∭ Kapitel 19 ∭

Nur langsam kamen die sieben jungen Männer wieder runter und fanden zurück zu so etwas wie einem Normalzustand. Zu viel war in der letzten Stunde passiert. Da kam schon das nächste Problem auf sie zu. "Ähm Leute ... Ich muss langsam mal", unterbrach Hoseok Yoongi in seinem abstrusen Gedankenwirrwar.

"Echt jetzt!?", lachte Namjoon als erstes, doch die anderen stiegen sogleich mit ein. Selbst Yoongi konnte sich nicht mehr wirklich zurück halten und schmunzelte vor sich hin.

Wie er das hasste. Die anderen brachten ihn gerade nicht das erste Mal zum Lachen, so sehr er sich auch dagegen zu wehren versuchte.

Und dabei war ihm doch schon längst klar geworden, dass er sich nicht länger dagegen wehren musste. Dass die anderen ihn so akzeptierten, wie er war.

Dass Jimin ihn akzeptierte, wie er war.

"Wo du's sagst. Ich müsste langsam auch mal für kleine Königstiger", stimmte Seokjin ein und erntete einen skeptischen Blick von den restlichen Jungs. "Königstiger ...? Dein Ernst?" witzelte Namjoon, der die Aussage nun doch etwas veraltet fand.

"Ich auch", murmelte nun Taehyung, ohne sich dabei von Jungkook zu lösen.

"Und jetzt?", seufzte Namjoon schwer und grübelte darüber nach, wie die Drei sich erleichtern konnten, ohne in die Ecke des Aufzugs pinkeln zu müssen.

"Jimin? Gib mir mal die Wasserflasche", grinste Jungkook, erhielt sie einen Moment später in die Hand gedrückt und leerte die Flasche, in der eh nur noch ein letzter kleiner Schluck drin gewesen war.

"Wer möchte als erstes?", fragte er daraufhin in die Runde und hielt die leere Wasserflasche in die Höhe.

"Ich pinkel doch nicht in eine Wasserflasche!", empörte sich Seokjin, während er sich angewidert schüttelte.

"Hast du ne bessere Idee?", lachte Hoseok. Dann deutete er Taehyung mit einem Kopfnicken an, dass er ihm den Vortritt ließ. Dankend nahm Taehyung die Flasche an sich und löste sich nun endlich von Jungkook, ehe er aufstand und sich umdrehte, damit er mit dem Rücken zu den anderen stand. Er war grade heilfroh, dass der Aufzug immer noch nur von der Notbeleuchtung spärlich erhellt wurde, und wollte es einfach schnell hinter sich bringen.

"Guckt aber weg!", fügte er noch hinzu und sorgte damit für einen geschockten Ausdruck auf Jungkooks Gesicht. Er hatte sich vorher nicht viel dabei gedacht, doch nun, da Taehyung seine Verlegenheit zum Ausdruck brachte und er sich dafür zu schämen schien, dachte Jungkook an das, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Jungkook!!! Das ist nicht dein Ernst! Hör auf dir vorzustellen, wie Taehyung nackt aussieht! ermahnte er sich selbst, doch seine Gedanken hatten sich längst verselbständigt und ein verruchtes Bild von einem leicht bekleideten Taehyung in seinem Kopf zusammen geschustert, das er nicht so schnell einfach wieder vergessen würde.

Seokjin hat recht. Pubertierende Testosterongesteuerte. Zumindest, was ihn selbst betraf.

Jungkook hatte dem Geräusch, das beim Öffnen eines Reißverschlusses entstand, noch nie wirklich Bedeutung beigemessen, doch in diesem Moment löste das eigentlich leise, unscheinbare Geräusch einiges in ihm aus.

Jungkook hoffte gerade, dass man ihm im Dämmerlicht nicht ansah, wie machtlos er seinen gedanklichen Bildern erlag, als die Deckenbeleuchtung aufflackerte und wenig später die Notbeleuchtung aus ihrem Dienst entließ. Der Aufzug war wieder hell erleuchtet, was dazu führte, dass sich alle fragend umblickten. Auch Taehyung, der durch die unvorhergesehene, aber sehr willkommene Veränderung sogar seinen Harndrang vergaß. Und beinahe auch, seinen Reißverschluss wieder zu schließen. Auch bei Seokjin und Hoseok überwog die Aufregung und Vorfreude.

"Was...?", fragte Jungkook ziemlich planlos in die Runde, kam jedoch nicht dazu, weiter zu sprechen, da der Aufzug sich mit einem Male ruckelnd wieder in Bewegung setzte.

Reflexartig zog der Student Taehyung wieder in seine Arme, aus Angst, dass der wieder panisch werden könnte, und auch Yoongi blickte sorgenvoll zu Jimin, der den Blick ängstlich erwiderte. Alle rappelten sich ungläubig staunend wieder auf die Beine. 

Doch Taehyung schien keinerlei Anstalten zu machen, besonders große Angst zu bekommen. Aufregung? Ja. Aber keine Angst. Wenn er es genau betrachtete, lag sogar Erleichterung und Freude in seinen Augen. Nicht verwunderlich, fand Jungkook. Immerhin warteten sie seit Stunden auf den Moment, wo sie aus dem stickigen Aufzug endlich befreit würden.

Dass er ihm nicht von der Seite wich, hatte also einen anderen Grund, dessen war sich Jungkook mittlerweile ziemlich sicher. Taehyung schien es nämlich ganz ähnlich zu gehen wie ihm. Zumindest sah es für ihn ganz danach aus. Warum sonst war Taehyung bei niemanden sonst so anhänglich? Und warum sah er ihn sonst so viel häufiger und durchdringender an, als alle anderen? Das hatte was zu bedeuten. Nämlich, dass Taehyung ihn genauso sehr mochte, wie Jungkook ihn.

Als er seine Bestätigung in Form eines federleichten Küsschens auf seiner Wange erhielt, geriet sein Herz urplötzlich ins Straucheln. Es war dezent, fast so, als wäre es ein Versehen gewesen, ausgelöst durch die Vorfreude ihrer Befreiung, aber das war natürlich Blödsinn. Man küsste jemandem nicht aus Versehen, auch nicht auf die Wange und auch nicht aus Erleichterung. Also ...

Sofort zeigte sich eine deutliche Röte auf den Wangen des Sportstudenten, die Taehyung nur mit einem kessen Lächeln quittierte. Denn natürlich hatte er Jungkook beobachtet nach seiner zärtlichen Attacke auf dessen Wange.

Und da fragte sich Jungkook, ähnlich wie Yoongi es zuvor schon getan hatte, ob es nicht wirklich einen Grund hatte, dass gerade diese Sieben zusammen auf engstem Raum für über vier Stunden miteinander eingesperrt gewesen waren. Wenn er die anderen so ansah, dann hatten sie alle heute etwas dazu gelernt.

Jimin schien seine Schüchternheit abgelegt und eine Lehre aus seiner gefährlichen Diät gezogen zu haben. 

Namjoon verstand sich mittlerweile auch ohne Worte mit Seokjin. Und es war fraglich, ob dies bei einem normalen Bewerbungsgespräch soweit gekommen wäre. 

Taehyung schien seine Angst vor Aufzügen überwunden oder zumindest doch deutlich eingedämmt zu haben, denn inzwischen konnte er ganz normal dabei sein, ohne jede Regung des Fahrstuhls zu belauern, wie er es am Anfang ununterbrochen getan hatte. 

Hoseok hatte nicht nur eine finanzielle Hilfestellung zur Erfüllung seines Traums durch Seokjin versichert bekommen, sondern auch personelle durch Jimin. Und den beiden damit sogar noch einen Wunsch erfüllt. Seokjin gab er die Möglichkeit, sein Geld sinnvoll zu investieren. Jimin konnte er dazu verhelfen, endlich richtig tanzen zu lernen. Das würde wahrscheinlich auch seinem Selbstbewusstsein nicht schaden und ihm gleichzeitig ein besseres, ein gesünderes Verhältnis zu seinem Körper ermöglichen.

Yoongi schien sich endlich mit seinen Ängsten auseinander setzen zu müssen, auch wenn Jungkook noch nicht sagen konnte, wie erfolgreich er damit war. Es war offensichtlich, dass er davor sein leben lang davon gelaufen war. Aber zumindest schien es jetzt ganz gut zu laufen, denn er hatte sich wieder zu Jimin auf den Fußboden gesellt, ihn in seine Arme gezogen und erleichtert mitgeteilt, dass sie nun endlich aus der beschissenen Kiste raus kommen würden. 

Und Jungkook hatte nicht nur endlich die rettende, eine gradezu geniale Idee für ein Geburtstagsgeschenk an seine Schwester. Sondern er hatte darüber hinaus auch noch Taehyung kennen gelernt. Den wunderschönen Schwarzhaarigen, der er anfangs einfach für recht seltsam gehalten hatte, bis er feststellen musste, dass sein Herz noch größer war, als von jedem, dem er jemals zuvor begegnet war. Er hatte wirklich noch nie einen so sanften, freundlichen Menschen kennen gelernt wie Taehyung. Und er hatte es auch noch nie erlebt, dass jemand es schaffte, Jungkook dermaßen den Kopf zu verdrehen wie Taehyung. Das MUSSTE einfach so kommen. 

Zumindest war er sich zu diesem Zeitpunkt sicher, dass es soweit niemals gekommen wäre, wenn sie, wie vorher angenommen, nur wenige Sekunden nebeneinander in diesem vergammelten Aufzug verbracht hätten.

Sie hatten sich dadurch kennen und teilweise sogar richtig lieben gelernt. Sie hatten einige Ausnahmesituationen miteinander meistern müssen - von unkalkulierbaren Panikattacken über sehr unschöne verbale und auch körperliche Auseinandersetzungen bis hin zu einem ziemlich bedrohlichen Unterzuckerungsschock.
Sie hatten sich viele Dinge anvertraut, die man in der Regel nur seinen engsten Freunden erzählte. Sie hatten sich auf eine Weise kennen gelernt, die so im "wahren Leben da draußen" niemals stattgefunden hätte. 

Und letztlich hatten sie herausgefunden, dass sie alle, trotz oder grade wegen ihrer Unterschiedlichkeit, doch ziemlich gut zusammen passten als Gruppe.
 
Oder vielmehr als Freunde.

______________________________________

Es ist soweit, wir nähern uns dem Ende ;_;

Aber  - wartets ab.

Ganz fertig sind wir noch nicht haha >=D

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top