Schweißgebadet wachte Hyunjin um Punkt sieben Uhr auf, wusste nicht so recht, was passiert war. Es schien schwammig, als hätte er etwas Traumatisches erlebt, woran er sich nicht einmal erinnert konnte. In seinen Ohren hallte lediglich eine Entschuldigung von einer Stimme, die er nicht zuordnen konnte und als er sich aufgerichtet hatte, dröhnte sein Kopf. Sein Kopf pulsierte und ihm wurde für eine Sekunde schwarz vor Augen. Er wurde unruhig, wollte wissen, was gestern passiert war. Vom gestrigen Abend wusste er ein gar nichts mehr. Er konnte sich weder daran erinnern, was er zu Abend gegessen hatte, noch was er getan hatte, geschweige davon wann er ins Bett gegangen war. Und das bereitete ihm massive Sorgen, denn so kannte er sich nicht.

Noch nie hatte er einen derartigen Filmriss.

Als er nach seinem Handy greifen wollte, welches normalerweise auf dem kleinen Schränkchen direkt neben dem Bett lag, griff er jedoch ins Leere und plötzlich schien er hell wach zu sein. In ihm stieg die Panik und er wusste nicht, wo sein Handy war. Seine Eltern würden ihn köpfen, wenn er damit kommen würde, dass er es verloren hatte.

„Was ist denn gestern passiert?", stöhnte er leise auf, warf seinen Kopf in den Nacken und warf das Kissen an die gegenüberliegende Wand. Heute würde ein beschissener Tag werden. Da war er sich mehr als nur sicher und er würde nicht einmal versuchen einen positiven Gedanken daran zu verschwenden, dass es auch nur im Ansatz besser werden würde. „Meine Eltern bringen mich eigenhändig um."

Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und der Kopf seines Vater lugte herein. Besorgnis stand in seinem Gesicht geschrieben, während in Hyunjins eigenem absolute Verwirrtheit stand. Warum war sein Vater in Sorge? Was war gestern passiert?

„Dir scheint es wohl besser zu gehen.", stellte dieser dann fast. Hyunjin war noch immer verwirrt, legte seinen Kopf schief und wollte ansetzen, um zu fragen, was passiert war. Nur er schloss ihn schnell wieder, da er das dringende Bedürfnis nach etwas zu trinken empfand. Er fühlte sich ausgetrocknet, als hätte er eine lange Zeit keine Flüssigkeit zu sich genommen. Dementsprechend kratzte sein Hals sehr. „Du bist gestern, als du ins Bad wolltest, zusammengebrochen... Ging es dir nicht gut? Bist du krank?"

Doch er war nur noch mehr verwirrter, denn er fühlte sich absolut nicht schwach und er konnte sich auch nicht daran erinnern, überhaupt irgendwelche Symptome gezeigt zu haben, die für seinen angeblichen Kollaps sprachen. Ihm ging es gut. Eigentlich. Lediglich das Einsperren war ihm nicht so ganz geheuer und er hasste es ständig hier rumlungern zu müssen. Den Kopf schüttelte er also, nicht wissend, was auf ihn heute noch zu kommen würde.

„Für heute lassen wir dich besser Zuhause. Ruh dich aus und wenn es dir schlechter geht, gehen wir zum Arzt, okay?"

Hyunjin nickte einfach nur, weil er nicht wusste, wo unten und oben war. Er war verwirrt, wollte Erklärungen und vor allem wollte er seine Erinnerungen wiederhaben. Was ist, wenn dies nun häufiger vorkommt? Was ist, wenn dahinter eine Krankheit steckte, worüber er sich noch nie wirklich Gedanken gemacht hatte? Und wieso kam ihm all das nach wie vor absolut unrealistisch rüber?

„Ich hol dir noch was zu trinken. Du hast bestimmt Durst." Kaum eine Minute später hatte sein Vater ihm eine lauwarme Tasse Tee hingestellt. Wahrscheinlich stand sie schon einige Minuten, konnte in Ruhe ziehen. Es fühlte sich mehr als nur gut an, als Hyunjin einige Schlücke des Getränks zu sich nahm. Die Fähigkeit des Sprechens hatte er also auch sehr schnell wieder erlangt.

„Bin ich gestern wirklich zusammengebrochen?", hinterfragte Hyunjin nochmal, obwohl er wohl dieselbe Antwort, nur ein wenig ausführlicher bekommen würde. Doch er glaubte nicht daran, ganz und gar nicht.
„Also ich hab ein lautes Knallen gehört gestern Abend und als wir nachgesehen haben, lagst du vor der Badezimmertür, bewusstlos und  hast unverständliches Zeug vor dich hingebrabbelt, was ich nicht verstehen konnte... Außer, dass du warum Felix oder so etwas in der Art mehrere Male gefragt hast."