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᯽ ᒍᑌᑎᘜKOOK ᯽
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Hieß es nicht, dass Menschen in Extremsituationen übermenschliche Kräfte entwickeln konnten? Vielleicht war es Adrenalin, vielleicht pure Verzweiflung – in diesem Moment spürte ich nichts außer einer unbändigen Entschlossenheit. Mit einem entschlossenen Ruck riss ich die Bambustür des Käfigs auf. Der erste Wächter hatte keine Chance. In einem instinktiven, brutalen Moment griff ich zu und brach ihm das Genick. Der dumpfe Laut ließ mich nicht einmal zucken. Der zweite Wächter, der mich überrascht anstarrte, bekam meinen Fuß mit voller Wucht zwischen die Beine, sein Schmerzensschrei hallte durch das Dorf.
Doch ich zögerte keine Sekunde. Ich rannte. Ich rannte so schnell, wie meine Beine es zuließen, direkt auf Taehyung zu. Doch meine Flucht blieb nicht unbemerkt. Bevor ich ihn erreichen konnte, warfen sich vier Männer auf mich. Sie hielten mich fest, ihre Griffe wie eiserne Klammern an meinen Armen und Beinen. Ich kämpfte, trat, schrie. Ich war so nah gewesen, nur wenige Schritte von ihm entfernt.
"Jagiya!!" Mein verzweifelter Schrei durchbrach die dichte Luft. Ich sah das Blut, das aus seinem Bauch quoll, unaufhaltsam, unbarmherzig. Sein Kopf rollte leicht zur Seite, seine Augen blickten glasig umher, als ob der Schmerz ihn in eine andere Welt zerrte. Kein Laut kam von ihm, nur die flache, unregelmäßige Atmung, die mich in Panik versetzte.
Der Schlächter hob die Machete erneut. Mein Körper spannte sich an, und ein animalischer Schrei entfuhr mir, ein Schrei voller Angst, Schmerz und Wut, der das ganze Dorf zu durchdringen schien. Doch bevor die tödliche Klinge erneut zuschlagen konnte, ertönte ein scharfer Pfiff. Der Schlächter hielt inne, die Machete schwebte über Taehyungs Körper, während sein Blick sich plötzlich in meine Richtung wandte – oder vielmehr auf die Gestalt hinter mir.
Ich spürte, wie die Männer, die mich festhielten, ihre Griffe lockerten. Sie wirkten nervös. Langsam drehte ich meinen Kopf, und da war sie. Die Anführerin der Ureinwohner, ihre Augen wie schwarze Löcher, die jede Hoffnung zu verschlingen drohten. Sie bewegte sich mit erschreckender Ruhe, ging an mir vorbei, als wäre ich nicht mehr als ein Insekt. Ihre Aufmerksamkeit galt nur Taehyung.
Er lag da, leblos wirkend, seine Atmung kaum hörbar, das Blut färbte den Stein unter ihm dunkelrot. Ich zitterte, unfähig, mich zu bewegen, als sie leise Worte sprach, die ich nicht verstand. Ihre Stimme war ruhig, fast melodisch, doch für mich klang sie wie ein Todesurteil.
"Lasst mich los!" Ein roher Schrei kam aus meiner Kehle, und mit einer letzten verzweifelten Bewegung riss ich mich los. Die Männer waren zu abgelenkt, und ich nutzte den Moment. Ohne zu zögern stürzte ich zu Taehyung. Seine Augenlider waren schwer, seine Lippen blass. Ich kniete mich neben ihn, meine Hände suchten seine, die noch warm waren, aber kraftlos.
"Schatz, ich bin hier. Ich lass dich nicht allein, hörst du mich?" Meine Stimme zitterte, während ich sanft durch sein Haar strich. "Wir kommen hier raus, okay? Halte durch. Bitte."
Mit zittrigen Armen hob ich ihn vom Stein. Sein Körper fühlte sich so leicht an, viel zu leicht. Ich ignorierte das entsetzte Kreischen von Hyunbin, der aus dem Käfig gezerrt wurde, wahrscheinlich als Taehyungs Ersatz – er war mir egal. Alles, was zählte, war Taehyung. Schritt für Schritt trug ich ihn zurück zum Käfig, ohne auf die Blicke oder das Flüstern um uns herum zu achten.
Im Käfig angekommen, legte ich Taehyung so behutsam wie möglich auf den Boden. Sein Körper fühlte sich schlaff an, viel zu leicht, und sein Atem ging flach und stoßweise. Mein Herz hämmerte so laut, dass es meine eigenen Gedanken übertönte. Angst, Verzweiflung und Schuld bohrten sich wie scharfe Nadeln in meinen Geist. Ich zog hastig meinen Hoodie aus und dann das Shirt darunter, zerriss es mit zitternden Händen, um einen notdürftigen Druckverband zu basteln.
Mit etwas Wasser aus dem schmutzigen Trog begann ich, die klaffende Wunde an seinem Bauch zu säubern. Das Blut ließ sich nicht stoppen. Es floss weiter, als würde es jeden Tropfen aus seinem geschundenen Körper ziehen wollen. Taehyung zischte leise vor Schmerz, sein Kopf sank gegen meine Brust. Meine Arme zogen ihn instinktiv enger an mich, als könnte ich ihn allein durch meine Nähe vor dem Tod bewahren.
"Ich hätte dich schützen müssen... Es tut mir so leid, Jagiya..." Meine Stimme brach, als die Worte aus meinem Mund stolperten. Die Schuld fraß mich innerlich auf. "Bitte... bitte halte durch. Wir schaffen das. Du hörst? Wir kommen hier raus."
Für einen Moment schien Taehyung zu reagieren. Seine schwache Hand hob sich zitternd und drückte meine mit einer Kraft, die kaum spürbar, aber für mich von unermesslichem Wert war. Es war, als wollte er mir sagen: Ich bin noch hier. Doch seine Blässe nahm weiter zu, und ich wusste, die Zeit lief uns davon. Jeder Atemzug von ihm fühlte sich an wie eine tickende Uhr, die unaufhaltsam auf null zulief.
"J-Jungkookie..." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, brüchig, erschöpft. "K-kannst du das nochmal sagen?"
Verwirrt sah ich ihn an, während meine Hände hektisch den Stoff meines improvisierten Verbandes verknoteten, so fest, dass meine Finger zitterten. "Was genau?", fragte ich leise und beugte mich näher zu ihm, um seine Worte zu verstehen.
"S-sag es nochmal, wie du mich eben genannt hast." Seine Lippen zuckten schwach, und ein fast unsichtbares Lächeln stahl sich in sein schmerzverzerrtes Gesicht.
Mein Herz zog sich zusammen. Ich wusste genau, was er meinte. "Du meinst... Jagiya?"
Langsam nickte er, und trotz allem – trotz des Blutes, des Schmerzes, des Todes, der ihn wie ein Raubtier umkreiste – huschte ein winziges Lächeln über seine Lippen. Mein Herz brach und wurde im gleichen Moment neu zusammengesetzt. Jagiya. Ein Wort, das ich viel zu lange nicht mehr ausgesprochen hatte, ein Name, den ich früher so oft verwendet hatte, bevor ich mich von meinen Ängsten hatte beherrschen lassen. Dieses Wort gehörte uns. Es war ein Symbol für das, was wir hatten, und ich hatte es aus Feigheit verbannt.
Tränen liefen über meine Wangen, als ich ihn ansah. "Ich werde dich nie wieder anders nennen.", flüsterte ich. "Jagiya. Du bist alles für mich."
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. All die Jahre hatte ich ihn nicht so behandelt, wie er es verdient hatte. Taehyung war mehr als nur meine große Liebe – er war mein Ein und Alles, der Mensch, der mich verstand, ohne dass ich ein Wort sagen musste. Und ich hatte ihn als selbstverständlich angesehen, hatte zugelassen, dass meine Angst vor der Meinung anderer ihn verletzte. Doch jetzt war das anders. Ich schwor mir, dass, wenn wir hier lebend herauskamen, ich die Welt wissen lassen würde, wie sehr ich ihn liebe. Ich würde ihn heiraten, ihm ein Leben voller Glück schenken, ihm all das geben, was er immer verdient hatte.
"K-Koo..." Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie war so schwach, so zerbrechlich, dass ich das Gefühl hatte, sie könnte jeden Moment für immer verstummen. "Ich weiß nicht, o-ob ich das schaffen kann... Ich b-bin so schwach..."
Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Das provisorische Band um seine Wunde war längst durchnässt, und Blut sickerte hindurch. Ich biss die Zähne zusammen, zwang mich, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. "Hey, red keinen Blödsinn!" Meine Stimme war heiser, zittrig, aber entschlossen. Ich beugte mich näher zu ihm, sah in seine halb geschlossenen Augen, die immer mehr an Glanz verloren. "Wir schaffen das, okay? Du musst durchhalten, Tae! Was soll ich ohne dich machen? Ohne dich kann ich nicht leben... Ich brauche dich!"
Seine Lippen bewegten sich, doch keine Worte kamen heraus. Stattdessen schloss er für einen Moment die Augen, als würde er sich in meinem Halt verlieren. Ich hielt ihn fester, schloss die Augen und betete – zu wem auch immer, dass er bei mir bleiben würde.
"Bitte", flüsterte ich. "Bitte bleib bei mir, Jagiya. Ich liebe dich."
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Und wieder hab ich es ich geschafft ein neues Kapitel zu schreiben!😁
Na, habt ihr ein paar Gedanken zur Story?☺️
Kritik ist auch erwünscht!
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