𝐋𝐮𝐧𝐚𝐝𝐢𝐚 • new york, new york!
♡ LUCRECIA ♡
Als das Flugzeug landete staunte ich nicht schlecht über den riesigen Flughafen in New York. Der stundenlange Flug hatte nicht einmal genug Interessantes für meine Instagramstorys ausreichten.
Während wir flogen wollte ich eigentlich viel mit Nadia reden, aber merkte dann, wie viel ich eigentlich verarbeiten musste. Polos Sturz im Club ging mir nicht aus dem Kopf, genauso wenig das es sich dabei um meine Schuld handelte. Nun konnte ich nachvollziehen wieso er sich so verzweifelt fühlte.
Der einzige Unterschied zwischen uns beiden war, dass ich ehrlich gewesen war und meine Freunde mir halfen damit klarzukommen. Am Ende hatten Polos Eltern tatsächlich für das Stipendium bezahlt, was mein gewissen eher verschlechterte.
,,alles in Ordnung?", fragte Nadia als wir aus dem Flugzeug ausstiegen und das Gepäckband suchten. ,,du machst nicht einmal eine Instagramstory obwohl du noch nie in New York gewesen bist."
Ich lachte leise und hob mein Handy, ließ es dann aber wieder sinken. ,,nein, ich... habe in den letzten Tagen gemerkt wie wichtig Freunde sind. Wichtiger als Instagram... fast"
Um ehrlich zu sein konnte ich voller stolz behaupten eine stattliche Anzahl an Followern erreicht zu haben. Ein bisschen weniger als Carla, was mich ärgerte, weil wir uns eigentlich immer vornahmen besser als der jeweils andere zu sein, aber immerhin. Als ich Polo jedoch mit der Flasche aus seiner Provokation heraus tödlich verletzte wurde mir bewusst das mir keiner auf Instagram mir geholfen hatte, sondern meine realen Freunde, wozu auch Nadia gehörte- und was ich niemals zugeben wollte.
,,ich bin wirklich beeindruckt", gab Nadia zu und zeigte ein leichtes Lächeln. Endlich fanden wir auch unsere Koffer und nahmen ihn mit nach draußen.
,,ich bin beeindruckt, das ich mit Miss Palestina nach New York gefahren bin, um dort aufs College zu gehen", stellte ich fest.
,,vergiss nicht, dass ich diejenige war, die das Stipendium gewonnen hat", erinnerte mich Nadia, aber meinte es nicht böse. Es klang zumindest nicht wie ein Gespräch unter Konkurrenten.
,,es fühlt sich seltsam an...", murmelte ich als wir auf das Taxi warteten, das ich vorhin im Flugzeug noch angerufen hatte. Dabei ließ ich die ganze Situation nochmal auf mich wirken. New York tat mir gut, weil ich so nicht ständig über die Abschlussfeier nachdachte. Ich brauchte New York und Nadia, um damit klarzukommen.
Nadia nahm meine Hand. ,,weil Polos Eltern das hier finanzieren?", fragte sie leise und ich nickte.
,,ich habe nie verstanden wie er sich gefühlt hat, habe ihn selbst gehasst, aber jetzt... ich denke er hat es darauf angelegt das ich dasselbe tue wie er, weil er nicht länger damit leben konnte, dass jeder ihn ausgrenzt. Er wollte das wir selbst wissen wie er sich fühlt... ich verstehe es jetzt. Ich verstehe alles."
Nadia umarmte mich und versuchte ein aufmunterndes Lächeln zu zeigen. ,,du und Polo... ihr habt beide einen Fehler gemacht. Aber er würde nicht wollen das du dir so viele Vorwürfe machst und dasselbe Leben führen musst wie er."
Ich nickte langsam. Vielleicht sollte Nadia Recht behalten und Polo würde das wirklich nicht wollen. Anders als er wollte ich mir davon aber nicht mein Leben kaputt machen lassen. Es hinterließ Spuren, Wunden die niemals heilten, aber ich wusste das ich psychisch mehr aushielt und mit Nadias Hilfe wollte ich es schaffen.
,,zwing mich nicht das zu wiederholen, aber ich finde schön wie aus meiner großen Konkurrentin eine meiner besten Freundinnen geworden ist. Du bist zwar manchmal unerträglich, Miss Palestina, aber ansonsten etwas besonderes."
Hätte das Taxi jetzt nicht gehalten, wäre ich noch sentimentaler geworden, aber nach all den Ereignissen fand ich es wichtig mich ein kleines bisschen zu ändern. Polo hatte gesagt, dass niemand mich liebte. Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen. Was gab es schon für eine bessere Liebe als eine Freundin wie Nadia. Eine Freundin, die das genaue Gegenteil von mir war
Nadia lächelte als der Taxifahrer unser Gepäck mit großer Anstrengung in den Kofferraum lud. ,,du bist auch unerträglich die meiste Zeit", antwortete Nadia und wir lachten beide.
Als das Taxi durch die komplizierten Straßen in New York fuhr kamen wir aus dem Staunen kaum heraus. Hohe Wolkenkratzer, leuchtende Reklame überall und eine Stadt, inder es vor Menschen geradezu wimmelte. Hier spielte sich das Leben ab. Ein anderes Leben als ich es kannte. Die meisten Leute schwammen nicht im Geld und eilten auch nicht durch irgendwelche teuren Läden. Genau das wollte ich auch versuchen. Ein Leben zu führen, dass sich überhaupt nicht mit meinem Leben in Spanien vertrug.
In New York konnten wir jeder sein. Sowohl Nadia als auch ich brauchten diesen Abstand zu Zuhause.
,,wird es im College auch einen Konkurrenzkampf zwischen uns beiden geben?", fragte Nadia schließlich, als wir vor einem riesigen Tor hielten, das den Eingang zum College bildete.
,,darauf kannst du dich verlassen. Ich werde die beste sein. Du wirst mit großer Freude von deinem Thron gestoßen, Miss Palestina."
Eines worin ich mir sicher war. Nadia hatte keine Chance. Hier standen alle Karten wieder auf Null.
,,abwarten Lucrecia", widersprach Nadia. Ich verdrehte die Augen weil mir bewusst wurde das sie mich absichtlich provozierte, indem sie meinen vollständigen Namen verwendete.
,,möge die bessere gewinnen", stellte ich die neuen Spielregeln auf und hielt Nadia feierlich die Hand hin, während das Tor vor uns aufschwang und Blick auf den weitläufigen Campus gab. Das Auto rollte los und zeigte uns unser neues Leben für zumindest das kommende Jahr.
Nadia schmunzelte und griff nach meiner Hand, um sie ebenso feierlich zu schütteln.
,,danke. Das werde ich."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top