𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐞𝐞𝐧
Über die nächsten Tage entwickelte sich so langsam eine kleine Freundschaft zwischen Felix und Hyunjin. Auch dessen Freunde konnten langsam aber sicher ein ordentliches Gespräch mit dem Australier führen, ohne dass dieser gekonnt auswich oder rein gar nicht antwortete. Ja, manchmal machte er das zwar immer noch. Aber wenigstens in der Schule wollte er nicht mehr allein sein. Außerdem fühlte er sich geboren und gebraucht, wenn er mit ihnen sprach. So, als wäre er ein ganz normaler Mensch.
Mittlerweile fiel es ihm immer leichter die Menschen nicht mit seinen Aussehen anzuziehen. Eine sehr lange Zeit hatte er damit zu kämpfen gehabt, denn Sirenen benutzten diese Fähigkeit, um andere zu ködern, damit sie auf ihre Schönheit reinfielen und im passenden Moment, würden diese dann an ihr Leben glauben müssen. Besonders in Kombination mit dem Gesang der Sirenen verstärkte sich dieser Effekt um einiges. Doch das war etwas, was Felix zutiefst verabscheute. Er hasste allein schon den Gedanken, dass man von ihm dachte, wie wunderhübsch er war, obwohl er das Gegenteil war. Er war nicht hübsch. Nur seine Fähigkeit brachten Menschen dazu, das zu denken. Ihnen eine Lüge einzutrichtern, die gar nicht stimmte. Für andere wäre das vielleicht sogar ein Segen, aber für ihn war das der absolut Horror. Ein gefälschtes Interesse, was so niemals existieren würde, wäre er normal. Vielleicht würden ihn die Anderen viel eher hassen, wenn er ein vollblütiger Mensch wäre.
An all dem konnte er nie etwas ändern. Er war eben so geborgen.
„Meine Mutter wird jetzt genauso paranoid, wie Hyunjins! Die fragt mich alle zehn Minuten, ob es mir gut geht und ich ein ungutes Gefühl in mir habe. Heute meinte sie, sie holt mich von der Schule ab. Nächste Woche ist sie dann auch der Meinung, dass sie mich hier her fährt." Seungmin war absolut nicht glücklich von den Entscheidungen seiner Mutter, aber er wollte sich auch absolut nicht beschweren, denn er war sich bewusst, welche Lage zur Zeit war und dass es reine Vorsichtsmaßnahmen waren, die irgendwann - so hoffte er es zu mindestens - ihr Ende finden würden.
„Meine Mutter überlegt das auch schon.", meinte Jeongin irgendwann und letztlich blieben die Blicke bei Felix stehen, der nicht sonderlich wusste, was er sagen sollte. Schließlich brauchte er keine Angst zu haben. Sirenen erkannten einander am Geruch und auch an der Unfähigkeit des anderen Gedanken zu lesen. Somit zuckte er einfach nur mit den Schultern. „Haben deine Eltern keine Angst um dich, dass dir etwas passiert?"
„Meine Mutter weiß, ich kann mir gut verteidigen und mein Vater ist kurz vor meiner Geburt gestorben... Also... Ich denke nicht? Ich geh einfach raus, wenn ich Lust dazu habe."
Bedrückende Stille kam auf. Einerseits kam in ihnen allen die Neugierde aus, wieso Felix' Vater gestorben war, aber sie wollte auch eine Wunde nicht aufreißen. Man wusste nicht, wie tief diese war. Der Fakt, dass Felix' Mutter es egal war, dass der Blonde jederzeit rausgehen konnte wann er wollte, blieb jedoch mindestens genauso unkommentiert.
„Jetzt guckt doch nicht so!", kicherte der Australier, „Mir geht es gut. Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben, falls es euch interessiert. Zwar wünsche ich mir manchmal, ich hätte einen Vater, aber meine Mutter ist auch vollkommen okay!" Eigentlich hatte Felix nie wirklich darüber nachgedacht, ob er ihn wirklich vermisste oder ob es einfach nur der dringende Wunsch war, dass man ihm zeigte, wie Menschen sich verhielten und wie man für jemanden da sein konnte. Sowas hatte er in dieser Hinsicht nie. Traurigkeit kannte seine Mutter nicht und deswegen war es oftmals schwer, ihr überhaupt etwas anzuvertrauen, weil sie das Problem nicht erkannte und wenn, deklarierte sie es als eine Nichtigkeit ab.
„Ich wünschte, ihr könntet sie kennenlernen... Momentan geht das aber nicht wirklich."
„Wenn der ganze Spuk ein Ende gefunden hat, wird das bestimmt möglich sein", war Jeongin überzeugt und Hyunjin gab seinem Freund nur einen etwas verurteilenden Blick. Manchmal war dieser einfachen bisschen zu euphorisch, wenn es nach dem Brünetten ging.
„Vielleicht", grummelte der Australier. Zwar wusste er, dass seine Mutter absolut kein Problem mit Menschen hatte, schließlich hatte sie eine sehr lange Zeit lang eine Beziehung mit einem Normalsterblichen. Doch er hatte dennoch Sorgen, dass einen von ihnen etwas zustoßen konnte, weil für Felix' Mutter ein solcher Umgang nichts mehr Alltägliches war.
„Aber ich möchte auch nicht zu viel versprechen..."
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