> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟮

Unsere abendlichen Treffen auf dem Dach sind Blake und mein Geheimnis. Soweit ich weiß jedenfalls. Ob er es Conor erzählt hat, weiß ich nicht, aber ich habe es weder Fio, noch Bri erzählt und das habe ich auch nicht vor. Es fühlt sich toll an, zu wissen, dass diese Sache nur Blake und mir gehört. Auf dem Dach sind wir nur Blake und Avery. Alles andere ist egal, wir sind einfach nur wir selbst. Und das möchte ich unter keinen Umständen verlieren.

„Ash hat mich heute Morgen gefragt, ob du ihm nochmal bei Mathe helfen könntest. Ich habe ihm zwar auch meine Hilfe angeboten, aber die wollte er nicht", sagt Blake gespielt niedergeschlagen.

Ich lache auf. „Ich habe ja gesagt, dass ich besser bin als du."

„Pff", macht er. „Ja, klar."

„Er kann am Nachmittag gerne vorbeikommen. Ich habe Zeit."

„Gut. Das werde ich ihm später sagen. Danke, Avers." Damit verabschiedet er sich und läuft zu dem Tisch mit seinen Freunden. „Kein Problem", gebe ich zurück.

Bri und ich lassen uns an einen freien Mensatisch fallen. Ich hole meine Wasserflasche aus der Tasche und drehe sie auf. Bevor ich einen Schluck trinke, halte ich inne und schaue zu Bri, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen mustert. „Was ist?"

„Du scheinst dich ja super mit Blake zu verstehen."

„Ja. Wir sind Freunde", antworte ich schulterzuckend und trinke.

„Du stehst doch auf ihn."

Fast hätte ich mich am meinem Wasser verschluckt."Was?! Nein!" Erschrocken sehe ich meine Freundin an. „W-Wieso sagst du sowas?"

„Na, es stimmt doch." Als wäre es das Offensichtlichste und Normale der Welt.

„Nein, ich..."

„Avery?", höre ich jemanden fragen und drehe mich um. Vor unserem Tisch steht ein Junge mit dunklen Haaren, goldbrauner Haut und er trägt eine Footballjacke. Mit einem schüchternen Lächeln sieht er mich an.

„Ja?"

„Hast du vielleicht kurz Zeit? Ich möchte dich etwas fragen."

Überrascht schaue ich von ihm zu Bri und wieder zurück. „Ähm... ja, klar."

Abwartend blicke ich ihn an, doch er macht keine Anstalten, zu sprechen.

„Unter vier Augen, wenn es möglich wäre", fügt er leicht nervös hinzu.

„Oh. Ja. Nein, kein Problem." Ist stehe auf und folge dem Jungen ein Stück weiter in Richtung Ausgang, wo nicht so viele Leute sind. Als wir stehen bleiben, wird mir erst bewusst, dass er gar nicht so groß ist, wie ich zuerst dachte. Genau genommen ist er sogar nur wenige Zentimeter größer als ich, sodass ich ihm sehr gut in die Augen gucken kann.

„Hi erstmal. Ich bin Miles." Er lächelt mich an und ich muss zugeben, dass er ein wirklich schönes Lächeln hat, das ich nur erwidern kann. „Hi, Miles."

„Ich weiß, dass kommt jetzt überraschend, aber ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mal mit mir ausgehst?"

Perplex schaue ich ihn an. Ist das sein Ernst?

„Du kennst mich zwar nicht, aber das würde ich gerne ändern, wenn du nichts dagegen hast", fügt er hinzu, während ich ihn immer noch sprachlos anstarre.

„Ähm... wow. Damit... damit habe ich nicht gerechnet, Entschuldigung." Ich blicke mich um und suche nach Anzeichen, dass das hier nur ein Witz ist oder eine Wette oder was auch immer. Aber niemand sieht zu uns und niemand lacht.

„Kein Problem."

„Warum ich?", frage ich dümmlich.

Miles lacht. „Warum denn nicht? Du wirkst echt nett und ich möchte dich gerne besser kennenlernen."

Er meint das ernst. Er meint das völlig ernst. „Oh. Okay. Ja, gerne."

„Cool. Hast du Freitag vielleicht Zeit?"

„Ja. Was wollen wir machen?", frage ich nervös. Noch nie hat mich jemand um ein Date gebeten.

„Ich lasse mir was einfallen. Lass dich überraschen, Avery", zwinkert er mir zu. Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht zu grinsen. Unglaublich. „Okay."

„Freitag um sieben hole ich dich ab. Ist das okay?"

„Ja, das ist gut. Ich wohne in der..."

Miles winkt ab. „Ich weiß, wo du wohnst. Keine Sorge, ich bin kein Stalker oder so. ich bin mit Blake befreundet."

Mein Lächeln gefriert. Natürlich ist er das. „Ich freue mich. Bis Freitag." Miles geht zurück zu den anderen und ich zu Bri.

Ungeduldig sieht sie mich an. „Was wollte er?"

Statt sie anzublicken, gucke ich in Blakes Richtung. Miles hat sich mittlerweile auch wieder an den Tisch gesetzt und redet mir den anderen. Ob Blake wusste, dass er mich um ein Date bitten würde?

„Avery, hier sitze ich." Mit einer Hand wedelt Bri vor meinem Gesicht herum.

„Er hat mich nach einem Date gefragt", sage ich, doch meine Gedanken sind immer noch bei dem anderen Tisch.

„Ehrlich? Was hast du gesagt?"

„Ich habe ja gesagt. Was hätte ich sonst sagen sollen?"

„Willst du denn wirklich mit ihm ausgehen?", fragt Bri zweifelnd.

Ich zucke mit den Schultern. „Warum nicht? Er scheint nett zu sein."

„Aber was ist mit Blake?"

„Was soll mit ihm sein? Er hat doch nichts mit meinem Date zutun." Wow. Mein Date.

„Ich dachte... ach, egal." Meine Freundin setzt ein Lächeln auf. „Ich kann dir helfen, ein Outfit auszusuchen."

„Das ist eine gute Idee. Danke."

Ich weiß nicht, ob Bri sich ehrlich für mich freut, aber wenigstens bemüht sie sich, es zu versuchen. Leider verunsichert mich ihre Mimik sehr. Hätte ich vielleicht doch nicht zusagen sollen? Aber andererseits hat Miles eine Chance verdient. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch etwas. Vielleicht kann er mir helfen, meine Gedanken wieder in die richtige Richtung zu lenken.

Nach der Schule fahren Bri und ich zusammen zu mir nach Hause und durchsuchen meinen Schrank nach geeigneten Klamotten. Wie vor Sarahs Party schaut Bri meinen Schrank durch und ich stehe hinter ihr. Den ganzen Schultag über musste ich an Miles denken. Ehrlich gesagt, fällt es mir immer noch schwer zu glauben, dass er es ernst meint. Aber wieso sollte er auch nicht?

„Okay... ich habe etwas gefunden", reißt meine Freundin mich aus meinen Gedanken. Sie dreht sich zu mir und mustert mich. „Ist alles in Ordnung? Hast du es dir doch anders überlegt?"

„Nein, das ist es nicht", seufze ich und setze mich auf das Bett. Bri folgt mir. „Was ist es dann?"

Schulterzuckend schaue ich sie an. „Wie ist Miles so?"

„Er ist nett", antwortet sie ehrlich. „Ich würde dich nicht mit ihm ausgehen lassen, wenn er ein Idiot wäre, soviel steht fest."

Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. „Ich weiß, aber trotzdem..."

„Er meint es ernst, Avery."

Ich schlucke. „Woher willst du das wissen? Vielleicht ist das ja doch nur ein Witz und ich mache mich komplett lächerlich. Oh mein Gott, was, wenn das alles nur eine Wette ist?"
Ja, ich klinge wie eine Dramaqueen, aber mehr ich darüber nachdenke, desto panischer werde ich.

Bri boxt mich gegen den Arm. „Aua!" Empört reibe ich mir diese Stelle. Balke hatte recht, sie hat wirklich viel Kraft in den Armen. „Jetzt höre aber auf! Wieso denkst du eigentlich nie, dass dich auch jemand mögen könnte?"

Ich senke meinen Blick auf den Boden. Ja, wieso denke ich das eigentlich? Es ist ja nicht so, dass ich mich selbst nicht mögen oder hässlich finden würde, aber ich bin nicht gerade besonders oder so interessant wie andere Mädchen.

„Ich verstehe ja, dass die Sache mit Blake damals tiefe Narben hinterlassen hat, aber es wird Zeit, dass du dich überwindest", spricht meine Freundin sanft auf mich ein. „Ich sage ja nicht, dass du direkt mit ihm rumknutschen musst, aber lass dich darauf ein. Gib anderen eine Chance, die wahre Avery Harrison kennenzulernen."

„Heute Mittag klangt du nicht gerade begeistert, als ich dir von dem Date erzählt habe."

Bri stößt hörbar Luft aus. „Ich weiß und das tut mir leid." Sie lächelt mich an. „Aber ich freue mich, dass du ein Date hast und ich wünsche dir eine tolle Zeit."

Bevor ich sie umarme, erwidere ich ihr Lächeln. „Danke, Bri." Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie nicht ganz damit einverstanden ist, warum auch immer.

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