𝐂𝐚𝐫𝐩𝐨𝐥𝐨 • i killed someone for you {3}

TEIL 3


POLO

Nach meinem Zusammenbruch lagen wir nebeneinander auf meinem Bett. Mein Arm lag um Carla und hielt sie an mich gedrückt, weil ich sie einfach brauchte. Sie loszulassen hätte für mich bedeutet, dass ich mir eingestand, alles verloren zu haben. Dafür war ich nicht bereit.

Ich wusste nie wie es sich anfühlte alles zu verlieren. Bis jetzt.

,,Erinnerst du dich noch an unseren ersten Kuss?", fragte ich plötzlich, um mich endlich auf andere Gedanken zu bringen. Jetzt, wo sie neben mir lag tat die Erinnerung daran nur halb so weh. Erstaunlicherweise dachte ich gerne daran zurück.

Carla schwieg eine Weile, sodass ich mir nicht sicher war ob ich überhaupt eine Antwort erhielt, doch als ich meinen Kopf so drehte das ich ihr Gesicht sah, sah ich überrascht das sie lächelte. Eine normale Person hätte das niemals gesehen, aber ich kannte sie so gut, dass ich selbst das kleinste Funkeln in ihren Augen erkannte. ,,Wir waren zwölf", erinnerte sie sich schließlich. ,,Es war genau hier."

,,Stimmt"
Nachdenklich strich ich ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und musste zu meiner eigenen Überraschung auch lächeln. ,,Wir hatten keine Ahnung wie es richtig geht. Und keiner hat sich getraut anzufangen."

Carla griff nach einem Kissen hinter sich und warf es nach mir. ,,Ich war diejenige, die angefangen hat", verteidigte sie sich. ,,Ich habe mich zu dir gebeugt und dich geküsst."

,,Aber zwei Sekunden später hast du wieder aufgehört, weil es dir peinlich war und weil du lachen musstest", redete ich trotzdem weiter und grinste.

,,Wenn du das jemals jemandem erzählst, wirst du das bereuen", warnte Carla mich, setzte sich auf und da landete auch schon das zweite Kissen auf mir.

Ich käme niemals auf die Idee jemandem davon zu erzählen. Das war eine Erinnerung, die ich nur mit Carla teilte. Eine meiner liebsten sogar, denn sie stellte Carla nicht als eiskalte, manipulative Marquesa dar, sondern zeigte, dass auch sie nicht perfekt zur Welt gekommen war. Sie war einfach nur ein Mädchen gewesen, das sich Gedanken über ihren ersten Kuss gemacht hatte.

,,Ich mochte es wie du gelacht hast", gab ich zu, immer noch grinsend und setzte mich auch auf ,,Als du mich damals geküsst hast, war das echt. Es war das, was du wirklich gefühlt hast."

,,An deiner Stelle würde ich eher darüber nachdenken, dass ich damals schon das Sagen in der Beziehung hatte. Immerhin hast du dich nicht getraut, mich zuerst zu küssen", redete Carla sich raus.

Ich gab gerne zu wie recht Carla damit hatte. Auch wenn ich es nicht merkte, hatte sie das Sagen gehabt, egal wann. Sie hatte mich immer dazu bewegt zu tun was sie wollte, nicht zuletzt die Sache mit Christian. Ich merkte nicht einmal, wie sie mich manipulierte. Erst im Nachhinein fiel es mir auf.

Diesmal war ich derjenige, der ein Kissen nach ihr warf und sie lachend aufs Bett drückte, damit sie sich nicht mehr wehren konnte. Vielleicht vergaßen wir gerade beide, dass das hier eigentlich nicht mehr der Realität entsprach, aber wir verdienten beide eine Pause, weil wir einfach nicht mehr weiterwussten. Ich merkte, dass es selbst Carla sehr zu Kopfe stieg immer die Kontrolle über ihre Pläne zu behalten. Sie merkte genau wie ich wie grausam es war, ein solches Geheimnis für sich zu behalten.

Carla beugte sich zu mir nach oben und ihre Lippen streiften meine. Einen Moment hielten wir inne, weil wir nicht wussten wohin das führte, aber dann beschloss ich noch eine dumme Sache zu tun und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Manchmal kam es im Leben auch nicht mehr auf einen letzten Fehler an. Es war sogar ein schöner Fehler.

Glücklicherweise hörte Carla nicht auf oder schien in irgendeiner Weise darüber nachzudenken. Nein, sie küsste mich wie sie es immer tat und es fühlte sich so schmerzlich vertraut an, dass ich sie festhielt und mit den Händen die Bluse ihrer Schuluniform auszog. Carlas nackte Haut fühlte sich kühl an und ich spürte ihre Finger unter meinem Shirt, welches sie mir schließlich hastig über den Kopf zog.

Weitere Kleidungsstücke landeten auf dem Boden, keiner von uns fasste auch nur einen einzigen klaren Gedanken und wir waren einfach nur in diesem Moment gefangen. In einem Moment der Schwäche, den ich aber nicht als Fehler ansehen würde.

Ich wusste ganz weit hinten in meinem Kopf, dass es morgen noch mehr wehtun würde, wenn alles wieder lief wie immer - die neue Realität in der es kein Carla und Polo mehr gab. Aber jetzt war es mir egal. Alles woran ich denken konnte war Carla und die Tatsache, wie sehr ich sie jetzt wollte.

Schließlich ließen wir uns beide fallen. Es gab nur noch sie und mich, wie früher und eine kurze, aber intensive Leidenschaft. Ich fand nicht einmal die richtigen Worte, um das zu beschreiben. Ich wusste nur, dass ich viele Minuten später wieder neben ihr lag, sie im Arm hielt und sie nachdenklich betrachtete.

Es gab für wenige Minuten keine Morde mehr, keine Marina und keine Trennung. Keine psychischen Zusammenbrüche oder Vorwürfe.

Vielleicht würden viele es als Rückfall bezeichnen, mit seiner Exfreundin zu schlafen, als Tat tiefster Verzweiflung, aber ich redete mir ein es sei Liebe gewesen, die uns dazu brachte. Möglicherweise spielte auch ein bisschen der Schatten der Vergangenheit mit oder alles auf einmal kam zusammen. Ich wusste es nicht. Doch worin war ich mir in letzter Zeit auch wirklich sicher gewesen?

,,Weißt du was das schlimmste war und was ich nicht vergessen kann?", fragte ich plötzlich und strich mit den Fingern sanft über Carlas nackte Schulter. Ich wusste nicht wie ich darauf kam, aber es fiel mir ein. Ich hatte es noch nie geschafft alles zu erzählen. Deshalb fühlte ich mich manchmal schwach, auch wenn keiner von uns es je aussprach.

Carla schüttelte den Kopf. Sie wusste was ich meinte.

,,Alles was Marina mir gesagt hat, ist wahr. Sie hat mich ausgelacht, mir gesagt das du mich nur benutzt. Sie hat darüber gelacht, dass ich auch nur in Erwägung gezogen habe, dass du zu mir zurückkehrst. Als ich sie mit der Statue erwischt habe, da wurde mir klar, wie sehr sie die Wahrheit gesagt hat", meinte ich und wich Carlas Blick aus, der den meinen suchte. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. ,,Bitte sag mir, dass das nicht stimmt, Carla. Bitte."

Doch zu meiner Enttäuschung sagte Carla nicht, dass es nicht stimmte. Sie tat was sie immer tat, wenn sie in der Klemme steckte. Sie versuchte es mit Sex.

,,Antworte mir, carla", verlangte ich und hielt ihre Hand fest, bevor sie damit Erfolg erreichte. ,,Es sei denn du willst mich noch mehr kaputtmachen."

,,Ach mein Lieber...", murmelte Carla leise. ,,Ich habe immer das bekommen was ich wollte und Marina wusste das. Aber ich habe dich niemals nur benutzt."

nicht nur benutzt
Das bedeutete, dass Marina tatsächlich die Wahrheit sagte. Carla hatte mich benutzt. Vielleicht nicht nur, aber sie hatte es getan.
,,Hast du mich jemals geliebt?"
,,Ja."
,,Liebst du mich immer noch? Egal auf welche Weise?"

Carlas kühler Blick fiel kurz in sich zusammen, aber nicht für lange. Lange genug, dass ich sah wie sehr sie mit sich kämpfte, sich selbst überhaupt die Wahrheit einzugestehen. Oft war es leichter an eine Lüge zu glauben.

,,Du hast Marina getötet, Polo. Dieses Wissen ist grausam und das wird uns ewig verbinden. Du wirst mir niemals egal sein, sonst hätte ich dich verraten. Aber auch ich träume von Marina. Weißt du was mich daran am meisten beschäftigt?"

Ich schüttelte den Kopf und nahm ihr Gesicht in die Hände. Zu meiner Überraschung rann ihr eine einzelne Träne über ihr Gesicht. Sie zeigte mir endlich ihre wahren Emotionen.

,,Dass du es für mich getan hast. Das war schon immer das schlimmste daran."

💎

[Watty hat bisschen gesponnen, weshalb ich es jetzt neu hochlade]

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