Carla & Mencìa • summer flirt

ITALIEN, TOSKANA
MENCÌA POV

Der Sand unter meinen Füßen war warm, als ich den Strand entlang schlenderte. Die Sonne stand hoch am Himmel, ihre Strahlen tanzten auf den Wellen des Meeres und blendeten mich. Ein Urlaub wie aus dem Bilderbuch mit einer glücklichen Familie und...

Das war natürlich frei erfunden.

Anstatt die Toskana zu erkunden oder den Meerblick zu genießen lag ich seit Tagen in unserer Hotelanlage am Pool und machte absolut nichts außer Cocktails zu trinken und mich zu sonnen.

Meiner Schwester machte das nichts aus. Sie bewegte sich maximal, um eine Abkühlung im Pool zu genießen oder ein neues Getränk zu bestellen.
Benjamin tat die ganze Zeit so, als wäre das irgendein Traumurlaub aus einem kitschigen Katalog für glückliche Familien, obwohl wir kaum ein Wort miteinander sprachen und Patrick... Er hing die ganze Zeit alleine herum. Manchmal sahen wir ihn bei den abendlichen Mahlzeiten im Hotel.

Es war öde. Wenn nicht bald etwas interessantes passierte, würde ich vor Langweile sterben.

Ich ließ meinen Blick über die anderen Hotelgäste schweifen, bis mein Blick an einer Frau hängen blieb, die auf einer Strandliege lag. Sie sah aus wie eine Göttin, ihr blondes Haar glänzte im Sonnenlicht und ihre Haut hatte einen goldbraunen Schimmer. Und dieser Bikini erst! Ein satter grünton, der perfekt mit ihrer Hautfarbe harmonierte und nur das nötigste bedeckte.

,,Hör endlich auf, die Blondine anzustarren. Sie wird noch denken, du seist eine gruselige Stalkerin", brummte Ari von der Liege und steckte die Sonnenbrille ins Haar. ,,Von der würde ich meine Finger lassen."

,,Seit wann lässt du deine Finger von jemandem?", gab ich zurück, immer noch mein Ziel vor Augen.

Ari legte sich wieder auf den Rücken, nicht aber, ohne mir einen empörten Blick zuzuwerfen. ,,Ich meine nur, dass du sie schon seit Tagen anschmachtest und sie dich noch kein einziges Mal angesehen hat. Außerdem sieht sie aus wie ein verwöhnter Snob."

,,Und was sind wir beide dann? Benjamin zahlt ein Vermögen für die Hotelzimmer."

,,Unser Vater möchte uns nur einen schönen Urlaub schenken. Als Familie. Mach es nicht kaputt, indem du schon wieder nur irgendwelche Frauen aufreißt. Deine Blondine ist sowieso nicht lesbisch."

,,Noch nicht."

Ich verzichtete darauf Ari zu sagen, dass ich per Definition nicht lesbisch war. Ich ordnete mich keiner Schublade zu, sondern fühlte einfach was ich fühlte.

Scheiß drauf.
Ich stand auf und tapste barfuß um den Pool. Als ich näher kam bemerkte ich, dass die Blondine mich beobachtete. Ein kleines, wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Hallo“, sagte ich, als ich schließlich vor ihr stand. Ihre Augen musterten mich, und ich fühlte mich, als würde sie jede meiner Bewegungen analysieren.

„Hallo“, erwiderte sie und setzte sich auf. Ihre Stimme war weich und doch bestimmend. „Ich bin Carla.“ Sie setzte sich eine Sonnenbrille auf. Wie war es möglich, dass jemand derart erotisch eine Sonnenbrille aufsetzte? Vielleicht lag es aber auch an meiner gestörten Wahrnehmung und ich war doch beschwipst von den Cocktails. 

,,Mencía", stellte ich mich vor. ,,Aber du kannst mich auch Mencí oder Süße nennen."

Carla lachte leise, aber sie verlor nicht ihre Beherrschung dabei. Ihr Gesicht glättete sich so schnell wieder, dass man eine Brille brauchte, um es wahrzunehmen. ,,Schüchtern bist du schonmal nicht, Mencí"

Die Art, wie sie meinen Namen aussprach war zum niederknien.

Und nein, schüchtern war ich ganz bestimmt nicht. ,,Willst du eine Runde im Pool schwimmen?"

,,Cremst du mich davor ein? Auf Sonnenbrand auf meinem Rücken verzichte ich lieber." Es war offensichtlich, dass Carla die Situation ausnutzte, aber es könnte mir kaum gleichgültiger sein.

Sie legte sich bäuchlings auf die Liege. Ich verteilte Sonnencreme auf ihrem aufgeheizten Rücken und verrieb diese dann. Carla seufzte entspannt. ,,Bist du nebenberuflich Masseurin?"

,,Nein, ich gehe noch zur Schule."

Carla stöhnte. ,,Ernsthaft? Wie alt bist du denn?"

,,Das sage ich dir nicht. Du musst wohl darauf vertrauen, dass ich alt genug bin."

,,Du bist ein kleines Biest", antwortete Carla und um sie nicht sofort wieder abzuwimmeln gab ich mir besonders viel Mühe, ihre Schultern einzucremen. Zudem ließ ich mir unnötig viel Zeit dabei.

,,Irgendetwas sagt mir, dass du auch ein paar schmutzige Geheimnisse hast, Blondie", flirtete ich selbstbewusst weiter.

,,Du willst meine Geheimnisse wissen?"

Ich beendete meine Arbeit und gab Carla die Sonnencreme zurück. Sie streckte sich ausgiebig und setzte sich betont langsam auf.

,,Ich brenne darauf, sie zu erfahren."

Carla machte mit einer subtilen Handbewegung klar, dass ich näherkommen sollte. Ich folgte der Anweisung und lehnte mich vor. Ihr Atem kitzelte meine Wange und sie roch nach einer Mischung aus Luxusparfüm und Sonnencreme. Mein Blick wanderte zu ihren Lippen, doch Carlas Finger legten sich unter mein Kinn und hoben es an. ,,Komm in den Pool", flüsterte sie.

Die Blondine erhob sich wie eine Königin von ihrem Liegestuhl und marschierte selbstbewusst zum Pool. Die Art, wie sie sich elegant ins Wasser gleiten ließ, war verflucht anziehend. Ich wusste, dass sie mich absichtlich zappeln ließ.

Ari beobachtete uns von ihrem Liegestuhl aus und schüttelte augenrollend den Kopf. Ich ignorierte meine Schwester und folgte Carla in den Pool. Das kühle Wasser war eine willkommene Abkühlung. Ich tauchte unter und musste beim Auftauchen erst einmal die vielen Haare aus dem Gesicht streichen.

Carla lehnte am Rand und beobachtete mich. Ihre grünen Augen fixierten mich ausdruckslos. Sie war eine eiskalte Schönheit und ich brannte nur darauf zu erfahren, was unter dieser Hülle steckte.

Nun war ich am Zug. Ich schwamm zu Carla und stützte meine Hände links und rechts ab, sodass sie nicht mehr wegkam. ,,Gehen wir heute Abend in die Bar auf der Dachterrasse?", fragte ich augenzwinkernd. ,,Es gibt da ein Kleid, was ich schon die ganze Zeit anziehen möchte. Es ist kurz und eng."

,,Dich lassen sie schon auf die Dachterrasse? Ich dachte das sei nur für erwachsene."

Ich verdrehte die Augen. ,,Komm schon, Carlita. Du bist nicht viel älter als ich."

,,Ich gebe dir einen Tipp, Kleine", sagte Carla, beugte sich vor und strich mit dem Daumen über meine Lippe. Ihre Berührung war so zart, dass ich mich augenblicklich nach mehr sehnte. Sehnsüchtig starrte ich die Wassertropfen an, die über ihre von der Sonnencreme glänzende Schulter perlten ,,Sei vernünftig und halt dich fern von mir."

Meine Hand wanderte zu ihrer Hüfte. Ich beugte mich nach vorne, roch ihren betörenden Duft und drückte mein Knie zwischen ihre Beine. ,,Vernunft ist nicht wirklich meine Stärke." Meine andere Hand glitt zu ihren nassen blonden Haaren.

Carla hielt mein Handgelenk fest und hauchte einen Kuss auf meine Finger. Verdammt! Sie machte mich wahnsinnig! ,,Dann sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt."



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