𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧

Silvester war für einige ein besonderer Tag gewesen. Der letzte Tag des Jahres, an denen man seine schlechten Gewohnheiten mit dem Neuen verabschieden wollte und versuchte diesen mit Freunden zu verbringen, die einem wichtig waren. So verbrachten auch Felix und Seungmin diesen Tag zusammen. Jedoch nicht so, wie viele andere, die viel Alkohol tranken und eine Party organisiert hatten. Viel eher hatten sie sich dazu entschieden sich Filme anzusehen, während sie kuschelten. Sich über ihre Vergangenheit austauschen und in Erinnerungen schwelgten, zugleich das Jahr Revue passieren ließen. Denn es war das Jahr, in dem sie sich kennengelernt hatte. Seit ihrem ersten Treffen waren elf Monate hergewesen, beinahe ein ganzes Jahr.

Kaum zu glauben, dass beinahe ein ganzes Jahr vergangen war, sodass einem wieder einmal auffiel, wie unberechenbar die Zeit sein konnte. Wie schnell sie verfliegen konnte, wenn man nicht aufpasste. Sie war wie Sand, der einen aus den Händen rannte.

"Ich dachte im Januar, dass es eines meiner schlimmsten Jahre wird, welches ich bisher erleben musste, aber irgendwie wurde es eines der Schönsten. Ich war glücklicher, hatte Spaß und hab begriffen, dass nicht alles im Leben passiert, negativ sein muss. Es gibt eben Höhen und Tiefen, das ist vollkommen okay, auch wenn man für einen Moment denkt, dass es nicht besser wird und man jegliche Hoffnung aufgibt. Aber in der ganzen Hoffnungslosigkeit hast du mir gezeigt, dass noch immer Grund für einen Lichtblick gibt." Mit einem Lächeln knuddelte sich Seungmin fest an den Älteren und seufzte einmal wohlig auf. Das letzte Mal, als er einem Menschen so nahe war, war über einem Jahr gewesen. Hyunjin, derjenige, den er über Monate hinweg aus seinem Leben verbannen wollte und doch geisterte er in seinen Kopf herum, wollte keinesfalls aus seinen Erinnerungen verschwinden.

Kurz nach ihrer Trennung fühlte sich Seungmin leer und ausgelaugt, als hätte Hyunjin seine ganze Energie ausgesaugt und diese zu seiner gemacht. Aber der Gedanke an ihn verblieb. Manchmal kam es ihm sogar so vor, dass Hyunjin ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Dabei sahen sie sich quasi nie, denn Hyunjin lebte noch nie in Seoul. Es war also eine Fernbeziehung, die sie geführt hatten und die ihren Alltag erschwerte. Ab und an hatten sie sich gesehen, wenn das Geld für Zugtickets reichte. Aber ansonsten stellte sich Seungmin immer nur vor, wie ein Leben mit ihm aussah und dabei ging diese Vorstellung weiter über ihre Beziehung hinaus. - Auch als Hyunjin ihm seinen Seitensprung gebeichtet hatte, folgte ihn die Vorstellung. Man konnte meinen, dass Seungmin gar paranoid wurde und mit Einbildung, wie Hyunjin neben ihm stand, nicht leben konnte. Der Schlaf wurde auch immer weniger.

Als würde Seungmin von einem Geist verfolgt werden, der in Wirklichkeit nicht einmal existierte.

"Und seitdem warst du immer da und hast mir geholfen, dass es mir besser geht, dass ich über Hyunjin hinwegkomme und dabei hast du das Jahr zu einem der Schönsten gemacht. Du hast mir geholfen und dabei weiß ich nicht mal, wie und ob ich dir das zurückgeben kann."

Bei den Worten des Koreaners musste Felix augenblicklich lächeln und wuschelte ihm durch sein braunes, weiches Haar, welches ihm dadurch wirr vor den Augen hing. Selbst Felix' Grübchen kam zum Vorschein, was viel eher ein seltener Fall war.

"Du bist so süß, Seungminnie~" Somit drückte Felix ein klein wenig von sich, doch nicht so sehr, dass sie voneinander distanziert waren. Eben so, dass sie sich in die Augen sehen konnten, anstatt, dass Seungmin seinen Kopf auf die Schulter des Australiers gelegt hatte.

"Und dabei habe ich nicht nur einen guten Freund gewonnen, sondern jemanden, zudem ich wirklich aufschaue und den ich angefangen habe zu lieben." Daraufhin war vollkommene Stille, denn Felix war sich unsicher wie er die Worte deuten sollte. Ob er zu viel in sie hinein interpretierte oder ob sie wirklich so gemeint waren, wie sie gesagt wurden.

Viel lieber war Felix vorsichtiger gewesen, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen, von denen er nur selbst verletzt werden würde. Allgemein waren seine Gefühle anders gewesen, weil diese ihm viel eher zum Verhängnis werden konnten. 

"Aber ich denke, eine Beziehung würde uns viel eher schaden, weil ich weiß, dass du dich dann nur als Ersatz für Hyunjin sehen würdest. Und das bist du nicht, du bist viel besser als das."

Seitdem wurde die Beziehung zwischen ihnen seltsam, wirkte viel eher kaputt, als dass die beiden Jungen ein Herz und eine Seele waren. Zugleich bewirkte Seungmins Handeln das genaue Gegenteil, was er beabsichtigt hatte. Denn Felix hatte sich, im Gegensatz zu Seungmin, nie getraut über seine Gefühle zu sprechen. Dabei waren seine sehr ähnlich zu denen von Seungmin. Er liebte ihn auch und er hatte ihm nicht grundlos helfen wollen.

Seungmin war Felix' erste große Liebe gewesen und dieses Empfinden hatte er immer für sich selbst behalten, weil er den Koreaner nie verletzen wollte.

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