Kapitel 5

Tag 194

Ich war eindeutig schon zu lange hier.
Und ich hielt es nicht mehr aus.

Denn Tag fรผr Tag zerstรถrte man mich mehr und mehr. Tag fรผr Tag musste ich mir dasselbe anhรถren, nรคmlich dass ich "zu nichts zu gebrauchen" und "nutzlos" wรคre.
Zudem wurden es immer mehr Wunden, doch ich spรผrte schon lange keinen Schmerz mehr, denn das was innerlich in mir vorging war schlimmer als das.

Ich saรŸ gerade im Wohnzimmer. Einmal im Monat erlaubte Sora es mir, fernzusehen. Wenn auch nur fรผr eine Stunde, ich war trotzdem dankbar dafรผr.
Also lag ich auf dem Sofa und schaltete durch die Kanรคle. Ich wollte gerade weiter schalten als ich meinen Namen hรถrte.

,,Yoko Takahashi wird nun schon seit mehr als einem halben Jahr gesucht."

Gerade mal ein halbes Jahr?
Mir kam das hier vor, wie ganze 10.
Doch dass man รผberhaupt noch nach mir suchte... War ich vielleicht doch gar nicht so unwichtig, wie er es mir gesagt hatte?
Ich schluckte. Hoffentlich kam er nicht gleich... Denn er wรผrde sofort umschalten. Ich wollte aber mehr wissen.

Mein Bild war neben dem Mann im Fernsehen gezeigt. Da hatte ich noch dieses Strahlen in den Augen... Das Lรคcheln auf den Lippen. Ein Anblick, der mir schmerzte, denn ich wusste, dass es mir nie wieder so gut gehen wรผrde.
Fast... Fast wunschlos glรผcklich.

,,Ermittler sagen, es mรผsse eine Entfรผhrung gewesen sein, die das 14-jรคhrige Mรคdchen verschwinden lieรŸ. Zuletzt gesehen wurde sie am 10. November letzten Jahres. Bekannte sagen, sie wollte zum Supermarkt gehen, doch sie kam nicht zurรผck."

Sie suchten mich also...
Irgendwie lieรŸ es mich hoffen. Doch ich drรคngte diese Hoffnung zurรผck. Denn ich wollte nicht enttรคuscht werden...

Plรถtzlich kam Sora rein. Er sah auf den Bildschirm und ich sah, dass er wรผtend war. Sehr wรผtend.

Man sah gerade Taiki... Er... Er hatte Trรคnen in den Augen und erzรคhlte ihnen, wie sehr er mich vermisste. Er sagte, dass wenn ihm der Entfรผhrer zuhรถrte, solle er ihm "sein Mรคdchen" zurรผck geben.

Er liebte mich immernoch... Und er wollte mich bei sich. Ein Lรคcheln bildete sich auf meinen Lippen, wenn auch ein trauriges. Ja.. Ich konnte doch noch lรคcheln. Ich war einfach... glรผcklich, wenn auch fรผr einen sehr kurzen Moment.
Denn mein Entfรผhrer nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.

,,Was habe ich dir darรผber gesagt, dir die Nachrichten anzuschauen?!", schrie er mich an, woraufhin ich zusammen zuckte.
,,Ich... Ich soll sie nicht sch-"
,,UND TROTZDEM HAST DU ES GETAN!", unterbrach er mich zornig.
,,Es... t-tut mir l-leid...", entschuldigte ich mich mit vor Angst zittriger Stimme.
Er ignorierte das einfach, packte mich am Arm und zog mich grob mit sich weg. Sora stieรŸ mich ins VerlieรŸ und sah mich wรผtend an.ย  ,,Hier bleibst du so lange, bis du endlich lernst, zu gehorchen!", schrie er mich noch an und knallte dann die Tรผr zu.

Mein Blick war รคngstlich auf die Tรผr gerichtet. Dann verkroch ich mich in die Ecke und weinte bitterlich. Ich hasste ihn... Ich hasste ihn so sehr... Er hat alles zerstรถrt, er hat MICH zerstรถrt! Er war ein Monster...

Und... Ob Taiki mich รผberhaupt noch wollte, wenn er sรคhe, was aus mir geworden ist?
Bestimmt nicht. Denn ich war zerbrechlich geworden, schwach, alles tat mir weh und Lรคcheln konnte ich nicht mehr so wie frรผher.

Ich war jemand ganz anderes.
Ich war nun jemand, den niemand lieben kรถnnte.

Bแบกn ฤ‘ang ฤ‘แปc truyแป‡n trรชn: AzTruyen.Top