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Die Schmerzen, die er empfand, kamen vermutlich wirklich durch seine Tränen. Er war in diesem Moment einfach nur überfordert und am liebsten hätte er auch damit aufgehört, doch er wollte seinen Körper zurück. Er hatte das Gefühl, als hätte er die gesamte Kontrolle verloren und das machte ihn fertig. Die Tränen wurden immer mehr und er spürte wieder, wie es war, wenn er keine Luft bekam. Dieses Mal war es keine Kette, die ihm den Sauerstoff nahm, sondern eher seine eigene Psyche. Die Erinnerungen daran, dass er etwas für Changbin tun musste und ständig etwas anderes getan hatte, machte ihn fertig und er fühlte sich schlecht. Von Anfang an hätte er wissen müssen, dass es so etwas irgendwann passieren würde.
,,Felix... Hey, Lix. Ich bin hier", flüsterte Hyunjin leise und drückte sanft die Hand des Jüngeren, während er ihn besorgt anblickte. Am liebsten hätte er jetzt sofort einen Arzt gerufen, aber gleichzeitig wollte er auch den Australier nicht alleine lassen. ,,Es ist alles gut, hörst du? Gerade sieht es schlecht aus, weil es dir verboten wurde, zu sprechen. Und es ist ätzend, das kann ich verstehen. Aber gleichzeitig weißt du, dass alles gut wird. Es wird immer schlechter, bevor es besser wird!" Verzweifelt versuchte er, den Jüngeren irgendwie Hoffnung zumachen, damit er aufhörte, zu weinen. Es tat Hyunjin weh, seinen Felix mit Tränen im Gesicht zu sehen, und die Tatsache, dass er noch immer die Beatmungsmaske tragen musste, machte nichts besser. Im Gegenteil.
Vermutlich kam sich Felix so vor, als würde ihm wieder etwas die Luft nehmen, doch jetzt konnte er noch nicht selbstständig atmen. Seine Lungen brauchten Ruhe.
Nur langsam beruhigte sich Felix und wollte am liebsten schluchzen, doch nicht einmal das funktionierte. Würde er überhaupt jemals wieder sprechen können? Oder würde er für immer so bleiben, ohne Stimme und ein Problem für andere? Dieser Gedanke zerriss förmlich sein Herz in Stücke und er dachte sich nun, dass Hyunjin ihn verlassen würde. Schon bald würde der Schwarzhaarige merken, was für ein Wrack Felix eigentlich wirklich war. Er würde ihn verlassen, nichts mit ihm zutun haben wollen und dann wäre Felix ganz alleine. Ohne Freunde. Nicht einmal mehr Changbin. Vielleicht wäre es das Beste, wenn er Korea wieder verlassen und nach Australien fliegen würde. Es wäre hier für alle das Beste.
,,Felix, hör zu, bitte...", hauchte der Ältere leise und drückte ihm einen Kuss auf sein Handrücken, streichelte mit seinem Daumen über dessen weiche Haut. ,,Ich verspreche dir, dass du wieder sprechen wirst. Du hast den Arzt doch gehört, oder nicht? Wenn du jetzt erst einmal für ein oder zwei Wochen nicht sprichst, dann wird alles gut! Ich werde eine Therapie für dich suchen, damit es dir hilft. Nicht nur deiner Stimme, sondern auch deinem Trauma. Und dann wird alles besser, okay?" Man konnte deutlich hören, dass Hyunjin alle Worte ernst meinte. Denn anders als Felix, war er wirklich zuversichtlich und er würde an der Seite des Australiers bleiben, um ihm zu helfen. Bei allem, für immer.
Langsam hob Felix seinen Blick und sah Hyunjin mit matten Augen an. Da er nicht sprechen konnte, überlegte er einen Moment und deutete auf Hyunjin, anschließend auf sein Herz und dann auf sich selbst. Mit großen Augen beobachtete der Schwarzhaarige das und legte dabei leicht seinen Kopf zur Seite, ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. ,,Möchtest du wissen, ob ich dich liebe?", fragte Hyunjin direkt und erschrocken weitete Felix seine Augen. Er wollte eher wissen, ob er Hyunjin etwas bedeutete. Leicht schluckte er, obwohl es etwas schmerzte, aber dennoch nickte Felix zögernd, auch wenn er Angst vor der Antwort hatte. Dennoch lächelte Hyunjin nun etwas schüchtern und nickte dann einmal leicht.
,,Ja, Felix. Ich liebe dich."
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