𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐭𝐡𝐫𝐞𝐞

Eigentlich würde Felix, wie jeden Tag, mit zu Hyunjin nach Hause kommen oder sie würden etwas gemeinsam unternehmen. Aber nun hatte er sich absichtlich von ihm vorzeitig verabschiedet, gemeint, dass es ihm heute nicht wirklich gut erging und er lieber nach Hause wollte, anstatt sich unnötig quälen zu müssen. Natürlich hatte es Hyunjin verstanden, aber wirklich abgekauft schien er es ihm nicht zu haben. Er wollte Felix eben auch zu nichts zwingen, was er nicht wollte. 

„Was ist eigentlich mit diesen Menschenjungen?", hörte Felix seine Mutter im Wohnzimmer, als er gerade einmal die Wohnung betreten hatte und nicht mal seine Schuh ausgezogen hatte. Direkt sackte ihm das Herz in die Hose und ihm überkam ein mulmiges Gefühl. Zwar redeten sie viel darüber, sonst würde Felix wohl irre werden, aber kaum war er seinem Problem entwichen, wurde er mit diesem erneut konfrontiert. Auch wenn es nicht einmal böse gemeint war. „Geht es ihnen gut?" 

Irritiert betrat Felix das Wohnzimmer und sah seine Mutter, wie sie ganz bequem auf der Couch saß, sich irgendetwas auf dem Fernsehen angesehen hatte. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihm auf. Irgendetwas schrie in ihm, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu ging und er sich eher auf etwas gefasst machen müsste, womit er im Moment noch nicht rechnete. Selbst ihre Stimme hatte sich in eine viel kühlere, noch so emotionslose gewandelt, obwohl es rein theoretisch nicht sein könnte. Sie klang normal, wie sonst auch. Aber anders. 

„Wieso sollte es ihnen nicht gut gehen?" 
„Ich weiß nicht, ich hatte so ein Gefühl, dass dich etwas bedrückt." 
„Das kannst du nicht fühlen." 

Stille. 
Lediglich die Nachrichten, welche im Fernsehen gerade liefen, durchbrachen diese und verstärkten Felix' Vermutung umso mehr. Wie erwähnt, redeten sie viel, aber seine Mutter empfand kein Mitgefühl, keine Wahrnehmung, wenn ihn etwas beschäftigte oder er traurig war. Sie wusste es nur, wenn Felix selbst darüber sprach. Daher war es auch paradox, dass sie meinte, sie habe ein Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Und je länger Felix hier so dastand, umso schwummriger wurde ihm auch. Sein Kopf ratterte, was als nächstes passieren würde. Menschen waren für ihn durchschaubar, aber seine Mutter bereitete ihn viel eher starkes Herzklopfen. Vor Angst. 

Sie stand auf, streich sich ihre dunklen, langen Haarsträhnen aus dem Gesicht und legte ein Lächeln auf ihre Lippen. Obwohl sie kleiner als Felix war, wirkte er plötzlich noch so klein. Seine Gedanken kreisten, um die verschiedensten Situationen und doch war jede von ihnen so schwammig, dass er nicht einmal wusste, ob er überhaupt an eine von ihnen so richtig dachte. Sein Kopf noch so voll, dass er gleichzeitig noch so leer wirkte. Und zum allerersten Mal übermannte ihm das grausame Gefühl, um sein Leben bangen zu müssen. Dass ihm etwas passieren würde, obwohl er nicht einmal wusste wieso. Ein Bauchgefühl, welches er sich nicht erklären konnte. 

„Du solltest mir danken.", fing sie an. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt, wie sonst auch. Nur in seltenen Fällen war es gut gespielt. Jetzt, wo der Australier schon so ein Gefühl in sich trug, war er sich bewusst gewesen, wie falsch die Welt der Sirenen war. Wenn man sie überhaupt als so eine bezeichnen konnte. Immerhin ahmten sie Menschen nach, um sie um ihren Finger zu wickeln,  spielten ihnen eine Freundschaft oder eine Beziehung vor. Zwar war sich Felix sich dem schon immer bewusst gewesen und lebte aus diesem Grund eine sehr lange Zeit nur in Isolation. Aber jetzt, wo er seine ersten Freunde hatte, versuchte er umso mehr, diese elendige Sirenenseite nicht zu sehr zu zeigen, die ihn oft in die Knie zwang und ihm Angst machte, sich nicht im Griff zu haben. „Ich hab viel für dich getan." 

„Was ist passiert? Was hast du getan? Wieso fragst du, ob es meinen Freunden gut geht?" Auf diese ganzen Fragen hin begannen die Augen seiner Mutter zu funkeln. In Felix kam eine Vermutung auf, die er nur ungern aussprechen wollte. Die Angst, dass er genau ins Schwarze traf, ließ ihn schlecht werden. Obwohl es seine Mutter nur gut mit ihm meinte, war es genau das, was er nicht wollte. 

„Ich wollte dich doch nur vor ihm beschützen, weil du sagst, dass du wegen ihm leidest."

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