𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧𝐭𝐞𝐞𝐧
„Und nun schieß los! Erzähl mir alles!" Auffordernd blickte er Felix an, der sich versuchte Worte zusammenzureimen. Es war schließlich nicht einfach. Alles zu erzählen, bereitete ihm Kopfzerbrechen, denn was würde dann passieren? Irgendeinen Haken musste es haben und wenn davon mehrere erfahren würden, wollte er ich das Ausmaß seiner eigenen Dummheit nicht vorstellen. Außerdem war Hyunjin immer noch ein Mensch, dessen Gedanken von anderen Sirenen gelesen werden konnten und er konnte ihm ja schlecht verbieten an nichts zu denken. Nur leider würden ihn seine Gedanken verraten und ihn eigenhändig ins Grab bringen. Wobei Hyunjin eben jetzt schon tief in der Scheiße steckte und Felix ihn vor Schlimmen nur schwerem bewahren konnte.
„Was willst du denn wissen, ist die Frage?"
„Ist das nicht eindeutig?"
Doch als Felix seine Stirn in Falten legte, wurde dem Älteren bewusst, dass es wohl doch nicht so eindeutig war, wie er zunächst gedacht hatte. Jedenfalls nicht für den Australier, für den sein Leben eben nichts Ungewohntes war.
„Ich bin zur Hälfte Sirene und zur anderen Hälfte ein normaler Mensch. Nur dass so Lebewesen, wie ich es bin, nicht existieren dürfen und es wirklich ein Geheimnis sein muss! Ich könnte dann wirklich in Lebensgefahr sein und das will ich wirklich nicht, Hyunjin." Flehend sah Felix den Jungen an, der es sich gemütlich auf seinem Bett gemacht hatte und ihn nach wie vor mit interessierten Augen musterte. „Dass wir hier jetzt einfach so reden, ist eigentlich verboten! Sirenen dürfen zu Menschen keinen Kontakt haben." Hyunjin schien irritiert davon zu sein, zog eine Augenbrauen dabei hoch. Wieso war er dann hier, wenn es verboten war?
„Vielleicht solltest du bei der Geschichte anfangen. Sonst verstehe ich absolut nichts und ist nicht logisch. Außerdem setz dich irgendwohin. Ich werd' innerlich unruhig, wenn jemand die ganze Zeit steht.", schlug der Ältere ruhig und bedacht vor, deutete auf den freien Platz neben ihm und schien durchaus geduldig zu sein. Nach einem kurzen Verschnaufen nahm Felix neben dem Koreaner Platz und schien zunächst zu überlegen.
„Du kennst das normale Bild von Sirenen... Du weißt schon, dass sie Meerjungfrauen sind und Seefahrer mit ihrem Gesang angelockt haben oder zunächst halb Mensch, halb Vogel waren... Und weil Menschen alles auf ihre eigene Art und Weise erforschen mussten und Sirenen damals zu Tode gequält haben, haben sie sich im Laufe der Zeit ihren Gegebenheiten angepasst und haben auch weitere Fähigkeiten entwickelt. Von dem typischen Aussehen, blieb eben nur noch wenig übrig und somit hielten Menschen uns für ausgestorben. Nur mit der Zeit wuchs der Hass und die Rachsucht gegenüber sie und ja... So kam es eben zustande, dass Sirenen keinen Kontakt zu euch haben sollen oder wollen... Außer es dient dazu, dass wir euch umbringen können und das ist auch der Grund, warum ich als Halbblüter nicht existieren darf." Ein kleines, etwas wehleidig Lächeln zeichnete Felix' Lippen, ehe er ein weiteres Mal seufzte. „Mein Vater wurde kurz vor meiner Geburt getötet und aus unerklärlichen Gründen hat man nie hinterfragt, ob meine Mutter von ihm schwanger wurde. Vielleicht haben viele auch gedacht, dass Sirenen mit Menschen kein Kind zeugen können... Was es auch war, es hat dafür gesorgt, dass ich dir das alles jetzt erzählen kann."
Resigniert nickte Hyunjin einfach, überwältigt von den Informationen, welche er gerade bekommen hatte. Es störte ihn nicht mehr derartig, dass der Blonde übernatürliche Kräfte hatte. Viel eher war es der Fakt, dass er ein Geheimnis mit sich herumzuschleppen hatte, was darüber entschied, ob dieser leben durfte oder nicht. Allein bei dem Gedanken schnürte es ihm schon die Kehle zu und er wollte sich ungern vorstellen, wie Felix deswegen sterben musste.
„Sei nicht allzu schockiert. Solang du niemandem davon erzählst, werd' ich wohl auch am Leben bleiben.", kicherte Felix und boxte dem Älteren gegen die Schulter. Als eine Art Auflockerung der Stimmung. „Sirenen erkennen nicht, ob ich menschlich bin. Meine Mutter hat das so oft mit mir ausprobiert und auch einige ihrer Freunde haben es versucht. Wenn man sie überhaupt Freunde nennen kann..."
„Wieso sollten es nicht ihre Freunde sein?" Felix zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Lippe. So ganz erklären konnte er es auch wieder nicht. Jedenfalls war er sich nicht sicher, ob es Hyunjin verstehen würde oder ob dieser ein riesiges Fragezeichen über seinem Kopf haben würde.
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