♡ LUCRECIA ♡
Als unsere Klassenarbeiten ausgeteilt wurden wunderte es mich natürlich nicht, die beste zu sein. Endlich wieder ganz wie in alten Zeiten.
Carla neben mir zeigte selbstverständlich weniger Enthusiasmus, als sie die Klassenarbeit erhielt, sondern steckte sie kommentarlos in den Rucksack.
,,wenn du weiterhin so schlechte Laune hast brauche ich eine neue Sitznachbarin. Wie war die Klassenarbeit?", fragte ich ohne das es mich wirklich interessierte. Ich wusste das die beste Note mir gehörte und Carla war meistens auch weit oben dabei. Mehr wollte ich nicht wissen.
,,gut", antwortete sie knapp und zuckte die Schultern. Ich nahm ihr das nicht ganz ab.
Was machte sie denn den ganzen Tag?
Das Klassenzimmer leerte sich, weil Mittagspause war und ich musste dringend mit Samuel sprechen. Er hatte etwas gesehen was er nicht hatte sehen dürfen. Mit geschickten Erpressungsversuchen musste ich ihn nun zum Schweigen bringen. Wenn er den anderen erzählte was er wusste, dann... hätte das unangenehme Konsequenzen für Valerio und mich.
Ungünstigerweise sah Samuel durch reinen Zufall wie Valerio und ich uns küssten und das durfte er auf keinen Fall verraten.
Zu meiner Überraschung kam Samuel auf einmal zu uns hinüber. Noch mehr verblüffte es mich aber, dass er vor Carla stehenblieb.
,,Macaroni?", fragte Samuel und ich starrte Carla entgeistert an. Seit wann redete sie denn mit Samuel mehr als nötig? Ausgerechnet mit Samuel.
,,später vielleicht", antwortete Carla ohne aufzusehen. ,,Geh schonmal vor, ich komme nach."
Samuel nickte und ging aus dem Klassenzimmer.
Keine Sekunde später drehte ich mich zu Carla, die nun auf ihrem Handy herumtippte, als wäre nichts gewesen.
,,wieso spricht Samuel mit dir?", fragte ich, bereit jede Information aus ihr zu quetschen. Ich brauchte das, um mich auf mein Gespräch mit ihm vorzubereiten. Hoffentlich erzählte sie mir etwas sinnvolles.
,,das weißt du doch. Weil er mich wegen Marina verdächtigt", wich sie meiner Frage geschickt aus, aber da kannte sie mich zu schlecht. Ich merkte einfach alles.
,,er hat dir Macaroni mitgebracht und keine Mordanzeige", meinte ich hartnäckig und wickelte mir eine Strähne um den Finger. Carla konnte vielen etwas vormachen, aber mir nicht. Sie antwortete mir zwar immer noch nicht, aber ihr Blick sprach Bände.
Ich starrte sie fassungslos an.
,,du vögelst mit Samuel? Wirklich Carla? Du und er...?"
Mir fehlten wirklich die Worte um meine üblichen Kommentare abzugeben. Wie kam Carla denn bitte dazu, von allen möglichen Männern ausgerechnet Samuel auszusuchen? Natürlich spielte mir das in die Karten, aber dennoch war ich einfach fassungslos darüber. Kein Junge konnte Carla widerstehen, selbst wenn er sie eines Mordes verdächtigte. Ich gab zu, dass mir Carlas Verhalten ebenfalls teilweise etwas suspekt erschien, aber sie war meine beste Freundin und deshalb ging ich von ihrer Unschuld aus.
,,so stellt er keine Fragen", antwortete Carla gleichgültig, packte den Rest in ihre Tasche und stand auf. ,,das war das Ziel."
,,und er macht dir Macaroni", ergänzte ich, was meiner Ansicht nach mehr hieß, als ihn nur davon abzuhalten Fragen zu stellen.
Carla hob die Augenbrauen. ,,bist du eifersüchtig? Brauchst du nicht... sie schmecken scheußlich."
Mit diesen Worten verließ sie den Klassenraum. Eigentlich würde ich ihr folgen und noch mehr Details aus ihr quetschen, aber meine oberste Priorität galt Samuel, nicht ihr.
Ich schrieb ihm, dass er gefälligst wiederkommen sollte und das ich hier wartete. Es brauchte einige Minuten, bis er auftauchte. Glück für ihn.
,,was willst du?", fragte Samuel mit sichtlich genervtem Unterton. ,,wenn es um dich und deinen Bruder geht. Es interessiert mich nicht was ich gesehen habe, es sei denn du verhältst dich daneben und ich brauche etwas gegen dich. Ansonsten bin ich nicht scharf darauf das in aller Welt zu erzählen."
,,Halbbruder", verbesserte ich, obwohl es das natürlich nicht weniger verboten machte. Dennoch... so viel Zeit musste sein, immerhin nahm Valerio sich auch immer so viel Zeit um dies klarzustellen.
Samuel lehnte sich gegen einen der Tische und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,macht es das besser?"
,,geht es dich etwas an?", konterte ich sofort und zuckte gleichgültig die Schultern. Samuel konnte wirklich darüber denken was er wollte. Es kümmerte mich nur das er es für sich behielt.
,,ich habe gesehen wie du deinen Halbbruder geküsst hast, Lucrecia", begann Samuel vermutlich im Wissen, dass ich es nicht mochte bei vollem Namen genannt zu werden. Egal. Ich unterbrach ihn einfach: ,,und das wirst du schön für dich behalten."
,,das nächste mal solltest du es vielleicht nicht öffentlich auf einer Party machen. Jeder hätte reinkommen und euch sehen können", sagte Samuel.
,,und du solltest lernen, dass eine geschlossene Tür bedeutet, dass es dich nichts angeht was sich dahinter befindet. Anscheinend hast du das nämlich nicht verstanden"
Samuel zuckte die Schultern. ,,dir sollte jemand das Türschloss zeigen, wenn du nicht willst, dass jemand hereinkommt. Es gibt einen Schlüssel und den kann man abschließen."
Ich verdrehte ausnahmsweise kommentarlos die Augen.
,,Kann ich dann gehen oder willst du mir noch eine Predigt halten?"
Glaubte er wirklich ich sei fertig? Da fehlte doch noch die nötige Versicherung, dass er wirklich nichts sagte über das, was er gesehen hatte. Stillschweigen über die sogenannte Valerio Sache bedeutete mir außerordentlich viel. Es würde nicht ausgerechnet Samuel sein, der alles ans Licht brachte.
Nie
Im
Leben
Also packte ich betont langsam meine Sachen zusammen anstatt ihm eine Antwort zu geben und stand auf. Ich ging auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. Ich setzte mein falschestes aber eindeutig bestes Lächeln auf und legte meine Hand auf Samuels Schulter.
,,es wäre doch wirklich schade wenn Carlas Vater davon erfährt, dass ausgerechnet du ihre Zeit in Anspruch nimmst. Erinnerst du dich noch an Christian? Ich wette du willst nicht, dass dir etwas ähnliches passiert. Leider scheit den Jungs in ihrer Nähe viel zu passieren, was nicht sein sollte. Und was würde erst dein Bruder dazu sagen, dass der brave Samuel seine Zeit mit der verwöhnten Marquesa verschwendet?"
Mein Plan ging damit vollkommen auf.
,,der Junge ohne Geld und die spanische Adelige. Glaubst du wirklich, du kannst ihr etwas bieten?", meinte ich vielleicht ein wenig übertrieben gemein. Aber ich wollte mich eben an meinen Plan halten.
Ich grinste zufrieden und ließ Samuel los, nur um an ihm vorbeigehen.
,,Hab einen schönen Tag!", rief ich ihm über die Schulter zu und ging aus dem Klassenzimmer
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