𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐬𝐢𝐱

„Wir sollten reden, Lix." Der Ältere klang so ernst, wie noch nie. Würde seine Stimme weicher klingen, hätte er wohl sofort angefangen zu weinen. Aber der Australier war doch ein wenig schockiert darüber, sein Herz begann aus diesem Grund zu rasen und er sah für einige Sekunden Sterne vor sich. Als würde ihm sein Körper signalisieren wollen, dass es das war und er jeden Moment zusammenbrechen würde. Nur machte er sich keine Gedanken um sich selbst, sondern ehe um das, was ihn nun erwarten würde. Hyunjin wollte Aufklärung, die Wahrheit und der Jüngere war sich nicht einmal sicher, ob er ihm diese geben sollte. Einerseits hatte er Angst vor der Reaktion und gleichzeitig war ihm auch bewusst, dass sämtliche Lügen falsch waren und diese am Ende sogar herauskommen würden. 

„Wusstest du davon?"

Felix' Mund öffnete sich, wollte etwas darauf antworten. Doch er war unfähig etwas zu erwidern, schloss ihn dementsprechend auch wieder und verriet sich am Ende auch selbst. Ein bedrückendes Schweigen kam auf, in der Hyunjin einfach nur entsetzt den langen Schulgang entlang sah, der wie leergefegt war. Es war bereits spät nachmittags und Seungmin war heute nicht in die Schule gekommen, so wie einige anderen aus der Klasse auch nicht. Alle waren geschockt über die Nachricht, die heute die Klasse ereilt hatte und kaum einer konnte es glauben. Besonders nicht Hyunjin. 

„Hat es Spaß gemacht, ihn umzubringen? Seinen Körper aufzuschlitzen, seine Schreie zu hören und ihn leiden zu sehen? Hattest du wirklich Spaß daran?" Felix geriet in Panik, nicht wissend was er antworten sollte. Ob er antworten sollte oder ob selbst seine Existenz ein grundlegender Fehler im Moment war. „Sei doch wenigstens jetzt nicht so feige und antworte mir!", zischte der Ältere und ließ so langsam von ihm ab. In ihm kochte noch immer die Wut auf. „Ich dachte, ich könnte dir wirklich vertrauen, dass du niemandem etwas tust." 

Somit ging Hyunjin noch einen weiteren Schritt zurück, distanzierte sich von Felix, dessen Körper bebte. Im Moment fühlte dieser sich noch so klein. Er hasst seine eigene Existenz abgrundtief. Er wollte nichts mehr als sterben und hoffen, dass alles besser ohne ihn werden würde. Aber derselbe scheußliche Schmerz würde weiterhin verbleiben. Vielleicht würde sich dieser auch vertiefen. 

„Verlass mich nicht", flehte Felix, griff verzweifelt nach Hyunjins Handgelenken, um diesen näher an sich zu ziehen. Alles was jedoch geschah, war, dass der Ältere ihn von sich stieß, er selbst gegen die Wand prallte und er kaum ein Sekunde später ein schmerzhaft pochendes Ziehen an seiner linken Wange spürte. Hyunjin hatte ihn geschlagen und das Aufkommen seiner Hand auf Felix' weicher Wange, hallte durch die Gänge des Schulflurs. Ein verzweifeltes Luftschnappen entwich dem Australier, der fest auf den Boden sah. Seine Tränen liefen ihn die Wangen herunter. „D-Du hast m-mir vers-sprochen d-du b-bleib-bst bei m-mir..." 

Felix erkannte an dem Schatten, dass Hyunjin ein weiteres Mal ausholen wollte und somit schloss er krampfhaft seine Augen, wartend auf den Schmerz, der jedoch ausblieb. Er wusste nicht, was mehr wehtat. Dass Hyunjin seine Worte anscheinend damals nicht ernst meinte oder ihn demütigte, in dem er ihn schlug. Es war nicht so, dass der Schmerz des Schlages ihm großartig wehtat, sondern dass Hyunjin sowas überhaupt tat. Von dem sonst sehr liebherzigen Jungen, den Felix kannte, war im Augenblick nichts zu sehen. Als würde der Menschenjunge sein wahres Gesicht zeigen.

„Du bist ein Monster!"
„I-Ich hab ihn nicht getötet! G-G-G-Glaub mir!" Flehend blickte Felix auf, sah geradewegs in die Augen des Älteren, der zunächst schlucken musste. Ihm wurde mulmig und Mitleid stieg in ihm auf, aufgrund des verweinten Gesichts, als auch der unfassbar roten Markierung seiner Hand auf Felix' heller, wunderschönen Haut. Wieder einmal begann in Hyunjin die Zweifel aufzukommen und er bereute sein impulsives Handeln. Er hatte für eine Minute nicht nachgedacht, noch hatte Felix nicht zu Wort kommen lassen. "B-Bitte, Hyunjin!"

Konnte Hyunjin ihm überhaupt noch vertrauen oder war das einfach nur eine Masche, die er aufsetzte, damit er ein weiteres Mal auf ihn hereinfiel?

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