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᯽ TᗩᗴᕼYᑌᑎᘜ ᯽
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Die Nacht schien das gesamte Dorf verschluckt zu haben. Der Mond war hinter dichten Wolken verborgen, und die Kälte kroch wie tausend unsichtbare Finger an meiner Haut entlang. Jeder Atemzug war ein Kampf gegen die klamme Luft, aber es war nicht die Kälte, die mich zittern ließ – es war die Angst. Jeder Laut – das Rascheln der Blätter, das leise Knacken eines Astes unter meinem Fuß – klang wie ein Donnerschlag in dieser erdrückenden Stille. Mein Herz schlug in einem rasenden Takt, der meine Gedanken zu übertönen schien.
Hyunbin und Jungkook krallten sich an ihre Kleidung, um die Kälte zu ertragen, doch ihre blassen Gesichter verrieten, dass sie kaum noch Kraft hatten. Jungkooks Hände waren rau von der Arbeit, mit einem Stein sein Taschenmesser zu schärfen, das ich nachdem er es mir gab vergraben hatte – bevor sie mich in dieses Freudenhaus brachten. Seine Bewegungen waren präzise und fast hypnotisch, als er die Klinge prüfte. "Die Wache ist die gleiche wie die letzten Nächte.", flüsterte er, ohne den Blick vom Messer zu nehmen. "Und wieder Eingeschlafen. Kinderleicht."
Seine Worte klangen zuversichtlich, aber ich wusste, dass er innerlich genauso angespannt war wie ich. Das war keine Übung, kein Spiel. Ein Fehler, und wir wären tot.
Plötzlich legte er das Messer beiseite und sah mich an. Seine dunklen Augen glitzerten im schwachen Licht der Sterne. "Es ist soweit.", sagte er knapp und nickte mir zu. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Mein Körper war bereit, zu laufen, zu kämpfen, zu überleben, doch mein Geist war wie gelähmt. Ich konnte die Worte nicht aussprechen, die mir auf der Zunge lagen.
Jungkook schien das zu spüren. Ohne ein weiteres Wort zog er mich in seine kräftigen Arme. Sein Griff war fest, fast verzweifelt, als ob er mich nie wieder loslassen wollte. "Schatz, pass auf dich auf.", flüsterte er rau, seine Stimme war brüchig vor unterdrückter Angst. Ich nickte nur stumm, mein Gesicht an seine Brust gedrückt, und fühlte, wie sein Herz genauso schnell schlug wie meines.
Ich wusste, dass ich gehen musste, aber meine Beine wollten sich nicht bewegen. Als er mich schließlich losließ, nahm ich die kleine Lampe und schob sie in die winzige Tasche meines Jumpsuits. "Ich liebe dich, Jungkook." flüsterte ich, und meine Stimme brach.
Er hielt mich kurz fest und küsste mich, ein schneller, flüchtiger Kuss voller unausgesprochener Worte. "Ich dich auch, Taehyung. Mehr als alles andere." Seine Augen funkelten vor Angst, Hoffnung – und der absoluten Entschlossenheit, mich leben zu sehen.
Schließlich stand Hyunjin — der kaum mit uns sprach — an den Bambusgittern bereit, seine Hände um die rauen Stäbe geklammert, die unter seinem Griff leicht bebten. Die Anspannung in seinem Gesicht sprach Bände; jeder Muskel in seinem Körper war gespannt, wie eine Bogensehne kurz vor dem Abschuss. Jungkook trat an seine Seite, sein Blick kurz zu mir geworfen, bevor er ebenfalls zupackte. Sein Griff war fest, unerschütterlich, und für einen Moment war es, als würden sich ihre Atemzüge synchronisieren, ein stummer Countdown.
Mit einem plötzlichen, kraftvollen Ruck hoben sie den Käfig an einer Seite an. Das Holz knarzte unter der Belastung, ein langgezogenes, scharfes Geräusch, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Jeder Knacks schien die Stille der Nacht zu zerreißen, ein akustisches Alarmsignal, das in meiner Brust widerhallte.
Bitte nicht... Bitte nicht aufwachen, dachte ich fieberhaft, mein Herzschlag so laut, dass ich ihn in meinen Ohren pochen hörte. Ich wagte es nicht, zu atmen. Mein Blick wanderte zur schlafenden Wache, die sich leicht rührte. Seine Schulter zuckte im Schlaf, ein kleiner Laut entwich seinen Lippen – war er noch im Traum, oder...?
Hyunjins Hände zitterten leicht, nicht vor Schwäche, sondern vor der puren Anstrengung, das Gleichgewicht zu halten. Jungkooks Kiefer war vor Anspannung fest zusammengepresst, und seine Muskeln zeichneten sich unter der dünnen Haut seiner Arme ab. Ich spürte die Zeit wie zähflüssigen Honig um uns herum vergehen, jeden Moment eine potenzielle Explosion.
Das Holz des Käfigs rieb an meinen Armen, als ich mich unter den Bambusstäben hindurchschob. Meine Rippen schmerzten, und die feuchte Erde klebte an meiner Haut. Mein Atem ging flach, und ich wagte es kaum, zu atmen. Die Anspannung in ihren Gesichtern war unübersehbar. Ich spürte die Last des Moments wie ein Gewicht auf meinen Schultern.
Der Schlüssel zur Yacht lag fest in meiner Hand. Ein winziger Gegenstand, doch er fühlte sich schwerer an als alles, was ich je getragen hatte. Wenn ich ihn verlor, war alles vorbei. Ich drückte ihn so fest, dass sich die Kanten in meine Handfläche gruben.
Als ich endlich draußen war, stand ich für einen Moment wie erstarrt da. Die kühle Nachtluft umgab mich, und die Dunkelheit verschluckte fast alles um mich herum. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Ein falscher Schritt, ein Geräusch – das war alles, was nötig war, um unseren Plan zu zerstören.
"Lauf." Jungkooks Flüstern erreichte mich wie ein Hauch, kaum lauter als der Wind. Sein Blick brannte sich in mich ein, voller Dringlichkeit. "Lauf, Taehyung. Egal, was passiert, lauf."
Ich wollte ihm etwas antworten, doch meine Stimme versagte. Stattdessen nickte ich und drehte mich um, die Tränen bereits stumm über mein Gesicht laufend, und rannte so schnell ich konnte in die Richtung, in welcher Jungkook die Yacht vermutete.
Der Dschungel war lebendig – und das machte ihn umso unheimlicher. Das Summen von Insekten, das Rascheln von Blättern, das entfernte Rufen eines Vogels – alles klang, als würde es direkt in meinen Ohren widerhallen. Ohne die Lampe war ich blind, meine Augen suchten vergeblich nach Anhaltspunkten. Doch ich wusste, dass ich sie nicht benutzen durfte, nicht jetzt. Das Licht könnte mich verraten.
Meine Füße traten auf feuchte Blätter und glitschige Wurzeln, aber ich spürte den Schmerz nicht. Jeder Schritt war ein Triumph, ein weiterer Meter zwischen mir und dem Käfig. In meiner Hosentasche hielt ich die Lampe umklammert, während der Schlüssel leise gegen meine Handfläche klirrte. Ich presste ihn fest, so fest, dass meine Finger schmerzten.
Ein Geräusch ließ mich innehalten.
Es war leise, fast überlagert vom Zirpen der Grillen, aber es war da. Schritte. Kalter Schweiß brach auf meiner Haut aus, und ich duckte mich instinktiv hinter einen großen Baum. Meine Finger zitterten so stark, dass ich die Lampe fast fallen ließ.
Die Schritte wurden lauter.
Ich hielt den Atem an, während die Dunkelheit mich verschluckte. Das Murmeln von Stimmen war undeutlich, aber ich konnte sie hören. Sie waren nahe. Vielleicht fünf Meter entfernt. Mein Herz raste so laut, dass ich sicher war, sie würden es hören.
Ich drückte mich fester an den Baum, wagte es nicht, auch nur einen Millimeter zu bewegen. Die Stimmen kamen näher, dann wieder leiser, als ob sie unsicher waren, wohin sie gehen sollten. Mein Mund war trocken, und ich schluckte schwer. Wenn sie mich fanden... ich durfte nicht darüber nachdenken. Ich durfte keine Angst haben.
Die Schritte entfernten sich schließlich. Mein Körper zitterte, aber ich zwang mich, die Lampe nicht einzuschalten. Nicht jetzt. Nicht so bald.
"Ich werde es schaffen!", flüsterte ich kaum hörbar in die Nacht. Die Worte waren für mich, aber auch für Jungkook. Für Hyunbin. Für uns alle. "Ich komme zurück."
Und dann rannte ich weiter. Die Dunkelheit war mein Feind, aber auch mein Verbündeter. Jeder Schritt war ein Schritt Richtung Freiheit – und Richtung Hoffnung.
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Na, Spannend?
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