𝐒𝐓𝐄𝐅𝐄𝐑𝐈𝐍𝐄 - locked in the cave
,,Stefan, du musst mir glauben. Klaus wird kommen und mich töten", wiederholte Katherine bereits zum fünften Mal. In ihrer Stimme schwang etwas mit, dass ich von ihr nicht kannte. Angst.
Bislang kannte ich Klaus nur aus Geschichten. Schauerlichen Geschichten. Sollte es stimmen, dass er schlimmer war als Elijah, dann sollten wir die Bedrohung ernst nehmen. Ich sah nur nicht ein, wieso ich mich um Katherines Leben sorgen sollte.
Erinnerungen erschienen in meinem Kopf. In vielen davon trug sie ein altmodisches Kleid aus dem Jahr 1864, als ich diese braunhaarige Doppelgängerin kennenlernte. Beinahe hörte ich ihr helles Lachen, als ich sie durch das Labyrinth meines Vaters verfolgte. Damals, als ich noch dachte Katherine sei ein unschuldiges und bezauberndes Mädchen.
Diese Katherine vor mir unterschied sich von der Version, die ich kennenlernen durfte. Sie fühlte sich viel düsterer, hinterhältiger und durchtrieben an. Meine Katherine war natürlich genauso gewesen, aber ihre dunkle Seite verbarg sie damals erfolgreich.
Nun saß ich gegenüber von ihr in einer Höhle fest, aus der kein Vampir wieder herauskam. Großartig. ,,Anhand deiner Wortwahl sollte mich das also wirklich interessieren?", fragte ich langsam genervt von der ewigen Leier um den großen bösen Klaus. Katherine schien sich vor den beiden Urvampiren wirklich zu fürchten.
Genervt schnaubte sie. ,,Du glaubst mir immer noch nicht, dass meine Gefühle für dich echt waren? Und du bist sauer, weil ich euch wegen meines Todes belogen habe", stellte sie fest.
Das stimmte so aber nicht, denn es gab so viel mehr als das. So simpel blieb es eben nicht. ,,Willst du mich eigentlich für dumm verkaufen? Du bist das verlogenste Biest, das ich kenne. Jedes Wort aus deinem Mund ist eine verdammte Lüge. Du hast 1864 nur mit Damon und mir gespielt und du würdest es wieder tun."
Und um meinen Worten noch mehr Wahrheit zu verleihen, zeigte ich ihr eine Tatsache auf, die sie nicht leugnen konnte. ,,Hättest du jemals die Möglichkeit mich oder dich selbst zu retten, dann fiele die Wahl jedes Mal auf dich."
Natürlich stimmte das. Katherines Überlebensstrategie beruhte eben nicht auf der Rücksicht anderer. Sie kümmerte sich immer erst um sich selbst. Ein Teil von mir bewunderte das, denn ich opferte mich immer um Damon oder Elena zu helfen. Ich würde sterben um sie zu retten. Vielleicht machte es mich zu einem gefühlskranken Idioten, vielleicht erklärte es Katherine zu einer selbstsüchtigen Bitch.
Plötzlich stand sie in Vampirgeschwindigkeit vor mir. In der Dunkelheit der Höhle kam sie mir fast bedrohlich vor, doch egal wie sehr ich sie gerade verabscheute... Ich schaffte es nicht Katherine zu hassen. Und das obwohl ich es noch bildlich vor mir sah, wie sie mich als lebendigen Blutbeutel benutzte und schlussendlich einen entscheidenden Part in meiner Verwandlung spielte.
,,Vielleicht würde ich dich retten", sagte sie und spielte verführerisch mit ihrer Haarsträhne. Trotz des Mangels an Blut in dieser Gruft sah sie umwerfend aus. Außerdem konnte es nur von Vorteil sein, wenn sie sich nicht auf der Höhe ihrer Macht befand. Ihre Arme legten sich um meinen Nacken und sie kam näher.
,,Nein hättest du nicht", flüsterte ich überzeugt. Niemals wählte Katherine mein Leben über ihrem.
Katherine zuckte gleichgültig die Schultern. ,,Spielt das eine Rolle? Meine Gefühle für dich waren echt. Anfangs wollte ich nur mit dir spielen, aber dann musste ich eingestehen, dass ich dich liebe."
Gegenwart. Liebe, nicht geliebt.
Ich lachte nervös. Verdammt. Wieso fiel es mir plötzlich schwer, mit Katherine zu sprechen. Auf dem Maskenball wollte ich sie sogar töten.
Ihre Lippen streiten die meinen. Nur ganz sanft, aber es löste überall in meinem Körper ein leichtes Kribbeln aus. Fieberhaft rief ich mir ins Gedächtnis, dass dieses Mädchen vermutlich schon den nächsten Plan parat hatte, um Klaus zu entkommen. Sicher plante sie bereits ihre Flucht aus der Höhle. Ich nahm ihr nicht ab, dass sie das einfach hinnahm.
,,Lass dich fallen, Stefan. Ich weiß, dass du es auch willst", flüsterte Katherine und küsste mich richtig. Ihre Lippen waren wie Feuer, welches eine lange versteckte Leidenschaft in mir entzündete. Schon immer fühlten Katherines Küsse sich herrisch und besitzergreifend an, aber als Vampir nahm ich alles verstärkt war.
Ich wollte standhaft bleiben. Ich gab alles dafür, aber es ging nicht. Ihre Lippen rissen mich komplett mit und sie wegzustoßen schien keine Option zu sein. Stattdessen griff meine Hand nach ihrer Hüfte und hielt sie fest. Ihre Zunge glitt in meinen Mund und sie verschwendete keine Zeit, mir das Oberteil auszuziehen. Die kalte Steinwand hinter mir machte mir nochmal bewusst, dass ich hier einen riesigen Fehler beging. Seltsamerweise war es mir egal. Denn obwohl ich mehr als genug Gelegenheiten bekam aufzuhören, streifte ich ihr das Kleid über den Kopf und betrachtete ihrem mehr als perfekten Körper. Der Körper, der jemandem sehr ähnelte...
Elena. Meine Freundin. Meine Freundin, die genauso aussah wie Katherine. Sogesehen brauchte ich Katherine nicht. Aber obwohl ich Elena liebte gab es etwas an Katherine, was auslöste, dass ich sie einfach wollte. Mit Elena war alles sicher, romantisch und vorherbestimmt. Ich konnte mich vollkommen auf sie verlassen. Das alles waren Eigenschaften, die ich schätzte. Katherine dagegen entführte mich - damals wie heute - in eine andere Welt, in der es keine Gesetze mehr gab. Es gab nur sie und mich und jede Menge Abenteuer.
Jahrelang redete ich mir ein, dass es besser war, wenn Katherine nicht mehr lebte. Jetzt stand ich mit ihr zusammen in einer Art Gruft aus der wir nicht mehr kamen. Und anstatt tot zu sein, sprühte Katherine vor Energie und Leben.
Ein Geräusch unterbrach uns, denn eigentlich würde ich zu gerne noch einen Schritt weitergehen. Ich sah Katherines Grinsen noch bevor ich Elena erblickte, die vor dem Höhleneingang stand und uns fassungslos anstarrte. In der Hand hielt sie einen Blutbeutel. Hasenblut. Sie brachte es für mich.
,,Was zum....", murmelte Elena verdattert und ihr Blick fiel von Katherine auf mich. Katherine grinste breit und hob gemächlich langsam ihr Kleid vom Boden auf. Jede Bewegung war elegant und aufmerksamkeitssuchend.
,,Mach dir nichts draus, Elena. Du bist und bleibst eben nur meine Kopie", suchte Katherine nach 'tröstenden' Worten. Ich ignorierte sie.
In Vampirgeschwindigkeit erreichte ich den Ausgang der Gruft, aber natürlich kam ich keinen Schritt weiter als das. ,,Was tust du da, Stefan?", fragte Elena in einer Mischung aus Wut und Tränen. ,,Wir wollten sie töten, schon vergessen?"
,,Er hat gemerkt, dass es wesentlich angenehmer ist mir die Zunge in den Hals zu stecken, Elena", sagte Katherine, welche sich immer noch in ihrer Unterwäsche bekleidet gegen die Höhlenwand lehnte.
Wieder ignorierte ich sie, hin und hergerissen was ich glauben sollte. Das schlimmste aber fand ich, dass ich nicht wusste, wie ich Elena alles erklären sollte. Zu behaupten es wäre nichts gewesen wäre schlicht eine Lüge. Ich fühlte nicht nichts , als Katherines Lippen sich auf meinen befanden. Trotzdem wusste ich, dass es falsch war. Dass sie ein selbstsüchtiges Miststück war. Dennoch brauchte auch ich diese Spannung und die Abenteuer, die es schon 1864 gegeben hatte.
Ich brauchte es nicht zu leugnen: Katherine Pierce war meine epische große Liebe. Damals. Heute nicht mehr. Oder? Ich wusste es nicht.
,,Sieh mir in die Augen und sag mir, dass sie dir egal ist", bat Elena mich mit Tränen in ihren eigenen Augen. Diese braunen Augen, die auch Katherine besaß. Aber obwohl die beiden gleich aussahen, unterschied sich selbst der Blick in ihren Augen. Elena strahlte etwas viel sanfteres aus, während Katherines Augen immer scharfsinnig und selbstbewusst wirkten.
,,Elena...", begann ich zu reden, aber Sie schnitt mir sofort das Wort ab.
,,Sag es", wiederholte sie ernst und strich mit dem Ärmel über ihre Augen. ,,Ich wollte dir sagen, dass ich einen Deal mit Elijah abgeschlossen habe. Er wird dich da rausholen, aber offensichtlich willst du das nicht."
Der Blutbeutel glitt aus ihren Händen und landete auf dem Boden. Ich schaffte es nicht etwas zu erwidern. Ich wollte sie nicht anlügen. Das verdiente sie nicht. Hoffnungsvoll sah sie mir in die Augen, drehte sich aber nach ein paar Sekunden um und rannte davon.
Katherine stand wieder hinter mir. Ihr kühler Atem streifte meinen Nacken. ,,Ich wusste doch, dass du noch etwas für mich empfindest, Stefan. Dein Leben bedeutet mir etwas. Du bedeutet mir etwas."
,,Ach wirklich?"
Meine Stimme klang leer.
,,Ja. Aber ich werde sicher nicht bei eurem Plan mitspielen und hier warten bis Elijah oder Klaus herkommen. Ich bin nicht euer Lockvogel. Und du weißt ja sicher, dass ich deine liebe Elena sofort opfern würde um mein Leben zu retten."
Sie griff nach meiner Hand. ,,Besser sterbt ihr als ich."
Ja. Aber würde sie auch mich opfern?
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