twenty
Weiße, kleine Schneeflocken fielen vom Himmel. Die Luft war eisig gewesen und doch fühlte sich Jeongin ziemlich wohl. Winter war seine Lieblingsjahreszeit. Auch wenn viele diese kalte Zeit nicht mochten, liebte er sie umso mehr. Der Schnee wirkte so rein und oft wurde er durch sie an seine Kindheit erinnert. An eine Zeit, die er sich noch so gern zurückwünschte, da sie ihn so geprägt hatte. Oft hatte er etwas mit seinem Vater unternommen; Sie bauten Schneemänner, führten eine kleine Schneeballschlacht oder hatten einfach die Schönheit dieser eisigen Monate genossen. Und immer, wenn er die ersten Schneeflocken sah, erinnerte sich Jeongin an seinen Vater und dachte mit guten Gewissen an ihn zurück. Es würde dieses Jahr nämlich genau zehn Jahre werden, dass er ihn nicht mehr gesehen hatte und nie wieder würde er ihn zu Gesicht bekommen. Niemand würde das können.
Im Alter von acht Jahren musste der Koreaner lernen Abschied zu nehmen. Als Kind verstand man oft nicht, wieso solche Dinge passierten, wie sie nun einmal passierten und aus ihrer Sicht war so etwas ungerecht, wenn ihn ein Elternteil weggenommen wurde. So erging es auch Jeongin. Er verstand nicht, wieso sein Vater plötzlich nicht mehr da war, obwohl seine Mutter ihm versuchte den Tod zu erklären. Dass es ein Ort war, an dem es Menschen besser ging, die litten. Erst mit den Jahren hatte er verstehen können, was genau seine Mutter versuchte ihm klarzumachen und erst ab diesem Zeitpunkt hatte er auch von ihm Abschied nehmen können. Dass sich aber daraus etwas Großes entwickelte, was Jeongin erst später belasten würde, hatte niemand gerechnet. Sicherlich hatte sein Vater es nie gewollt, dass ihn sein Tod derartig prägte. Nur wer hätte erahnen können, dass er an einem bösartigen Hirntumor sterben würde? Der alte Mann hätte viel lieber noch sein Leben auf der Erde verbracht, seinem Sohn zu gesehen, wie er sich entwickelte und wie er seinen Weg ging.
Bis heute glaubte der Brünette daran, dass auf ihn gut aufgepasst werden würde. Sein Vater würde alles so lenken, dass alles ein gutes Ende nahm und bestimmt wäre er stolz auf ihn gewesen, dass er diese schwere Zeit durchstand. Dass er mit Chan zusammengekommen war, der an seiner Seite war und ihm immer half, egal um was es ging.
Wie jeden Winter hatte Jeongin einen kleinen Minischneemann gebaut und dabei leise mit seinem Vater geredet, als wäre er direkt bei ihm. Es half ihm, über den Verlust hinwegzukommen, auch wenn es nach wie vor weh tat und dieser Schmerz wohl immer ein kleiner Teil von ihm sein würde. Aber so fühlte er sich ein wenig mehr mit ihm verbunden und manchmal dachte er wirklich, dass er seinen Geist neben ihn sehen konnte, was theoretisch vollkommen absurd war. Doch Jeongin glaubte daran und davon könnte ihn keiner abbringen können, auch wenn er in einem Jahr volljährig werden würde.
"Und dann haben Channie und ich uns geküsst. Bestimmt würdest du ihn genauso mögen, wie es Mama tut. Ihr würdet viel lachen und könntet euch über wichtige Themen unterhalten, von denen ich noch nicht allzu viel weiß, um mitsprechen zu können. Er ist toll und er hilft mir sehr, damit ich über deinen Tod gut zurechtkomme. Er kümmert sich gut um mich, obwohl ich letztes Jahr in einem wirklichen Tief war und dachte, dass ich niemanden mehr hätte." Zufrieden klopfte er leicht auf den kleinen, runden Kopf des Schneemanns und begann mit lächeln. Es bildete sich ein Kloß in seinem Hals, der jedoch nach wenigen Sekunden wieder verschwand und er weitererzählen konnte. "Seungmin hat mir auch gut geholfen. Bestimmt kennst du ihn noch. Er war damals oft bei mir und manchmal sieht er immer noch aus wie ein kleiner Welpe. Wir waren immer in der gleichen Klasse und sind seitdem gute Freunde... Ich wünschte, ich könnte dir mehr erzählen von meinen Freunden, aber ich hab nach wie vor nicht sonderlich viele und im letzten Jahr haben mir einige auch den Rücken zu gekehrt."
All die Worte hatte Chan mithören können und irgendwie fand er dies ganz süß mit anzusehen. Zwar hatte er gewusst, dass Jeongin als Kind seinen Vater verloren hatte, doch dass er so mit ihm kommunizierte und in seiner eigenen Welt war, wusste er nicht. Es gab immer eine Seite, die man später kennenlernen würde und das war wohl jetzt eine, welche Chan kennengelernt hatte. Eine Seite, die nach wie vor an seinem Vater hing und so mit ihm sprach, als würde dieser direkt neben ihm sein. Und diesen Moment wollte der Ältere keinesfalls zerstören. Viel lieber lauschte er dem Gespräch und nahm sich zu Herzen, was Jeongin zu sagen hatte, auch wenn man so etwas nicht lauschen sollte. Doch vieles wusste Chan bereits und er war sich sicher, dass ihm das nicht übelgenommen werden würde.
"Bestimmt hättest du mir in den Arsch getreten, wenn du mich letztes Jahr gesehen hättest. Oder du wolltest mir zeigen, wie der Abgrund aussieht, damit ich weiß, dass ich nie wieder an diesen Punkt sein möchte. Es ist nach wie vor schwer und ich werde nie wieder derjenige sein, der ich noch vor einem Jahr war. Aber Veränderungen sind gut, richtig? Und du zeigst mir den Weg, richtig? Und ich hoffe, du bist stolz, dass ich den Weg gehe, den ich jetzt einschlage, dass du mich als den Sohn liebst, der ich bin. Du beschützt mich von da oben, habe ich recht?" Mit Tränen in den Augen sah Jeongin in den Himmel und richtete sich auf, ehe er einen Schatten hinter sich wahrnahm und seinen Freund erkannte. Kurzzeitig war es ihm peinlich, da er nicht wusste, wie viel er mitgehört hatte und bestimmt würde er es total kindisch finden. Aber als dieser auf ihn zukam, seine Tränen von den Wangen strich, schien seine Sorge erlischt zu sein.
"Er ist stolz auf dich und er wird dich immer beschützen. Das weiß ich. Und auch ich werde dich immer beschützen. Du hast also zwei Schutzengel, die auf dich aufpassen." Sanft drückte Chan ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Ich liebe dich", hauchte Jeongin schwer schluckend, sein Herz so schwer, dass es ihm fast zu Boden fiel. Er war unendlich glücklich gewesen, dass sein Leben eine gute Wendung genommen hatte und er Tag für Tag lernte mit allem ein Stückchen mehr klarzukommen. Es würde noch ein langer Weg werden. Aber den würde er ganz bestimmt Chan schaffen können und dadurch an Stärke gewinnen. Er würde kämpfen, damit er nicht mehr vor dem Abgrund stehen würde und nie wieder die vollkommene Einsamkeit spürte. Er würde seine Ängste überstehen können und vielleicht wäre er irgendwann so stark, dass er all das nicht mehr fürchten musste.
"Ich liebe dich auch, Innie und ich werde immer gut auf dich Acht geben."
E N D E
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Hey, ich wollte noch ein paar abschließende Worte sagen.
Zuerst, ja ich weiß, das ist nicht meine stärkste Story. Ich mag sie persönlich nicht und einige meinten auch, dass sie gar nicht so schlecht ist, wie ich es denke. Jedoch war sie über ein Jahr unveröffentlicht, weil ich sie nicht mochte. Und das hat eben auch gewisse Gründe. Ich hab Verlustängste und Depressionen nicht sonderlich gut dargestellt. Auch nochmal beim Korrekturlesen habe ich festgestellt, dass es sich wie eine Standardstory anhört, in der Liebe alles heilen kann. Das kann Liebe natürlich nicht. Man muss viel an sich selbst arbeiten und vor allem muss man für eine Beziehung sich selbst akzeptieren/ lieben. Ansonsten macht man sich von seinem Partner sehr stark abhängig oder die Beziehung wird schnell toxisch, weil man immer wieder Zuspruch hören will. Und ja, das ist der Punkt, hier habe ich persönlich für mich versagt. Mir kommt es persönlich vor als würde sich Jeongin von Chan abhängig machen.
Aber als "Autor" gehört es auch dazu die schlechten Geschichten zu schreiben.
Wer aber gern eine Geschichte mit Depression von mir lesen möchte, mit der ich recht zufrieden bin, dem kann ich "Drown" empfehlen. Es ist eine Chanlix Story. Aber die hat es auch in sich, also bitte die Triggerwarnungen im Klapptext beachten! Für Ängste kann ich wiederum "Light" empfehlen, ist Hyunlix oder "Behind the Mask", Seungjin. Die Geschichten habe ich wesentlich besser geschrieben. Aber man wächst bekanntlich mit seinen Fehlern und Aufgaben, nicht?
In dem Sinne, danke fürs Lesen. Auch wenn ich beim Korrekturlesen stark cringen musste, hoffe ich, dass sie euch wenigstens etwas gefallen hat. :')
Stay safe<3
- Jean
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