ᴇʀɪɴɴᴇʀᴜɴɢ|ᴏɴᴇꜱʜᴏᴛ

Dieser Oneshot ist im März 2019 entstanden. Ich spreche sicherheitshalber eine Triggerwarnung aufgrund sensibler Inhalte aus.
____________

Vereinzelt fielen die weißen Flocken auf die Erde hinab, hinterließen eine weiche, schneebedeckte Wiese. Im See neben an verschmolzen sie mit dem eiskalten Wasser, wurden eins. Da der Schnee knisterte, als würde jemand gerade mit seinen Schuhen in das weiße Feld treten. Tatsächlich befand sich jemand auf der Wiese, drehte sich im Kreis und richtete den Blick in den grauen Himmel. Schwarzes, glattes Haar wehte im Wind mit, wirbelten die einzelnen Flocken wild durch die Gegend. Der erstaunlich zierliche Körper des Mädchens, das ca. im Alter von 17 Jahren und ca 1.55 Meter groß war, bewegte sich elegant durch den Schnee. Das blutrote Kleid, das sie trug, erhob sich bei jeder ihrer Bewegungen. Wie eine träumerische Ballerina tanzte sie sich durch den fallenden Schnee. Doch hinter ihren glücklich wirkenden Augen verbarg sich die tiefe Trauer. All die Erinnerungen kamen in ihr hoch, als sie durch das weiße Wunder tanzte.

Folglich stoppte sie ihren Tanz und schweifte mit dem Blick über die weite Ebene. Feiner, blasser Nebel überfloss die noch klare, weiße Wiese. Vorsichtig beugte sich das Mädchen hinunter, griff nach einer violetten Rose im weißen Gras. Ihre Augen strahlten einen Ansatz von Verlorenheit aus, dann erhob sie sich. Behutsam hielt sie die violette Rose in ihrer Hand, blickte in den Nebel.
Mit der Zeit sah sie nicht mehr nur den Nebel, nein, sie konnte in ihm 2 Gestalten erkennen. Sie tanzten miteinander. Elegant, schwungvoll und mit solch einer Leidenschaft. Sie drehten sich im Kreis, hüpften wie junge Gazellen durch den Nebel und hielten sich dabei an der Hand fest. Fröhliches Lachen pfiff durch den Wind, verteilte sich über die ganze Wiese. Wie verzaubert starrte das Mädchen weiter zu, wie das Paar miteinander tanzte.

Plötzlich färbte sich alles in verschiedene Farben. Sie befand sich nicht mehr auf der Wiese, sondern in einem großen Saal. Dort im großen Saal erblickte sie wieder die tanzenden. Die Frau, nein, es war ein Mädchen und sah dem anderen zum Verwechseln ähnlich, hatte genau das gleiche blutrote Kleid an wie sie selber. Sie folgte den Schritten des jungen Mannes an ihrer Seite. Sein graues, aufstehendes Haar wippte bei den eleganten Bewegungen mit, während seine Augen diese pure Leidenschaft ausstrahlten.
Das Mädchen erinnerte sich daran, dass er genau da seine Maske nicht mehr an hatte. Er hatte sie abgenommen, als all die anderen Gäste verschwunden waren. Sie und er waren nur noch ganz allein gewesen, hörten nicht auf zu tanzen, auch wenn keine Melodie mehr spielte. In ihren Ohren war sie noch zuhören, als wäre sie noch da.
Damals hatte sie es geschafft ihn zu überreden mit ihr zu kommen. Ganz allein sie wollte, dass er sie zum Ball begleitete. Der Altersunterschied war ihr egal gewesen. Sie wusste, dass Liebe keine Grenzen kannte. Nie hätte sie gedacht, dass dieser Abend einmalig werden würde. Bald wurden sie langsamer, bis sie sich gegenseitig gegenüberstanden. Das Mädchen strahlte über beide Ohren und verfing sich in die dunkle Augen ihres Begleiters.
Kurz glitt ihr Blick zu seinem Mund. Sie hatte sich immer etwas anderes unter seiner Maske vorgestellt, aber nun wusste sie, dass es nichts war. Er besaß wie jeder andere schmale Lippen, das einzige, was anderes war, war das sie sich langsam näherten.
Der Atem der Dunkelhaarigen stockte, ihr Herz verlangte offenbar nach Freiheit, so sehr schlug es gegen ihre Brust. Dann ganz zart, als könnte er sie mit jeder Art von Stärke zerbrechen, lagen seine Lippen auf ihren. Anfangs war es für sie ein Traum, bis ihr klar wurde, dass diese Wärme, dieses unbeschreibliche Gefühl und besonders der Junge waren. Ohne zu zögern erwiderte sie seinen Kuss, drückte sich an den jungen Mann und legte ihre Arme um seinen Kopf...
Allmählich verblasste das Bild vor den Augen des gleichstehenden Mädchens, dann war schon die Wiese vor ihr. Ihre Hände zitterten stark, ließen die Rose los und ein roter Tropfen folgte ihr.

An ihren Zeigefinger war ein Schnitt aus dem langsam das Blut floss. Es floss und floss und sickerte ein wenig in den Schnee ein. Es war ein rotes Herz zu erkennen. Kaum nahm sie das war, starrte lieber auf die leere, schneebedeckte Stelle vor sich. Vor kurzem hatte sie das gesehen, was sie so sehr vermisste. Und jetzt vermisste sie es umso mehr.
Etwas feuchte fand den Weg aus ihren Augen, gesellte sich zu den herzförmigen Bluttropfen und der Rose am Boden. Ihre Wangen glühten, ihr Körper bebte und ihre Beine brachen auf der Stelle zusammen. Unendlich flossen die Tränen aus ihren blassen Augen, nahmen kein Ende. Ein stechender Schmerz brachte ihr Herz zum Schmerzen und ihr ganzer Körper landete im eiskalten Schnee. Du hattest mir gesagt, dass Liebe keine Grenzen kennt. Du hattest mir gesagt, dass wir uns wiedersehen, wenn du von der Mission zurückkehrst. Du hattest mir versprochen, dass du zurückkehrst. Und jetzt? Du bist nicht hier und auch nicht zurückgekehrt. Wieso? Wieso lässt du mich zurück? Wieso bist du nicht mehr hier?

Feedback?
______

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top