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᯽ TᗩᗴᕼYᑌᑎᘜ ᯽

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Die Sonne sank langsam hinter den Horizont, und mit ihr schwand das letzte bisschen Wärme, das sie uns geschenkt hatte. Der Käfig lag inzwischen im Schatten, die Luft wurde spürbar kälter. Jungkook und ich saßen eng aneinander gekauert in einer Ecke, doch die Kälte kroch unaufhaltsam durch meine dünne Kleidung. Ich saß im Schneidersitz, der Dreck unter mir schien immer feuchter zu werden, doch ich ignorierte es. Jungkooks Kopf ruhte schwer auf meinem Schoß, seine Augen geschlossen, als wäre er im Schlaf in eine kurze Flucht vor der Realität geflüchtet. Immer wieder fuhr ich ihm sanft durch das Haar, wie um ihn in dieser Hölle einen Moment des Friedens zu schenken.

Das Zittern in meinem Körper nahm zu. Es war eine Mischung aus Kälte und Angst, die meine Muskeln zum Beben brachte, doch meine Gedanken waren zu aufgewühlt, um darauf wirklich zu achten. Meine Augen schweiften zum Rest der Gruppe, die in derselben düsteren Stille gefangen war wie wir. Die Won-Kinder, Sehun und Chanyeol, waren immer noch nicht zurückgekommen, und bei jedem Windstoß, bei jedem knirschenden Geräusch in der Ferne zuckte Mrs. Won nervös zusammen. Sie saß auf den Knien, ihr Gesicht war von endlosen Tränen überschwemmt, der Schmerz stand ihr in jedem Zug geschrieben. Wie könnte sie nicht? Sie hatte ihren Mann auf grausamste Weise verloren und ihre Kinder... wo waren sie? Der Gedanke daran, dass sie vielleicht nie zurückkehren würden, schien ihr den letzten Lebensmut zu nehmen. Es war, als hätte man ihr Herz herausgerissen und sie dennoch gezwungen, weiterzuleben.

Neben ihr, kaum weniger verloren, saß Mrs. Chang, die in einer grausamen Umarmung verharrte. Wobin lag noch immer in ihren Armen – sein lebloser Körper, seine Haut, die allmählich blass und kühl wurde, hielt sie fest, als könnte ihre Liebe ihn doch noch zurückholen. Ich konnte es nicht lange ansehen, es schnürte mir die Kehle zu. Dieser stumme Schmerz, diese Verzweiflung, die man mit bloßen Worten nicht fassen konnte, schien durch den Käfig zu wabern und uns alle zu ersticken.

Hyunbin hingegen wirkte, als würde die Panik in ihm brodeln. Er lief rastlos auf und ab, als hätte er die Kraft, die ihm die Situation raubte, in ständige Bewegung umgewandelt. Er schien unfähig zu sein, sich hinzusetzen oder auch nur für einen Moment innezuhalten. Seine Nervosität war fast greifbar, jeder Schritt, den er machte, knirschte über den Boden und zerrte an den ohnehin angespannten Nerven.

Keiner von uns sprach ein Wort. Seit Stunden schon schwebte diese unheimliche Stille zwischen uns, als hätten wir alle Angst davor, was die Stimme des anderen auslösen könnte. Was gab es auch noch zu sagen? Mein Mund war trocken, meine Zunge klebte an meinem Gaumen, als ob mein Körper wusste, dass jedes Wort nutzlos wäre. Stattdessen blieb ich still, strich weiter über Jungkooks Haar und versuchte, meinen eigenen aufgewühlten Geist zu beruhigen.

Aber in meinen Gedanken drehte sich alles nur um diese eine Frage: Würden wir das hier überleben?

Langsam hörte ich auf, durch Jungkooks Haare zu streichen. Kaum spürte er, dass meine Hand ruhte, öffnete er die Augen, seine dunklen Iriden funkelten matt im Dämmerlicht. Einen Moment lang begegneten sich unsere Blicke, ehe er sich wortlos aufrichtete. Mit einer ruhigen Handbewegung bedeutete er mir, näher zu kommen. Ich rutschte von dem kalten Gitter weg, und er legte sich wieder an die Wand, zog mich fest an sich, sodass ich nun in seinen Armen lag, unsere Körper ineinander verschlungen. In der vertrauten Löffelchenstellung drückte er mir einen zarten Kuss in den Nacken, seine Wärme drang durch die Kälte der Nacht zu mir hindurch. Seine Arme legten sich schützend um meinen Bauch, und ich legte meine Hände auf seine, spürte das beruhigende Pochen seines Pulses unter meinen Fingern.

Die Stille lastete schwer zwischen uns, nur unterbrochen vom Rauschen der fernen Wellen und gelegentlichen Geräuschen aus dem Dorf der Eingeborenen. Doch in meinem Kopf war es laut. Gedanken wirbelten durcheinander, Ängste fraßen sich in meine Seele wie giftige Dornen. Was, wenn sie Jungkook töteten? Die Vorstellung, ihn zu verlieren, war zu schmerzhaft, um sie zu Ende zu denken. Ich drückte die Augen fest zu, versuchte, die Bilder wegzuschieben. Doch sie kehrten immer wieder zurück. Sein Tod – mein Tod – die Ungewissheit war schlimmer als alles. Wenn sie mich töten würden… was bliebe ihm dann? Wie würde er ohne mich weiterleben können? Die Angst um ihn wuchs mit jeder Minute, wie ein Monster, das sich in mir eingenistet hatte.

Gerade, als ich mich ein wenig in seiner Wärme vergraben wollte, öffnete sich die Käfigtür. Eine alte Frau trat ein. Ihr gebeugter Rücken und die tiefen Falten in ihrem Gesicht verrieten, dass sie viel Zeit in der harten Sonne und dem rauen Leben dieses Ortes verbracht hatte. In ihren Händen balancierte sie ein kleines Stück Holz, auf dem ein paar Schüsseln standen, gefüllt mit einer merkwürdig klebrigen, grauen Masse. Sie legte das Holzstück wortlos ab, ihr Blick blieb emotionslos, bevor sie wieder verschwand.

Ich spürte Jungkooks Körper an meinem Rücken erstarren, und auch mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Neugierig, aber voller Abscheu, warf ich einen Blick auf die Schüsseln. Der Anblick ließ meinen Magen rebellieren, und ich ahnte, dass nichts Gutes darin sein konnte.

Hyunbin musterte die Schüsseln ebenfalls mit einem angewiderten Ausdruck und schüttelte den Kopf. "Das ist Fleisch.", murmelte er kaum hörbar. "Wahrscheinlich… von Mr. Won."

Jungkook würgte leise und zog mich noch enger an sich heran, als könnte er die grausame Realität einfach ausblenden, indem er mich bei sich hielt. Mein eigener Magen schrie zwar vor Hunger, doch das hier… das konnte ich nicht. Niemals.
Niemand von uns rührte die Schüsseln an. Sie blieben unberührt, als wären sie Gift. Und vielleicht waren sie das auch – Gift für die Seele, für alles Menschliche, das uns noch geblieben war.

Mrs. Won saß da, starrte mit rot geweinten Augen auf die Schüsseln. Es war, als hätte der Schmerz sie taub gemacht. Ihr Blick war leer, verloren, und doch spiegelte sich darin so viel unaussprechliches Leid, dass ich es kaum ertragen konnte, sie anzusehen. Ihr Mann… ihre Kinder… die Vorstellung, was sie alles verloren hatte, schnürte mir die Kehle zu. Ich wandte mich ab, drehte mich um und suchte stattdessen Jungkooks Blick, der mich mit besorgter Zärtlichkeit musterte. Seine dunklen Augen schienen in der Dämmerung zu leuchten, voller Trauer, aber auch voller Liebe.

Zitternd hob ich meine Hand und strich ihm sanft durch sein langes Haar, das er wie immer zu einem groben Zopf zusammengebunden hatte. Er zog mich noch enger an sich heran, als wollte er mich vor der gesamten grausamen Welt beschützen, selbst wenn es ihm selbst nicht möglich war, zu entkommen. Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, aber sie trafen mich mitten ins Herz.

"Ich liebe dich, Taehyung.", murmelte er leise.

"Ich liebe dich auch.", flüsterte ich zurück, während ich sanft mit meinem Finger über seine Wange strich. Die Verbindung zwischen uns war das Einzige, was mich hier noch zusammenhielt, der letzte Funken Licht in dieser endlosen Dunkelheit. Ich lehnte mich vor, bis unsere Lippen sich trafen, und schloss die Augen. In diesem Kuss steckte alles, was ich fühlte – die Angst, die Liebe, die Hoffnung. Es war, als würde ich versuchen, all diese Gefühle in diesen einen Moment zu legen, als wäre dies das letzte Mal, dass wir uns so nahe sein könnten.

Erschöpft schloss ich schließlich die Augen, meine Lider schwer wie Blei. Mit einem tiefen Seufzen schmiegte ich mich so nah wie möglich an Jungkook, spürte die vertraute Wärme seines Körpers gegen meinen. Sein gleichmäßiger Atem und der sanfte Rhythmus seines Herzschlags beruhigten mich, aber es war sein Geruch – eine Mischung aus Erde, Schweiß und etwas Unbeschreiblichem, das nur ihn ausmachte – der mich langsam ins Reich des Schlafes zog. In seinen Armen schien die Welt für einen Moment stillzustehen. Hier, inmitten all des Grauens, fand ich einen Hauch von Frieden. Es war, als könnte nichts mir etwas anhaben, solange ich in seiner Nähe war.

Doch selbst in dieser vermeintlichen Geborgenheit nagte die Ungewissheit an mir. Was, wenn der Morgen uns die letzte Hoffnung nahm? Gedanken schossen durch meinen Kopf, während ich gegen die Dunkelheit ankämpfte, die sich über mein Bewusstsein legte. Ich klammerte mich an die Sicherheit, die Jungkook mir bot, spürte den festen Griff seiner Arme, die mich hielten, als wäre ich sein einziger Anker. In dieser Nacht war er mein Schutzschild gegen die drohende Realität. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass der Morgen kommen würde – und was er brachte, lag jenseits unserer Kontrolle.

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Na, was denkt ihr? ☺️

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