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Völlig abgehetzt kam Hyunjin im Vorlesungssaal an, der wieder einmal rammelvoll war und er kurzzeitig nach den roten Haaren seines besten Freundes Ausschau hielt, die auffälliger hätten nicht sein können. Zu seinem großen Glück saß dieser kurz vor seiner Nase und hielt einen Platz direkt neben ihm frei. Darüber war er echt froh, denn sie hatten nur wenige Vorlesungen gemeinsam, da sie zwei verschiedene Dinge studierten. Den einzige Kurs, den sie in diesem Semester gemeinsam hatten, war Informatik und damit konnte der Schwarzhaarige absolut nichts anfangen. Manchmal fragte er sich, aus welchem Grund er dieses Module absolvieren musste, immerhin studierte er Mathe und nichts mit Programmierung oder dergleichen. Er war froh, wenn er am Ende dieses Semesters dieses Modul bestehen würde.
Sein Freund zuckte zusammen, als Hyunjin sich auf den Stuhl fallen ließ und sein Tablet herauskramte, auf dem er alles immer mitschrieb. Im Gegensatz zu Hyunjin war er noch ziemlich verschlafen und das, obwohl es jeden Moment zwölf Uhr war. Das war wohl der Tatsache geschuldet, dass er oft sehr spät zu Bett ging und dementsprechend erst zum Mittag oder am frühen Nachmittag aufwachte.
"Ich dachte, du kommst nicht mehr."
"Freut mich auch dich zu sehen, Seungmin.", kicherte er und wandte sich dann zu ihm, "Ich hab mich noch mit jemanden getroffen und dabei hab ich die Zeit vergessen."
Ungläubig, dass Hyunjin sich mit anderen Leuten außer ihm traf, musste Seungmin stumpf kichern und schüttelte dabei seinen Kopf, als konnte er es nicht so ganz glauben. Die Beiden hatten eine langwierige Freundschaft, genauso wie Hyunjin und Changbin es hatten. Doch im Gegensatz zu dem kleinen Giftzwerg, war die Freundschaft zwischen ihnen ziemlich harmonisch und es gab selten etwas, worüber sie sich stritten. Seungmin war seine erste Anlaufstelle und er würde ihn beinahe als seinen besten Freund bezeichnen.
"Was lachst du denn so? Es ist wirklich so. Ich hab gestern jemand kennengelernt."
Dabei fing Hyunjin an mit schmollen und musste wenig später beginnen mit lächeln, als er an Felix dachte. Der Rothaarige wurde hellhörig und wollte am liebsten alles aus dem Älteren herausquetschen wollen. Denn es kam äußerst selten vor, dass Hyunjin jemanden kennengelernt hatte und noch viel seltener war es, dass er von dieser Person hin und weg zu sein schien. Es war sogar das erste Mal, dass Hyunjin sich von jemanden so angezogen fühlte, wie zu Felix.
"Erzähl mir mehr."
"Ich war gestern mit Changbin in diesen einen Club gewesen und da trat ein Freund von ihm auf. Und was soll ich sagen? Ich hab in meinem Leben noch nie so einen schönen Menschen, wie ihn gesehen.", schwärmte der Schwarzhaarige, dessen Grinsen immer breiter wurde. Als es ihm auffiel, biss er sich wiederum auf die Lippe und brachte seine Mimik zum Abklingen. "Jedenfalls hab ich dir doch schon mal von meiner Lieblingsblume erzählt, nicht?"
Leicht verwirrt nickte Seungmin, wusste erst nicht, worauf sein Freund hinauswollte. Klar, wusste er, dass er eine Liebe zu Pflanzen hatte und so gut wie alle beim Namen nennen konnte. Sogar die, die kaum einer kannte. Doch was das mit dieser Blume zutun hatte, konnte ihm nicht einleuchten.
"Das erste Mal als ich ihn gesehen habe, hat er mich wirklich an die Mondblume erinnert und er ist genauso schön wie sie. Sogar noch viel schöner."
"Ah ja"
Kopfschüttelnd wandte sich Seungmin dann ab, konnte sich aber ein kleines Kichern nicht verkneifen. Manchmal hatte Hyunjin schon komische Vergleiche. Erst recht, wenn er seine Mitmenschen mit Blumen verglich. Als er sich damals die Haare spontan rot gefärbt hatte, meinte Hyunjin, dass seine Haare ihn an eine Poinsettia erinnerte. Genauso kräftig und wunderschön. Aber der Weihnachtsstern war noch lang nicht seine Lieblingspflanze. Dafür stach sie in seinen Augen nicht genug heraus.
"Freu dich doch für mich!", forderte Hyunjin ihn auf, schlug ihn gegen die Schulter.
Als Seungmin etwas sagen wollte, kam schon der Professor herein und die Lautstärke legte sich in binnen von Sekunden in ein pures Schweigen der ganzen Studenten. Die Atmosphäre wurde wieder stickig und obwohl der Saal riesig war, kam dieser Hyunjin plötzlich viel zu winzig vor. Er musste neunzig Minunten aushalten und dann hätte er es geschafft. Seine wohl verhassteste Vorlesung.
Aber irgendwas hatte er vergessen, was er noch tun wollte und dieser Gedanke verfolgte ihn die ganze Zeit, ließ ihn in dieser Vorlesung nicht in Ruhe, sodass er sich nicht konzentrieren konnte.
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