𝐟𝐢𝐟𝐭𝐞𝐞𝐧

Schweißgebadet wachte Hyunjin auf. Seine Augen vernahmen die Dunkelheit und somit auch den Fakt, dass es noch einige Zeit dauerte, ehe sein Wecker klingeln würde. Der Rhythmus seines Herzens fühlte sich für ihn nicht wirklich gesund an und er war sich nicht so ganz sicher, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Er fühlte sich realistisch an, als wäre es wirklich so passiert und es würde auch seine Vermutung, die er noch vor einigen Tagen hatte, unterstreichen. Also waren es seine Erinnerungen, die ihm in seinem Traum wieder eingefallen waren?

Ein kurzer Blick auf sein Handy, welches er sich gezwungenermaßen neu kaufen musste, zeigte ihm eine Uhrzeit von kurz nach drei mit. Als würden es noch drei weitere Stunden an Schlaf sein, die er sich genehmigen konnte. Nur leider hielten ihn die Bilder vor seinem inneren Auge wach und geisterten in seinen Gedanken umher. Sollte er Felix darauf ansprechen? Letztlich konnte dieser seine Gedanken lesen und sodass dieser ihn die Worte vorwegnahm. Wenn er sich richtig erinnerte. 

Und so zogen sich seine Gedanken die restlichen Stunden hinweg, in welchen er rätselte, ob er ehrlich sein sollte oder ob schweigen die bessere Wahl war. Seine Eltern hatten das abwesende Verhalten beim Frühstück auch bemerkt. Denn aufgrund seiner Gedanken, fühlte sich Hyunjin auch am heutigen Tag nicht dazu in der Lage etwas zu sich zu nehmen. Und obwohl seine Eltern sonst immer nach einem Gespräch suchten, schienen auch sie etwas wortkarg zu sein, fragten dieses Mal nicht, ob alles in Ordnung war.

Nach Stunden des Nachdenkens kam Hyunjin zu dem Entschluss, dass alles zusammenpasste, was Felix ihm in seinem Traum gesagt hatte. Er zog andere mit seiner Schönheit an. Das hatte er schon am ersten Schultag gemerkt, als er die Augen nicht von ihm lassen konnte. Es gab Moment, da hatte Felix ihm oder auch seinen Freunden die Worte vorweggenommen, als gerade einmal die Frage in deren Köpfen auftauchte. Und auch sonst hätte er nur schwer an die Adresse von Hyunjin selbst kommen können. Immerhin war Felix nur zwei oder drei Tage in seiner Klasse gewesen und bis heute konnte er ebenso wenig verstehen, wie ihn damals seine Eltern einfach so hereinlassen konnten. Aber nun hatte er eine Antwort für die Dinge, die ihn seither nicht losgelassen hatten, weil er keine erklärliche Antwort fand.

Aber Hyunjin stand nun nicht mehr zu den Worten, die er ihm damals gab. Er wollte Felix eine Chance geben, obwohl es vollkommen lebensmüde war. Nur weil der Australier ihm ein Versprechen gab, musste er sich nicht unbedingt zu hundert Prozent daran halten. Es könnte einfach nur ein Vertrauensmissbrauch sein, der dazu diente, um ihnen alle am Ende in den Rücken zu fallen. Doch er hatte Felix Verzweiflung gespürt. Er spürte, wie leid ihm das tat und trotzdem wusste er nicht, ob er es wirklich verdient hatte. Felix war ein Monster. Das sagte er selbst von sich offen und ehrlich. Aber auch jedes Monster hatte eine gute Seite. Genauso wie jeder Mensch eine Gute, aber auch eine Schattenseite besaß.

Am Ende fand sich Hyunjin im Klassenraum wieder. Seinen geringen Schlaf sah man ihm deutlich an. Etwas ungewohnt war es dennoch, keine Wissenslücke mehr zu haben. Eine Erklärung für seinen vermeintlichen Zusammenbruch suchen zu müssen. Und er bekam auch nicht mit, wie Felix geschockt neben seinem Tisch stehen blieb. Damit hatte der Australier nicht gerechnet, dass dieser Fall wirklich eintreten würde. Hyunjin im Gegenzug entschied sich dagegen ihn überhaupt darauf anzusprechen. Er brauchte keinerlei Erklärungen mehr. Er wusste all das, was er seither wissen wollte. Jetzt war Felix an der Reihe sich zu erklären, warum er ihm damals nicht einfach die Wahrheit gesagt und aus welchem Grund er seine Erinnerungen ausradiert hatte. 

Und das war das große Problem. Der Koreaner wusste, was Felix in Wirklichkeit war und wenn er es wusste, würde es nicht lang dauern, ehe es alle wissen würden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top