimme am anderen Ende und räusperte sich. „Ja, sicher. Bin in zehn Minuten da."

* * *

Louis legte auf und seufzte. Es war nicht einfach gewesen, sich raus zu schleichen, doch sobald seine Eltern sich um halb elf bettfertig gemacht hatten, hatte er angefangen, sich ebenfalls umzuziehen. Er trug schwarze Skinny Jeans, ein schwarzes Poloshirt und schwarze Converse. Ihm war noch immer nicht ganz klar, warum er überhaupt schwarz tragen sollte, aber er tat es trotzdem, denn das ganze Wochenende in seinem Zimmer zu verbringen war absolut keine Option.

Während er sich aus dem Haus schlich, versuchte er so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Er benutzte sogar die Hintertür, nur um ganz sicher zu sein, dass niemand ihn sah. Den Weg zum Rathaus kannte er gut; es war nur ein kurzes Stück durch den Park und dann noch zwei Querstraßen. Er fragte sich, was Harry vor hatte und ob es eine gute Entscheidung gewesen war, mitzukommen.

Der Ältere war bereits dort als er ankam. Er saß auf der Bank beim Brunnen, ganz in Schwarz und mit einer Beanie, die sein Haar verdeckte.

„Was hast du da?", wollte Louis wissen, als er sah, dass Harry etwas unter seiner Jacke versteckte. Ihm entgleisten die Gesichtszüge, als der Andere zwei Graffitidosen zutage förderte. „Du– Du willst nicht schon wieder sowas Illegales machen, oder? Warum ziehst du mich da mit rein?" Er sah sich hektisch um, doch alles lag still und verlassen da.

Harry zuckte mit den Schultern.

„Das ist illegal!", wiederholte Louis.

„Nichts ist illegal solange du nicht erwischt wirst", meinte Harry.

„Ich werde dir hierbei nicht helfen", erklärte Louis und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

„Ich habe nie gesagt, dass du mir helfen sollst", meinte Harry bloß.

„Warum bin ich dann hier?"

„Um mir Gesellschaft zu leisten und hübsch auszusehen, okay?"

Louis wurde rot bei Harrys Worten. Er schämte sich dafür, dass Harry ständig eine solche Wirkung auf ihn hatte und wie schnell es ihm gelang, seine Stimmung zu ändern, denn keine zwei Minuten später folgte er dem Größeren über die Straße zum Rathaus, vor dessen Wand Harry die Sprühdosen öffnete und zu schütteln begann.

„Was willst du– Oh." Louis verstummte wieder, als er sah, wie Harry ein großes F und dann ein großes U an die Wand sprühte. Er wusste genau, was später dort stehen sollte. Also übernahm er die Wache und sah sich ständig um, um die Umgebung im Auge zu behalten. „Warum machst du das überhaupt? Ist dir so langweilig?", fragte er.

Harry wandte sich zu ihm um. „Naja, der Typ den ich ficke hat einen Freund gefunden und ich habe nichts Besseres zu tun", erklärte er.

Louis verzog das Gesicht und verschränkte erneut die Arme vor der Brust.

Bin ich etwa nicht genug?

„Warum schmollst du jetzt so?" Harry warf ihm einen kurzen Blick zu, dann widmete er sich wieder seinem Kunstwerk.

„Ich schmolle nicht."

Harry schüttelte den Kopf und setzte an etwas zu sagen, doch sie wurden von einer lauten Stimme unterbrochen, die über den Platz hallte.

„Hey! Stehen bleiben und Hände nach oben!", rief jemand.

„Scheiße", fluchte Harry und Louis' Herz begann mit einem Mal, wie wild zu klopfen, als er von einem hellen Licht geblendet wurde. Zwei Polizeimänner standen in einiger Entfernung und leuchteten ihnen mit ihren Taschenlampen ins Gesicht. „Lauf!", schrie Harry ihn an und ließ die Sprühdosen fallen. Er packte Louis' Hand und riss ihn mit sich.

Die Polizisten brüllten sie an, stehen zu bleiben, doch sie rannten immer weiter. Während sie gemeinsam die Straße hinunter rannten, schlich sich ein Lächeln auf Louis' Lippen. Das hier war das wohl berauschendste Erlebnis überhaupt.

Es war beängstigend, wie lebendig er sich plötzlich fühlte. Ob es nun beängstigend war, weil er sich so unbesiegbar fühlte oder weil das alles nur wegen Harry war, dessen war er sich nicht sicher.

Ein erschrockenes Keuchen entwich seinen Lungen, als Harry ihn plötzlich packte und eine kleine Seitengasse zwischen einem Lebensmittelgeschäft und einem Wohnhaus zog. „Was–"

„Klappe." Harry hielt ihm den Mund zu und zog ihn hinter einen Müllcontainer, wo er ihn gegen die Wand presste.

Die Polizisten hielten für einen Moment inne und leuchteten mit ihren Taschenlampen in die Gasse, dann rannten sie weiter. Louis' Herz klopfte so laut und schnell, dass er sich sicher war, dass Harry es hören konnte. Das Adrenalin schoss durch seine Venen und er fühlte sich absolut gut. Er war wie betrunken von dem Gefühl der Freiheit, das er mit Harry verlebte.

„Was?", fragte Harry, als er sein albernes Lächeln sah.

„Nichts", sagte Louis atemlos, schlang seine Arme um Harry Nacken und zog ihn wieder an sich um ihn zu küssen.

Harry atmete erschrocken ein, doch dann erwiderte er den Kuss und öffnete Louis' Lippen mit seiner Zunge. Ein Stöhnen entwich aus Louis' Kehle, als der Größere seine Finger in seine Schenkel grub, um seinen Körper näher an den seinen zu ziehen.

Harrys rechte Hand wanderte in sein Haar und zog seinen Kopf zurück, sodass er seinen Hals attackieren konnte. Der Kleinere schloss die Augen, während Harry an der Haut seines Halses saugte und leckte.

„Machst– Machst du etwa einen Knutschfleck?" Louis' Atem ging heftig und schwer. Als eine Antwort hielt Harry ihn nur fester. Als er sich mit einem kleinen Pop von Louis' Haut löste, öffnete der die Augen und sah ihn an. Ganz langsam wanderte seine Hand hinab zu seiner Hose, wo er begann, Louis' Gürtel zu lösen. Anstatt sich jedoch zu wehren, lehnte sich der Kleinere in die Berührung und klammerte sich fester an sein Gegenüber. 

„Du bist schon wieder hart für mich", murmelte er.

„Halt die Klappe." Louis verpasste ihm einen Klaps auf die Brust und entlockte dem anderen ein sanftes Lachen, während er damit begann, seine Hand in Louis' Hose zu bewegen.

„Warte– Warte, nicht hier." Harry nahm zögernd seine Hand weg und lehnte sich für einen weiteren Kuss nach vorn. „Wie weit ist es bis zu dir?", sagte Louis.

„Drei Blocks. Drei Minuten", meinte Harry, während Louis sich wieder fasste.

„Können wir dahin?"

„Willst du das denn?" Harry schien verwundert über seine Aussage.

„Ja. Ist deine– Ist deine Mum da? Oder dein Dad?"

„Ich habe keinen Dad und meine Mum ist nicht da", erklärte Harry und löste sich von ihm.

Für einen Moment überlegte Louis ob er ihn fragen sollte, was mit seinem Vater war, doch dann verwarf er den Gedanken und legte den Kopf schief. „Also gehen wir jetzt oder nicht?"

„Wird da etwa jemand ungeduldig?" Harry schob seine Hände in die Hosentaschen und machte einen Schritt zurück. Er nickte mit dem Kopf gen Ende der Straße als ein Zeichen dafür, dass Louis ihm folgen sollte.

„Kannst du dich nicht einmal wie ein normaler Mensch benehmen und nicht wie ein Arschloch?", zischte Louis, während er Harry folgte.

„Oh, hast du einen neuen Ausdruck gelernt?" Harry grinste frech, doch der Kleinere verdrehte nur die Augen.

Sie gingen schweigend nebeneinander her, so lange, bis Harry in seinen Taschen nach etwas zu suchen begann und schließlich eine Packung Marlboro zutage förderte. „Echt jetzt?", empörte sich Louis sofort.

„Hast du ein Problem damit, Prinzessin?"

„Hör auf mich so zu nennen."

Harry steckte sich kopfschüttelnd eine Zigarette an und schob die Packung zurück in seine Hosentasche. Louis beobachtete ihn dabei, dann fragte er: „Warum rauchst du überhaupt? Willst du cool sein?"

„Nein. Leute, die deswegen rauchen sind dumm."

„Aber warum tust du es dann?"

„Weil es mich beruhigt", erklärte Harry.

„Aber es bringt dich um."

„Genau das ist der Punkt."

Verwirrt sah Louis zu ihm auf. Er fragte sich, wie Harry so etwas sagen konnte.

„Willst du's ausprobieren?"

„Was? Auf keinen Fall!" Louis schüttelte wie wild den Kopf.

„Du wirst nicht sterben, das weißt du, oder?" Harry blieb stehen. Im ersten Moment sah Louis sich verwirrt um, dann erkannte er, dass sie angekommen waren. „Ich muss das noch beenden."

Louis stützte eine Hand in die Seite und beobachtete ihn dabei. Irgendwie faszinierte es ihn, wie entspannt Harry aussah, wenn er den Rauch auspustete. „Okay, gib mir einen Zug", platzte es aus ihm heraus. Harry lächelte und reichte ihm die Zigarette. „Also, ich– ich tue die einfach zwischen meine Lippen und dann–"

„Das hast du doch schon mal getan, oder?" Louis ignorierte den Einwurf gekonnt und zog nur fragend eine Augenbraue nach oben. „Ja, atme den Rauch ein und versuch, bis in deine Lunge einzuatmen. Dann kannst du durch die Nase ausatmen, um zu sehen ob es funktioniert hat."

Louis tat wie ihm geheißen und verschluckte sich prompt, als er die Zigarette wieder zurück gab. „Das mache ich nie wieder."

Harry lachte und rauchte zu Ende. Er ließ den Stummel auf den Boden fallen und trat ihn mit der Schuhspitze aus. „Du siehst aus wie ein kleiner Welpe, der sich verlaufen hat", sagte er und packte Louis am Kragen, um ihn an sich zu ziehen und zu küssen.

Louis löste sich aus dem Kuss, bevor er zu hitzig werden konnte, und wandte sich zur Haustür. „Es ist kalt", meinte er und wartete darauf, dass Harry aufschloss. „Also deine Mum ... ist nicht da?", sagte er, sobald sie eingetreten waren und Harry die Tür wieder verschloss.

„Beruhig dich, sie wird uns nicht stören wenn sie wieder kommt. Sie ist mit Nialls Mum aus, also kommt sie erst spät wieder."

„Nialls Mum?"

Harry nickte und ließ seine Schlüssel in den kleinen Korb auf dem Schrank bei der Tür fallen, dann zog er seine Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. „Willst du was trinken?", fragte er.

„Äh ... was hast du denn da?", sagte Louis, verwundert über die plötzliche Höflichkeit.

„Wasser aus dem Abfluss oder der Toilette, deine Entscheidung."

Für eine Sekunde lang nahm Louis seine Worte tatsächlich ernst, dann sah er den Blick in seinem Gesicht. „Ich hätte gern einen Tee."

„Tee", wiederholte Harry. Louis nickte.

„Zwei Stücke Zucker und-"

„Ich bin kein Starbucks."

Louis seufzte. „Dann nehme ich Wasser."

„Das habe ich da."

„Aber keins vom Wasserhahn!"

„Aber sicher." Harry holte ein Glas aus dem Schrank und schenkte Wasser ein, bevor er es an Louis weiterreichte. Dann drehte er sich erneut um, und schenkte sich Tequila in ein kleineres Glas.

„Was machst du da? Trinkst du jetzt echt Alkohol?"

„Oh, du hast endlich deine Augen aufgemacht? Super!"

Louis stellte sein Glas zurück auf den Tresen und tat so, als würde er das Interieur des Raumes sehr viel interessanter finden als Harry. „Also, gibst du mir jetzt einen Blowjob oder nicht?", sagt Harry schließlich.

Prompt verschluckte Louis sich an seiner eigenen Spucke. „Entschuldigung? Ich bin doch kein Sklave, den du herumschubsen kannst und auch kein-" Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Harry schubste ihn rückwärts gegen die Küchenzeile und presste seine Lippen grob auf Louis'.

„Du musst lernen, endlich mal deine verdammte Klappe zu halten", sprach er gegen Louis' Lippen, als er sich wieder von ihm löste. „Eines Tages wird dir deine große Klappe sonst noch zum Verhängnis werden." Louis schluckte, während Harry einen Kuss auf seinen Hals drückte, bevor er nach seinen Schenkeln griff und ihn hochhob. Louis schlang seine Arme um Harrys Nacken, um nicht hintenüber zu kippen.

„Trägst du mich etwa nach oben?"

„Ich weiß doch, dass dir das gefällt." Louis' Antwort bestand aus einem Kuss auf seinen Hals. „Zieh dich aus", befahl Harry, sobald er Louis unsanft auf das Bett hatte fallen lassen. Es kostete den Kleineren alles, um ihm nicht in der nächsten Sekunde seine Meinung zu geigen.

„Was wenn ich nicht will?" Er legte provokant den Kopf schief, während Harry die kleine Lampe auf dem Schreibtisch anknipste.

„Dann mach ich's eben selbst." Harry ging vor dem Bett auf die Knie und löste Louis' Gürtel zum zweiten Mal an diesem Abend. „Fuck, deineJeans sind so eng", maulte er, als das Kleidungsstück endlich zu Boden fiel.

„Das sagst gerade du", gab Louis schnippisch zurück.

„Zieh dein Oberteil aus." Louis befolgte diese Anweisung und schälte sich aus seiner Jacke, dann schlüpfte er aus dem T-Shirt und verbarg seinen Bauch mit den Händen als er sich zurücklehnte.

„Hey, mach das nicht, klar?" Harry schubste seine Finger beiseite und Louis nickte errötend, bevor er auf Harrys Befehl hin die Hüften hob, damit seine schmerzende Erektion endlich befreit werden konnte.

„Wieso bist du immer noch angezogen?", murmelte er. Harry löste sich rasch von ihm, stand auf und zog sich ebenfalls aus.

„Dreh dich auf den Bauch", befahl er.

„Du wirst nicht- wir haben jetzt aber keinen Sex, oder?", sagte Louis mit zitternder Stimme.

„Nein. Und jetzt dreh dich um und knie dich hin."

„O-okay", stotterte Louis, drehte sich um und ging vor Harry, der sich mit einem Bein vom Bett abstützte, auf die Knie, bevor er nach dem Gummiband von seiner Boxershorts griff und seinen harten Penis endlich von dem lästigen Stück Stoff befreite. Harry griff in Louis' Haar und zog ihn näher an sich, drängte ihn dazu, seinen Schwanz in den Mund zu nehmen.

Als Louis' Lippen sich endlich um seine Spitze schlossen, knurrte er leise. Louis legte die Finger um seine Länge, während er seine freie Hand in seinem Schoß behielt. Wie er da so unglaublich unschuldig vor Harry kniete, war beinahe schon zu viel für den Älteren; es machte ihn unglaublich an. „Genau so, Baby, genau so. Du bist so gut", lobte er, weil er genau wusste, dass es Louis gefiel, gesagt zu bekommen, gut in etwas zu sein. „So gut für mich ..." Er strich mit den Fingern über Louis' Hals, über den gigantischen lila Knutschfleck, den er dort hinterlassen hatte. Er wollte noch einmal hinein beißen, er wollte Louis' ganzen Körper beißen, sein Alles, wollte Louis' Haut ebenso wie seine bemalen, nur nicht mit Tattoos, sondern mit seinen eigenen Zeichen.

Louis sah auf und suchte Harrys Blick, erinnerte sich daran, dass Harry es mochte, Augenkontakt zu haben. Er versuchte, alles so zu machen, wie Harry es wollte; seine Spitze liebkosen, mit seinen Hoden spielen und über die ganze Länge lecken. Die Art und Weise wie die Vene entlang seines Penisses zu pulsieren begann, sagte ihm, dass es irgendwie funktionierte.

„Ich komme gleich. Mach's dir selbst."

Louis legte seine freie Hand an sich selbst und begann langsam, sie auf und ab zu bewegen.

„Scheiße, du bist so gut, Louis. Alle denken immer du wärst ein Heiliger, aber das bist du absolut nicht, oder Baby? Du bist eine verdammte Schlampe für meinen Schwanz", sagte Harry mit tiefer Stimme, als Louis' Wangen sich nach innen wölbten. Seine Augen waren ein bisschen feucht, weil er Harry vielleicht zu tief genommen hatte, aber das machte nichts. Es gefiel ihm, Harry glücklich zu machen, was ihn eigentlich hätte stutzig machen sollen, weil er es überhaupt nicht mochte, anderen Leuten zu helfen wenn er dafür nichts bekam. Doch wenn er in dieser Hinsicht darüber nachdachte, dann bekam er schon irgendwie etwas zurück. Er war kurz davor zu kommen. „Du bist so rot, du willst auch kommen, hm?" Harry strich mit den Fingern durch Louis' Haar. Louis nickte, löste sich von ihm und legte nun an ihnen beiden Hand an. „Du bist so gut, Baby, so gut."

Louis blickte auf und lächelte zaghaft. „Kann ich- kannst du, äh, in meinen Mund?"

„Sicher?"

Louis nickte, öffnete seinen Mund und streckte die Zunge heraus. Harry kam sofort und sah ihm dabei zu, wie er alles schluckte.

„Du musst mehr Obst essen", sagte Louis nüchtern. Harry schüttelte grinsend den Kopf und beugte sich nach vorn, um Louis' Hals noch einen Knutschfleck zu verpassen. Der Jüngere kam auf der Stelle über seinen Bauch und seine Brust, ein sanftes Stöhnen auf den Lippen.

„Gut gemacht, Baby", sagte Harry und schubste ihn zurück, damit er sein Sperma abwischen konnte.

„Kann ich duschen?"

„Äh, klar."

Louis duschte zuerst, dann Harry, und Louis gab sogar zu, dass er nicht erwartet hatte, sauberes Wasser aus der Leitung kommen zu sehen. „Wir sind keine Höhlenmenschen, nur weil wir keinen sauteuren Champagner trinken und Hausmädchen unser Haus putzen, weißt du", erklärte Harry, als er in ein frisches weißes T-Shirt schlüpfte.

„Ich sollte gehen", meinte Louis, doch es klang mehr nach einer Frage als nach einer Entscheidung.

„Du kannst heute Nacht auch hier schlafen."

„Ich- ich gehe morgen früh und tue so als hätte ich einen Spaziergang gemacht." Er schien zerrissen, doch Harry zuckte lediglich mit den Schultern und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Hast du einen ... sauberen Pyjama, den ich ausleihen kann?"

„Hab ich echt", sagte Harry fassungslos und erhob sich von seinem Stuhl, um zum Schrank zu gehen. Er überreichte Louis ein Paar Jogginghosen und ein T-Shirt.

„Das soll ein Schlafanzug sein? Es passt nicht einmal zusammen."

„Dein Ernst?" Harry sah ihn mit schief gelegtem Kopf an, doch Louis griff lediglich nach den Kleidungsstücken und ging ins Bad um sich umzuziehen.

Als er wiederkam, lag Harry bereits im Bett und hatte das Licht ausgemacht. Weil die Vorhänge vor dem Fenster jedoch nicht geschlossen waren, drang das Licht von der Straße herein. „Und wo soll ich schlafen?", fragte Louis, doch Harry deutete lediglich auf den Platz zwischen sich und der Wand.

„Du schläfst doch immer links, oder?", fragte er.

„Äh ... ja." Er stieg über Harry hinweg. Die Matratze war bei Weitem nicht so bequem wie seine eigene, aber sie ging in Ordnung.

„Kann dein überaus anspruchsvoller Arsch auf meiner Bauernmatratze ruhen bleiben?", sagte Harry, wobei er Louis noch nicht einmal ansah, sondern den Blick auf das Display seines Handys gerichtet hielt.

„Kann er, danke der Nachfrage", pampte Louis zurück. „Was ist eigentlich so interessant an dem blöden Teil?"

„Nur weil es keine fünfhundert Mäuse gekostet hat, heißt das nicht, dass es blöd ist, ja?"

„Ich hab noch ein iPhone, wenn du es willst", sagte Louis.

Harry sah ihn an. „Du bist heute aber gönnerhaft."

„Bin ich."

Harry legte sein Handy neben das Bett und zog die Decke über seine Brust.

„Also, was meinst du damit, dass du keinen Dad hast?", sagte Louis in die Dunkelheit.

„Du brauchst echt mal einen Filter zwischen Gehirn und Klappe", antwortete Harry.

Louis drehte sich auf die Seite um ihn anzusehen. „Erzähl's mir."

„Warum willst du das überhaupt wissen?"

Louis zuckte mit den Schultern und stützte den Kopf in die Hand um Harry besser zu sehen. „Weil ich neugierig bin."

„Du willst es wissen, damit du mir sagen kannst, dass dein Leben besser ist als meins, oder?"

„Muss ich nicht, das weiß ich auch so."

Harry verdrehte die Augen und schüttelten den Kopf (er tat das wirklich oft). „Ich erzähl's dir, aber ich brauche kein Mitleid oder irgendwas, klar? Das alles juckt mich nicht mehr. Und das ist keine Heulstory, verstanden?"

„O-okay."

„Als ich ungefähr sieben war, hat mein Dad seinen Job in Holmes Chapel verloren. Er hat versucht darüber hinweg zu kommen, indem er unser ganzes Geld für Alkohol ausgegeben hat. Dauernd ist er abends betrunken nach Hause gekommen, hat uns angeschrien und mit Zeug um sich geschmissen. Ich bin älter geworden, hab ihn dauernd so gesehen und angefangen mitzumachen. Ich wurde gewalttätig und hab mich inder Schule geprügelt, wofür ich zweimal verwiesen wurde. Dann hat sich meine Mutter endlich scheiden lassen, damals waren wir kurz davor, auf der Straße zu landen. Wir sind weg von Dad und unserem alten Haus. Gemma – meine Schwester – war damals schon an der Uni, also hat es sie nicht sonderlich gejuckt, was damals abging. Wir sind hierher gezogen, weil meine Mutter ein Jobangebot bekommen hat. Ich hab mein letztes Jahr an der Schule verhauen, also wiederhole ich es jetzt nochmal."

Louis wusste im ersten Moment nicht recht, was er dazu sagen sollte. Nur, dass er wissen wollte, wie es dazu kam, dass er so viele Tattoos hatte.

„Ich wollte erst nicht herkommen, also habe ich die Tattoos als einen Weg der Rebellion gewählt. Dann habe ich angefangen sie zu mögen und mir mehr davon machen lassen."

„Das ist dumm."

„Du bist dumm."

Louis schnaubte.

„Du scheinst enttäuscht", bemerkte Harry.

„Nein. Ich dachte nur die Story wäre ein bisschen interessanter. Mehr so, du wurdest als Kind misshandelt oder deine Mutter hatte eine Affäre, die schief gelaufen ist."

„Ist das dein Ernst? So was passiert nur in Filmen. Du solltest echt langsam mal in der Realität ankommen."

„Nicht schon wieder", flehte Louis, während er Harry dabei zusah, wie er eines seiner Armbänder nach dem anderen von seinem Handgelenk löste. „Warum trägst du eigentlich immer so viele von denen? Sind die nicht total nervig und kratzig?"

„Ich mag sie. Ich beschwere mich doch auch nicht, dass du dauernd hundert Dollar teure Shirts trägst."

„Hey, das ist etwas ganz anderes!"

„Ich kann deine Knutschflecken sehen", wechselte Harry das Thema.

„Was?" Louis runzelte die Stirn.

„Sie sind so dunkel, dass ich sie sehen kann."

„Oh mein Gott! Was, wenn meine Eltern sie sehen können?"

„Dann ziehst du morgen lieber einen Schal an."

„Was, aber- mach das Licht an!"

„Warum?"

„Ich will sie sehen."

„Dann geh ins Bad."

„Ugh. Ich hasse dich", grummelte Louis, stand auf und ging ins Bad, um sich die beiden gigantischen lila Flecken an seinem Hals anzusehen. Sie sahen brutal aus und waren zur selben Zeit so faszinierend, dass er sich fragte, wie es wohl war, einen zu machen. „Ist das schwer?"

„Was?"

„Einen ... Knutschfleck machen."

„Nope."

„Kann ich dir einen machen?"

„Warum?"

„Ich will."

„Musst du immer der Beste in allem sein?", wollte Harry wissen, als Louis die Tür zu seinem Schlafzimmer hinter sich schloss und zurück ins Bett kam.

„Ja."

„Gut, ich zeig's dir."

„Also ... an deinem Hals, oder?"

„Egal wo. Fang einfach mit dem Hals an." Louis setzte sich auf seinen Schoß. „Beiß erst rein, dann fang an zu saugen und zu lecken." Louis nickte und legte seine Hände auf Harrys Brust, gleich unter seinen Schlüsselbeinen. Dann legte er die Lippen an seinen Hals. „Jetzt ... drüber lecken", wies Harry ihn an. Seine Stimme klang ein wenig zittrig, denn die Art und Weise wie Louis ihn küsste, fühlte sich verdammt gut an. „Mach weiter so. Du lernst schnell." Harry legte die Hände auf Louis' Rücken und kroch mit den Fingern unter den Saum seiner Jogginghose, um ihn an den Hintern zu fassen. Er unterdrückte ein schmerzhaftes Geräusch, als seine frischen Schnitte über den rauen Stoff der Hose schrammten. „Okay, das reicht. Du willst doch nicht, dass ich verblute, oder?"

Louis löste sich von ihm und beleuchtete Harrys Hals mit seinem Handy. Er schnappte nach Luft, als er den gigantischen roten Fleck sah, der anden Rändern bereits dunkel wurde. Er war ein bisschen stolz auf sich selbst und musste dem Drang widerstehen, das mit Harrys ganzem Körper zu tun. Er rollte sich von ihm herunter und zog die Decke wiederüber sich, weil seine Füße langsam kalt wurden.

„Bist du jetzt stolz auf dich selbst?", sagte Harry und sah ihn an.

„Ich versuche zu schlafen." Louis ignorierte den schnippischen Unterton in Harrys Stimme und schloss die Augen.

„Alles klar. Gute Nacht."

„Gute Nacht." Louis wandte Harry seinen Rücken zu.

Unten wurde die Haustür leise geschlossen, was bedeutete, dass Harrys Mutter zurück war, doch er schlief ein, noch bevor er sie die Treppe nach oben kommen hörte.

* * *

Als Louis am nächsten Morgen aufwachte, schlief Harry noch neben ihm. Er stand trotzdem auf, ging ins Bad und putzte sich die Zähne mit denFingern. Dann zog er sich an und ging sicher, dass er den Reißverschluss bis ganz nach oben zuzog, damit man die Flecken an seinem Hals nicht sehen konnte. Er öffnete eben die Tür und wollte das Badezimmer verlassen, als er die braunhaarige Frau bemerkte, die ihn erschrocken anstarrte. Sie stand am Treppenabgang, wahrscheinlich wollte sie gerade nach unten gehen.

„Äh- guten Morgen. Ich bin, äh, Louis?"

Sie nickte und lächelte ihn dann freundlich an. „Ich bin Anne, Harrys Mutter." Sie war ungefähr so groß wie Louis, hatte dunkelbraunes Haar und Augen, die genau so grün waren wie Harrys. „Möchtest du etwas zum Frühstück?"

„Äh, nein, danke. Ich wollte ... ich wollte sowieso gleich gehen." Das alles war irgendwie äußerst seltsam für sie beide, doch zum Glück beschloss Anne, dass es besser wäre, nach unten zu gehen. Louis dagegen ging zurück in Harrys Zimmer und schüttelte ihn so lange, bis er aufwachte. Währenddessen starrte er auf seinen Hals, noch immer im Unglauben, dass er das getan hatte.

„Was ist denn?"

„Ich habe gerade deine Mutter getroffen und muss jetzt ganz dringend los."

„Ugh, okay", brummte Harry und richtete sich auf.

Louis drehte sich um, während Harry sich streckte und gähnte, und checkte sein Handy. Er schenkte Anne ein kleines Lächeln, als er durch den Raum zur Haustür ging, die Harry für ihn öffnete und sich mit seiner Hand am Türrahmen abstützte.

„Harry?", kam es von drinnen.

„WAS?", sagte er und wandte den Kopf für einen Moment über die Schulter.

In diesem Moment sah Louis sie. Sie befanden sich direkt neben Harrys Gesicht; dünne rote Linien auf seinem Handgelenk, genau da, wo sonst seine Armbänder lagen. Eine plötzliche Welle der Traurigkeit rollte über den Jüngeren hinweg, als er daran dachte, dass Harry sich selbst wehtat. Absichtlich. Als der Ältere sich wieder zu ihm umdrehte, wandte er rasch den Blick ab und tat so, als hätte er nichts gesehen. „Äh ... bis irgendwann dann", meinte er und Harry nickte, bevor er die Tür hinter ihm schloss.

Da ist so viel Schmerz, weißt du. So viel."

Das Blut da auf dem Kissen kam nicht aus seiner Nase, oder?

Louis konnte sich kaum vorstellen, wie jemand sich so etwas selbst antun konnte. Vor allem nicht Harry, der dauernd so schlagfertig und selbstbewusst war.

Als er zu Hause ankam, saß seine ganze Familie am Esstisch versammelt. „Wo warst du?", war das Erste, womit er bombardiert wurde.

„Ich habe einen Spaziergang gemacht", erklärte er und hoffte, sie würden nicht allzu viele Fragen stellen.

„Nimm Sammy nächstes Mal mit. Er könnte ein bisschen frische Luft gut vertragen", meinte seine Mutter und Louis nickte, bevor er ins Bad ging und sich die Hände wusch.

Obwohl er noch einiges für die Schule zu tun hatte, verließen Harrys Schnitte kein einziges Mal seine Gedanken. Irgendwann begann er 'Anzeichen von Selbstverletzung' zu googeln und stellte fest, dass Harry jedes einzelne der gelisteten Symptome aufwies.

Also versprach Louis sich selbst etwas; er wollte Harry von nun an beobachten und herausfinden, warum er Dinge wie diese tat.

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