일곱
Mit einem Seufzen begann der Australier zu grinsen und wollte seinen Weg fortsetzen. Als er aber den flehend, zugleich verwirrten Blick seines Gegenübers sah, konnte er dann doch nicht einfach so von ihm ablassen, wie er wollte und verdrehte seine Augen. "Nur weil du mich nie gemobbt hast, bist du nicht besser. Du hast zugesehen, wie mich Menschen zerstört haben und dadurch bist du kein Deut besser, als sie. Vielleicht sogar schlimmer... Ich hoffe, du nimmst das mit ins Grab, was für ein schrecklicher Mensch du bist." Felix wirkte überraschend stark für jemand, der einst an Mobbing gelitten hatte und niemanden hatte, der ihm half aus diesem ganzen Problem herauszukommen. Dabei kam Felix ihm derartig nah, dass der Blonde die Luft scharf einzog, seine Augen vor Überforderung aufriss. Die ganze Sache war ihm momentan nicht so ganz Geheuer. Immerhin kannte er ihn nur als den Jungen, der stillschweigend mit der Nase in den Schulbüchern steckte. Das war aber Jahre hergewesen. Sie beide hatten sich verändert, waren verschiedene Menschen geworden, als sie es zu Schulzeiten waren.
"Aber was sage ich das dir, dem Klassenliebling, der nie wirklich Freunde hatte?"
"Woher weißt du-"
"Ach, weißt du... Wenn man niemanden wirklich hat, beschäftigt man sich viel mit anderen, mit deren Verhalten und auch mit ihrer Erscheinung. Ich konnte an deinem Verhalten, als du mit anderen geredet hast, herauslesen, dass du dich nie dazugehörig gefühlt hast und irgendwie sind wir uns in dieser Sache ziemlich ähnlich. Meinst du nicht?" Langsam ließ der Grauhaarige wieder ab, sah stattdessen in den tristen, dunklen Himmel und schien auf eine Antwort von Hyunjin zu warten. Allerdings bekam er keine, nur ein peinliches Schweigen, weil der Ältere nicht wusste, was er zusagen hatte und ob er überhaupt etwas zu sagen hatte.
"Wir sind beide verloren. Wir wissen nach wie vor nicht, was unser Platz in der Welt ist, obwohl wir beide denken, dass wir glücklich sind, mit dem was wir haben... Ich weiß, dass du mir nicht zustimmen wirst, aber eines Tages erinnerst du dich daran und weißt, dass ich recht hatte." In der tiefen Stimme klang ein Stück Traurigkeit. Als würde er nach wie vor darunter leiden, was ihm passiert war und womöglich würde ihn das auf ein weiteres verfolgen. Sein ganzes Leben lang, schließlich hatte dieser Teil seiner Jugend ihn sehr geprägt und doch versuchte er das Beste daraus zu sehen. Es brachte ihm nichts alles nur mit einem schlechten Blick zu sehen, immerhin hatte er das eine sehr lange Zeit getan. Und an diesen Teil seiner Vergangenheit wollte er sich nicht mehr erinnern, denn es würde ihn nur wieder in ein Loch werfen aus schlimmen Gedanken. Immerhin hatte er sich eine sehr lange Zeit gewünscht, nicht mehr unter den Lebenden zu sein und verstand nicht, wieso jeglicher Versuch scheiterte, dem Leben zu entkommen. Nach zwei Jahren des Kämpfens hatte er begriffen, dass seine Zeit noch nicht gekommen war, dass es noch Dinge gab, die er erleben sollte und dass es Menschen gab, die auf ihn warteten, dass sie den Jungen mit den Sommersprossen und den bezaubernden, zugleich ansteckenden Lächeln, kennenlernten. Es würde Menschen geben, die ihn vermissen würden, auch wenn es nur wenige waren. Aber sie gab es.
Mit einem Lächeln sah Felix noch einmal zu Hyunjin, musterte diesen noch einmal von oben bis unten, ehe er dann einfach nur mit den Schultern zuckte. "Ich kann ab hier allein gehen. Danke, dass du mich begleitet hast. Ich wünsch' dir noch ein schönes Leben."
"Können wir nicht von null anfangen? Ich würde dich wirklich gern kennenlernen." Hyunjin hielt das Handgelenk des Jüngeren fest, versuchte somit, dass er stehen blieb. Nach wie vor lag das Lächeln auf den Lippen des Australiers, welches er nur zu gut einstudiert hatte. Selbst nach Jahren konnte er es nach wie vor perfekt tragen, sodass er seine Mitmenschen damit täuschen konnte, als sei alles mit ihm in Ordnung, obwohl es das nicht war.
"Wenn du etwas heißes einmal mit deiner bloßen Hand angefasst hast, gehst du das gleiche Risiko noch einmal ein oder machst du lieber einen Bogen und schützt dich vor dem Schmerz? Also ich finde deine Idee ziemlich naiv."
"Komm schon."
"Nenn mir einen guten Grund, wieso ich mit einem Menschen wie dir etwas zutun haben sollte!" Das erste Mal zuckten Hyunjins Mundwinkel nach oben, als hätte er mit so einer Reaktion gerechnet.
"Denkst du nicht, es ist Schicksal, dass wir uns nach Jahren wiedersehen? Ich hab bis heute niemanden mehr aus der Schule gesehen.... Komisch, dass sich unsere Wege nun kreuzen und das bisher zweimal. Man sagt, dass es bei drei unerwarteten Treffen Schicksal ist. Also willst du es herausfordern und sehen, dass wir uns eine zweite Chance geben sollten oder überlegst du es dir anders?"
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