13 | Streit
| Lorenzo
Ich saß einfach nur da. Konnte den Worten, die mein Vater aussprach, keinen Glauben schenken. Dazu nickte er auch noch als ich Lucy erklärte, was er mit diesen Worten meinte.
Also meinte er das alles ernst und ich hatte es richtig verstanden.
Ich war überrascht, enttäuscht und sauer.
Und desto länger ich in die Augen meines Vaters schaute, merkte ich, wie der Hass gegenüber meines Vaters, alle anderen Gefühle überwog.
Doch folgende Sätze brachten mich nur noch das letzte Stück näher an den bevorstehenden Streit.
„Klar. Untereinander sollte man sich respektieren.
Dazu gehört auch, die Frauen seiner Kumpels in Ruhe zu lassen.
Aber das gute daran ist. Es bezieht sich nur auf die Ehefrau.
Die Freundinnen und Bekanntschaften seiner Freunde ist was anderes." betonte er nun nochmal extra mit eigenen Worten und nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten, da Lucy die Worte meines Vaters nun alle mit bekam und sein Blickkontakt mit Lucy ihr wahrscheinlich auch noch den Rest gab. Immerhin redetete er Lucy's Wert so klein, dass er deutlich machte, das sie in seinen Augen keinen hatte.
Sie wollte hier gar nicht sitzen. Zumindest noch nicht jetzt und dann wurde sie auch noch beleidigt ohne das er sie kannte.
Ohne das sie was gesagt hatte.
„Sie ist keine Hure. Sie würde niemals mit jemand anderen etwas anfangen, wenn sie mich liebt und vergiss du mal nicht, dass du der warst, der vor über 25 Jahren, genau an der gleichen Stelle, wie ich stand" fing ich jetzt also so ruhig wie möglich an, die Ehre von Lucy zu vertreten und auch an meiner Meinung ihr gegenüber, festzuhalten.
Doch gerade als ich in die besorgten Augen meiner Mutter sah und auch mein Vater allmählich lauter werden wollte und zum reden ansetzte, stand ich von dem Sessel auf und schlug mit beiden Hand innen Flächen auf den massiven Holztisch vor mir.
Ich sah im Augenwinkel, wie Luciana zusammen zuckte, so wie meine Mutter. Doch mein Erzeuger und Alessandro blieben unberührt.
Vielleicht wollte er das. Vielleicht wollte er, dass ich meine Schwäche für sie ausdrücke.
Vielleicht wollte er sich in dem Moment überlegen fühlen, doch er wahr nun mal kein Stück besser.
So stand ich jetzt vor dem Holztisch und auch die Schmerzen in meinen Handflächen, spürte ich, durch die Wut nicht einmal.
„Du bist kein Stück besser als ich. Opa hat sich damals in Oma verliebt. Du hast dich in Ma verliebt und selbst sie war damals auch ein niemand. Trotzdem sind ich und Alessandro irgendwie entstanden, also halte mir keine predigt, was Luciana angeht, wenn du nicht besser bist und sie noch nicht einmal kennst" wurde ich jetzt sichtlich lauter und aggressiver.
Immerhin ging es um sie.
Meine Gedanken chaotischer
Mein Atem wurde schneller
Mein Puls deutlich höher
Alessandro wurde ebenfalls ein wenig unruhig, da er erkannte, dass ich mich so schnell nicht mehr beruhigen würde.
Das ich unseren Vater, durchaus verletzen würde.
„Sie wollte es von Anfang an langsamer angehen und ich hätte auf sie hören müssen. Verdammt, ich hätte warten müssen, bis das mit uns beiden, etwas festes ist. Wir wollten uns morgen ein Haus kaufen, doch ich bestand darauf, dass ihr euch erst kennenlernt, weil ich dachte, dass meine eigene Familie nicht so altmodisch ist und meine Entscheidungen akzeptieren wird. War dann wohl doch zu viel verlangt" sprach ich jetzt meine Predigt, in einer Achterbahn der Gefühle zu Ende. Und wartete darauf, was er jetzt noch zu sagen hatte.
Ich wollte sie aus dieser unangenehmen Situation herausholen, da ich wusste, dass sie sich bestimmt gerade die Schuld an dieser Diskussion gab. Dabei war es allein die Schuld meines eigenen Vaters. Und auch ein Stück weit meine.
„Ihr kennt euch, wie lange, vielleicht gerade mal 1 bis 2 Monate? Und ihr wollt zusammen ziehen? Ohne in einer Beziehung zu sein. Gerade mal ein paar Dates gehabt und schon willst du ihr die Welt versprechen? So habe ich dich sicherlich nicht erzogen." lachte er mich jetzt also auch noch spöttisch aus und eins was mir direkt klar war, denn dass, wenn Lucy jetzt hier nicht gerade mit uns zusammen in einem Raum sitzen würde, ich sehr wahrscheinlich meinen eigenen Vater verprügeln würde.
Meine ganze Familie unterstützte mich mit Lucy.
Außer mein Vater.
Er musste mir natürlich Steine in den Weg legen.
Warum sollte ich auch glücklich sein dürfen?
Jahre lang habe ich alles ohne Wenn und Aber für ihn getan.
Und dann bitte ich ihn ein einzig mal um einen Gefallen und er stellt sich quer. Nachdem ich alle mein Leben lang davon überzeugt habe, das er im tiefsten Herzen, ein guter Mensch ist.
Doch nicht nur das, er lachte, die Meinung meiner Mutter aus.
Er lachte damit auch meine Mutter aus, weil er es lächerlich fand, dass sie meine Wünsche respektiert.
Dass sie mich nach langem einmal glücklich gesehen hatte.
Das sie mein Gefühl mit Lucy ebenfalls Verstand und meinem Gefühl blind, vertraute.
So lange es mich glücklich machen würde.
Es war so viel in meinem Kopf. Ich ging immer und immer wieder die Worte, durch die ich sagte und die, die er sagte. Ich verstand nicht, warum er Lucy nicht akzeptieren würde, solange sie keinen lächerlichen Ring am Finger hatte.
Und nur das der Beweis wäre, das es etwas ernstes sein würde.
Doch, wenn mir eins klar war. Denn, dass mir seine Meinung egal sein sollte.
Soll er denken, was er will.
Ich habe schon zu viel überstürzt, als dass ich sie jetzt auch noch zu einer schnellen, großen Hochzeit drängen würde, nur damit ich seinen Segen habe, sie als meine Frau anerkennen und in unsere Familie bringen zu dürfen.
Ich war besessen von ihr.
Ganz egal ob mit einem Ring am Finger oder nicht.
Ganz egal, ob er mir seinen Segen gab oder nicht.
Ganz egal, wer etwas dagegen haben sollte.
Mein Opa war damals auch gegen Francesca als meine Mutter. Und Riccardo sollte als der einzige Sohn meines Opas nicht dafür sorgen, dass sie Hernandez als Nachnamen tragen sollte.
Er sollte ihn ja nicht damit enttäuschen, eine Niemand als Frau zu haben.
Und doch auch nach all dem Streit tragen meine Eltern mit Stolz den gleichen Nachnamen. Riccardo und Francesca Hernandez.
Sie haben 2 gesunde Jungen in die Welt gesetzt und haben damals sogar die Mafia Firma, zusammen geleitet.
Sich einen Namen gemacht.
Auch wenn Opa immer gegen sie war.
Was weiß er schon über meine Beziehung mit Lucy.
Er sieht sie als niemand, weil er das Gefühl vergessen hat, wie es war, als er meine Mutter zum ersten Mal sah.
Doch deswegen sollte meine Verbindung mit Lucy nicht in die Brüche gehen.
Vielleicht hat er vergessen, wie es sich anfühlt, wenn man glücklich ist.
Doch nur weil er es nicht mehr weiß, werde ich sicher nicht aufhören, jeden Tag, seit dem ich sie kenne, mit diesem Gefühl aufzustehen und mit diesem Gefühl schlafen zu gehen.
Er würde mir sicherlich keine Steine in den Weg legen können.
Opa konnte man noch nie Steine in den Weg legen.
Mein Vater konnte man keine in den Weg legen.
Und da konnte man es bei mir erst recht nicht.
Ich würde alles daran setzten, uns eine Chance zu geben.
Verdammt ich würde ihr eine Milliarden Chancen geben.
Nur damit sie ihrgenwann meinen Nachnamen trägt.
Nicht ein mal Jahre langes anschweigen, würden mich daran hindern sie ihrgenwann mit Stolz, meine Frau nennen zu können.
Ich unterlag meinen Gedanken.
Der Stimme meines Vaters, die sich ungewollt in meinen Ohren drängt da der mich 'auf den einzigen richtigen Weg' lenken will, wobei der einzige richtige Weg, direkt neben mir sitzt.
Wäre er nicht mein Vater, dann wäre er tot. Denn keiner redet mit mir respektlos oder spöttisch. Keiner hatte mir etwas vor zu schreiben oder mich zu etwas zu drängen.
Wir -.. Nein, ich war die Mafia. Ich stand für die Mafia und ich war der Boss. Ich hatte die Macht, ein ganzes Land zu töten.
Menschen zu quälen und zu foltern. Und er dachte wirklich nur weil er mein biologischer Vater war, das ich nicht dazu in der Lage wäre ihn zu töten?
Ihn für jedes Wort, mit dennen er Lucy psychisch verletzt hatte, körperlich zu verletzten?
Er unterschätzt mich gewaltig.
Meine Mutter und mein Bruder waren sich mehr als nur bewusst, das der Tag kommen würde, wo ich ihm seine gerechte Strafe geben würde.
Und mit jedem Wort das aus seinem widerliches Mundwerk kam, verkürzte er seine Atemzüge. Seine Wörter. Seinen Herzschlag.
„Entschuldigt mich“ sprach plötzlich eine ruhige Stimme.
So ruhig, das es so leise gemurmelt war, das ich mich fragte ob nur ich das gerade gehört habe oder ob das alle anderen ebenfalls mitbekammen.
Erst schaute ich zu meiner Mutter. Doch sie saß stumm da.
Ein Kühler Blick zierte ihr wunderschönes Gesicht.
Sie war den Streit so leid, dass sie nichtmal mehr ihre Gefühle in solchen Situationen, zu Ausdruck gebracht hatte.
Dann schwengte ich mein Blick, zu meinem Bruder.
Der seinen Blick auf Lucy gerichtete hatte.
Sein Körper war angespannt. Er platze vor Wut. Doch sagte nix.
Er wusste, wann er etwas zu sagen oder zu tuen hatte.
Auch wenn es gerade hart für ihn war, sich aus diesem Streit raus zu halten.
Filippo Salvatore, der neben meinem Bruder relativ gefasst aussah.
Der Wächter für Lucy. Der Wächter den ich einstellte, da ich der Welt keinen vertrauen schenken konnte.
Und er war genau der Wächter, der Lucy vor den Worten von meinem Vater, keinen Schutz gewährleisten konnte.
Er kannte die Streit Situation schon. Er war still, tat nur etwas wenn ich ihm das Zeichen dazu gab. Ihm die Erlaubnis gab.
Doch auch er musste sich zusammen reißen.
Doch als ich mir alle ansah, wurde mir klar das Lucy die war die gerade sprach. Sie berührte mit ihrer Hand kurz meine Hand, die immer noch auf dem Tisch vor mir lag, als sie aufstand.
Ihre Hand war kalt. Oder ich war nur mittlerweile durch die Wut, um das Zehnfache an Körperwärme angestiegen.
Kurz darauf hörte man wie sich der Stuhl nach hinten schob, einen kurzen Moment lang war eine Stille im Raum.
Mein Vater hörte auf zu reden.
Und ich wurde sofort aus meinen Gedanken geholt, als ich ihre Stimme neben mir hörte. Als ich dann auch schon ihre ruhigen und doch schnellen Schritten, nach draußen als nächstes war nahm.
Ich dachte nicht lange. Kurz stand ich zwar noch, vor meinem Vater. Doch alles was ich jetzt noch sagen wollte und ihm mit direkten Augenkontakt sagte war:
„Das war es noch nicht, da kannst du dir sicher sein“
Ein Satz mit 11 Wörtern.
Von dem so viel abhängen würde.
In dem so viel Hass steckte.
Der so ernst gemeint war, das ich ihm noch kurz Hass erfüllt in die Augen schaute. Doch als er mal wieder zum redem ansetzte, ging ich aus der Tür.
Mir war egal ob ich jemals wieder durch die Tür gehen dürfte oder ob ich diesen Raum nie wieder sehen würde. Mein Vater würde immer abhängig, von meiner Leitung und Leistung sein.
Und der Streit wäre auch nie geklärt, wenn ich nicht sage das er geklärt ist.
So ließ ich die gesagten Worte erst einmal also so stehen, wie sie gesagt worden sind. Ich schaltete meine Gedanken zu diesem Thema, erst einmal ab und konzentrierte alles voll und ganz auf Luciana.
Ich dachte gerade an nix. Weder an Schuld zu Weisungen, noch daran was ich gleich zu ihr sagen würde. Ich wollte sie einfach nur in meinen Armen haben. Mich vergewissern, das es ihr auch nach all den gesagten Worten, wieder gut gehen würde.
So stand ich jetzt vor der Tür von dem Raum, der in kurzer Zeit so viel Ärger verursacht hatte und versuchte so klar wie möglich zu denken, um mir zusammen reimen zu können, wo sie wohl nach der ganzen Sache hingelaufen sein könnte.
Ich versuchte rational zu denken. So zu denken und zu fühlen wie sie es gerade tat und die einzige Möglichkeit die mir eingefallen ist, war nur eine.
-
Luft.
Ich brauche kühle Luft.
Abstand.
Verdammt ich will diese Diskussion, nicht mehr hören.
Ruhe.
Zeit für mich alleine.
-
Und wo wäre das wohl, was sie sucht?
Richtig. Sie kann nur draußen sein.
Es war dunkel mittlerweile.
Der Umzug hatte schon so viel Zeit beansprucht und dann auch noch die Zeit, die wir auf meine Eltern warten mussten.
Das heißt es ist kalt und dunkel draußen.
Das wiederum heißt, das sie dringend Wärme und Schutz nötig hatte.
Etwas wovon ich hoffte, das ich es ihr noch geben könnte.
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