𝐂𝐚𝐲𝐞𝐛𝐞𝐤𝐚 • merry kiss-mas


♡ REBEKA♡

Der laute Bass hämmerte in meinen Ohren. Die großen Kopfhörer ließen kein anderes Geräusch mehr durch und mein Kopf wippte nickend im Takt mit. Ich könnte jetzt für die Menge Schularbeiten lernen, die vor den Ferien noch anstehen, aber stattdessen ist mir lieber langweilig und ich dröhnte mich mit Musik zu.

Erst als meine Zimmertür sich schwungvoll öffnete, sah ich auf und erkannte meine Mutter. Sie sagte etwas, aber kein einziges Wort kam bei mir an. Leise seufzend nahm ich meine Kopfhörer ab und sah sie abwartend an.

,,Deine Freundin wartet unten", wiederholte sie ihren Satz. Verwirrt sah ich sie an. Ich wusste nicht welcje von meinen Klassenkameradinnen sie meinte. Einige davon bezeichneten sich als meine Freunde, obwohl ich sie nicht leiden konnte. Andere konnten mich nicht ausstehen. Ich nannte das ausgeglichen. ,,Die kleine Blondine", fuhr meine Mutter fort. Sie war manchmal nicht gut mit Namen.

Das half mir aber auf die Sprünge. Zugleich schürte sie damit Verwirrung. Seit wann besuchte Cayetana mich unangekündigt? Eilig hüpfte ich die Treppen hinunter und entdeckte meine Besucherin im Hausflur. ,,Was ist los?", begrüßte ich meine Mitschülerin.

Meistens sah man es Cayetana an, wenn sie etwas plante. Dann war sie nämlich aufgeregt und konnte es kaum erwarten, mir davon zu erzählen. Dieses Gesicht entdeckte ich auch jetzt bei ihr. ,,Weihnachtsshopping?", fragte sie mit unterdrückter Freude, wobei ihre Augen begeistert funkelten.

Ich hatte nichts gegen Weihnachtsshopping. In Cayetanas Fall bedeutete es aber, dass wir uns hässliche Weihnachtspullis mit Rentieraufdruck kauften. Mein erster Instikt war es also, nein zu sagen und sie wegzuschicken.
Andererseits war mir Cayetana ab einem gewissen Punkt in meinem Leben sehr wichtig geworden. Sie hatte lange Zeit gekämpft, bis man sie aufgenommen hatte und jetzt machten sich Idioten darüber lustig, weil sie um das Studium zu finanzieren als Putzfrau in der Schule arbeitete.

,,Also gut", gab ich nach, hob aber warnend den Finger. ,,Halt dich zurück. Keine Rentiere."

Cayetana ließ einen begeisterten Aufschrei los und schlang lachend die Arme um mich. ,,Du rettest meinen Tag, Rebe!"

~♡~

Wie immer fiel ich in der Stadt auf. Unter meiner warmen Mütze, baumelten zwei große Ohrringe in Form eines "R". Meine Jacke hatte einen knallroten Farbton und schimmert an manchen Stellen metallisch. Meine Hose wählte ich heute ausnahmsweise in schwarz, aber nur um den ebenso roten Stiefeln genug Aufmerksamkeit zu widmen. Gegen mich fiel Cayetana kaum auf, aber ich mochte ihren heutigen Style. Die weiße Winterjacke mit flaischigem Kunstfell ließ sie wie ein kleiner Engel aussehen.

Die Stadt Madrid wirkte heute wegen des Wetters wie ausgestorben. Natürlich quatschte Cayetana mir trotzdem einen sehr hässlichen Weihnachtspulli auf. Er war ganz in weiß gehalten und druckte einen Schneemann mit einem hinreißend süßen Gesicht auf. Darunter stand "I love christmas". Cayetana kaufte sich das andere Exemplar mit dem grinsenden Rentier. Zu ihr passte das, aber ich zog das nur ihr zuliebe an. Wenigstens erklärte sie mir, dass sie unserer gesamten Freundesgruppe einen solchen Pulli aufquatschen wollte. Danach schlenderten wir durch den bunten Weihnachtsmarkt, der im Vergleich zur restlichen Stadt sehr gut besucht wurde.

Obwohl ich es niemals zugeben würde, mochte ich Weihnachtsmärkte. Trotz des kitschigen Aspekts fühlte man die Wärme und die Freude der Menschen, wenn man die Stände entlangging.

An einem davon blieben wir stehen und bestellten uns Glühwein. Die heiße Tasse wärmte meine eingefrorenen Fingern. Schlauerweise trug Cayetana Handschuhe, um genau das zu vermeiden.

Schmunzelnd musterte sie meine geröteten Hände und strich mir ihrer Hand sanft darüber. ,,Das kann man sich kaum mit ansehen", murmelte sie und stellte ihren Glühwein nach einem weiteren Schluck auf unseren Tisch, an dem wir standen.

Ich ignorierte meine Hände, widmete meine Aufmerksamkeit stattdessen nur Cayetana zu. Ihre schmalen Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, die blonden Haare reichten gerade so bis zu den Schultern und ihre Augen rissen den Blick von meinen Händen und sahen stattdessen in meine.

Ich konnte nicht beschreiben, was das plötzlich in mir auslöste. Eigentlich hatte ich Cayetana immer nur als gute Freundin gesehen, mehr nicht. Wir tauschten uns über unsere Probleme aus, gingen gemeinsam hässliche Weihnachtspullis kaufen und ab und zu feierten wir gemeinsam in einem Club. Der Moment, wo meine und Cayes Blicke sich trafen, legten einen kleinen Schalter in meinem Kopf um. Ich musste den Moment verpasst haben, an dem sie mehr für mich geworden war.

Ließ ich mich deshalb zu diesem Schneemannmotiv überreden?
Fand ich Cayetanas Lächeln deshalb so ansteckend?

Ich unternahm nichts. Erst das Desaster mit Samuel, dann Mencía und dieser Idiot Armando. Ich hatte die Hoffnung in Liebe aufgegeben. Letztendlich wurde ich immer nur enttäuscht. Außerdem hatte Cayetana vor mir nie erwähnt, dass sie auch auf Mädchen stand. Oft ließ sie nicht einmal die kleinste Andeutung darüber fallen.

Stattdessen trank ich lieber noch einen Schluck des würzigen Glühweins und versuchte mich von dem Gedanken abzubringen, etwas von Cayetana zu wollen. Fand ich ihre brabblige Art ohne Punkt und Komma zu reden nicht furchtbar nervig? Wollte ich ihr nicht schon den ganzen Weg sagen, dass sie mich nicht weiter zutexten sollte? Hatte ich mich nicht lautstark über den Schneemann auf dem Pullover beschwert?

Es half alles nichts. Ich mochte mochte trotzdem. Gerade weil, ich sie nervig fand. Was ich anfangs an ihr hasste, wurde zu einer essentiellen Eigenschaft, ohne die sie eben nicht Cayetana Grajera wäre.

Auch jetzt redete sie weiter, erzählte mir mit strahlenden Augen von ihrem Studium. Ihre Modeentwürfe kamen gut an und das verdiente Geld reichte ihr besser als sie erwartet hätte.

Ich wusste schon, was ich mittlerweile an ihr anziehend fand. Früher war sie ein unsicheres Mädchen gewesen, das log um dazuzugehören. Das ärgerte mich deshalb, weil ich eben auch nicht so war wie die anderen, mich aber trotzdem nicht vorstellte. Heute aber wusste Cayetana genau wer sie ist. Vielleicht blieben noch viele Unsicherheiten, aber die würde sie noch bekämpfen.

Wieder trank ich Glühwein, stellte fest das meine Tasse nun leer war und versuchte weiter auf Cayes Worte zu hören. Es gelang mir nicht. Ich unterbrach sie mitten im Satz. ,,Willst du noch einen?"
Ich deutete auf den Glühwein. Cayetana wirkte überrascht weil ich sie so abrupt unterbrach, blinzelte verwirrt und sah auf ihre Tasse. ,,Nein danke, ich..."

Die restlichen ihrer Worte gingen unter, weil ich sie küsste. Einfach so, ohne die Sache zu hinterfragen. In Wahrheit wusste ich einfach nicht, wie viel sie mir bedeutete. Freundschaft oder vielleicht doch mehr. All das fand ich nur heraus, wenn ich aufhörte Mencía und Samuel als Ausrede zu verwenden.

Trotz meines Mutes machte ich mir riesige Sorgen dass Cayetana mich wegstieß, sobald meine Lippek auf ihre trafen. Tatsächlich schien sie zuerst den Instinkt zu haben, zurückzugehen. Nichts davon passierte. Cayetana brauchte einen Moment, um ihre Überraschung zu überwinden. Dann aber erwiderte sie dem Kuss. Wir beide wussten nicht, was das sollte. Ich für meinen Teil wollte es, aber für Cayetana konnte ich natürlich nicht sprechen.

Diese stellte sich auf Zehenspitzen, weil sie ein gutes Stück kleiner als ich war und schlang ihre Arme um meinen Hals. Meine erhöhten Schulsohlen erweiterten nochmal den Größenunterschied. Meine Finger krallen sich in Cayetanas Taille. Ihre Lippen schmeckten wundervoll und ich konnte nicht beschreiben wieso. Cayetana zu küssen fühlte sich vollkommen anders an als Samuel oder Mencía. Es war leicht, schwerelos und einfach nur wunderschön.

Nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander. Ich sah ihr in die Augen und setzte zögerlich ein Lächeln auf. Was würde sie sagen?

Cayetana überraschte mich. Sie küsste mich nochmal kurz auf meine Lippen. ,,War das dein Weihnachtsgeschenk an mich?"

Ich schüttelte erleichtert den Kopf und lächelte. ,,Nein. Dein Weihnachtsgeschenk kannst du an einem anderen Tag bei mir abholen, wenn du willst."

,,Ernsthaft?"

,,Natürlich. Aber wehe du trägst den Rentierpullover", warnte ich sie vor.

Cayetana schien zu überlegen. ,,Wieso nicht? Den hättest du mir wenigstens schnell ausgezogen..."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top