♡ LUCRECIA ♡

2017

Die diesjährige Silvesterparty sollte noch besser werden als die Jahre davor. Woran liegt das? Darauf gibt es nur eine richtige Antwort:

An mir.

Ich reservierte bereits ein ganzes Jahr vorher einen Club für die Party und lud auch dementsprechend viele ein. Wenn man wollte das es gut wird, dann muss man es nämlich selber machen.

Schon den ganzen Tag traf ich Vorbereitungen und stellte sicher, dass alles gut lief. Erst eine Stunde zuvor ließ die Zeit es zu, dass ich nach Hause fuhr und mich umzog.

In einem wirklich teuren Kleid betrat ich schließlich den Club und kam gerade rechtzeitig zum Eintreffen meiner Freunde.

Guzmán verwickelte ich sofort in einen lang anhaltenden Kuss. Carla bekam ebenfalls einen Kuss auf die Wange und ihr Freund Polo eine innige Umarmung. Manchmal nannte ich ihn zum Spaß ihr Schoßhündchen, weil er ihr überall hin folgte und eigentlich alles machte, was sie sagte. Ander ließ von allen am längsten auf sich warten, aber auch er traf schließlich ein und erhielt eine Umarmung von mir. So viel also zu meinen besten Freunden in Las Encinas. Die anderen Gäste waren ebenfalls Schüler der Eliteschule oder eben andere mit ähnlichen Vorteilen. Das klang vielleicht oberflächlich, aber sie alle hatten eine Gemeinsamkeit - Geld.

Aber es kam auch schnell die Stimmung auf, da meine Liederauswahl wirklich gut getroffen war. Da musste ich mich selbst loben. Die Tanzfläche füllte sich und auch die Bar lief gut. Glücklich darüber setzte ich mich zu den anderen auf die Sofas auf der rechten Seite und griff mir ein Glas, um mir etwas aus der Champangerflasche einzuschenken.

,,Den gibts erst um Mitternacht, Lu", hielt Guzmán mich auf, als ich die Flasche in der Hand hielt.

,,Und was trinken wir jetzt?", wollte ich wissen. Die Antwort darauf blieb mir erspart. Im selben Moment setzte sich nämlich Carla wieder. In der Hand hielt sie eine Schnapsflasche und kleine Shotgläser.
,,Die hier", kam ihre Antwort.

Ander stöhnte auf. ,,Von denen wird man schnell betrunken."

,,Und?"
Carla öffnete die Flasche und begann einzuschenken. Ich wusste nicht genau welcher Schnaps das sein sollte, aber er hatte eine blaue Farbe. ,,Wir starten das neue Jahr betrunken."

,,Ich bin dabei", meldete ich mich zu Wort, reichte Guzmán neben mir ein Shotglas und nahm mir ein eigenes. Carla reichte eines an Polo und Ander.

,,Noch nicht trinken. Ich will zuerst sagen, was ich mir von euch im neuen Jahr wünsche", kündigte ich an und sah zu Ander.
,,Ich wünschte du würdest nicht so geheimnistuerisch tun und uns ein bisschen mehr in dein Liebesleben einweihen. Das bekommst du bestimmt hin, richtig?"
Ander verdrehte die Augen, aber ich fand das berechtigt. Er erzählte nie etwas.

Mein Blick fiel zu Carla und Polo. ,,Bitte vögelt nicht ständig im Hinterzimmer von irgendwelchen Clubs. Dann stehe ich nämlich alleine da und jeder denkt, dass ich keine Freunde hätte."

,,Im Ernst, Lu?", fragte Carla und Ander musste leise lachen.
,,Wo sie recht hat, hat sie recht."
,,Du bist meine beste Freundin, Süße. Ich will einfach nur, dass das so bleibt", meinte ich grinsend zu Carla. ,,Aber das gleich so zu formulieren wäre doch langweilig."

Nun blieb noch einer aus der Runde übrig. Guzmán.

Ich drehte mich zu ihm.
,,Zu dir habe ich nicht viel zu sagen. Ich wünsche mir einfach nur, dass du so bleibst wie du bist. Ich wünsche mir, dass es uns beide noch ein weiteres Jahr gibt. Außerdem zweifelt wohl keiner an, dass du immer für andere da bist und das ist wirklich wunderbar. Cheers!"

Guzmán lächelte leicht und küsste mich auf die Wange. Ich meinte wirklich jedes Wort davon absolut ernst. Ich liebte Guzmán dafür, dass er nie jemanden im Stich ließ.

Wir stießen vorsichtig an und kippten den Shot in einem Zug hinunter. Dann folgte ein zweiter und auch ein dritter. Irgendwann war dann auch die Flasche leer und Polo holte uns eine neue. Diese Flasche schafften wir zur Hälfte, bis jemand auf der Tanzfläche lautstark verkündete, dass es bald Mitternacht sei und wir endlich hinausgehen sollten.

Das ließen wir und nicht zweimal sagen. Mit zwei Flaschen Champanger stellten wir uns vor den Club. Wir gaben uns allerdings Mühe nicht so nah bei den anderen Gästen zu stehen. Carla und Polo standen eng umschlungen nebeneinander, aber ich war da ein bisschen sozialer. Würden Guzmán und ich das auch machen, dann würde Ander nämlich wie das fünfte Rad am Wagen danebenstehen. Ich hatte wirklich keine Lust auf irgendwelche romantischen Einlagen zu einem Feuerwerk. Daher schüttelten wir den Champanger und blieben nebeneinander stehen.
Ich zog Carla am Arm, bis sie und Polo ebenfalls zu uns stießen und Polo sich zumindest darauf beschränkte, sie mit einer Hand an der Hüfte festzuhalten.

,,Das ist eine Party, kein Date", rief ich allen in Erinnerung und sah auf die Uhr. Die letzten zehn Sekunden zählten wir gemeinsam mit den anderen Gästen runter. Pünktlich um Mitternacht öffnete Guzmán den Champanger. Da wir ihn vorhin geschüttelt hatten, schaumte es gewaltig aus der Flasche. Dennoch jubelten wir laut und lachten. Zeitgleich rasten die ersten Raketen in den Himmel, explodierten dort und hinterließen ein farbiges Bild am Himmel. Es knallte gewaltig und über Madrid kam mir die Nacht plötzlich strahlend hell vor.

Ander half Guzmán den Champanger einzuschenken. Ich rammte Carla meinen Ellbogen in die Rippen, weil ihre Lippen mal wieder an Polo klebten und drückte beiden schnell ein Glas in die Hand.

,,Auf das beste Jahr unseres Lebens!", rief Polo und hob sein Glas in die Luft. Ich dachte darüber nach. Vor uns lag ein Jahr voller Party, Alkohol, Liebe und natürlich einem Stipendium aufgrund meiner guten Noten. Klassenbeste, wie ich immer so gerne erwähnte. Ein Jahr, dass wir hoffentlich niemals vergaßen und eines, dass noch so viel besser werden könnte als das letzte. Ich für meinen Teil freute mich darauf.

Unsere Gläser klirrten aneinander. Durch den Lärm des Feuerwerkes hörte man es kaum. Ich trank die prickelnde Flüssigkeit und lächelte in die Runde. All meine Freunde um mich versammelt zu haben, machte mich wirklich glücklich.

Erst ein Jahr später wusste ich, dass wir unsere Erwartungen an das neue Jahr zu hoch gesetzt hatten. Eigentlich ging alles eher den Bach runter. Und all das würde schon bald beginnen, wenn in wenigen Wochen drei neue Schüler auf unsere Schule wechselten.

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Weil ich morgen nicht weiß ob und wann ich Zeit habe, kommt heute schon der Silvesteroneshot :)