> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟮𝟴
Heute sitzt Blake bereits im Auto, als ich das Haus verlasse. Verwirrt schaue ich auf meine Uhr, doch ich bin nicht spät dran; er ist zu früh. Ich streiche mein Shirt glatt und gehe auf sein Auto zu. Ich öffne die Tür und setze mich hinein, während Blake auf seinem Handy herumtippt.
„Hey, Avery." Er steckt es in die Hosentasche.
„Hey. Ich bin aber nicht zu spät, oder?", frage ich trotzdem nochmal nach.
„Nein, ich war nur früher fertig." Okay gut.
„Ich habe noch etwas für dich", fügt er hinzu. Was könnte er schon für mich haben? Eine weitere Schüssel meiner Mutter?
Blake greift zum Rücksitz und holt eine Packung Oreos hervor. Ungläubig starre ich darauf und dann wieder in sein Gesicht.
„Die sind für dich." Mit einem kleinen Lächeln streckt er mir die Packung entgegen und ich nehme sie verwirrt an.
„Wofür sind die?" Ich habe keine Ahnung, warum er mir Oreos schenken sollte. Schließlich habe ich nicht Geburtstag. Nicht, dass er überhaupt wüsste, wann dieser ist.
„Als Bestechungsmittel", antwortet er lächelnd, was mich noch mehr verwirrt. „Nein, Spaß beiseite. Als Beweis, dass ich kein herzloser Arsch bin und als Entschuldigung, dass ich dich verärgert habe." Mit jedem Wort, das er sagt, verstehe ich immer weniger. Er hat sich doch schon bei mir entschuldigt. Warum schenkt er mir dann noch eine Rolle meiner Lieblingsoreos?
„Woher weißt du überhaupt, dass ich die Strawberry Cheesecake Oreos so gerne mag?"
Ertappt fährt er sich durch die Haare. Habe ich Blake Parker etwa gerade in Verlegenheit gebracht? „Äh na ja, als wir die Muffins für deinen Dad gemacht haben, habe ich diese Oreos in eurem Vorratsschrank gesehen und bin davon ausgegangen, dass es deine sind. Zum Glück habe ich richtig geraten."
Ich kann nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren. Ist das gerade ein Traum oder will er mich verarschen?
„Wenn du den Mund nicht schließt, fliegt noch eine Fliege rein." Diese Worte holen mich wieder zurück.
„Danke, Blake, aber das musste wirklich nicht sein. Das hat sich doch schon erledigt", antworte ich. Irgendwie ist mir das unangenehm.
„Ich weiß, aber trotzdem. Vielleicht ist es doch eine Bestechung, dass du mir irgendwann doch noch Muffins machst", sagt er und lächelt mich hoffnungsvoll an.
Schmunzelnd verdrehe ich meine Augen. „War ja klar." Ich senke meinen Blick auf die Oreos in meiner Hand und drehe sie. Ich liebe Oreos, aber Strawberry Cheesecake ist die beste Sorte, die es aber leider nicht überall zu kaufen gibt. Blake musste also extra in einen bestimmten Laden gefahren sein, um diese zu kaufen. Unwillkürlich muss ich grinsen „Einverstanden. Für deinen Geburtstag backe ich dir auch Muffins."
„Ich wusste doch, dass du dem nicht widerstehen kannst."
„Hey." Ich stupse ihm leicht gegen die Schulter. „So unwiderstehlich bist du nun auch wieder nicht."
„Ach, ehrlich nicht?"; Blake lehnt sich über die Mittelkonsole und lächelt mich verschmitzt an. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Plötzlich kommt mir der Innenraum des Autos zu klein vor. Ich kriege kein Wort raus und bin froh, als er sich wieder von mir abwendet und den Motor startet.
„Wie schmecken die Oreos denn?", fragt Blake nach einer Weile.
„Unbeschreiblich gut. Du hast sie noch nicht probiert?", gebe ich überflüssigerweise zurück. Natürlich nicht. Hätte er gewusst, wie sie schmecken, hätte er nicht nachgefragt.
Blake schüttelt den Kopf. „Bis letzten Samstag wusste ich nicht einmal, dass diese Sorte existiert."
„Da hast du aber etwas verpasst. Das ist die beste Sorte überhaupt." Ich öffne die Verpackung, hole einen Keks heraus und halte ihm diesen hin. „Hier, probier einen." An der nächsten Ampel hält er an und nimmt den Keks. Er beißt ab und sieht aus, als würde er beim Kauen nachdenken, was er mir als Nächstes sagen wird. Abwartend sehe ich ihn an.
„Gar nicht schlecht", sagt er und schiebt sich den letzten Teil des Keks in den Mund, als die Ampel wieder auf grün schlägt. Zufrieden lasse ich mich in den Sitz sinken und nehme mir ebenfalls einen Oreokeks aus der Packung.
„Avery?"
„Hm?"
„Darf ich noch einen haben?", fragt Blake und ich muss grinsen.
„Natürlich." Ich hole einen Keks heraus und reiche ihm diesen. „Ich habe ja gesagt, dass es die beste Sorte ist."
„Du hattest recht", erwidert Blake zwischen den Bissen. „Ich sollte die mal für mich selbst kaufen. Kannst du mir vielleicht noch eine andere Sorte empfehlen?"
„Die Sorte kennst du wahrscheinlich auch nicht, aber Rocky Road Trip ist auch total lecker. Nur leider gehört die Sorte zu den limited editions und ich weißt nicht, ob es die noch irgendwo gibt, aber sie waren einfach himmlisch." Als ich mit Fiona vor wenigen Monaten bei Target war, haben wir diese Sorte gesehen und direkt gekauft, weil ich diese Kekse einfach liebe. Fio fand sie ganz okay, aber ich habe kaum etwas Besseres gegessen. Die schmecken fast wie die Schoko-Oreos, aber viel besser."
„Hm, von denen habe ich bisher nichts gehört, aber ich halte meine Augen offen. Falls ich davon welche finden sollte, sage ich dir Bescheid."
„Danke", antworte ich lächelnd.
Bis wir an der Schule angekommen sind, haben wie die ganze Packung der Strwaberry Cheeecake Oreos gegessen.
„Ob es schlau war, dass wir die ganze Packung auf einmal gegessen haben?", fragt Blake zweifelnd, als er den Motor abstellt.
„Ich glaube nicht", lächle ich gequält. Ich liebe Oreos, aber zu viele davon sind nicht allzu gut für den Magen. Besonders nicht so früh am Morgen. Obwohl ich sagen muss, dass es sich trotzdem gelohnt hat.
Blake erwidert mein Lächeln. „Falls wir mal einen Roadtrip machen sollten, weiß ich jetzt, dass Oreos auf jeden Fall dabei sein müssen."
„Ja, die gehören einfach dazu." Wir steigen aus und gehen in das Schulgebäude.
*
„Ich habe echt keine Lust darauf", seufzt Bri, als wir uns in der Mittagspause in die Mensa setzen. Sie hat mir gerade erzählt, dass sie Thanksgiving mit ihrer Tante Kathy, ihrem Onkel Albert inklusive Cousins und Cousinen und ihren Großeltern verbringen wird, die in Arizona leben.
„So siehst du wenigstens deine Familie wieder. Das ist doch gut, oder nicht?"
Brianna wirft mir einen Blick zu. „Gut? Wenn meine ganze Familie auf einem Fleck ist, ist das mehr als gefährlich. Da muss man aufpassen, dass es nicht zu Mord und Totschlag kommt", sagt sie ernst. Eigentlich hätte ich gelacht, aber ihrem Blick nach zu urteilen, ist das anscheinend kein Witz. „Ehrlich Avery, das ist nicht übertrieben. Wenn meine Tante Kathy auf Onkel Albert trifft, ist nichts mehr zu garantieren. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass die beiden Geschwister sind. Conor und ich verstehen uns super, aber die beiden wirken fast schon wie Staatsfeinde. Besonders, wenn das Gesprächsthema auf uns Kinder fällt. Kathy muss dann unbedingt erzählen, wie toll Marissa ist und Albert gibt mit Simon an. Zum Glück hält sich da raus. Und das Problem mit Marissa und Simon ist, dass sie genauso angeberisch sind, wie ihre Eltern. Da bin ich ehrlich froh, dass ich Conor an meiner Seite habe. Ohne ihn würde ich das wahrscheinlich nicht überstehen."
Ich schenke ihr ein mitfühlendes Lächeln. Da Dad keine Geschwister hat und Mom nur eine Schwester, die wiederum nur eine Tochter hat, ist meine Familie nicht allzu groß, was mir aber auch nichts ausmacht. Ich finde es sogar besser so und nach Bris Erzählungen bin ich froh, dass es bei uns keine Konkurrenzkämpfe gibt. „Zum Glück sind es ja nur wenige Tage."
Bri schnaubt. „Ja, aber selbst die sind schon zu viel."
„Na ja, so einen Teil der Familie hat wohl jeder. Du stehst das durch, Bri", spreche ich ihr Mut zu.
„Du hast gut reden. Du kannst zu deinen Freunden nach Hause fahren."
Ich kann nichts dagegen tun, dass sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln verziehen. „Ja, da bin allerdings froh drüber." Mom und Dad haben mir vor dem Umzug versprochen, dass wir an Thanksgiving zurück nach Hanford fahren würden. Ich freue mich schon sehr, meine restliche Familie und besonders Fio wiederzusehen. Mit ihr zu Skypen ist zwar toll, aber mit meiner besten Freundin von Angesicht zu Angesicht zu sprechen ist dann doch viel besser. Fiona und ich haben bereits die Tage, die wir zusammen verbringen können, durchgeplant. Wir wollen in unsere Lieblingsläden gehen, uns alles erzählen, was wir voneinander verpasst haben, sie wollte mir Trevor vorstellen und noch viel mehr. Alles in allem freue ich mich riesig auf die Tage und kann es kaum erwarten, bis die nächsten Wochen vorbei sind und ich mit Fiona gemeinsam auf ihrem Bett sitzen und einfach reden kann.
Seufzend beißt Bri von einer Karotte ab. „Oh Mann, ich wünschte, wir könnten einfach Zuhause bleiben."
„Vielleicht wird's gar nicht so schlimm, wie du denkst und irgendwas Lustiges passiert."
Zweifelnd hebt Bri eine Augenbraue. „Kann ja sein."
„Das hoffe ich wirklich. Wenn es nicht mehr auszuhalten ist, komme ich einfach zu dir. Con und ich nehmen dann einfach ein Auto und fahren weg", erwidert sie mit einem Grinsen.
„Wenn ihr das wirklich macht, dann gewinnen Kathy und Albert ja erst recht", wechsle ich das Thema. Genau genommen habe ich ihr nie erzählt, aus welcher Stadt ich komme. Ich sagte nur, dass sie einige Stunden entfernt sei. Schließlich bin ich mir fast zu Hundertprozent sicher, dass sie weiß, woher Blake kommt und wenn ich ihr die gleiche Stadt nenne, würde sie sagen, dass Blake auch von dort komme und mich fragen, ob ich mit ihm zur Schule gegangen sei. Nein, danke. Darauf kann ich verzichten. Ich will so wenig Verbindung zu Hanford wie möglich.
Brianna überlegt. „Stimmt. Ich hasse diesen endlosen Konkurrenzkampf zwischen ihnen, aber es wäre eine Genugtuung, einmal extra nett zu ihnen zu sein, sodass sie das komplett durcheinanderbringt. Ja, genauso werden wir das machen." Auf ihren Lippen breitet sich ein teuflisches Grinsen aus.
„Du kannst einem wirklich Angst einjagen, Bri."
„Ich weiß", antworte sie, noch immer breit grinsend.
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