Kapitel 11
Ich wusste nicht der wievielte Tag es infolge war, dass ich in meinem Bett lag und die Wand anstarrte, darauf wartete, dass der Tag endlich sein Ende fand. Für gewöhnlich hatte ich mich aber damit abgefunden, dass eine penetrante Leere mich ausfüllte, sobald ich Ferien hatte und ich nicht wusste, was ich mit der freien Zeit anfangen sollte. Ich war überfordert von der massigen Freizeit, dass ich mich nicht einmal einem Ziel widmen konnte, weil es mir noch so sinnlos vorkam, wenn ich dieses verfolgte. Es würde nichts bringen, kam mir immer der Gedanke in den Kopf, wenn ich vorhatte, etwas zu unternehmen. Manchmal kam es mir so vor, dass ich nur dann funktionierte, wenn ich es zu tun hatte und ansonsten fiel ich in ein unendliches Loch, aus dem ich mir selbst nicht zu helfen wusste. Als wäre ich ein Roboter, der nur das tat, was man ihm vorgab und ansonsten nur sinnlos in irgendeiner Ecke abgeschalten zubrachte.
Ein lautes, schrilles Klingeln hüllte den Raum, weswegen ich zunächst zusammenzuckte und erst einige Sekunden später es für richtig erhielt, dass ich mich umdrehte, mir das hellaufleuchtende Display genauer ansah. Jeongin stand geschrieben, unten drunter die Optionen, ob ich den Anruf entgegennehmen oder ablehnen konnte. Aufgrund meiner trägen Reaktionszeit kam ich nicht einmal mehr dazu überhaupt etwas zu drücken, denn der Anrufbildschirm verschwand und zurückblieb mein mir bekannter Sperrbildschirm von irgendeinem Sonnenuntergang, den ich irgendwo im Internet gefunden und als schön empfunden hatte. Eine wirkliche Bedeutung hatte er also nicht. Keine Erinnerungen, keine Gefühle. Einfach nur ein ganz normales, unbedeutsames Bild aus dem Internet.
Ich war schon wieder drauf und dran mich einfach in mein Kissen fallen zu lassen, als das Display schwarz geworden war, da klingelte es erneut. Dieses Mal eine unbekannte Nummer, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und ich einfach nur über dem Handy hing, meinen Augen nicht trauten konnte. Dabei war es nicht einmal etwas vollkommen Neues. Es war nicht das erste Mal, dass mich jemand Fremdes anrief und doch schien meine Angst auf einmal schlimmer zu sein, als es sonst der Fall war. Ich wusste nicht, wieso und warum. Aber allein der Fakt, dass da jemand am anderen Ende der Leitung saß und eventuell etwas von mir möchte, war ein belastender Gedanke. Dabei war es nichts Unübliches.
Um den kurzen Prozess zu machen, entschied ich mich dafür, den Anruf abzulehnen und die Person mit dem Anrufbeantworter reden zu lassen. – Wenn hierzu überhaupt Bedarf bestand. – Vielleicht hatte sich auch jemand verwählt und wollte jemanden ganz anderen haben als mich. Und wenn ich ehrlich war, dann war es die beste Situation, die mir überhaupt passieren konnte. Nur sah ich in wenigen Sekunden, wie ich eine Nachricht bekam, dass jemand auf meine Mailbox gesprochen hatte und ich diese am liebsten nicht anhören wollte. Natürlich konnte es etwas Wichtiges sein und eventuell sollte ich sie nicht ignorieren – zumal ich dies sowieso nicht konnte - , aber war es wirklich so verwerflich, wie es mir eine ganz leise Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte, dass mein Verhalten vollkommen überzogen und grundlos war?
Mit einem viel zu lauten Seufzen drehte ich mich also auf den Rücken und ließ die Nachricht abspielen. Ein riesiger Klumpen bildete sich in meinem Hals, ich bekam keine Luft und im generellen wollte ich hier und jetzt weinen, was mir am Ende nichts gebracht hätte. Mein Verhalten war überzogen, ich steigerte mich zu sehr in Dinge hinein, die sinnlos waren.
„Hyunjin! Ich weiß, dass du am Handy bist. Du kannst zwar Jeongin durchklingeln lassen, um zu zeigen, dass du nicht da bist. Aber du hast dich verraten, weil du mich weggedrückt hast. Wir stehen in fünf Minuten vor deiner Haustür. Notfalls kommen wir auch zu dir in die Wohnung und ziehen dich höchstpersönlich raus!" Sofort folgte ein Tut-ton und die blecherne Stimme meinte, dass die Nachricht beendet war. Ein tonloses Seufzen entkam mir als ich mich aufrichtete.
Ich wusste nicht, dass Seungmin überhaupt noch etwas in diesem Leben mit mir unternehmen wollte.
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