∭ Kapitel 14 ∭

Verschlafen blickte sich Taehyung um und richtete sich dabei nur langsam auf, da sein Kopf noch immer auf Jungkooks Schulter lag. Kurz blickte er verwirrt zu seinem Kissenersatz, um sich zu vergewissern, dass es ihn nicht gestört hatte. Doch Jungkook schien nichts dagegen gehabt zu haben, denn er quittierte seinen fragenden Blick mit einem liebevollen Lächeln. Taehyungs Knochen fühlten sich vom Schlaf noch schwer, doch er schaffte es schließlich, sich wieder ganz aufzusetzen und über die Ursache des Lärms nachzufragen. "Was ist los?", erklang seine vom Schlaf noch kratzige Stimme erneut.

Jungkook war nicht in der Lage, auf die Frage des Schwarzhaarigen zu antworten, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, die entstandene Kälte, die von seiner Schulter aus in seinen restlichen Körper ausstrahlte, irgendwie zu verdrängen.

Schließlich war es Seokjin, der den jüngeren Mann freundlich anlächelte und erklärte, dass Yoongi und Jimin mal wieder nicht ganz einer Meinung waren und dies lautstark ausdiskutieren mussten. Lediglich ein Nicken kam von Taehyung als Reaktion, ehe er seinen Blick durch den Aufzug schweifen ließ. Ein beklemmendes Gefühl machte sich daraufhin in seiner Brust breit, denn er musste sich erneut damit abfinden, dass sie noch immer fest saßen. Zeitgleich fragte er sich, wie lange er denn geschlafen hatte, denn er hatte schwer damit zu kämpfen, den vom Schlaf ausgelösten Schleier vor seinen Augen und seiner Gedanken loszuwerden. Es dauerte wirklich lange, bis sich seine Sinne und Gedanken wieder ganz geklärt hatten.

Yoongi und Jimin sahen derweil nur schuldbewusst auf den Boden, standen jedoch noch immer ziemlich nah beieinander. Das schlechte Gewissen schien sie eingeholt zu haben, denn sie trauten sich nicht einmal den Blick zu dem verschlafenen Schwarzhaarigen zu wenden.

Als Taehyungs Blick zu Hoseok rüber ging, zuckte dieser nur mit den Schultern. Auch er schien nicht mehr nachvollziehen zu können, was genau da für Spannungen zwischen den beiden Streithähnen war, auch wenn er sich selbst oft genug mit Yoongi angelegt hatte.

Als letztes ging sein Blick zu dem Mann zu seiner linken. Jungkook hatte seinen Blick längst wieder von Taehyung abgewandt und doch konnte er spüren, dass Taehyung ihn weiterhin ansah. Jungkook jedoch traute sich schlichtweg nicht, den Blick zu erwidern. Nicht, wenn es immer so viel in Jungkook auslöste.

Allerdings nicht lange.

Denn Jungkooks Neugier schien noch stärker zu sein als seine Unsicherheit. Taehyung konnte nicht genau sagen, was in den Augen des Sportstudenten lag, als sich ihre Blicke ein weiteres Mal trafen, doch er hatte das Gefühl, dass die Zeit für einen, nicht näher definierten, Moment still zu stehen schien. Nicht im negativen "Wir-sitzen-fest-und-die-Zeit-geht-nicht-rum"- Sinne, sondern weil der Rest auf einmal unwichtig schien. Jungkook schien es ähnlich zu gehen, denn er bemerkte nicht mal, dass die anderen still geworden waren und die beiden einfach nur beobachteten. Und so bekam keiner der beiden mit, wie sich ein vielsagendes Lächeln auf allen Gesichtern breit machte.

"Jungkook?", startete Taehyung, wartete auf ein Zeichen von Jungkook, ehe er fortfuhr: "Du erinnerst mich an jemanden, weißt du? Jemanden, den ich sehr gern mochte." Jungkook versuchte so cool darauf zu reagieren, wie es ihm möglich war, dennoch riss er für einen winzigen Moment erschrocken seine Augen auf.

Gänsehaut!? Echt jetzt!?

Jungkook wusste nicht, was es war, doch seine Worte lösten irgendwas in ihm aus. Irgendwas, was er nicht greifen konnte. Er versuchte die aufkeimende Nervosität zu überspielen, und schluckte daher einmal leer, ehe er zur Antwort ansetzte. "Echt...? A-an wen...?", seine Worte waren nicht viel mehr als ein Flüstern, während die beiden sich in ihrem intensiven Blickkontakt weiter verloren. Er konnte sich dem Blick des Schwarzhaarigen einfach nicht entziehen. Er konnte nicht einmal mehr sagen, wie lange sie denn nun eigentlich so gegenüber saßen und sich nur mit wenigen Worten verständigten.

Doch Yoongi beendete ihre vermeintliche Zweisamkeit abrupt und riss sie aus dem, worin auch immer sie sich gerade befunden hatten. "Bestimmt an seinen Macker, der ihn sitzen gelassen hat!" Yoongi konnte nicht mal sagen, weswegen er das gesagt hatte, aber die Worte hatten seinen Mund mal wieder schneller verlassen, als er denken konnte. Er hatte nichts gegen Taehyung- er war ihm von all den Leuten sogar noch am sympatischsten.

Allein die Tatsache, wie monoton Yoongi das gesagt hatte, sorgte dafür, dass Jimin augenblicklich wieder auf Hundertachtzig war. Seiner Meinung nach hatte er heute schon zu viele dumme Sprüche gerissen, außerdem war er immer noch hungrig. Und gereizt. Und gekränkt. Und diese Tatsache sorgte letztendlich dafür, dass Jimin sich nicht länger beherrschen konnte und dem älteren eine schallernde Ohrfeige verpasste.

Eine, die er sich heute schon viel zu oft verdient hatte.

"Du bist einfach widerlich! Weißt du das!?" Yoongi ließ das nicht lange auf sich sitzen und packte Jimin erneut am Kragen und stieß ihn gegen die Aufzugwand. "Hoffentlich sind wir hier bald raus, damit ich dein Scheiß Gelaber nicht mehr hören muss!", knurrte er bedrohlich und tauschte mit dem Blauhaarigen Blicke aus, von denen sie beide froh sein konnten, dass Blicke nur sprichwörtlich töten konnten.

"Verdammt ihr zwei!", funkte Namjoon ein weiteres mal dazwischen. "Vertragt euch endlich oder nehmt euch ein Zimmer!" Er hatte keine Lust mehr auf die Sticheleien der Beiden und konnte nicht nachvollziehen, wie Seokjin darauf nur mit einem Kichern reagieren konnte. Er hätte ihn unterstützen können, stattdessen schien es ihm mittlerweile eher zu amüsieren, wie die beiden sich permanent fast an die Gurgel gingen.
"Kannst du vielleicht auch mal was dazu sagen!?", fauchte er nun auch Seokjin an, der daraufhin jedoch nur mit vorgehaltener Hand weiter kicherte, während Hoseok versuchte, Yoongi und Jimin zu trennen.

Taehyung hatte ihm den Spruch nicht mal übel nehmen können, anders als Jimin. Er war ihm einiges schuldig und außerdem glaubte er, dass hinter Yoongis abweisender Haltung noch etwas anderes verborgen lag. Vielleicht würden sie es ja schaffen, ihn zum reden zu kriegen. Immerhin war Taehyung ein geduldiger, mitfühlender Mensch, der auch mal über etwas hinweg sehen konnte.

Halt anders als Jimin.

Er wartete noch, bis Hoseok und Namjoon die beiden in Teamwork auseinander gesetzt hatten, und die Gemüter Grundschulkinder sich wieder etwas beruhigt hatten, ehe er sich Jungkook erneut zuwandte. „Also. Willst du wissen, an wen du mich erinnerst?", fragte er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Jungkook nickte.

„Du erinnerst mich an einen kleinen Jungen von Station. Es war einer der ersten, die ich damals mitbetreuen durfte, und als mich meine Anleiterin fragte, ob ich ihn im Aufzug begleiten konnte, da bekam ich Panik. Ich versuchte, die zu überspielen, aber wirklich gelungen ist mir das nicht. Und weißt du, was der Junge dann später zu mir gesagt hat?"

„Nein, was denn?", fragte Jungkook ernsthaft interessiert.

„Es sei okay, wenn ich Angst hätte. Er hätte auch oft Angst und er wüsste, wie sich das anfühlt. Und es sei auch nicht schlimm, wenn man manchmal nicht genug Mut hätte, sich seiner Angst zu stellen. Du hast vorhin sowas ähnliches gesagt. Und naja. Irgendwie erinnerst du mich an ihn."

Jungkook brauchte einen Moment, bis er sich gesammelt hatte und wusste, was er darauf antworten sollte. Allerdings kamen die Worte weniger elegant aus seinem Mund, als er in Gedanken zurecht gelegt hatte. „Das...okay, ehrlich? Mir fehlen die Worte. Krass, wie erwachsen der damit umgeht", stammelte Jungkook. Er ging absichtlich nur auf den Jungen ein, ohne dabei etwas darauf zu erwidern, dass er Tae an den Jungen erinnerte. Was sollte er auch dazu sagen? Er wusste es beim besten Willen nicht. Genauso wenig wusste er, ob es nun gut oder schlecht für ihn war, mit gerade ihm verglichen zu werden. Es war jetzt nicht unbedingt das, was er sich erhofft hatte, doch Tae schien dieser Junge viel zu bedeuten, also vielleicht war es doch gut?

Im nächsten Moment spürte Jungkook die Hand des Schwarzhaarigen, die sich auf seiner ablegte und einen Blick, der ihm eine weitere Gänsehaut verpasste. Es schien also tatsächlich ganz gut zu sein, zumindest wenn man nach dem funkelnden Augen des Schwarzhaarigen ging.

„Ja, das dachte ich auch. Es ist wirklich erstaunlich, wie erwachsen diese ganzen Kinder schon sind, durch das, was sie erleben mussten. Und wie kindisch wir Erwachsenen uns dagegen manchmal verhalten."

Taehyungs Worte waren in erster Linie an Jungkook gewandt und doch schienen sie die anderen im gleichen Maße zu treffen. Die Worte blieben lange unbeantwortet im Raum und sogar Yoongi und Jimin schienen sich endlich bewusst geworden zu sein, dass sie sich benahmen wie Kleinkinder, denen man gerade ihr liebstes Kuscheltier weggenommen hatte.

Aber wenigstens sahen sie es nun ein, wie kindisch sie sich aufgeführt hatten, und Einsicht war ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.

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Hello my lovely Purples ♡

Hiermit starten wir die Lesenacht, ich weiß noch nicht, wie viele Kapitel es werden, aber ich versuche mein bestes, euch schnell und ausreichend viele Kaitel zu liefern! :D

Viel Spaß beim Lesen

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