𝐬𝐢𝐱
Es war spät abends. Die Straßen waren so gut wie leer. Nur vereinzelt liefen Menschen in Windeseile umher, um nach Hause oder ihrem anderweitigen Zielort zukommen. Heute war es jedoch verdächtig ruhig und mittlerweile traute sich doch kaum einer zu so einer Uhrzeit rauszugehen. - Diese Person würde in den Augen vieler anderer absolut lebensmüde sein. - Somit liefen auch wesentlich weniger potenzielle Opfer umher und das frustrierte die Verantwortlichen für dieses ganze Massaker.
Die Sirenen.
Viele kannten sie nur aus der griechischen Mythologie, als eine Art Meerjungfrau, die Seefahrer mit ihren Gesang und ihrer Schönheit anlockten. Nur leider war dies mittlerweile ein Mythos, genauso, dass Vampire existierten. Sirenen waren ganz normalaussehende und menschenähnliche Geschöpfe, die genauso ein Verlangen nach den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen hatten. Allgemein konnte man sie nicht von Normalsterblichen unterscheiden, weil sie absolut gleich dem waren, was sie eigentlich sein sollten. Jedoch waren sie eher einer Mutation gleich, denn von den Meerjungfrauen blieb nichts mehr üblich. - Solang sie keinem Meer zu nahe kamen. - Denn damals spielten Menschen mit ihnen, als wären sie Puppen. Quälten sie, bis sie starben und auch sonst, waren sie wie ein Experimentierbaukasten eines Neunjährigen.
Wieso sollten die Sirenen es der menschlichen Rasse nicht heimzahlen, als diese ebenso sehr zu quälen, wie sie es mit ihren Vorfahren getan hatten?
Zum Pech der Menschheit waren diese allerdings derartig im Vorteil, denn sie konnten die dummen Schafe manipulieren. Ihre Gedanken lesen und kontrollieren, abgesehen davon, dass sie sie mit ihrem unscheinbaren Aussehen anlocken konnten. Und wie es so sein sollte, war jeglicher Kontakt zwischen Mensch und Sirene untersagt. Eine normale Täuschung einer Freundschaft war in Ordnung, solang diese dazu diente, den Menschen daraufhin umzubringen. Doch eine wirkliche Bindung, eine Beziehung zu ihnen war strikt untersagt und würde oftmals mit Folter oder gar dem Tod bestraft werden.
Zumal Sirenen ein natürlichen Impuls hatten, Menschen Schaden zuzufügen.
Daher wechselte Felix oft die Schule, um jegliche Freundschaft zu unterbrechen und im Ende nicht vollkommen verletzt zu werden von seinem Geheimnis. Ja, auch das Weitersagen, was er war, war strikt untersagt. Wobei es hierzu keine wirkliche Bestrafung für die Sirene gab, sondern eher für den Menschen. Dieser würde recht schnell an sein Leben glauben müssen. Es würde nur unnötigerweise Panik verbreiten, wenn dies ans Licht kam und somit würden die Sirenen ein weiteres Mal als Versuchskaninchen dienen. Denn die Menschheit war überzeugt davon, dass sie heutzutage nicht mehr existierten oder es überhaupt jemals taten. Dass sie genauso ein Fantasiewesen sind, wie alle anderen auch. Nur dass man von ihnen nicht sonderlich viel gehört hatte.
Mit einem leisen Seufzen drehte sich der Australier auf die Seite, starrte im Dunklen gegen die Wand. Eine gewisse Einsamkeit umhüllte ihn, was für Sirenen absolut untypisch war. Sie brauchten keine sozialen Interaktionen, denn sie waren Einzelgänger. Doch auch in diesem Punkt war Felix anders: Er war nur zur Hälfte Sirene. Würden die meisten anderen seines Gleichen davon wissen, würden sie ihn definitiv direkt hinrichten lassen und auch die Sicherheit seiner Mutter war in Gefahr. Schließlich hatte diese sich in einen Menschen verliebt, wurde von diesem schwanger und brachte das Kind zur Welt. So jemand, wie der Australier, durfte eigentlich nicht existieren. Direkt nach Felix' Geburt wurde sein Vater getötet, als die Sirenen erfuhren, dass es solch eine Beziehung gab. Besser gesagt, gegeben hatte. Dementsprechend hatte er auch die gleiche Gefühlswelt eines normalen Menschen, mit den Fähigkeiten einer Sirene. Somit sehnte er sich nach Freundschaften, nach Zuneigung und auch nach Liebe.
Felix wollte geliebt werden und zugleich wusste er auch, dass dies nur begrenzt möglich war. Eine Sirene konnte ihn also nie so lieben, wie er es sich wünschte.
Sie empfanden nicht die gleiche Art von Liebe. Es ähnelte eher einer abgestumpften Art von Zuneigung, ähnlich wie die einer Freundschaft zwischen zwei Menschen, die sich noch nicht solang kannten. Sicherlich könnte Felix einfach einen Menschen, für welchen er sich sehr interessierte, dahingehend manipulieren, dass dieser sich in ihn verliebte. Das war aber falsch. Das hatte nichts mit Liebe zutun. Zumal dies nicht gut enden würde. Die Person, mit der Felix eine Beziehung einging, würde am Ende sterben. Deshalb zwang er sich allein zu sein. So gut es jedenfalls geht.
Nur war seine menschliche Seite in ihm größer, als es ihm lieb war.
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