𝐂𝐚𝐫𝐛𝐞𝐤𝐚 • jealousy

Halloween Staffel 2

REBEKA

Der Aufruhr nahm seinen Lauf, kurz nachdem Cayetana eine Nachricht in den Gruppenchat teilte, sie habe Samuels Bruder Nano im Haus gesichtet.

Ich glaubte nicht an seine Schuld in Marinas Mordfall, aber die restliche Schule tat es. Zugegeben machte die Vermutung, einen Mörder unter den Gästen zu haben, die Halloweenparty sofort aufregender.

,,Er ist draußen!", kreischte ein Mädchen aus meiner Klasse, die sich als Hexe verkleidete und aufgrund des Alkohols nicht mehr zurechnungsfähig war.

,,Schlägerei!", rief der Junge neben mir.

Die Partygäste stürmten nach draußen und weil ich neugierig war, folgte ich ihnen. Es würde mich nicht überraschen, Nano in einer Schlägerei mit Guzmán wiederzufinden, aber als ich diesen in der Masse entdeckte, war ich leicht verwirrt.

Unten an der Straße drängte ich mich durch die gaffende Menge, wobei ich mich nicht davor scheute, auch von meinem Ellbogen Gebrauch zu machen. Vorne angekommen starrte ich völlig überrascht und entsetzt auf die beiden kämpfenden Jungen.

Der untere war Nano, der obere... Samuel. Haltlos schlug dieser auf seinen großen Bruder ein. ,,Samu!", rief ich laut, aber er hörte es nicht. Entweder lenkten ihn die vielen Rufe der Zuschauer ab oder er war so auf seinen Bruder fixiert, dass er den Rest der Welt ausblendete.

Aber damit nicht genug. Etwa ein Meter neben den beiden stand Carla, die immer wieder versuchte, Samuels Arm zu greifen. Schnell kombinierte ich eins und eins zusammen. Es gab nur einen Grund, warum Samuel derart auf seinen Bruder einschlug: Carla.

Ich setzte mich in Bewegung. ,,Hör auf damit!", schrie ich immer wieder, aber keine Chance, Samuel aufzuhalten, ohne selbst in die Mitte der Schlägerei zu geraten. Als ich sah, wie Carla sich einmischen wollte, streckte ich abwehrend die Hand aus und schüttelte stumm den Kopf.

Ich kannte die Marquesa immer gefasst und kontrolliert, aber gerade wirkte sie sehr aufgelöst und unschlüssig, wie sie mit der Situation umgehen sollte.

,,Du hast dich von ihr manipulieren lassen! Genau wie Christian!", ächzte Nano im Versuch, Samuel loszuwerden. Mir fiel auf, dass er keine Schläge verteilte, sondern nur Samuel abblockte. All das ging eindeutig von meinem besten Freund aus. ,,Eines Tages endest du wie er!"

,,Sie ist unschuldig!", rief Samuel mit zusammengebissenen Zähnen.

Nano lachte sarkastisch. ,,Ja klar! Und Marina ist versehentlich tot umgefallen!"

Nano schubste Samuel endlich von sich und rappelte sich auf. Blut klebte in seinem Gesicht. Aufgebracht, wie er war, wandte er sich an Carla... und mich. ,,Dich habe ich bereits gewarnt, dass du meinen Bruder aus euren dreckigen Geschäften lassen sollst!", sagte er vorwurfsvoll, aber gerade so laut, dass es zumindest niemand sonst hörte, der zusah. Es gab zu viel Geschrei, zu viele Zwischenrufe, zu viel Tumult.

Samuel machte Anstalten, schon wieder auf seinen Bruder loszugehen, aber um alledem ein Ende zu bereiten, fing ich ihn ab und warf ihn gekonnt zu Boden. ,,Bist du verrückt geworden?", zischte ich.

Nano packte Carla unterdessen am Kragen ihres Kleides und zog sie näher. ,,Was hast du ihr angetan?", fragte er, seine Stimme zitterte.

Carla sagte kein Wort. Sie sah Nano mit großen Augen an, aber sie ließ keine Reaktion auf seine Worte zu. Sie blieb kalt.

,,Zuerst Marina, dann Christian. Wirst du meinen Bruder auch aus dem Weg räumen, wenn du fertig mit ihm bist?!"

,,Lass sie in Ruhe!", zischte Samuel.

Ich war schneller. Entschlossen stellte ich mich vor Carla und rammte Nano mein Knie zwischen die Beine. ,,Verschwinde", forderte ich ernst.

Schuldig hin oder her, er würde kein Geständnis aus Carla bekommen, in dem er vor der halben Schule auf sie losging. Manchmal fehlte es Jungs an gesundem Menschenverstand.

,,Sie hat..."

,,DU hast sie auf offener Straße angegriffen", verbesserte ich. ,,Nimm deinen Bruder und geht nach Hause! Sofort!"

Ich richtete mich an die Menge. ,,Und ihr geht auch nach Hause! Die Party ist beendet!"

Es dauerte einige Minuten, aber langsam löste sich die Menge auf und verstreuten sich in alle Richtungen.

,,Geht es dir gut?", erkundigte ich mich bei Carla, Nano und Samuel ignorierend. Samu versuchte mit mir zu sprechen, aber ich wank sofort ab und befahl ihm, endlich zu gehen.

Im Augenwinkel sah ich Guzmán, der am längsten stehenblieb und am liebsten wütend an Nano hochspringen würde, aber er regte sich nicht.

Carla nickte. ,,Ich gehe."

,,Willst du nochmal reinkommen und in Ruhe jemanden anrufen?", fragte ich schneller, als ich über das Gesagte nachdachte.

Zu meiner Überraschung stimmte sie zu. Vermutlich hatte sie keine Lust, nachts nochmal eine solche Überraschung zu erleben. ,,Hast du ein Ladekabel für mich? Vorhin ist die Verbindung abgebrochen, als ich mit dem Fahrer telefoniert habe?"

Wir gingen wieder ins Haus, wo ich die Musik ausschaltete und den übrigen Gästen das Ende der Feier verkündete. Das Chaos im Zimmer räumte ich nicht auf, dazu blieb kein Nerv mehr.

Stattdessen führte ich Carla die Treppe nach oben, gab ihr in meinem Zimmer ein Ladekabel und schmiss ihr einen meiner kunterbunten Jogginganzüge zu. ,,Ist bequemer als das Kleid", kommentierte ich.

Carla beäugte es kritisch. ,,Das ist..."

Ich unterbrach sie. ,,Ich weiß, dass es nicht dein Stil ist. Ich wollte nur eine gute Gastgeberin sein."

,,Das ist nett von dir", vollendete Carla ihren Satz, rührte sich sonst aber nicht vom Fleck. ,,Warum hast du mir geholfen? Du kannst mich nicht ausstehen."

Ich zuckte die Schultern. ,,Mädchen sollten zusammenhalten, findest du nicht?"

Carla nahm gesittet neben mir auf dem Bett platz. Ihre großen blauen Augen, die helle Schminke und die elegant gestylten Haare ließen sie äußerlich wie eine Puppe erscheinen. ,,Du glaubst auch, dass ich Marina getötet habe."

,,Nicht mehr", antwortete ich. ,,Ich bin überzeugt, dass du damit zu tun hast, aber jemand wie du macht sich nicht die Finger schmutzig."

Carla ließ nicht erahnen, was sie dachte. ,,Du hast Marina nicht gekannt. Ist das wirklich der einzige Grund, warum du mich hasst?"

Verdammt, ihre ruhige, aber bestimmende Stimme zog mich augenblicklich in einen Bann. Carla schaffte es, mich in eine Ecke zu drängen, aus der ich erst herauskam, wenn ich alles beichtete. ,,Nein. Ich kann dich nicht ausstehen, weil du Samu ausnutzt. Er wirft einen Blick auf deine verdammten Brüste und hat vergessen, dass er dich für eine Mörderin hält."

Samuel hatte sich von Carla um den kleinen Finger wickeln lassen. Er zog nicht mehr die Fäden in diesem Spiel. Schon lange nicht mehr.

Ich könnte schwören, dass Carla sich ein kleines Stück weiter zu mir drehte und sich ein bisschen vorbeugte. ,,Du bist eifersüchtig", stellte sie fest.

Ich schluckte schwer. ,,Nicht seinetwegen."

Die folgenden Worte wollte ich niemals laut aussprechen, aber der konsumierte Alkohol in Verbindung mit Carlas Präsenz verwirrte sämtliche Gefühle, von deren Existenz ich nicht einmal gewusst hatte.

Wie so oft, ließ Carla Taten statt Worte sprechen. Sie stand auf und drehte sich um. ,,Hilfst du mir? Ich will mich umziehen."

Perplex starrte ich auf ihren Rücken. Langsam erhob ich mich und stand mit klopfendem Herzen auf. Wie in Zeitlupe zog ich den Reißverschluss des Kleides herunter, das so tief ausgeschnitten war, dass es schon den ganzen Abend sämtliche Fantasien regte.

Die ganze Zeit auf Carlas makellosen Rücken zu starren, gab mir den endgültigen Beweis, nicht nur auf Männer zu stehen. Diese verdammte Marquesa war zu schön, um wahr zu sein.

Schön und gefährlich.

Ich verstand Samuels Besessenheit von ihr, wollte sogar selbst an ihre Unschuld glauben.

Carla griff nach dem Jogginganzug auf dem Bett und zog ihn an. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der derart anzüglich in einen verdammten Jogginganzig schlüpfte.

Ich kam aus dem Starren nicht mehr heraus. Ich wollte ihr diese Aufmerksamkeit nicht geben, aber Carla legte es darauf an.

,,Wolltest du nicht nach Hause gehen?", wagte ich einen Versuch, die peinliche Stille zu unterbrechen. Es ärgerte mich, so sehr in ihren Bann zu fallen.

Carla sah selbst in einem knallpinken Jogginganzug aus, als würde sie damit auf einem roten Teppich laufen. Ungerührt setzte sie sich auf meinen Schoß, sodass sie mich ansehen konnte und sah mich an. ,,Genießt du meine Anwesenheit nicht?"

,,Ich bin nicht Samu, der sich von dir einwickeln und benutzen lässt", bemerkte ich in aller Versuchung, nur in ihr Gesicht zu sehen.

Carla schmunzelte selbstbewusst. ,,Du bist standhafter als Samuel", gab sie zu. ,,Aber wann hat dir zum letzten Mal jemand seine volle Aufmerksamkeit geschenk?"

Das war in der Tat eine Seltenheit.
Samu hatte meine Anwesenheit vergessen, sobald sie den Raum betrat.
Z

unächst dachte ich, dass ich auf Samuel stehe und deshalb eifersüchtig war, aber... Es lag eindeutig an Carla.

Carla tippte auf ihre Lippen. ,,Küss mich."

Wie bitte?
Überfordert starrte ich auf ihre Lippen, die in der Tat sehr einladend und... ach, was dachte ich da?

,,Ein letztes Mal, Carla. Ich bin nicht Samuel."

Ich hätte ihr nicht sagen sollen, dass ich Eifersucht empfand, wenn ich die beiden zusammen sah.

Carla schnalzte mit der Zunge, aber anstatt wieder von mir abzulassen, legte sie ihre Hand an meinen Nacken und verband unsere Lippen miteinander.

Von da an wurde mir bewusst, dass Samuel und mich im Bezug auf Carla vielleicht doch nicht so viel unterschied.

Denn wer könnte diesem Mädchen wiederstehen?





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Ich schreibe gerne einen zweiten Teil. Carla und Rebe sind eines meiner liebsten Crackships :)

Habt ihr Wünsche für weitere One Shots? Bin momentan wieder motiviert, welche zu schreiben. Also raus mit den Ideen haha

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