Mit der dritten Tasse Kaffee in der Hand, schlich sich Hyunjin in sein Büro, der nicht sonderlich gut geschlafen hatte. Im Gegenteil. Er hatte sogar die ganze Nacht wach gelegen, weil ihm die Situation mit Felix nicht aus dem Kopf ging. Es war schwer zu begreifen, dass er wie ein völlig anderer Mensch zu sein schien und gleichzeitig war er sich ziemlich sicher, dass es nur eine Fassade war, die bröckelte, sobald man an ihr lang genug herumstocherte. Doch was interessierte es ihn? Der Australier hatte ihn wieder einmal gezeigt, wie wenig er etwas mit Menschen anfangen konnte und das sie am Ende alle gleich waren. Für einen Moment hatte Hyunjin wirklich gedacht, dass er an einem Punkt angekommen war, dass er wieder versuchen konnte mit Menschen mehr in Kontakt zu stehen, etwas mit ihnen zu unternehmen. Aber Fehlanzeige. Nach all den Jahren hatte sich nichts verändert und er schob noch immer denselben Hass auf seine Mitmenschen, wie damals. 

Mit einem Seufzen stellte er die Tasse auf den Schreibtisch, nur um sich dann in den Stuhl fallen zu lassen und seinen Blick wieder auf den Bildschirm, welcher direkt vor ihm war, zu richten. Dass er aber von Jisung mit einem vielsagenden Blick verfolgt wurde, hatte er nicht mitbekommen und so erschrak er sich umso mehr, als sich der Jüngere im Türrahmen räusperte und dadurch Hyunjins Aufmerksamkeit erlangte. 

"Und wie ist Felix? Ihr scheint euch ja doch noch ziemlich gut zu verstehen.", sprach Jisung dann und setzte sich auf die Tischkante von Hyunjins Schreibtisch, musterte diesen interessiert. Kurz hielt der Blonde inne, zögerte, da er nicht wusste, ob er mit der Wahrheit herausrücken oder aber lügen sollte. Wer wusste, was Jisung vorhatte, wenn er ihm die Wahrheit erzählte. Denn die Beiden, Jisung und Felix, schienen sich ziemlich gut zu kennen. Das war ihm gestern klargeworden und doch konnte es dieselbe Fassade sein, die er bei Hyunjin aufgesetzt hatte. "Manchmal hat er ziemliche Schwierigkeiten, weil er es in deiner Klasse nicht einfach hatte. Oft ist er vorsichtiger, was neue Menschen angeht. Ich war bei dir ziemlich überrascht, dass er irgendwann mit dir einfach so geredet hat, als wäre nie etwas gewesen. Bestimmt hast du ihm mal geholfen..."

Kaum merklich lies der Blonde seinen Kopf kreisen und wusste nicht, was er genau darauf erwidern sollte. Erst wollte er den Kopf schütteln, gleichzeitig wollte er nicken, während seine Augen leicht verzweifelt auf seinen Händen lagen, die er musterte.
"Bestimmt hab ich das...", log er, bekam direkt ein schlechtes Gewissen und getraute sich seinen Blick keineswegs heben zu wollen. Es fühlte sich befremdlich an jemanden zu decken, den er nicht einmal sonderlich kannte. Aber er war sich sicher, dass der Jüngere sich um den Australier Sorgen machen würde, rückte er mit der Sprache heraus und erzählte ihm von dem Teil, während sie einige Meter zusammen nach Hause gegangen waren. 

"Ist das wirklich so? Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein, Hyunjin."
"Wir haben nur ein wenig miteinander geredet, mehr nicht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir haben nur recht schnell gemerkt, dass wir uns auf Grund unserer Vergangenheit nicht anfreunden sollten." Auf seinen Lippen legte sich ein fälschliches Lächeln, welches Jisungs Sorgen langsam schwinden ließ. Ein Vorteil war es nämlich, dass Hyunjin keine wirklichen Freunde hatte, dass niemand wusste, wann er jemanden etwas vormachte und wann er es ernst meinte. Seine Distanz, die er zu seinen Mitmenschen pflegte, spielte ihn somit in die Karten, als er sah, dass der Jüngere sich wieder aufrichtete, begann schief zu grinsen. 

"Das ist ja nicht schlimm. Aber es freut mich, dass ihr soweit miteinander reden konntet, ohne dass Felix irgendwie Panik bekommen oder sich komisch verhalten hat."
"Er hat sich normal gegenüber mir verhalten."

Hoffentlich würde man diese Lüge ihm irgendwann danken oder es würde Ärger geben, den Hyunjin noch nicht einberechnet hatte. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top