𝐭𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲 𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧

Im ersten Moment musste Felix erst einmal schlucken. Die Frage kam unerwartet und somit schien er sehr überrumpelt davon zu sein, nicht wissend, was er sagen sollte. Und weil er eben überfordert mit der Situation war, hatte er von Hyunjin abgelassen und vom Thema abgelenkt, gemeint er müsste seiner Mutter noch bei etwas helfen. Da nun das Wochenende anstand, war für den Australier ein Segen gewesen. Er konnte Hyunjin erst einmal aus dem Weg gehen und es war auch gut, dass sie sich ausgesprochen hatten. Ob sich ihr Verhältnis zueinander wirklich veränderte, würde sich auch erst nächste Woche zeigen. Aber er war zufrieden und wollte sich nicht beschweren. Es hätte schlimmer kommen können und sie hätten sich auch streiten können. 

Von Felix' Aufbruch war der Koreaner wirklich mehr als nur verwirrt gewesen. Hatte er ihn mit seiner Neckerei wirklich derartig verunsichert, dass dieser nun wirklich flüchtete? Ein wenig leid tat es ihm doch und er nahm sich vor, dass er sich für sein Verhalten entschuldigen würde. Vielleicht würde er ihm auch schreiben, denn die Gefahr es bis Montag vergessen zu haben, war durchaus hochgewesen. 

„Was ziehst du denn für ein Gesicht? Hast du einen Geist gesehen oder was ist los?", wurde Hyunjin von seinem Vater begrüßt. Für eine Sekunde kam ihm die spontane Antwort, dass er eine Sirene gesehen hatte, in den Sinn. Doch entweder würde er von dem Mann als vollkommen bescheuert gehalten oder Hyunjin würde endgültig Zuhause eingesperrt werden und erst rausgelassen, wenn die Gefahr endlich vorbei war. Und es war wohl eher der Fall, dass er einsam und allein in seinem Elternhaus verrotten würde, als dass der erste Fall eintritt. Daher zwang sich Hyunjin einfach nur zu einem gefälschten, aber auch gequältem Lächeln. 

„Ne, jetzt mal im Ernst. Ist alles in Ordnung?"
„Alles fein, ich bin heute nur etwas neben der Spur. Nichts weltbewegendes.", erklärte sich der Schüler und hörte daraufhin den Motor des Autos starten. So wie es schien, schluckte der Mann die Worte seines Sohnes und somit konnte sich Hyunjin nun wieder auf das kleine Wirrwarr in seinem Kopf konzentrieren, was er lediglich ein stückweit versuchte zu sortieren. Hatte er wirklich übertrieben oder war Felix empfindlich und zwang Hyunijn dazu, dass er ein bisschen mehr Rücksicht auf diesen zu nehmen hatte?

Doch dabei hatte Hyunjin genau ins Schwarze getroffen. 

Felix fühlte sich auf frischer Tat ertappt und somit stieg in ihm die Angst, dass der Ältere von ihm angeekelt war. Dabei hatte er nicht einmal einen blassen Schimmer, wie Menschen liebten und ob es wirklich eine Verliebtheit war, die der Blonde für ihn empfand. Zwar würde es erklären, wieso er dieses Chaos in sich spürte, welches er nie wirklich erlebt hatte, aber er fühlte sich eben auch schutzlos ausgeliefert. 

Wehrlos gegenüber seinen Gefühlen, die er nicht im Griff hatte und für ihn eine Gefahr darstellten. 

"Vielleicht solltest du dich wirklich von den Menschen distanzieren, wenn du solche Angst hast.", meinte Felix' Mutter kühl. Doch das genau war eben der Punkt. Wie Hyunjin gesagt hatte, er würde nicht einfach so von dem Jungen ablassen können. Dafür war er viel zu sehr in den Mittelpunkt seines Interesses gerutscht und es war bereits viel zu spät irgendwas rückgängig zu machen. Er könnte das Schlimmere versuchen einzudämmen, aber am Ende konnte es nur zum Leidtragen aller anderen sein. 

"Kann ich nicht." Felix' Stimme war leise, brüchig. Als würde es ihm leidtun seine Mutter enttäuschen zu müssen. Dabei war diese sich immer bewusst, dass es eines Tages zu so einer Situation kommen würde. Ewige Isolation war eben auch nicht das Wahre. Jedenfalls nicht für Menschen. In ihren Augen war Felix eben mehr ein Normalsterblicher, als jemand, der etwas antun wollen würde. Das hatte sie schon immer gesehen und mit jedem weiteren Lebensjahr ihres Sohnes war sie sich umso mehr darüber bewusst. 

"Ich weiß, Felix." Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen. "Es ist okay." Manchmal kam ihr auch in den Sinn, ob es nicht besser wäre, wenn sie ihren Sohn damals umgebracht hätte. Nicht, dass es für sie in Ordnung wäre, aber sie spürte oft, wie er zu leiden hatte und am liebsten hätte sie auch das Leid für ihn beendet. Aber dann gab es Situationen, da nahm sie an, dass Felix dankbar dafür war, am Leben zu sein. Auch wenn er der ständigen Angst ausgesetzt war, dass sein Geheimnis ans Licht kam. Und als halbblütige Sirene war es eben auch so, dass er seine Kräfte nicht zu hundert Prozent im Griff hatte. Somit war er wieder auch seine eigene Gefahr. 

Aber diesen Fakt ignorierte er eben, als wäre er nicht existent. 

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