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Minji
Ich kann das nicht mehr 

Minji
Jeden Tag die gleichen Qualen, die gleichen Ängste, die mich heimsuchen und auch die gleichen, schrecklichen Gefühle, die ich nicht mehr ertragen kann. 

Minji
Jeder denkt, dass es mir gut geht... dass mein Leben schön ist, wie es gerade ist.

Minji
In Wahrheit hasse ich es. Ich hasse es so sehr. 

Minji
Ich möchte meine Gefühle nicht mehr spüren, meine Gedanken nicht mehr hören. Einfach in Frieden leben, ohne zu denken, dass ich daran ertrinke. Alles was ich tue, kommt mir noch so nutzlos vor. Jede Erfahrung, die ich mache, bringt mir in Wirklichkeit nichts, denn jedesmal habe ich die gleichen Gedanken. 

Minji
Ich schaffe es nicht. Ich bin nutzlos. 

Minji
Ich lache und jeder denkt, dass ich glücklich bin. Wieso ist das so? Können Menschen überhaupt die wahren Gefühle von anderen herauslesen? Nur weil man lacht, ist man nicht glücklich und wenn man weint, muss man nicht traurig sein. Wieso sind wir alle so furchtbar einfach gestrickt und gleichzeitig kompliziert? Was bringt es uns? So verlieren wir uns nur noch mehr, als wir es ohnehin schon tun.

Minji
Wir stoßen uns voneinander weg, ohne es zu bemerken und verlieren uns. Wir achten auf uns und wollen, dass wir verstanden werden. Aber wie soll das funktionieren, wenn wir nicht einmal ehrlich zu uns selbst sein können?

Minji
Ich halte das Menschsein nicht mehr aus, genauso wenig halte ich mich aus. 

Minji
Ich will nicht mehr dieses glückliche Mädchen sein, was alle kennen, weil ich das in Wirklichkeit gar nicht bin. 

Yoohyeon
Niemand verlangt von dir, dass du es bist. Wir alle fühlen uns mal verloren und wissen nicht so recht, was unser Platz auf dieser Welt bist. Und das ist okay. Es ist okay, so zu fühlen, wie wir es tun, genauso, dass wir es zeigen. Unser größter Fehler ist es von Anfang an, dass wir alles unter einen Tisch kehren und so tun, als wäre nichts. Dadurch schaden nicht nur wir uns, sondern unseren Mitmenschen, wodurch wir ihnen nur noch mehr Sorgen bereiten. 

Yoohyeon
Ängste zu haben, ist okay. Aber sie dürfen nicht unser Leben bestimmen. Es muss ein gesunder Ausgleich sein, wie eine Beziehung zu einem Menschen, die wir führen. Freundschaften sind wichtig, aber sie können einem auch Schaden, wenn wir nicht richtig aufpassen. 

Minji
Was bringen mir Freundschaften, wenn ich sowieso hintergangen werde und mit Menschen zutun habe, denen ich egal bin? Am Ende bin ich immer allein, egal was ich tue und versuche. Die Menschen werden mich am Ende immer meiden, weil ich nicht so einfach gestrickt bin wie sie. 

Yoohyeon
Du bist mir nicht egal, absolut nicht, Minji

Yoohyeon
Genauso wenig würde ich dich hintergehen wollen, weil man so etwas nicht macht. Das gehört sich einfach nicht

Minji
Das haben so viele bereits gesagt und dennoch haben sie es getan. Komisch, nicht?

Yoohyeon
Wie lang kennen wir uns schon?

Minji
2 Jahre

Yoohyeon
Und, hab ich in der Zeit dich hintergangen oder dir das Gefühl gegeben, dass du mir egal bist? 

Minji
Nein

Yoohyeon
Siehst du, also bin ich nicht wie die meisten Anderen, die dir das Gefühl gegeben haben :3

Minji
Die Angst ist dennoch da und zerfrisst mich tagtäglich.

Minji
Vor allem, weil du mir so wichtig bist. Wie kann ich es ein weiteres Mal ertragen zuzusehen, wie ein wichtiger Mensch mich zurücklässt und dieses unerträgliche Gefühl der Leere in mir zurücklässt? Dabei bin ich selbst schuld, ich stoße dich von mir und eines Tages wirst auch du weg sein, weil du mich und meine Gedanken nicht ertragen kannst. 

Minji
Aber ich würde auch das Weite suchen wollen. Ich könnte es dir nicht verübeln...

Yoohyeon
Hör auf so zu denken!

Minji
Sagst du auch zu einem Blinden, der nicht sehen kann, dass er die Augen aufmachen und hinsehen soll? 

Minji
Das ist genau das Gleiche. Nur weil du sagst, dass ich nicht so denken soll, werd ich nicht aufhören können in meiner Gedankenspirale festzustecken. Das ist zwar ein nett gemeinter Rat, ändert aber an der Situation nichts. 

Yoohyeon
Es tut weh, jemanden leiden zu sehen, den man gern hat. Ich weiß, dass meine Aussagen das Problem nicht lösen können. Aber ich hoffe, dass du dich ein wenig besser fühlen kannst. 

Yoohyeon
Jedes Mal, wenn du mir nicht mehr antwortest, denke ich, ich habe etwas Falsches gesagt und gleichzeitig traue ich mich nicht dir zu schreiben, weil ich dich nicht nerven möchte, obwohl wir uns so lang schon kennen. Mit jedem Mal, in dem du mir die kalte Schulter zeigst, hab ich die Angst, dass ich dich verlieren. Du bist mir wichtig und ich werde wohl nicht die Einzige sein. 

Minji
Aber die Einzige, die mir zuhört und versucht, dass es mir besser geht. Auch wenn es manchmal unmöglich zu seinen scheint. Aber danke, dass ich dich habe und du die Hoffnung in mich nicht aufgibst

Yoohyeon
Das ist nicht grundlos... 

Minji
Wie?

Yoohyeon
Ich mag dich

Minji
Jaaa? 

Minji
Ich mag dich auch?

Yoohyeon
Sehr sogar... 

Minji
Ehm?

Yoohyeon
Du weißt nicht, was ich meine, oder? 

Yoohyeon
Das ist nicht schlimm. Vielleicht bemerkst du es eines Tages, wieso ich mir so viel Mühe gebe und möchte, dass es dir gut geht. Warum ich versuche, dich mit meinen Worten aufzubauen und aus welchem Grund ich versuche, dir immer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. 

Yoohyeon
Ein wahres Lächeln und nicht dieses fünf Sekunden Lächeln, welches nicht ernst gemeint ist. Ich erkenne den Unterschied. Wenn dir wirklich etwas gefällt, funkeln deine Augen und dein Lächeln wird unglaublich breit, wodurch du diese kleinen Paustbäckchen bekommst. Sie sind so süß, dass man gleich hinkneifen möchte :3

Yoohyeon
Das gefällt mir viel besser~ 

Minji
Du bist der einzige Mensch, der mich auch wirklich zum Lachen bringen kann, ohne dass ich mich dazu zwinge. Bei dir fühle ich mich nicht dazu gezwungen glücklich zu sein, sondern kann auch einmal traurig sein, weil du mich nicht dafür verurteilst... 

Yoohyeon
Denk darüber nach wieso 

Minji
Weil ich dir wichtig bin?

Yoohyeon
Yes, sehr wichtig sogar


Minji
Hmm...

Yoohyeon
Du verstehst nicht, worauf ich hinaus möchte, oder? 

Minji
Nicht wirklich... 

Yoohyeon
Das ist nicht schlimm. Eines Tages werde ich dir zeigen, was ich meine. Ich bin bald wieder in Seoul und dann können wir uns treffen. :3

Minji
Hmm

Yoohyeon
In 3 Tagen, hehe

Minji
Das ist ja gar nicht mehr solang... 

Yoohyeon
Und dann kann ich dich endlich wieder in die Arme nehmen und dich nerven :3

Minji
Vielleicht soll ich dich am Bahnhof abholen?

Yoohyeon
Das ist nicht nötig

Minji
Hmm, okay

Yoohyeon
Außer du möchtest unbedingt

Minji
Vielleicht? 

ღ「 time skip 」ღ

Punkt zwölf Uhr dröhnte die Lautsprecherdurchsage, dass der Zug in wenigen Minuten einfahren würde, in welchen die Blonde saß. Und diese wenigen Minuten kamen Minji viel länger vor, als sie tatsächlich waren. Seit drei Monaten hatte sie Yoohyeon nicht mehr gesehen und in dieser Zeit ging es ihr Tag für Tag schlechter, weil sie in diesen Wochen niemanden hatte, mit dem sie sich so ausgeglichen, zugleich derartig verbunden fühlte, wie zu ihr. Als wäre ihr ein Teil weggenommen worden. Daher war es schwer für sie gewesen, von ihr getrennt zu werden. Und umso mehr freute sie sich, dass die Zeit ab  nun vorüber war.

Mit einem Quietschen kam der Zug zum Stillstand, ehe sich die Türen öffneten und ein Schwall an Menschen aus diesem trat, in dem sie unterzugehen drohte. Minji hasste es in Menschenmassen zu sein und ein Bahnhof war da nicht die idealste Idee gewesen an dem sie sich befinden konnte. Für einen kurzen Moment wäre das aber ertragbar gewesen. Das redete sie sich zu mindestens ein, damit sie ruhig blieb. Dass die Rothaarige starr auf den Boden sah, somit nicht erblickte, wie Yoohyeon mit einem breiten Lächeln auf sie zukam, ließ sie beinahe kreischen, als sich um ihren Oberkörper Arme legten und sie sich somit in einer Umarmung wiederfand. 

"Ich hab dich so vermisst~", kicherte die Jüngere und zog sie noch ein bisschen näher an sich. Minji jedoch war es ein wenig unangenehm, konnte vorerst gar nichts erwidern und versuchte sich von all dem nicht sonderlich viel anmerken zu lassen. Doch Yoohyeon kannte sie ziemlich gut, worauf sie die Umarmung löste, sie mit einem besorgten Blick musterte. "Alles in Ordnung? Geht's dir gut?" Die Fragen waren alles außer klug gewesen, denn beide wussten, dass sie mit Nein beantwortet werden würden. Minji nickte dennoch mit ihrem Kopf, wich jeglichen Blickkontakt aus. 

Irgendwie hatten beide sich das Wiedersehen anders vorgestellt gehabt. Mit viel mehr Emotionen. Doch die anfängliche Freude, die die Ältere in sich getragen hatte, wechselte ziemlich schnell in Verzweiflung und Ratlosigkeit. Ihr war durchaus bewusst, dass sich nichts großartig ändern würde, nur weil die Blonde nun wieder hier war. Dieser Gedanke brachte ihre Freude zum Ersticken, wodurch ihre täglichen Gedanken immer mehr in ihr aufkamen und sie sich recht schnell hilflos fühlte. Auch wenn sie so gesehen nicht mehr allein war, irgendwie begleitete sie die Einsamkeit dennoch. Egal wie sehr sie auch versuchte dieser zu entfliehen. 

"Komm, lass uns gehen. Ich hab dir noch eine Menge zu erzählen und du mir auch! Drei Monate sind eine lange Zeit und nur zu schreiben ist auch keine Lösung. Schließlich konnte ich dir sehr lang nicht zuhören."

Doch Minji hatte nichts zu erzählen. Die Zeit hatte sich endlos angefühlt und oft war sie einfach nur allein unter sich, weil sie keinem Menschen unter die Augen kommen wollte. Menschliche Beziehung wurden ihr immer und immer mehr zu wider,  sodass sie sie gänzlich mied. Vielleicht kam ihr aus diesem Grund die Zeit so lang vor. Vielleicht war es auch die Sehnsucht Yoohyeon endlich wiederzusehen. Auch eine Mischung aus dem Beiden war möglich. Aber das konnte sie ja nicht einfach so sagen, ohne dass es komisch herüberkam. Dadurch würde sie Verwirrung stiften, aber auch Sorge wecken, weil sie sich isoliert hatte. 

Die Rothaarige konnte nicht einmal über die Lippen bringen, wie sehr sie ihre Freundin vermisst hatte, obwohl es für viele andere noch so einfach erschien dies zu sagen.

Nach einer gefühlte Ewigkeit betraten sie Yoohyeons Wohnung und ein wohliges Seufzen entkam Yoohyeon. In ihrer Abwesenheit hatte sich Minji um ihre Wohnung gekümmert, goss ihre Pflanzen, saugte ab und an die Wohnung durch. Die Briefe, wenn es mal welche gab, hatte sie auf einen kleinen Stapel gelegt und weil sie sich nicht traute auch nur einen Einzigen zu öffnen, konnte es auch sein, dass da die ein oder andere Rechnung mit dabei war. Aber das hoffte sie nicht.

Für Yoohyeon war es ein befremdliches Gefühl wieder hier zu sein, denn für wenige Minuten kam ihr ihre eigene Wohnung ziemlich riesig vor, obwohl sich absolut nichts verändert hatte. Alles stand an Ort und Stelle. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie über die Zeit vergessen hatte, wie ihre Wohnung aussah. Auch wenn das wahrscheinlich ziemlich bescheuert klang, doch anders konnte sie sich das nicht erklären.

"Ich hab dich echt vermisst, Minji. Die Zeit ohne dich war echt unerträglich." Die Blonde begann mit grinsen, hatte dabei ihren Koffer auf das kleine Bett geschmissen, sodass die Ältere ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. Sie wusste, dass sie von Minji angesehen wurde, wieder dieser hilflose Blick, der sagte, dass sie nicht wusste, was sie genau darauf erwidern sollte. "Zwar habe ich viele Erinnerungen sammeln können, aber sie wären zig mal besser gewesen, hätte ich das alles mit dir erlebt." Und nun stieg Minji die Röte ins Gesicht, die fast der Farbe ihrer Haare glich. "Und jedesmal, wenn du geschrieben hast, wie schlecht es dir geht, wollte ich am liebsten zurück zu dir. Dich in den Arm nehmen, dir sagen, dass alles gut wird und dass es okay ist, wenn man sich mal so fühlt. Solche Gedanken sollten jedoch nicht den Alltag bestimmen." Nun hatte sich Yoohyeon umgedreht, ihre Arme um sie gelegt, während sie sie dabei bereit anlächelte. Ihr allein in die Augen zu sehen, machte sie unglaublich glücklich und jetzt, wo sie wieder hier war, könnte sie das quasi immer machen, wenn ihr danach war. "Und ich weiß, dass es für dich noch viel schwerer war. Aber jetzt bin ich wieder da und kann mich viel besser um dich kümmern. Kann dir zuhören, dich zum Lachen bringen... Einfach für dich da sein."

Ein schüchternes Nicken erwiderte Minji, die so überfordert schien, dass sie nicht einmal mehr wusste, was sie hier tun sollte, außer wie festgewachsen im Raum zu stehen, während sie Yoohyeon umarmt hatte.

"Du bist einfach zu süß~" Grinste die Jüngere breit, als diese noch immer ziemlich verloren aussah und nicht so richtig wusste wohin mit sich.
"Bin ich nicht..."
"Doch bist du" Und schon hatte die Blonde ihre Wange geküsst, so wie sie es schon so oft getan hatte und jedesmal aufs Neue war es ungewohnt für Minji gewesen, dass jemand ihr so nahe kam und irgendwie hatte sie diese Nähe doch vermisst, obwohl sie immer jemand war, der Menschen auf Abstand hielt. Bei Yoohyeon war es anders. Irgendwie war die ganze Beziehung zwischen ihnen anders gewesen und das konnte sich Minji nie erklären. Es war einfach so.

Aus dem Nichts musste Minji anfangen zu kichern, weil sie nicht anders konnte. Auch wenn sie es sich ungern eingestehen wollte, aber die Jüngere war die Einzige, die sie so gut wie immer glücklich machen konnte, ohne groß etwas zu machen und dafür war sie ihr mehr als nur dankbar. Wer wusste, was passiere, wenn sie ihre Stütze im Leben verlor? Das wollte und konnte sie sich nicht vorstellen.

"Ich liebe dich, Minji."

E N D E






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