𝐂𝐚𝐫𝐥𝐮 | hot girls summer

LUCRECIA

,,Du kannst unseren Urlaub auf Kreta nicht einfach absagen, Carla!", sprach ich vorwurfsvoll in den Lautsprecher meines Handys und rollte mit den Augen. Typisch Carla.

Die Antwort meiner besten Freundin ließ nicht lange auf sich warten. ,,Mein Vater will, dass ich ihn zu unseren Bodegas begleiten. Es haben sich neue Käufer gemeldet und..."

,,Ach hör auf. Dein Vater braucht dich nicht, um ein paar Flaschen Wein zu verkaufen. Wenn er nicht von dir verlangt mit einen Kunden zu schlafen, damit die ein paar Euros mehr rausrücken, sehe ich keinen Grund, einen Urlaub abzusagen."

,,Lu!" Ich konnte förmlich ihr angeekeltes Gesicht vor mir sehen. Aber ganz ehrlich, ich traute Carlas Vater so gut wie alles zu. Er war bekanntlichermaßen ein knallharter Geschäftsmann und meine beste Freundin ein unangefochtenes Papakind. ,,Wir drehen auch eine Werbekampagne, auf der ich nicht fehlen darf."

Ich wollte nichts davon hören. Diesen Urlaub planten wir seit MONATEN. Zwar startete der Flug erst in einer Woche, aber mein Zimmer glich jetzt schon einem einzigen Chaos. Überall lagen Outfits herum, die ich zusammengestellt und wieder verworfen hatte. Kurz war ich versucht gewesen ein Kleid mitzunehmen, das aber sowas von der letzten Saison entsprach.

,,Carla, es ist mir egal, wie du das machst. Hauptsache du verschiebst diese Kampange auf NACH unseren Urlaub."

Ich legte ohne eine weiteres Wort auf. Wann war Urlaub derart stressig geworden?

•••

Wenngleich ich keinen blassen Schimmer hatte wie Carla es schaffte, ihren Vater zu überreden die Kampagne tatsächlich zu verschieben, gelang es ihr. Schon wenige Tage nach ihrem Anruf saßen wir auf zwei erstklassigen First Class Plätzen und schlürften den ersten Martini. ,,Ich will auf jeden Fall eine Sonnenliege direkt am Pool. Schließlich zahlen wir ein Vermögen für unser Zimmer", verkündete ich meiner blonden Freundin, die seit einer halben Ewigkeit auf ihrem Handy herumtippte. ,,Wem schreibst du die ganze Zeit? Deinem Vater?"

,,Samuel nervt mich. Er schreibt mir ununterbrochen." Sie rollte mit den Augen und schaltete das Handy aus.

Ich rümpfte die Nase. ,,Ehrlich Carla, beende es, bevor es zu spät ist. Was findest du an ihm?"

,,Für diese Unterhaltung bin ich nicht betrunken genug." Sie tippte eine vorbeigehende Stewardess an der Schulter an. ,,Entschuldigen Sie, ich hätte gern noch einen. Weniger Eiswürfel bitte. Ich zahle hier ein Vermögen für Eiswasser mit einem Schuss Alkohol."

Carla schaffte es, mit sorgfältig gewählten Worten selbst eine Beschwerde normal klingen zu lassen. Aus meinem Mund klänge es weitaus vorwurfsvoller. ,,Für mich auch", ergänzte ich die Bestellung.

Den restlichen Flug redeten wir über Gott und die Welt. Die neusten Trends, die aktuellsten Beiträge unserer Freunde auf social media und die ein oder andere private Anekdote. In Griechenland gelandet holten wir unser Gepäck ab und bestellten ein Taxi zum Hotel. Bis dahin war meine Laune ausgezeichnet.

Solange, bis die Empfangsdame in der Lobby verkündete, dass...

,,Nein, nein, ich habe Sie eindeutig falsch verstanden. Wir bezahlen einen hohen Betrag für dieses Zimmer!" Sämtliche Hotelgäste, eingewickelt in flauschige Handtücher oder Neuankömmlinge so wie wir blieben stehen, um mir zuzuhören. Es war mir schlicht egal.

,,Ist doch nicht so schlimm, Lu. Wir nehmen das andere Zimmer und beschweren uns später bei der Hotelleitung. Mein Vater wird..."

,,Dein Vater braucht überhaupt nichts tun, Carla. Ich lasse mich nicht verarschen", schnitt ich ihr das Wort ab und wandte mich an die Rezeptionistin. ,,Klären Sie das. Auf der Stelle."

Nur das Klicken der Computertastatur war zu hören. ,,Die Doppelbelegung ist ein Fehler im System, Miss. Wir stellen Ihnen beiden ein anderes Zimmer, inklusive einer Entschädigung zur Verfügung und ich werde versuchen das zu klären."

Ehe ich der Frau ein weiteres Mal nett erklären konnte, dass sie sich doch bitte verziehen sollte, zog Carla mich beiseite und nahm den Schlüssel an. ,,Ich werde mich an ihren Chef wenden."

Sie war diskreter als ich und vermutlich auch zielführender als mit dieser Frau zu diskutieren, die lediglich Daten in ihrem System abrief. Und dennoch nervte es mich. ,,Wir haben die gesamte Schlange aufgehalten", informierte mich meine beste Freundin.

Ja, offensichtlich.

Der Aufzug stoppte auf unserer neu zugewiesenen Etage. Nach einer kurzen Suche fanden wir das Zimmer. ,,Was soll das sein? Eine Besenkammer?", fragte ich, das geräumige Schlafzimmer samt Bad betrachtend. Es war nicht soo klein wie erwartet, aber eben auch keine Luxussuite mit eigenem Zimmerservice. Ein stinknormales Hotelzimmer mit Doppelbett.  Nicht einmal ein Hugo stand auf dem winzigen Tisch, um uns angemessen zu empfangen.

,,Ich schlafe am Fenster", verkündete Carla.

,,Wie kannst du so gelassen bleiben?"

,,Ich genehmige mir jetzt einen Cocktail am Pool und währenddessen telefoniere ich mit der Hotelleitung. Kommst du mit?"

Ich kam mit. Mein hellblauer Bikini verdeckte das Nötigste und meine Haare fielen mir in sanften Wellen über meinen Rücken. Carla präsentierte sich in einem knallroten Zweiteiler, der sämtliche Blicke anzog - auch meiner. Carlas Schönheit wurde von einer zeitlosen Eleganz gesegnet, an der kein Blick vorbeikam.

Wir fanden zwei freie Liegestühle am Pool. Am heutigen Nachmittag ging es dort eher ruhig zu. Vereinzelt schwammen andere Urlauber im Pool oder sonnten sich auf den Liegestühlen. Ich war für die erste Runde Cocktails zuständig, Carla blieb liegen und kümmerte sich um das Telefonat wegen des Zimmers. Mit zwei Piña Coladas kehrte ich zurück und reichte ihr einen. ,,Und?"

,,Morgen können wir in die Luxussuite ziehen."

Misstrauisch zog ich die Augenbrauen zusammen. ,,Wie hast du das hinbekommen?"

,,Ich habe dem Hotel eine Zusammenarbeit mit Marquesado de Caleruega vorgeschlagen und einen erstklassigen Betrag für eine mögliche Werbekampange auf dem Gelände. Das würde auch dem Hotel zugute kommen und Besucher von weit her anlocken. Im Gegenzug bekommen wir unser Zimmer zurück."

,,Du willst die Werbung für euer Weingeschäft hier drehen?", hakte ich verwirrt nach. War das nicht der Grund gewesen, warum sie den Urlaub verschieben wollte? Ein paar Werbespots und Familienbilder für das Weinunternehmen.

Carla schüttelte den Kopf und da wurde mir klar, dass sie gerissen klug in ihrer Wortwahl war. ,,Mögliche Werbekampange. Verbindlich versprochen habe ich nichts." Selbstzufrieden setzte sie ihre Sonnenbrille auf und nahm bedächtig einen Schluck von dem Piña Colada. ,,Genieß deinen Urlaub, Lu."

,,Du bist eine hinterhältige Schlange, Carla." Aus diesem Grund waren wir beste Freundinnen. Carlas Herangehensweise wäre mir nicht in den Sinn gekommen, umso besser, sie dabeizuhaben. Ich hätte die Leitung vermutlich erpresst oder mich so lange beschwert, bis sie nachgeben. Carlas Lösung war die bessere. Geschickt und ohne viel Aufruhr.

Ich entspannte mich auf meinem Liegestuhl. Der Sommer konnte beginnen!

,,Wie du gesagt hast. Wir lassen uns nicht verarschen", antwortete Carla.

Ich grinste sie zufrieden an.
,,Du bist meine Bitch."

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