> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟯

Bisher habe ich mich gut geschlagen und konnte Blake aus dem Weg gehen, was ich natürlich nicht allzu auffallend habe wirken lassen. Ich habe mich genauso verhalten wie immer und mir nichts anmerken lassen.

Als wir heute Morgen Geschichte hatten, habe ich ihn keines Blickes gewürdigt und bin nach dem Klingeln so schnell wie möglich aus dem Raum gegangen mit der Ausrede an Bri, dass ich dringend zur Toilette müsse.

Doch jetzt in der Mensa zweifle ich so langsam daran, dass ich ihm noch lange aus dem Weg gehen kann, da er nämlich gerade auf dem Weg in unsere Richtung ist. Bitte geh weiter. Bitte geh an uns vorbei. Doch meine Gebete werden nicht erhört und er bleibt vor unserem Tisch stehen.

„Hi, Brianna", begrüßt er zuerst meine Freundin, die ihn erstaunt anschaut. Dann wendet er sich weiter an mich und seine Lippen umspielen ein wissendes Lächeln. „Hey, Avery."

Am liebsten würde ich ihm dieses dumme Grinsen aus seinem Gesicht wischen, doch ich halte mich ruhig und erwidere sein Lächeln, so gut ich kann, ohne vor Scham im Boden zu versinken. „Hey, Blake." Ich halte seinem Blick stand, ehe er seine Hände in der Jackentasche vergräbt und den Blick auf senkt. Ein Triumph für mich.

„Einen schönen Tag noch. Man sieht sich", sagt er zu, Abschied und schlendert davon.

Bri sieht im fassungslos hinter und wendet sich danach wieder mir zu. „Was war das denn gerade? Und warum bist du so rot wie eine Tomate?"

Und ich dachte schon, die Temperatur hier drin wäre plötzlich angestiegen. Ich hebe meine Hände und halte sie an meine Wangen, um meine Röte zu verdecken.

Briannas Augenbrauen schießen in die Höhe. „Ach du scheiße. Was ist zwischen euch passiert?"

„Was?!", rufe ich lauter als gewollt und spüre bereits einige Blicke in meinem Rücken, also senke ich meine Stimme. „Nichts ist zwischen uns passiert. Es gibt kein uns."

„Und warum siehst du so aus, als würdest du jeden Moment im Erdboden versinken wollen?", fragt sie in einem belustigten Ton.

„Gott, Bri, bitte hör auf mir Fragen zu stellen." Die Situation gestern war schon bis ins Unendliche peinlich, aber die Nachwirkungen sind ja fast noch schlimmer. Ich seufze tief und erzähle ihr, was passiert ist.

Brianna kann sich kaum noch auf dem Stuhl halten, so sehr muss sie lachen. „Könntest du dich bitte wieder einkriegen? Die anderen gucken schon." So lustig finde ich das allerdings nicht. Ich wünschte, ich könnte diese wenigen Minuten für immer vergessen.

„Ja... sorry. Es ist nur... ich hätte so gern dein Gesicht gesehen", lachte sie immer noch. Sie schafft es kaum noch, einen zusammenhängenden Satz zu sagen.

„Ja. Haha. Sehr lustig", erwidere ich trocken und stopfe mir eine Krokette in den Mund.

Nach und nach beruhigt Brianna sich wieder und wischt sich die letzten Lachtränen weg. „Tut mir leid, Ave. Aber ich stelle mir diese Situation einfach so komisch vor. Wäre ich an deiner Stelle, wäre ich wahrscheinlich im Erdboden versunken, aber ich muss schon zugeben, dass ich ein bisschen neidisch auf dich bin. Der Anblick war bestimmt nicht schlecht."

„Bitte sag das nicht." Wieder bemerke ich, wie mir das Blut in die Wangen schießt.

„Das war doch nur ein Witz, Avery", kichert sie und kassiert dafür einen bösen Blick von mir.

„Ich hoffe nur, dass er es nicht rumerzählt", sage ich mehr zu mir selbst als zu ihr und schaue über Bris Schulter in Blakes Richtung. Wie immer sitzt er mit seinen Freunden an einem Tisch und lacht. Ich sehe, wie er Conor etwas ins Ohr flüstert und dieser daraufhin auflacht. Blake lehnt sich zurück und grinst ihn blöd an. Dieser Idiot. Meine Finger beginnen zu zittern und ich versuche meine schnelle Atmung zu kontrollieren.

„Und jetzt siehst du aus wie ein Stier, dem gerade mit einem roten Tuch vor dem Gesicht rumgewedelt wird", stellt Bri leicht beunruhigt fest.

„War ja klar, dass er es direkt an die große Glocke hängen muss. Er war ja nie anders", rutscht es mir raus. Und ich behalte sein kleines Geheimnis für mich. Wie dumm bin ich eigentlich?

Misstrauisch zieht Brianna ihre Augenbrauen zusammen. „Was meinst du damit?"

Mist. Ich will auf keinen Fall, dass meine vergangenen Aktionen auch noch mein jetziges Leben beeinflussen. Auf keinen Fall werde ich ihr erzählen, was ich damit meine. „Du weißt doch, wie Jungs in diesem Alter sind", sage ich stattdessen ausweichend und hoffe, sie gibt sich mit dieser Antwort zufrieden. Bri nickt, scheint aber zu ahnen, dass sich hinter meiner kleinen Notlüge mehr verbirgt, doch die hakt nicht weiter nach.

„Aber wenn er es an die große Glücke gehängt hätte, wüsste spätestens jetzt jeder Bescheid. Bevor du mir davon erzählt hast, wusste ich nichts davon, also hat er es nicht rumerzählt", erwidert sie in einem ernsten und eindringlichen Ton. Ich würde ihr ja gerne glauben, aber ich traue Blake Parker nicht. Also muss ich das wohl selbst in die Hand nehmen. Er wird mich kein weiteres Mal bloßstellen.

*

Nach dem Biologieunterricht, den ich ebenfalls mit Blake habe, verlasse ich als eine der ersten Schüler den Raum und bleibe neben der Tür stehen. Als Blake rauskommt, ziehe ich ihn an seinem Jackenärmel zur Seite.

„Hey", protestiert er, doch als er sieht, dass ich es bin, schleicht sich ein Grinsen auf seine Lippen. „Avery, möchtest du vielleicht eine Privatvorstellung? Ich würde es zwar im Privaten bevorzugen, aber..." Sichtlich amüsiert lässt er seine Hand nach unten zum Saum seines Shirts wandern. Er macht Anstalten, es anzuheben, doch ich bin schneller und ergreife seine Hand, sodass er sie nicht mehr bewegen kann.

„Vergiss es!" Schnell lasse ich meine Hand von seiner ab und bemühe mich, sie nicht an meiner Hose abzuwischen, da meine Handinnenflächen gerade feucht geworden sind. Ich hoffe, dass er es nicht bemerkt hat.

„Schade. Ich dachte, die Show gestern hätte dir nicht gereicht." So kurz. Ich bin so kurz davor, ihm eine zu kleben, wenn er noch ein weiteres Wort sagt. Dabei ist es mir auch egal, dass er Blake Superstar Parker ist.

„Halt die Klappe, Parker", zische ich.

Das blöde Grinsen aus seinem Gesicht verschwindet und er zeiht nur erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Verdammt, Avery. Ich hätte nicht gedacht, dass du auch Wutausbrüche haben könntest.

„Oh, glaub mir, gerade bin ich noch ruhig."

„Okay. Tut mir leid. Was wolltest du denn von mir?" Jetzt spricht er wieder in seinem normalen Ton und ich bin erleichtert, dieses überhebliche Grinsen nicht mehr in seinem Gesicht sehen zu müssen. Und auf den stand ich damals. Oh Mann.

„Ich will von dir, dass du es nicht rumerzählst", sagte ich mit fester Stimme und bin erstaunt darüber, wie gut ich mich zusammenreißen kann.

Wieder lächelt er. „Was würdest du denn machen, wenn ich es täte?", fragt er herausfordern und tritt einen Schritt näher.

Mein Atem stockt. Blake steht mir nun fast so nah, dass ich seine Atemzüge hören kann. Doch ich lasse mich davon nicht beirren und trete ebenfalls einen Schritt näher an ihn heran. Ich bin ein ganzes Stück kleiner als er, sodass ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen muss, um ihn in die Augen zu schauen.
„Dann würde ich den anderen dein kleines Geheimnis erzählen. Und du weißt ja, dass ich neben dir wohne. Da bekommt man so einiges mit", antworte ich ruhig mit einem gewissen triumphierenden Unterton, den ich nicht abstellen kann. Es zwar nur ein Bluff, aber ich wei0, dass jeder Mensch Geheimnisse hat, die er nicht preisgeben will und auch, wenn ich keine von ihm weiß, ist ein Bluff ausreichend, solange er überzeugend genug ist.

Sein herausforderndes Grinsen ist ihm nun wie aus dem Gesicht gewaschen und seine Wangen habe eine gewisse Blässe angenommen. Ich höre ihn hart schlucken und weiß, dass ich gewonnen habe.

Ich trete wieder einen Schritt zurück und obwohl er größer ist als ich, überrage ich ihn in diesem Moment deutlich. „Gut, dass wir das klären konnten", sagte ich zuckersüß und gehe an ihm vorbei. Jedoch nicht, ohne ihn nochmal mit der Schulter anzurempeln, wie man es aus Filmen kennt.

Eine ganze Zeit lang, in der ich mich zum Ausgang bewege, höre ich keine Schritte hinter mir. Meine Worte müssen Blake wohl so schockiert, dass er nicht bewegen kann. Gut so, denke ich und verlasse erhobenen Hauptes das Schulgelände.

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