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♡𝘸𝘰𝘰𝘺𝘰𝘶𝘯𝘨
Ich las es immer in den Büchern, dass ein Spaziergang ganz gut tun sollte, wenn sich ein ganzes Chaos im Kopf befand. Deswegen spazierte ich den Weg des Parks am Abend entlang, wobei ich meine Hände in die Taschen meiner grauen Baggyjeans ablegte. Es war verdammt warm trotz des einherkommenden Abends, sodass ich meine Jacke zuhause ließ und in einer meiner üblichen Tops herumlief.
Ich hatte vor, mir nach dem kleinen Spaziergang eine kleine Ecke oder einen freien Tisch zu suchen, wo ich mein Buch lesen könnte. Dafür wartete ich immer absichtlich bis in den Abend hinein, wo die Kinder mit ihren Familien weg wären und der Park generell leerer, ruhiger wurde. Ein Mensch für große Plätze und dann auch noch viele Personen aufeinmal war ich wirklich noch nie gewesen. Vorallem musste nicht jeder wissen, dass ich zum Lesen gerne hier war oder dass ich überhaupt las.
Ich achtete in der Schule oder bei der Arbeit stark darauf, dass niemand persönliche Informationen von mir bekommen konnte. Es ging einfach niemanden was an, was für ein Mensch ich war, zumal sie alle mir gegenüber sowieso immer dieselben Vorurteile hatten. Irgendwann wurde man müde davon, und man kapselte sich komplett ab, versteckte seine eigene Persönlichkeit und Identität, damit man nicht auf weitere Enttäuschungen oder nervenden Aufeinandertreffen stieß.
Ich schaute um mich herum, sah schnell, dass die grünen Flächen immer leerer wurden, einzelne Menschen mit ihren Familien dennoch da waren oder sich dazu bereit machten, ihre Kinder nachhause zu bringen. Still beobachtete ich das friedvolle Geschehen um mich herum und bemerkte schnell wieder, wie sich mein Leben in solchen Momenten doch gar nicht so schlecht anfühlte.
,,Schlecht."
Dadurch tauchten die eigentlichen Gedanken wieder in meinem Kopf auf, und ich seufzte auf. Ich dachte an gestern zurück, den ,,Vorfall" in der Schule. Um genauer zu sein, der plötzliche Sex mit San. An sich hatte ich ja nur vor, ihn zu ärgern, als ich ihn zu mir in die Umkleiden rief und dann zu gehen. Jedoch endete dies auf einer komplett anderen Weise, die meine innere Welt halb auf den Kopf stellte.
Wann hatte mich letztens jemand so zärtlich berührt? Meinen Körper so vorsichtig in seinen Händen gehalten, mir wiederholt so wertschätzende und beinahe schon verliebte Worte ans Ohr und an die Lippen geflüstert und vorallem mich mit so einem starken Schimmer an Zuneigung in Fixier gehalten, dass es mir jetzt noch bei den Erinnerung erschauderte. Für einen Moment spürte ich eine leichte Gänsehaut sich auf meinen Unterarmen anschleichen, sodass ich tief durchatmete.
Ich kannte es ja. Das typische Rummachen, das andere irgendwas mit mir wollten oder ich aus finanziellen Gründen, Langeweile beziehungsweise Gewohnheit es mit anderen tat. Doch waren 99% von denen immer extrem harsch, rein auf ihre Befriedigung und teilweise ekligen Fantasien konzentriert, sodass ich fast immer Dinge tat, die ich nicht wollte oder schlichtweg wie ein Objekt behandelt wurde.
Wie eine Puppe mal dahin geschmissen wurde, angespuckt oder manchmal geschlagen wurde. Oftmals kam es auch vor, dass die mich so derartig achtlos händelten, dass ich Druckspuren und offene Wunden auch Tage danach an meinem Körper sah. Es war einfach unschön, jedoch gewöhnte ich mich über die Jahre hin daran und stumpfte emotional ab, bei sexuellen Kram oder auch allgemein in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich spürte mich selbst 90% der Zeit nicht. Weder mich selbst als Wooyoung in Person, noch meine Gefühlswelt. Ich war völlig abgespalten von mir selbst.
Ich hatte wirklich keinen Zugriff auf meine emotionale Welt, und Gefühle wie Freude, Wut oder Trauer konnte ich ebenso seit Jahren nicht mehr richtig spüren. Deswegen wunderte es mich so sehr, als ich an dem besagten Tag in der Sporthalle mein Herz plötzlich so schnell schlagen spürte sowie wie sich mein Körper bei jeder kleinsten Berührung von ihm spürbar aufwärmte.
Weiter nachdenken, konnte ich nicht, als ich etwas nach vorne stolperte, sobald jemand oder etwas an mich stieß. Verwirrt blieb ich stehen und blickte an mein Bein runter, wo ich den Druck spürte. Als ich ein kleines Mädchen auf dem Boden plumpsen sah, weiteten sich meine Augen, und ich hockte mich sofort zu ihr hin. Das war auch der Moment, wo sie mich hilflos anblickte, prozessierte und anfing zu weinen.
,,Hey, Liebes.",entkam es mir in einem ruhigen Ton, während sie in ihrem gelben Sommerkleid weinend vor mir saß. Sie war nicht älter als 3 Jahre, merkte ich, als ich sie betrachtete.
,,Das hat dir bestimmt wehgetan, nicht wahr?",fragte ich sie in einem spielerisch kindlichen Ton, woraufhin ich ihr vorsichtig über ihren Kopf strich. Mit einem Male streckte sie ihre Arme nach mir aus, und ich wurde unsicher.
Schließlich war das immernoch ein fremdes Kind vor mir. Ein Blick um mich herum bestätigte mir die Frage, dass ihre Familie wohl gerade nicht hier war oder sie weit weggerannt sein musste.
,,Alles gut, wir schauen gemeinsam mal nach deiner Familie, ja?",sprach ich behutsam auf sie ein, als ich sie unter den Armen griff und sie hoch hob.
Mit dem nun schluchzenden Mädchen, welches sich etwas in meinen Armen direkt zu beruhigen schien, schaute ich nun besorgt um mich herum.
,,Aua...",gab sie noch leise am Schluchzen von sich, während sie ihre Arme um meinen Hals schlang und sich an mich drückte. Doch etwas verlegen darüber, dass sich tatsächlich ein kleines Kind bei mir wohl fühlte, schlich sich doch ein schmales Anheben meiner Mundwinkel auf, während ich ihren Kopf sanft streichelte und mich gerade auf den Weg machen wollte, ihre Familie zu suchen.
,,Sulli!!!",rief eine besorgte Stimme von der Ferne, die gerade auf uns zu rannte, sodass ich mich zu dieser drehte und etwas schluckte.
,,Da bist du ja. Meine Güte, ich habe dich überall gesucht. Alles in Ordnung?",fragte San schweratmend, als er vor mir stand und die Augen auf das mittlerweile halb am schlafende Mädchen in meinen Armen gerichtet hatte.
,,Sie ist nur hingefallen. Alles gut.",beantwortete ich ihm seine Frage, die er wohl eher sich selbst in Sorge gestellt hatte als mir. Doch ich schien seine Aufmerksamkeit dadurch direkt ergattert zu haben, als er mir direkt in die Augen schaute und realisierte, wer eigentlich vor ihm stand. In Sekundenschnelle wurde er etwas rosa auf den Wangen, was ich selbst im orange dämmernden Himmel direkt erkannte.
,,Wooyoung.",sprach er direkt sanfter, sobald sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln anhoben und ergänzte:,,Hey. Was ein Zufall, dass du meine Nichte gefunden hast. Ich danke dir."
Meine Hand lag immernoch sachte auf dem Kopf von der Kleinen, während ich sie mit dem anderen Arm ruhig an mir schlummern ließ. Meine Konzentration lag jedoch auf den Jungen vor mir, der mich mit seinen vor Warmherzigkeit strotzenden Augen förmlich abscannte, als würde ich nicht gerade direkt vor ihm stehen.
,,Sie ist nur auf den Hintern gefallen, gegen mich gelaufen. Du brauchst dir keine weiteren Sorgen machen.",erwiderte ich seine Worte ruhig, um mich selbst von seinen Blicken abzulenken und hielt ihm langsam Sulli hin, diese er auch direkt wieder in seine Arme nahm und ihr einen sanften Kuss auf den Haarschopf aufdrückte.
Still beobachtete ich ihn dabei, richtete meinen Stoffbeutel, den ich heute mit mir trug und wollte gerade an ihm stumm vorbei laufen. Er sprach jedoch direkt weiter:,,Wie geht es dir? Du scheinst abends wohl gerne im Park zu sein. Gehst du gerne spazieren?"
Ich hob meinen Blick direkt wieder an, musterte ihn für einen Moment konzentriert, als ich meine Hände wieder in meinen Hosentaschen verschwinden ließ. Doch sobald ich ihm in die Augen schaute, konnte er dies nicht länger als paar Sekunden erwidern und schaute verlegen zu seiner Nichte runter.
Er war ein Stück größer als ich, definitiv muskulöser als ich, während ich doch eher der schlankere Typ war und seine Nichte in seinen Armen noch kleiner wirkte. Doch sein ständig so lächelndes Gesicht nahm ihm den einschüchternden Aufbau seines Körpers, wodurch er wie eine friedliche Katze wirkte. Irgendwie passte dies nicht so zusammen, dachte ich mir, während ich auf seine Worte keine Antwort finden konnte und ihm somit stumm weiterhin auf das Gesicht blickte.
Bis Sulli plötzlich anfing zu weinen und San ein kleines ,,Entschuldigung, zur Abendszeit ist sie immer einbisschen quängelig.", von sich gab. Dabei grub er in seiner Tasche rum, als ich sah, wie er einen Schnuller rausholte und ihr den an die Lippen hielt. Als sie diesen aber von seiner Hand griff und weinend auf den Boden warf, hockte ich mich seufzend hin, um diesen ruhig aufzuheben.
Ich merkte, wie überfordert San gerade mit der Müdigkeit von ihr war, weshalb ich einfach handelte und den Schnuller mit etwas Wasser sauber spülte.
,,Du hast auch keine Lust mehr, nh?",sprach ich sanft zu der Kleinen, die mir schluchzend ihre Aufmerksamkeit direkt widmete, sodass ich ihr ein kleines Lächeln schenkte. Ich stellte mich etwas näher an San, der das ganze still beobachtete.
,,Bei kleinen Kindern solltest du darauf achten, dass sie den Schnuller selten direkt in den Mund nehmen, wenn du den einfach vor ihrem Mund hältst. Das funktioniert noch bei Babys, die sich nicht richtig wehren können, aber quängelige Kinder fangen oftmals an zu randalieren und um sich zu hauen.",gab ich dem überforderten Jungen vor mir den Rat, als ich der Kleinen ihren Schnuller vorsichtig hinhielt, den sie dann wohlwollend annahm und anschließend wieder zur Ruhe kam.
Als sie ihre Augen wieder schloss, nahm ich meine sanften Blicke von ihr und schaute zu San hoch, um zu sehen, ob er meine Sätze aufgeschnappt hatte. Er jedoch schien mich die ganze Zeit ganz starr fokussiert zu haben, so vertieft, wie er mich gerade anblickte. Es lag etwas für mich ganz Ungewohntes in seinem Blick, vorallem in seinen Augen, jedoch spürte ich wieder dieses Gefühl wie vor paar Tagen von meinem schnellen Herzschlag, sodass ich nur leise sagte:,,Schau mich nicht so an."
Ich sprach in keinem bösartigen oder angreifenden Ton, es kam eher ruhiger und gedankenverloren von mir, da ich mich ebenso unkontrolliert in seinen Augen verlor. Für einen Moment standen wir da so, während er nichts von sich gab und ich ihm dies nachmachte. Als er dann wieder etwas sagen wollte, was ich daran erkannte, dass er seine Lippen spaltete, wurden wir von seiner Familie im Hintergrund unterbrochen, die San und Sulli wohl schon suchten.
In dem Moment wurde ich auch wieder in meine bittere Realität zurückgezogen, sodass ich ihn nur kühl sowie distanziert anblickte und stumm an ihm vorbei ging, so, als wäre das Ganze gerade nicht geschehen.
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Weshalb Wooyoung's Herz plötzlich anfängt, so schnell zu schlagen, sobald San bei ihm ist? 👀
Ach, Leute... Ich bin froh, dass heute Freitag ist, denn ich bin förmlich kraftlos, psychisch vorallem...
Wie geht es dir? Alles gut?
- Eure Eleja ♡
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